Droste-Hülshoff, Annette von: Die Judenbuche. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 24. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 51–128. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.Annette Elisabeth Freiin von Droste-Hülshoff wurde am 12. Januar 1798 in Hülshoff bei Münster geboren und verbrachte den größten Theil ihres Lebens in der Abgeschiedenheit ihres Landhauses Rischhaus bei Münster, in stetem Verkehr mit der Natur und der ländlichen Bevölkerung ihrer westphälischen Heimath, ihren Geist rastlos nährend mit wissenschaftlichen Studien, zu denen eine treffliche Jugendbildung den Grund gelegt hatte, und für manche Entbehrung und schwere Prüfung ihres Herzens Trost suchend in ihrer Dichtung, die eben wegen dieser tiefen und innigen Eigenart, der starkmüthigen, hie und da herben Gesinnung der Dichterin noch immer nicht zur vollen Anerkennung durchgedrungen ist. Niemand aber, der den echten Hauch dieser wahrhaft dichterischen Seele jemals empfunden, hat ihrem Zauber widerstehen können, wie auch Alle, denen es so gut ward, ihr persönlich nahe zu treten, in fester Treue ihr ergeben blieben. Im Jahre 1841 nöthigte sie zunehmende Kränklichkeit, mildere Luft aufzusuchen. Sie lebte einige Jahre auf Schloß Eggishausen im Thurgau, dann von 1844 an auf Schloß Meersburg bei ihrem Schwager von Laßberg, wo sie am 24. Mai 1848 starb. Ihre "Gedichte" erschienen 1844 in Stuttgart (J. G. Cotta'scher Verlag, 1873 die dritte Auflage), nach ihrem Tode aus ihrem Nachlaß "Das geistliche Jahr, nebst einem Anhange religiöser Gedichte" (ebendas. 1852) und "Letzte Gaben" (Hannover, Carl Rümpler, 1860). Wohl nie hat ein großes Talent weniger Neigung und Geschick besessen, sich mit einem Publikum in Verbindung zu setzen, ja auch nur an ein Publikum von Auserwählten zu denken; mit andern Worten: nie war ein Poet weniger Schriftsteller, als diese größte lyrische Dichterin, die Deutsch- Annette Elisabeth Freiin von Droste-Hülshoff wurde am 12. Januar 1798 in Hülshoff bei Münster geboren und verbrachte den größten Theil ihres Lebens in der Abgeschiedenheit ihres Landhauses Rischhaus bei Münster, in stetem Verkehr mit der Natur und der ländlichen Bevölkerung ihrer westphälischen Heimath, ihren Geist rastlos nährend mit wissenschaftlichen Studien, zu denen eine treffliche Jugendbildung den Grund gelegt hatte, und für manche Entbehrung und schwere Prüfung ihres Herzens Trost suchend in ihrer Dichtung, die eben wegen dieser tiefen und innigen Eigenart, der starkmüthigen, hie und da herben Gesinnung der Dichterin noch immer nicht zur vollen Anerkennung durchgedrungen ist. Niemand aber, der den echten Hauch dieser wahrhaft dichterischen Seele jemals empfunden, hat ihrem Zauber widerstehen können, wie auch Alle, denen es so gut ward, ihr persönlich nahe zu treten, in fester Treue ihr ergeben blieben. Im Jahre 1841 nöthigte sie zunehmende Kränklichkeit, mildere Luft aufzusuchen. Sie lebte einige Jahre auf Schloß Eggishausen im Thurgau, dann von 1844 an auf Schloß Meersburg bei ihrem Schwager von Laßberg, wo sie am 24. Mai 1848 starb. Ihre „Gedichte“ erschienen 1844 in Stuttgart (J. G. Cotta'scher Verlag, 1873 die dritte Auflage), nach ihrem Tode aus ihrem Nachlaß „Das geistliche Jahr, nebst einem Anhange religiöser Gedichte“ (ebendas. 1852) und „Letzte Gaben“ (Hannover, Carl Rümpler, 1860). Wohl nie hat ein großes Talent weniger Neigung und Geschick besessen, sich mit einem Publikum in Verbindung zu setzen, ja auch nur an ein Publikum von Auserwählten zu denken; mit andern Worten: nie war ein Poet weniger Schriftsteller, als diese größte lyrische Dichterin, die Deutsch- <TEI> <text> <front> <pb facs="#f0005"/> <div type="preface"> <p>Annette Elisabeth Freiin von Droste-Hülshoff wurde am 12. Januar 1798 in Hülshoff bei Münster geboren und verbrachte den größten Theil ihres Lebens in der Abgeschiedenheit ihres Landhauses Rischhaus bei Münster, in stetem Verkehr mit der Natur und der ländlichen Bevölkerung ihrer westphälischen Heimath, ihren Geist rastlos nährend mit wissenschaftlichen Studien, zu denen eine treffliche Jugendbildung den Grund gelegt hatte, und für manche Entbehrung und schwere Prüfung ihres Herzens Trost suchend in ihrer Dichtung, die eben wegen dieser tiefen und innigen Eigenart, der starkmüthigen, hie und da herben Gesinnung der Dichterin noch immer nicht zur vollen Anerkennung durchgedrungen ist. Niemand aber, der den echten Hauch dieser wahrhaft dichterischen Seele jemals empfunden, hat ihrem Zauber widerstehen können, wie auch Alle, denen es so gut ward, ihr persönlich nahe zu treten, in fester Treue ihr ergeben blieben. Im Jahre 1841 nöthigte sie zunehmende Kränklichkeit, mildere Luft aufzusuchen. Sie lebte einige Jahre auf Schloß Eggishausen im Thurgau, dann von 1844 an auf Schloß Meersburg bei ihrem Schwager von Laßberg, wo sie am 24. Mai 1848 starb. Ihre „Gedichte“ erschienen 1844 in Stuttgart (J. G. Cotta'scher Verlag, 1873 die dritte Auflage), nach ihrem Tode aus ihrem Nachlaß „Das geistliche Jahr, nebst einem Anhange religiöser Gedichte“ (ebendas. 1852) und „Letzte Gaben“ (Hannover, Carl Rümpler, 1860).</p><lb/> <p>Wohl nie hat ein großes Talent weniger Neigung und Geschick besessen, sich mit einem Publikum in Verbindung zu setzen, ja auch nur an ein Publikum von Auserwählten zu denken; mit andern Worten: nie war ein Poet weniger Schriftsteller, als diese größte lyrische Dichterin, die Deutsch-<lb/></p> </div> </front> </text> </TEI> [0005]
Annette Elisabeth Freiin von Droste-Hülshoff wurde am 12. Januar 1798 in Hülshoff bei Münster geboren und verbrachte den größten Theil ihres Lebens in der Abgeschiedenheit ihres Landhauses Rischhaus bei Münster, in stetem Verkehr mit der Natur und der ländlichen Bevölkerung ihrer westphälischen Heimath, ihren Geist rastlos nährend mit wissenschaftlichen Studien, zu denen eine treffliche Jugendbildung den Grund gelegt hatte, und für manche Entbehrung und schwere Prüfung ihres Herzens Trost suchend in ihrer Dichtung, die eben wegen dieser tiefen und innigen Eigenart, der starkmüthigen, hie und da herben Gesinnung der Dichterin noch immer nicht zur vollen Anerkennung durchgedrungen ist. Niemand aber, der den echten Hauch dieser wahrhaft dichterischen Seele jemals empfunden, hat ihrem Zauber widerstehen können, wie auch Alle, denen es so gut ward, ihr persönlich nahe zu treten, in fester Treue ihr ergeben blieben. Im Jahre 1841 nöthigte sie zunehmende Kränklichkeit, mildere Luft aufzusuchen. Sie lebte einige Jahre auf Schloß Eggishausen im Thurgau, dann von 1844 an auf Schloß Meersburg bei ihrem Schwager von Laßberg, wo sie am 24. Mai 1848 starb. Ihre „Gedichte“ erschienen 1844 in Stuttgart (J. G. Cotta'scher Verlag, 1873 die dritte Auflage), nach ihrem Tode aus ihrem Nachlaß „Das geistliche Jahr, nebst einem Anhange religiöser Gedichte“ (ebendas. 1852) und „Letzte Gaben“ (Hannover, Carl Rümpler, 1860).
Wohl nie hat ein großes Talent weniger Neigung und Geschick besessen, sich mit einem Publikum in Verbindung zu setzen, ja auch nur an ein Publikum von Auserwählten zu denken; mit andern Worten: nie war ein Poet weniger Schriftsteller, als diese größte lyrische Dichterin, die Deutsch-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription.
(2017-03-14T14:10:05Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition.
(2017-03-14T14:10:05Z)
Weitere Informationen:Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |