So hat er sich umsonst gequält, umsonst verkauft die werthe Stätte, Wo seiner Kindheit Linde steht und seiner Eltern Sterbe¬ bette, Umsonst hat er so manchen Tag den frostbeklemmten Hauch gesogen, In seiner starren Hand den Zaum, umknistert von des Schnees Wogen, Beim Morgenroth, beim Abendroth, Nur um ein Stückchen ehrlich Brod!
Der Täuscher kniet am Pflastergrund, er streicht des Rosses heiße Flanken, Von des Gebälkes Sparren läßt die Leuchte irre Schatten wanken; Bei Gott, es lebt! -- im Aug' ein Blitz! -- es schaudert, zittert, hüben, drüben, Dann streckt es sich, die Nüstern stehn, vom wilden Schreie aufgetrieben, Und aus den Gliedern wirbelt Dampf, Der Lebenswärme letzter Kampf.
Der Täuscher kniet und streichelt fort, nicht trauen will er seinem Auge, Und schwellend in die Wimper steigt der Mannesthräne bittre Lauge,
I.
So hat er ſich umſonſt gequält, umſonſt verkauft die werthe Stätte, Wo ſeiner Kindheit Linde ſteht und ſeiner Eltern Sterbe¬ bette, Umſonſt hat er ſo manchen Tag den froſtbeklemmten Hauch geſogen, In ſeiner ſtarren Hand den Zaum, umkniſtert von des Schnees Wogen, Beim Morgenroth, beim Abendroth, Nur um ein Stückchen ehrlich Brod!
Der Täuſcher kniet am Pflaſtergrund, er ſtreicht des Roſſes heiße Flanken, Von des Gebälkes Sparren läßt die Leuchte irre Schatten wanken; Bei Gott, es lebt! — im Aug' ein Blitz! — es ſchaudert, zittert, hüben, drüben, Dann ſtreckt es ſich, die Nüſtern ſtehn, vom wilden Schreie aufgetrieben, Und aus den Gliedern wirbelt Dampf, Der Lebenswärme letzter Kampf.
Der Täuſcher kniet und ſtreichelt fort, nicht trauen will er ſeinem Auge, Und ſchwellend in die Wimper ſteigt der Mannesthräne bittre Lauge,
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I.
So hat er ſich umſonſt gequält, umſonſt verkauft die werthe
Stätte,
Wo ſeiner Kindheit Linde ſteht und ſeiner Eltern Sterbe¬
bette,
Umſonſt hat er ſo manchen Tag den froſtbeklemmten Hauch
geſogen,
In ſeiner ſtarren Hand den Zaum, umkniſtert von des
Schnees Wogen,
Beim Morgenroth, beim Abendroth,
Nur um ein Stückchen ehrlich Brod!
Der Täuſcher kniet am Pflaſtergrund, er ſtreicht des Roſſes
heiße Flanken,
Von des Gebälkes Sparren läßt die Leuchte irre Schatten
wanken;
Bei Gott, es lebt! — im Aug' ein Blitz! — es ſchaudert,
zittert, hüben, drüben,
Dann ſtreckt es ſich, die Nüſtern ſtehn, vom wilden Schreie
aufgetrieben,
Und aus den Gliedern wirbelt Dampf,
Der Lebenswärme letzter Kampf.
Der Täuſcher kniet und ſtreichelt fort, nicht trauen will er
ſeinem Auge,
Und ſchwellend in die Wimper ſteigt der Mannesthräne
bittre Lauge,
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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 370. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/384>, abgerufen am 21.12.2024.
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