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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Dichters Naturgefühl.
Es war an einem jener Tage,
Wo Lenz und Winter sind im Streit,
Wo naß das Veilchen klebt am Haage,
Kurz, um die erste Maienzeit;
Ich suchte keuchend mir den Weg
Durch sumpfge Wiesen, dürre Raine,
Wo matt die Kröte hockt' am Steine,
Die Eidechs schlüpfte über'n Steg.
Durch hundert kleine Wassertruhen,
Die wie verkühlter Spüligt stehn,
Zu stelzen mit den Gummischuhen,
Bei Gott, heißt das Spazierengehn?
Natur, wer auf dem Haberrohr
In Jamben, Stanzen, süßen Phrasen
So manches Loblied dir geblasen,
Dem stell dich auch manierlich vor!
Da ließ zurück den Schleier wehen
Die eitle vielbesungne Frau,
Als fürchte sie des Dichters Schmähen;
Im Sonnenlichte stand die Au,
Dichters Naturgefühl.
Es war an einem jener Tage,
Wo Lenz und Winter ſind im Streit,
Wo naß das Veilchen klebt am Haage,
Kurz, um die erſte Maienzeit;
Ich ſuchte keuchend mir den Weg
Durch ſumpfge Wieſen, dürre Raine,
Wo matt die Kröte hockt' am Steine,
Die Eidechs ſchlüpfte über'n Steg.
Durch hundert kleine Waſſertruhen,
Die wie verkühlter Spüligt ſtehn,
Zu ſtelzen mit den Gummiſchuhen,
Bei Gott, heißt das Spazierengehn?
Natur, wer auf dem Haberrohr
In Jamben, Stanzen, ſüßen Phraſen
So manches Loblied dir geblaſen,
Dem ſtell dich auch manierlich vor!
Da ließ zurück den Schleier wehen
Die eitle vielbeſungne Frau,
Als fürchte ſie des Dichters Schmähen;
Im Sonnenlichte ſtand die Au,
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[[213]/0227] Dichters Naturgefühl. Es war an einem jener Tage, Wo Lenz und Winter ſind im Streit, Wo naß das Veilchen klebt am Haage, Kurz, um die erſte Maienzeit; Ich ſuchte keuchend mir den Weg Durch ſumpfge Wieſen, dürre Raine, Wo matt die Kröte hockt' am Steine, Die Eidechs ſchlüpfte über'n Steg. Durch hundert kleine Waſſertruhen, Die wie verkühlter Spüligt ſtehn, Zu ſtelzen mit den Gummiſchuhen, Bei Gott, heißt das Spazierengehn? Natur, wer auf dem Haberrohr In Jamben, Stanzen, ſüßen Phraſen So manches Loblied dir geblaſen, Dem ſtell dich auch manierlich vor! Da ließ zurück den Schleier wehen Die eitle vielbeſungne Frau, Als fürchte ſie des Dichters Schmähen; Im Sonnenlichte ſtand die Au,

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. [213]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/227>, abgerufen am 21.12.2024.