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Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844.

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Guten Willens Ungeschick.
Du scheuchst den frommen Freund von mir,
Weil krank ich sey und sehr bewegt,
Mein hell und blühend Lustrevier
Hast du mit Dornen mir umhegt;
Wohl weiß ich, daß der Wille rein,
Daß eure Sorge immer wach,
Doch was ihn labt, was hindert, ach,
Ein Jeder weiß es nur allein.
Ich denke, wie ich einstens saß
An eines Hügels schroffem Rain,
Und sah ein schönes Kind, das las
Sich Schneckenhäuschen im Gestein;
Dann glitt es aus, ich sprang hinzu,
Es hatte sich am Strauch gedrückt;
Ich griff es an gar ungeschickt,
Und abwärts rollte es im Nu;
Auf hob ich es, das weinend lag,
Und grimmig weinend um sich fuhr,
Und freilich, was es stieß vom Haag,
Mein schlimmes Helfen war es nur. --
Und an der Klippe stand ich auch,
Bei Vogelbrut mit Flaumenhaar,
Und drüber pfiff wie ein Corsar
Ein Weihe hoch im Nebelrauch.
Guten Willens Ungeſchick.
Du ſcheuchſt den frommen Freund von mir,
Weil krank ich ſey und ſehr bewegt,
Mein hell und blühend Luſtrevier
Haſt du mit Dornen mir umhegt;
Wohl weiß ich, daß der Wille rein,
Daß eure Sorge immer wach,
Doch was ihn labt, was hindert, ach,
Ein Jeder weiß es nur allein.
Ich denke, wie ich einſtens ſaß
An eines Hügels ſchroffem Rain,
Und ſah ein ſchönes Kind, das las
Sich Schneckenhäuschen im Geſtein;
Dann glitt es aus, ich ſprang hinzu,
Es hatte ſich am Strauch gedrückt;
Ich griff es an gar ungeſchickt,
Und abwärts rollte es im Nu;
Auf hob ich es, das weinend lag,
Und grimmig weinend um ſich fuhr,
Und freilich, was es ſtieß vom Haag,
Mein ſchlimmes Helfen war es nur. —
Und an der Klippe ſtand ich auch,
Bei Vogelbrut mit Flaumenhaar,
Und drüber pfiff wie ein Corſar
Ein Weihe hoch im Nebelrauch.
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[158/0172] Guten Willens Ungeſchick. Du ſcheuchſt den frommen Freund von mir, Weil krank ich ſey und ſehr bewegt, Mein hell und blühend Luſtrevier Haſt du mit Dornen mir umhegt; Wohl weiß ich, daß der Wille rein, Daß eure Sorge immer wach, Doch was ihn labt, was hindert, ach, Ein Jeder weiß es nur allein. Ich denke, wie ich einſtens ſaß An eines Hügels ſchroffem Rain, Und ſah ein ſchönes Kind, das las Sich Schneckenhäuschen im Geſtein; Dann glitt es aus, ich ſprang hinzu, Es hatte ſich am Strauch gedrückt; Ich griff es an gar ungeſchickt, Und abwärts rollte es im Nu; Auf hob ich es, das weinend lag, Und grimmig weinend um ſich fuhr, Und freilich, was es ſtieß vom Haag, Mein ſchlimmes Helfen war es nur. — Und an der Klippe ſtand ich auch, Bei Vogelbrut mit Flaumenhaar, Und drüber pfiff wie ein Corſar Ein Weihe hoch im Nebelrauch.

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Zitationshilfe: Droste-Hülshoff, Annette von: Gedichte. Stuttgart u. a., 1844, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/droste_gedichte_1844/172>, abgerufen am 30.12.2024.