Dohm, Hedwig: Der Frauen Natur und Recht. Berlin, 1876.Väter und Brüder junge Bräute zwangen, am Vor- Die Autorität des Bruders war in der Feudalzeit Legouve theilt uns eine rührende bretonische Der Baron von Janioz. I. Jch stand am Ufer zu waschen, da hörte ich seufzend - Weißt du es nicht, du gute kleine Jina, du - Jst es wahr, meine Mutter, was ich ver- - Du arme Kleine, ich weiß nichts davon, du - O, lieber Vater, sage mir, ist es wahr, daß ich Väter und Brüder junge Bräute zwangen, am Vor- Die Autorität des Bruders war in der Feudalzeit Legouvé theilt uns eine rührende bretonische Der Baron von Janioz. I. Jch stand am Ufer zu waschen, da hörte ich seufzend – Weißt du es nicht, du gute kleine Jina, du – Jst es wahr, meine Mutter, was ich ver- – Du arme Kleine, ich weiß nichts davon, du – O, lieber Vater, sage mir, ist es wahr, daß ich <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0095" n="87"/> Väter und Brüder junge Bräute zwangen, am Vor-<lb/> abend ihrer Vermählung jeden Anspruch an das väter-<lb/> liche Erbe beim Heil ihrer Seele abzuschwören.</p><lb/> <p>Die Autorität des Bruders war in der Feudalzeit<lb/> eine so absolute, daß er sich nicht nur der Besitzthümer<lb/> der Schwester bemächtigen, sondern auch ihre Ehre<lb/> und ihre Person zu seinem Vortheil verkaufen durfte,<lb/> ohne daß selbst die Eltern Einspruch zu erheben wagten.</p><lb/> <p>Legouvé theilt uns eine rührende bretonische<lb/> Ballade aus dem 4ten Jahrhundert mit, die einen solchen<lb/> Kauf zum Jnhalt hat.</p><lb/> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Der Baron von Janioz.</hi> </head><lb/> <div n="4"> <head><hi rendition="#aq">I</hi>.</head><lb/> <p>Jch stand am Ufer zu waschen, da hörte ich seufzend<lb/> flüstern den Vogel des Todes.</p><lb/> <p>– Weißt du es nicht, du gute kleine Jina, du<lb/> bist verkauft dem Baron von Janioz.</p><lb/> <p>– Jst es wahr, meine Mutter, was ich ver-<lb/> nommen? ist es wahr, daß ich verkauft bin dem alten<lb/> Janioz?</p><lb/> <p>– Du arme Kleine, ich weiß nichts davon, du<lb/> mußt den Vater fragen.</p><lb/> <p>– O, lieber Vater, sage mir, ist es wahr, daß ich<lb/> verkauft bin dem Loys de Janioz?</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [87/0095]
Väter und Brüder junge Bräute zwangen, am Vor-
abend ihrer Vermählung jeden Anspruch an das väter-
liche Erbe beim Heil ihrer Seele abzuschwören.
Die Autorität des Bruders war in der Feudalzeit
eine so absolute, daß er sich nicht nur der Besitzthümer
der Schwester bemächtigen, sondern auch ihre Ehre
und ihre Person zu seinem Vortheil verkaufen durfte,
ohne daß selbst die Eltern Einspruch zu erheben wagten.
Legouvé theilt uns eine rührende bretonische
Ballade aus dem 4ten Jahrhundert mit, die einen solchen
Kauf zum Jnhalt hat.
Der Baron von Janioz.
I.
Jch stand am Ufer zu waschen, da hörte ich seufzend
flüstern den Vogel des Todes.
– Weißt du es nicht, du gute kleine Jina, du
bist verkauft dem Baron von Janioz.
– Jst es wahr, meine Mutter, was ich ver-
nommen? ist es wahr, daß ich verkauft bin dem alten
Janioz?
– Du arme Kleine, ich weiß nichts davon, du
mußt den Vater fragen.
– O, lieber Vater, sage mir, ist es wahr, daß ich
verkauft bin dem Loys de Janioz?
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(2017-04-07T16:13:32Z)
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