Delbrück, Berthold: Die neueste Sprachforschung. Betrachtungen über Georg Curtius Schrift zur Kritik der neuesten Sprachforschung. Leipzig, 1885.matischer Reflexion, welche von den Schreibenden angestellt II. Die Associationsbildungen. Das zweite Capitel handelt von den Analogie- oder matischer Reflexion, welche von den Schreibenden angestellt II. Die Associationsbildungen. Das zweite Capitel handelt von den Analogie- oder <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0026" n="21"/> matischer Reflexion, welche von den Schreibenden angestellt<lb/> wurde. In anderen Sprachen, wo die Dinge nicht so ver-<lb/> wickelt liegen (man denke z. B. an das Germanische und<lb/> Keltische), lassen sich am Auslaut der Worte die Gesetze<lb/> mit gleicher Strenge durchführen, wie an anderen Stellen<lb/> der Sprache.<lb/></p> </div> <div n="1"><lb/> <head>II.<lb/> Die Associationsbildungen.</head><lb/> <p>Das zweite Capitel handelt von den Analogie- oder<lb/> besser Associationsbildungen. Wir betreten damit ein Ge-<lb/> biet, auf welchem (im Gegensatz gegen das im vorigen Ca-<lb/> pitel Behandelte) die Uebereinstimmung in der Theorie grösser<lb/> ist als in der Ausführung. Dass Associationsbildungen vor-<lb/> kommen, ist eine alte Lehre, und wird heute von Niemand be-<lb/> zweifelt. Man ist nur verschiedener Meinung über das Mass<lb/> der Anwendung. Curtius ist der Meinung, dass dieses Mittel der<lb/> Erklärung heutzutage zu viel gebraucht werde, während man<lb/> andererseits behauptet, es sei früher zu wenig damit operirt<lb/> worden. Beides wird richtig sein. Es liesse sich eine Liste<lb/> von Fällen aufstellen, auch auf dem Gebiete des Griechi-<lb/> schen und Lateinischen, in denen man jetzt allgemein zu<lb/> dem Mittel der Erklärung durch Association greift, während<lb/> man früher die Erklärung direct an eine erschlossene Form<lb/> der Ursprache anknüpfte. Ein Beispiel statt vieler möge<lb/> genügen. Es giebt in zwei tegeatischen Inschriften fünf<lb/> Genitive erster Declination auf <hi rendition="#i">αυ</hi>, z. B. <hi rendition="#i">ζαμίαυ</hi>, neben Ge-<lb/> nitiven auf <hi rendition="#i">ας</hi>, z. B. <hi rendition="#i">τᾶς</hi>. Um diese mit denen auf <hi rendition="#i">ας</hi> zu-<lb/> sammenzubringen, nimmt Gelbke in Curtius' Studien 2,<lb/> 133 an, es habe eine Urform auf -<hi rendition="#i">αjoς</hi> existirt, <hi rendition="#i">αjoς</hi> sei<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [21/0026]
matischer Reflexion, welche von den Schreibenden angestellt
wurde. In anderen Sprachen, wo die Dinge nicht so ver-
wickelt liegen (man denke z. B. an das Germanische und
Keltische), lassen sich am Auslaut der Worte die Gesetze
mit gleicher Strenge durchführen, wie an anderen Stellen
der Sprache.
II.
Die Associationsbildungen.
Das zweite Capitel handelt von den Analogie- oder
besser Associationsbildungen. Wir betreten damit ein Ge-
biet, auf welchem (im Gegensatz gegen das im vorigen Ca-
pitel Behandelte) die Uebereinstimmung in der Theorie grösser
ist als in der Ausführung. Dass Associationsbildungen vor-
kommen, ist eine alte Lehre, und wird heute von Niemand be-
zweifelt. Man ist nur verschiedener Meinung über das Mass
der Anwendung. Curtius ist der Meinung, dass dieses Mittel der
Erklärung heutzutage zu viel gebraucht werde, während man
andererseits behauptet, es sei früher zu wenig damit operirt
worden. Beides wird richtig sein. Es liesse sich eine Liste
von Fällen aufstellen, auch auf dem Gebiete des Griechi-
schen und Lateinischen, in denen man jetzt allgemein zu
dem Mittel der Erklärung durch Association greift, während
man früher die Erklärung direct an eine erschlossene Form
der Ursprache anknüpfte. Ein Beispiel statt vieler möge
genügen. Es giebt in zwei tegeatischen Inschriften fünf
Genitive erster Declination auf αυ, z. B. ζαμίαυ, neben Ge-
nitiven auf ας, z. B. τᾶς. Um diese mit denen auf ας zu-
sammenzubringen, nimmt Gelbke in Curtius' Studien 2,
133 an, es habe eine Urform auf -αjoς existirt, αjoς sei
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