Decker, Paul: Fürstlicher Baumeister, Oder Architectura Civilis. Augsburg, 1711.[Spaltenumbruch]
I. ZUm Anfang zeiget sich der Grund-Riß unter der Erden/ nemlich das Keller-Geschoß eines Fürstlichen Pallasts. II. Hierauff folget der Grund-Riß v[on] dem ersten/ oder Boden-Geschoß ausser der Erden. III. Nechst diesem kommt der dritte G[r]und-Riß von dem Haupt- oder Prunck-Geschoß. IV. Hier ist ein Auffriß eines Pallas[tes] an der vördern Facade gegen Mittag/ den ein Printz/ welcher im Krieg gedienet/ sich könte ba[u]en lassen. V. Allhier ist das Perspective des vo[r]igen Pallastes/ zusamt denen darzu gehörigen Seiten- Gebäuden/ mit der grossen Oval-runde[n] freyen Treppen/ auf welcher man mit einer Carosse hin- auff fahren/ und unten dem Porticu (Galerie) absteigen kan. Die Ordnung an dem Gebäude dieses Pallastes ist Corinthisch. Die Fenster haben durchgehends doppelte Weite zur Höhe/ nemlich sie sind 5. Schuh weit/ und 10 Schuh hoch. Die grossen Fenster an dem Porticu (Ga- lerie) welche in den ersten Saal gehen/ [h]aben dritthalbmahl/ mit ihren Bogen/ die Weite zu ihrer Höhe. Die Einfassung der Fenster ab[er]/ bekommt ein fünfftheil von der Breite des Fensters in Lichten. Wiederum die halben oder B[a]stard-Fenster/ haben vier Theile zur Höhe/ von fünffen ihre Breite in Lichten. Man möchte[ o]ben an den Krantz des Porticus (Galerie) einen grossen Schild zur Zierde anhefften/ in welche[m ]des innwohnenden Fürsten Nahmen oder Wappen/ von etlichen frey schwebenden Siegs-Bild[er]n getragen oder gehalten wird. Vornen an/ vor der freyen Treppen/ kan man auch des Für[st]en Statuam zu Pferd/ aus Meßing gegossen/ auf einem Piedestal auffrichten/ woran unterschie[d]liche Sclaven gefesselt liegen. Gegen dieser Statua über könte eine Triumph-Säule kommen/ [w]elche zwar in diesem gegenwärtigen Auffriß nicht ange- deutet/ sondern mit Fleiß ausgelassen w[o]rden/ damit man dem Gebäude den Prospect nicht neh- me; man hat sie aber in dem grossen [Ri]ß besonders gezeichnet. An die vier Ecken der Seiten- Flügel kämen Bassins, mit verschiedenen [S]tatuen von Flüssen. Endlich wäre das gantze Gebäude mit einem grossen Vorhoff/ von einem e[is]ern zierlichen Gatter-Werck einzufassen. VI. Nun zeiget sich die Garten-Seit[e d]ieses Pallastes/ mit dem halben Durchschnitt von allen und jeden Stock-Wercken/ benebst den [S]äulen und Lauben/ durch welche man aus den Gemä- chern der drey untersten Stock-Wercke[/ be]decket/ zu den Seiten-Gebäuden/ in welchen die Fürstin ihre Bewohnung hat/ gelangen kan. [A]bermahl kan hier zur Zierde/ über den Bogen des mitt- lern grossen Fensters an dem Porticu (G[a]llerie) eine messinge in Feuer verguldete Taffel/ auf wel- cher die Jahr-Zahl zu sehen/ gesetzt wer[de]n. Und die freye Treppen an mehrgedachtem Porticu, ist wiederum auch mit etlichen Bassins u[n]d vielen Statuen eingefaßt. Der Garte selbst mit seinen Lust-Gebäuden ist in diesem Riß nicht [en]tworffen; er wird aber besonders in dem Anhang dieses ersten Theils zu sehen seyn. VII. Diß ist der Auffriß eines Seiten-[G]ebäudes/ mit und neben dem Durchschnitt des grossen Hinter-Hauses. VIII. Der Auffriß des andern Seiten-[Ge]bäudes kommt gegenwärtig zum Vorschein/ zusamt al- len Gemächern/ wie das Gebäude gege[n] Niedergang der Sonnen anzusehen ist. Es ist weiters ein Stück von der Einfassung des Gar[ten]s angedeutet. IX. Anjetzt folget der Grund-Riß des[ e]rsten Saales/ in welchen man von der inwendigen gros- sen Treppen/ so ein Grund-Riß des Ha[up]t-Geschosses mit C.D. der Saal selbsten aber mit F. be- zeichnet ist/ alsobalden kommt. X. In diesem Blat ist vorgestellt die [ers]te Seite des Saals/ bey dem Haupt-Eingang/ wo man von der grossen Treppe her/ in d[en]selbigen gelanget. Gleich über dem Eingang sitzet die [Spaltenumbruch] Majestätt/ mit einigen zu ihren Füssen angefesselten Sclaven/ in einer von guldenen Rosen besetz- ten Eiche. Ober derselbigen/ an dem gantz verguldten Bogen/ praesentiren sich zwey Genii, so da eine flache im Feuer verguldte Kugel/ mit der Schlangen umwunden/ bey sich haben/ in welcher des Printzen Nahmen gesetzt werden kan. Leichtigkeit halben/ kan man die Säulen von Holtz und inwendig hohl machen; dazu möchten sie etwan blau marmorirt/ und die Hohl-Kellen/ wie auch das Schafft-Gesimbs/ zusamt dem Capitello, mit rothen Metall oder Gold überzogen werden. Sonsten werden alle Ornamenta dieses Saals verguldet/ dargegen die Statuen, z. E. Hercules, Pallas, &c. &c. werden metallisirt/ oder aus weissem Marmor gemacht. Die auffzu- hängende Tapeten/ auf welchen der Fürstlichen Ahnen Thaten zu schen/ müssen wie Mahlereyen gewürcket/ die Kopffe darüber von Kupffer getrieben/ und im Feuer verguldet seyn. Die Histo- rien über denselbigen/ kan man grün in grün mahlen/ und mit Gold auffhöhen. Endlich wird der obere Auffsatz gantz und gar von Strucco und verguldet/ die Wolcken aber zusamt den Frucht- Gehängen/ Vögeln und Decken/ müssen mit natürlichen Farben gemahlet/ und dann letztlich die Decken über den Schilden roth und mit Gold eingefaßt werden. XI. Allhier ist die andere schmahle Seite des Saals/ welche an die Zimmer stößt zu schauen. XII. Ferner kommt die dritte Seite des Saals/ mit denen Fenstern/ gegen dem Garten zu. XIII. Das Optische Decken-Stuck/ welches auf flachen Boden a fresque zu mahlen ist/ und sich in seinem Auffriß anjetzo vorstellig macht/ ist etwas ausführlicher zu beschreiben: Es praesentirt sich aber zuvörderst auf den Wolcken/ in einer Glorie, die Göttliche Allmacht/ von welcher zu- gleich/ als aus dem Mittel-Punct/ das Licht das gantze Werck beleuchtet; in der einen Hand trägt sie einen Scepter/ die andere legt sie auf die vor ihr liegende Welt-Kugel/ auf dem Haupt hat sie drey Feuer-Flammen. Zu ihrer lincken Seiten sitzet die hohe Weißheit/ mit Sternen be- krönet/ reichende einem Genio unterschiedliche Schlüssel dar/ auf daß er sie denen etwas weiter unten sitzenden freyen Künsten zustellen solle/ alle Geheimnusse und Wissenschafften damit auffzu- schliessen. Auf ihrer rechten Seite befindet sich die Göttliche Ehre/ mit einer Krone so wol als mit Sternen um das Haupt gezieret/ und auf eine Trompete sich lehnende. Zum andern zeiget sich die Göttliche Liebe/ mit einem Hertze auf der Stirne; Sie wird begleitet von der allgemeinen Si- cherheit/ bey welcher ein Genius stehet/ der mit einem Täublein spielet/ die Sicherheit aber selb- sten hat/ zum Zeichen der Beständig- oder Dauerhafftigkeit/ eine Säule bey sich. Zum dritten wird in denen Wolcken der Göttliche Schutz gesehen/ und die Göttliche Führung/ welche beede zu- sammen dem vor ihnen herschwebenden Glücke anbefehlen/ daß es sich mit der auf der vierdten Seite in denen Wolcken aus einer Glorie ankommenden Ewigkeit vereinigen/ und die in ihren Hän- den tragende Cronen und Siegs-Palmen unabläßlich den Tugendhafften mittheilen soll. Die Ewigkeit selbsten bringet eine Sternen-Crone/ und ist ein Genius bey ihr/ welcher eine in den Schwantz sich beissende Schlange um den Leib hat/ aus dem zunächst sich befindenden Cornu-Co- piae fallen allerhand Blumen herab. Das Unter-Gebäude hat wiederum vier grosse Oeffnun- gen; in der ersten derselben sitzet die Gerechtigkeit mit der Waag/ das Gesetz mit der Tafel/ fer- ner die Demuth/ und die durch ein Kind vorgebildete Zufriedenheit. Ober dem Gesetz/ (welche man auch zwar für die wahre Gottesfurcht halten möchte/ indem ein Drey-Fuß bey ihr stehet/ auf welchem ein wolriechendes Opffer lieget) fleugt ein Adler nach dem Himmel zu/ aus welchem durch die Wolcken einige Strahlen der Gottheit hervor leuchten; und diß bemercket die wahre und immerwährende Ruhe/ zu welcher ein tugendhaffter Mensch/ nach vieler Mühe und Arbeit/ endlich gelanget/ angesehen je näher ein Mensch bey GOtt ist/ je weniger Sorg und Bekümmer- nuß er hat/ und ist dieses eben der glückseelige Außgang des Lebens/ den ein warhafftig Tugend- Liebender auf die Letzte zu gewarten hat. Solcher wird abgebildet mit einem hell-leuchtenden Stern auf dem Haupt/ die lincke Hand auf die Schooß legend/ und in der rechten eine Korn- Aehre haltend. In der andern Oeffnung stellet sich die Tugend gewaffnet für/ und vertreibet da- mit den Neyd und die Zwietracht aus dieser Wohnung; unter ihr stehet die Hülffe oder der Bey- stand ihr zu Seiten/ der sich auf einen Stock von Weinreben steuret; und der wahren Tugend Eh- ren-Lohn wird/ durch einen Genium mit einer Crone in der Hand/ vorgestellet. Etwas über der Tugend Haupt hinauff kommt ein anderer Genius, mit einem Rauch-Faß in der Hand/ mit welchem die
[Spaltenumbruch]
I. ZUm Anfang zeiget ſich der Grund-Riß unter der Erden/ nemlich das Keller-Geſchoß eines Fuͤrſtlichen Pallaſts. II. Hierauff folget der Grund-Riß v[on] dem erſten/ oder Boden-Geſchoß auſſer der Erden. III. Nechſt dieſem kommt der dritte G[r]und-Riß von dem Haupt- oder Prunck-Geſchoß. IV. Hier iſt ein Auffriß eines Pallaſ[teſ] an der voͤrdern Façade gegen Mittag/ den ein Printz/ welcher im Krieg gedienet/ ſich koͤnte ba[u]en laſſen. V. Allhier iſt das Perſpective des vo[r]igen Pallaſtes/ zuſamt denen darzu gehoͤrigen Seiten- Gebaͤuden/ mit der groſſen Oval-runde[n] freyen Treppen/ auf welcher man mit einer Caroſſe hin- auff fahren/ und unten dem Porticu (Galerie) abſteigen kan. Die Ordnung an dem Gebaͤude dieſes Pallaſtes iſt Corinthiſch. Die Fenſter haben durchgehends doppelte Weite zur Hoͤhe/ nemlich ſie ſind 5. Schuh weit/ und 10 Schuh hoch. Die groſſen Fenſter an dem Porticu (Ga- lerie) welche in den erſten Saal gehen/ [h]aben dritthalbmahl/ mit ihren Bogen/ die Weite zu ihrer Hoͤhe. Die Einfaſſung der Fenſter ab[er]/ bekommt ein fuͤnfftheil von der Breite des Fenſters in Lichten. Wiederum die halben oder B[a]ſtard-Fenſter/ haben vier Theile zur Hoͤhe/ von fuͤnffen ihre Breite in Lichten. Man moͤchte[ o]ben an den Krantz des Porticus (Galerie) einen groſſen Schild zur Zierde anhefften/ in welche[m ]des innwohnenden Fuͤrſten Nahmen oder Wappen/ von etlichen frey ſchwebenden Siegs-Bild[er]n getragen oder gehalten wird. Vornen an/ vor der freyen Treppen/ kan man auch des Fuͤr[ſt]en Statuam zu Pferd/ aus Meßing gegoſſen/ auf einem Piedeſtal auffrichten/ woran unterſchie[d]liche Sclaven gefeſſelt liegen. Gegen dieſer Statua uͤber koͤnte eine Triumph-Saͤule kommen/ [w]elche zwar in dieſem gegenwaͤrtigen Auffriß nicht ange- deutet/ ſondern mit Fleiß ausgelaſſen w[o]rden/ damit man dem Gebaͤude den Proſpect nicht neh- me; man hat ſie aber in dem groſſen [Ri]ß beſonders gezeichnet. An die vier Ecken der Seiten- Fluͤgel kaͤmen Basſins, mit verſchiedenen [S]tatuen von Fluͤſſen. Endlich waͤre das gantze Gebaͤude mit einem groſſen Vorhoff/ von einem e[iſ]ern zierlichen Gatter-Werck einzufaſſen. VI. Nun zeiget ſich die Garten-Seit[e d]ieſes Pallaſtes/ mit dem halben Durchſchnitt von allen und jeden Stock-Wercken/ benebſt den [S]aͤulen und Lauben/ durch welche man aus den Gemaͤ- chern der drey unterſten Stock-Wercke[/ be]decket/ zu den Seiten-Gebaͤuden/ in welchen die Fuͤrſtin ihre Bewohnung hat/ gelangen kan. [A]bermahl kan hier zur Zierde/ uͤber den Bogen des mitt- lern groſſen Fenſters an dem Porticu (G[a]llerie) eine meſſinge in Feuer verguldete Taffel/ auf wel- cher die Jahr-Zahl zu ſehen/ geſetzt wer[de]n. Und die freye Treppen an mehrgedachtem Porticu, iſt wiederum auch mit etlichen Basſins u[n]d vielen Statuen eingefaßt. Der Garte ſelbſt mit ſeinen Luſt-Gebaͤuden iſt in dieſem Riß nicht [en]tworffen; er wird aber beſonders in dem Anhang dieſes erſten Theils zu ſehen ſeyn. VII. Diß iſt der Auffriß eines Seiten-[G]ebaͤudes/ mit und neben dem Durchſchnitt des groſſen Hinter-Hauſes. VIII. Der Auffriß des andern Seiten-[Ge]baͤudes kommt gegenwaͤrtig zum Vorſchein/ zuſamt al- len Gemaͤchern/ wie das Gebaͤude gege[n] Niedergang der Sonnen anzuſehen iſt. Es iſt weiters ein Stuͤck von der Einfaſſung des Gar[ten]s angedeutet. IX. Anjetzt folget der Grund-Riß des[ e]rſten Saales/ in welchen man von der inwendigen groſ- ſen Treppen/ ſo ein Grund-Riß des Ha[up]t-Geſchoſſes mit C.D. der Saal ſelbſten aber mit F. be- zeichnet iſt/ alſobalden kommt. X. In dieſem Blat iſt vorgeſtellt die [erſ]te Seite des Saals/ bey dem Haupt-Eingang/ wo man von der groſſen Treppe her/ in d[en]ſelbigen gelanget. Gleich uͤber dem Eingang ſitzet die [Spaltenumbruch] Majeſtaͤtt/ mit einigen zu ihren Fuͤſſen angefeſſelten Sclaven/ in einer von guldenen Roſen beſetz- ten Eiche. Ober derſelbigen/ an dem gantz verguldten Bogen/ præſentiren ſich zwey Genii, ſo da eine flache im Feuer verguldte Kugel/ mit der Schlangen umwunden/ bey ſich haben/ in welcher des Printzen Nahmen geſetzt werden kan. Leichtigkeit halben/ kan man die Saͤulen von Holtz und inwendig hohl machen; dazu moͤchten ſie etwan blau marmorirt/ und die Hohl-Kellen/ wie auch das Schafft-Geſimbs/ zuſamt dem Capitello, mit rothen Metall oder Gold uͤberzogen werden. Sonſten werden alle Ornamenta dieſes Saals verguldet/ dargegen die Statuen, z. E. Hercules, Pallas, &c. &c. werden metalliſirt/ oder aus weiſſem Marmor gemacht. Die auffzu- haͤngende Tapeten/ auf welchen der Fuͤrſtlichen Ahnen Thaten zu ſchen/ muͤſſen wie Mahlereyen gewuͤrcket/ die Kopffe daruͤber von Kupffer getrieben/ und im Feuer verguldet ſeyn. Die Hiſto- rien uͤber denſelbigen/ kan man gruͤn in gruͤn mahlen/ und mit Gold auffhoͤhen. Endlich wird der obere Auffſatz gantz und gar von Strucco und verguldet/ die Wolcken aber zuſamt den Frucht- Gehaͤngen/ Voͤgeln und Decken/ muͤſſen mit natuͤrlichen Farben gemahlet/ und dann letztlich die Decken uͤber den Schilden roth und mit Gold eingefaßt werden. XI. Allhier iſt die andere ſchmahle Seite des Saals/ welche an die Zimmer ſtoͤßt zu ſchauen. XII. Ferner kommt die dritte Seite des Saals/ mit denen Fenſtern/ gegen dem Garten zu. XIII. Das Optiſche Decken-Stuck/ welches auf flachen Boden à fresque zu mahlen iſt/ und ſich in ſeinem Auffriß anjetzo vorſtellig macht/ iſt etwas ausfuͤhrlicher zu beſchreiben: Es præſentirt ſich aber zuvoͤrderſt auf den Wolcken/ in einer Glorie, die Goͤttliche Allmacht/ von welcher zu- gleich/ als aus dem Mittel-Punct/ das Licht das gantze Werck beleuchtet; in der einen Hand traͤgt ſie einen Scepter/ die andere legt ſie auf die vor ihr liegende Welt-Kugel/ auf dem Haupt hat ſie drey Feuer-Flammen. Zu ihrer lincken Seiten ſitzet die hohe Weißheit/ mit Sternen be- kroͤnet/ reichende einem Genio unterſchiedliche Schluͤſſel dar/ auf daß er ſie denen etwas weiter unten ſitzenden freyen Kuͤnſten zuſtellen ſolle/ alle Geheimnuſſe und Wiſſenſchafften damit auffzu- ſchlieſſen. Auf ihrer rechten Seite befindet ſich die Goͤttliche Ehre/ mit einer Krone ſo wol als mit Sternen um das Haupt gezieret/ und auf eine Trompete ſich lehnende. Zum andern zeiget ſich die Goͤttliche Liebe/ mit einem Hertze auf der Stirne; Sie wird begleitet von der allgemeinen Si- cherheit/ bey welcher ein Genius ſtehet/ der mit einem Taͤublein ſpielet/ die Sicherheit aber ſelb- ſten hat/ zum Zeichen der Beſtaͤndig- oder Dauerhafftigkeit/ eine Saͤule bey ſich. Zum dritten wird in denen Wolcken der Goͤttliche Schutz geſehen/ und die Goͤttliche Fuͤhrung/ welche beede zu- ſammen dem vor ihnen herſchwebenden Gluͤcke anbefehlen/ daß es ſich mit der auf der vierdten Seite in denen Wolcken aus einer Glorie ankom̃enden Ewigkeit vereinigen/ und die in ihren Haͤn- den tragende Cronen und Siegs-Palmen unablaͤßlich den Tugendhafften mittheilen ſoll. Die Ewigkeit ſelbſten bringet eine Sternen-Crone/ und iſt ein Genius bey ihr/ welcher eine in den Schwantz ſich beiſſende Schlange um den Leib hat/ aus dem zunaͤchſt ſich befindenden Cornu-Co- piæ fallen allerhand Blumen herab. Das Unter-Gebaͤude hat wiederum vier groſſe Oeffnun- gen; in der erſten derſelben ſitzet die Gerechtigkeit mit der Waag/ das Geſetz mit der Tafel/ fer- ner die Demuth/ und die durch ein Kind vorgebildete Zufriedenheit. Ober dem Geſetz/ (welche man auch zwar fuͤr die wahre Gottesfurcht halten moͤchte/ indem ein Drey-Fuß bey ihr ſtehet/ auf welchem ein wolriechendes Opffer lieget) fleugt ein Adler nach dem Himmel zu/ aus welchem durch die Wolcken einige Strahlen der Gottheit hervor leuchten; und diß bemercket die wahre und immerwaͤhrende Ruhe/ zu welcher ein tugendhaffter Menſch/ nach vieler Muͤhe und Arbeit/ endlich gelanget/ angeſehen je naͤher ein Menſch bey GOtt iſt/ je weniger Sorg und Bekuͤmmer- nuß er hat/ und iſt dieſes eben der gluͤckſeelige Außgang des Lebens/ den ein warhafftig Tugend- Liebender auf die Letzte zu gewarten hat. Solcher wird abgebildet mit einem hell-leuchtenden Stern auf dem Haupt/ die lincke Hand auf die Schooß legend/ und in der rechten eine Korn- Aehre haltend. In der andern Oeffnung ſtellet ſich die Tugend gewaffnet fuͤr/ und vertreibet da- mit den Neyd und die Zwietracht aus dieſer Wohnung; unter ihr ſtehet die Huͤlffe oder der Bey- ſtand ihr zu Seiten/ der ſich auf einen Stock von Weinreben ſteuret; und der wahren Tugend Eh- ren-Lohn wird/ durch einen Genium mit einer Crone in der Hand/ vorgeſtellet. Etwas uͤber der Tugend Haupt hinauff kom̃t ein anderer Genius, mit einem Rauch-Faß in der Hand/ mit welchem die
<TEI> <text> <front> <pb facs="#f0006"/> <div n="1"> <cb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <list> <item><hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">I.</hi></hi><lb/><hi rendition="#in">Z</hi>Um Anfang zeiget ſich der Grund-Riß unter der Erden/ nemlich das Keller-Geſchoß eines<lb/> Fuͤrſtlichen Pallaſts.</item><lb/> <item><hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">II.</hi></hi><lb/> Hierauff folget der Grund-Riß v<supplied>on</supplied> dem erſten/ oder Boden-Geſchoß auſſer der Erden.</item><lb/> <item><hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">III.</hi></hi><lb/> Nechſt dieſem kommt der dritte G<supplied>r</supplied>und-Riß von dem Haupt- oder Prunck-Geſchoß.</item><lb/> <item><hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">IV.</hi></hi><lb/> Hier iſt ein Auffriß eines Pallaſ<supplied>teſ</supplied> an der voͤrdern <hi rendition="#aq">Façade</hi> gegen Mittag/ den ein Printz/<lb/> welcher im Krieg gedienet/ ſich koͤnte ba<supplied>u</supplied>en laſſen.</item><lb/> <item><hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">V.</hi></hi><lb/> Allhier iſt das <hi rendition="#aq">Perſpective</hi> des vo<supplied>r</supplied>igen Pallaſtes/ zuſamt denen darzu gehoͤrigen Seiten-<lb/> Gebaͤuden/ mit der groſſen <hi rendition="#aq">Oval</hi>-runde<supplied>n</supplied> freyen Treppen/ auf welcher man mit einer <hi rendition="#aq">Caroſſe</hi> hin-<lb/> auff fahren/ und unten dem <hi rendition="#aq">Porticu (Galerie)</hi> abſteigen kan. Die Ordnung an dem Gebaͤude<lb/> dieſes Pallaſtes iſt Corinthiſch. Die Fenſter haben durchgehends doppelte Weite zur Hoͤhe/<lb/> nemlich ſie ſind 5. Schuh weit/ und 10 Schuh hoch. Die groſſen Fenſter an dem <hi rendition="#aq">Porticu (Ga-<lb/> lerie)</hi> welche in den erſten Saal gehen/ <supplied>h</supplied>aben dritthalbmahl/ mit ihren Bogen/ die Weite zu ihrer<lb/> Hoͤhe. Die Einfaſſung der Fenſter ab<supplied>er</supplied>/ bekommt ein fuͤnfftheil von der Breite des Fenſters in<lb/> Lichten. Wiederum die halben oder B<supplied>a</supplied>ſtard-Fenſter/ haben vier Theile zur Hoͤhe/ von fuͤnffen<lb/> ihre Breite in Lichten. Man moͤchte<supplied> o</supplied>ben an den Krantz des <hi rendition="#aq">Porticus (Galerie)</hi> einen groſſen<lb/> Schild zur Zierde anhefften/ in welche<supplied>m </supplied>des innwohnenden Fuͤrſten Nahmen oder Wappen/ von<lb/> etlichen frey ſchwebenden Siegs-Bild<supplied>er</supplied>n getragen oder gehalten wird. Vornen an/ vor der<lb/> freyen Treppen/ kan man auch des Fuͤr<supplied>ſt</supplied>en <hi rendition="#aq">Statuam</hi> zu Pferd/ aus Meßing gegoſſen/ auf einem<lb/><hi rendition="#aq">Piedeſtal</hi> auffrichten/ woran unterſchie<supplied>d</supplied>liche Sclaven gefeſſelt liegen. Gegen dieſer <hi rendition="#aq">Statua</hi> uͤber<lb/> koͤnte eine Triumph-Saͤule kommen/ <supplied>w</supplied>elche zwar in dieſem gegenwaͤrtigen Auffriß nicht ange-<lb/> deutet/ ſondern mit Fleiß ausgelaſſen w<supplied>o</supplied>rden/ damit man dem Gebaͤude den <hi rendition="#aq">Proſpect</hi> nicht neh-<lb/> me; man hat ſie aber in dem groſſen <supplied>Ri</supplied>ß beſonders gezeichnet. An die vier Ecken der Seiten-<lb/> Fluͤgel kaͤmen <hi rendition="#aq">Basſins,</hi> mit verſchiedenen <hi rendition="#aq"><supplied>S</supplied>tatuen</hi> von Fluͤſſen. Endlich waͤre das gantze Gebaͤude<lb/> mit einem groſſen Vorhoff/ von einem e<supplied>iſ</supplied>ern zierlichen Gatter-Werck einzufaſſen.</item><lb/> <item><hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">VI.</hi></hi><lb/> Nun zeiget ſich die Garten-Seit<supplied>e d</supplied>ieſes Pallaſtes/ mit dem halben Durchſchnitt von allen<lb/> und jeden Stock-Wercken/ benebſt den <supplied>S</supplied>aͤulen und Lauben/ durch welche man aus den Gemaͤ-<lb/> chern der drey unterſten Stock-Wercke<supplied>/ be</supplied>decket/ zu den Seiten-Gebaͤuden/ in welchen die Fuͤrſtin<lb/> ihre Bewohnung hat/ gelangen kan. <supplied>A</supplied>bermahl kan hier zur Zierde/ uͤber den Bogen des mitt-<lb/> lern groſſen Fenſters an dem <hi rendition="#aq">Porticu (G<supplied>a</supplied>llerie)</hi> eine meſſinge in Feuer verguldete Taffel/ auf wel-<lb/> cher die Jahr-Zahl zu ſehen/ geſetzt wer<supplied>de</supplied>n. Und die freye Treppen an mehrgedachtem <hi rendition="#aq">Porticu,</hi><lb/> iſt wiederum auch mit etlichen <hi rendition="#aq">Basſins</hi> u<supplied>n</supplied>d vielen <hi rendition="#aq">Statu</hi>en eingefaßt. Der Garte ſelbſt mit ſeinen<lb/> Luſt-Gebaͤuden iſt in dieſem Riß nicht <supplied>en</supplied>tworffen; er wird aber beſonders in dem Anhang dieſes<lb/> erſten Theils zu ſehen ſeyn.</item><lb/> <item><hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">VII.</hi></hi><lb/> Diß iſt der Auffriß eines Seiten-<supplied>G</supplied>ebaͤudes/ mit und neben dem Durchſchnitt des groſſen<lb/> Hinter-Hauſes.</item><lb/> <item> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">VIII.</hi> </hi> </item><lb/> <item>Der Auffriß des andern Seiten-<supplied>Ge</supplied>baͤudes kommt gegenwaͤrtig zum Vorſchein/ zuſamt al-<lb/> len Gemaͤchern/ wie das Gebaͤude gege<supplied>n</supplied> Niedergang der Sonnen anzuſehen iſt. Es iſt weiters<lb/> ein Stuͤck von der Einfaſſung des Gar<supplied>ten</supplied>s angedeutet.</item><lb/> <item><hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">IX.</hi></hi><lb/> Anjetzt folget der Grund-Riß des<supplied> e</supplied>rſten Saales/ in welchen man von der inwendigen groſ-<lb/> ſen Treppen/ ſo ein Grund-Riß des Ha<supplied>up</supplied>t-Geſchoſſes mit <hi rendition="#aq">C.D.</hi> der Saal ſelbſten aber mit <hi rendition="#aq">F.</hi> be-<lb/> zeichnet iſt/ alſobalden kommt.</item><lb/> <item><hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">X.</hi></hi><lb/> In dieſem Blat iſt vorgeſtellt die <supplied>erſ</supplied>te Seite des Saals/ bey dem Haupt-Eingang/ wo<lb/> man von der groſſen Treppe her/ in d<supplied>en</supplied>ſelbigen gelanget. Gleich uͤber dem Eingang ſitzet die<lb/><cb/> Majeſtaͤtt/ mit einigen zu ihren Fuͤſſen angefeſſelten Sclaven/ in einer von guldenen Roſen beſetz-<lb/> ten Eiche. Ober derſelbigen/ an dem gantz verguldten Bogen/ <hi rendition="#aq">præſentir</hi>en ſich zwey <hi rendition="#aq">Genii,</hi> ſo da<lb/> eine flache im Feuer verguldte Kugel/ mit der Schlangen umwunden/ bey ſich haben/ in welcher<lb/> des Printzen Nahmen geſetzt werden kan. Leichtigkeit halben/ kan man die Saͤulen von Holtz<lb/> und inwendig hohl machen; dazu moͤchten ſie etwan blau <hi rendition="#aq">marmori</hi>rt/ und die Hohl-Kellen/ wie<lb/> auch das Schafft-Geſimbs/ zuſamt dem <hi rendition="#aq">Capitello,</hi> mit rothen Metall oder Gold uͤberzogen<lb/> werden. Sonſten werden alle <hi rendition="#aq">Ornamenta</hi> dieſes Saals verguldet/ dargegen die <hi rendition="#aq">Statu</hi>en, z. E.<lb/><hi rendition="#aq">Hercules, Pallas, &c. &c.</hi> werden <hi rendition="#aq">metalliſi</hi>rt/ oder aus weiſſem Marmor gemacht. Die auffzu-<lb/> haͤngende Tapeten/ auf welchen der Fuͤrſtlichen Ahnen Thaten zu ſchen/ muͤſſen wie Mahlereyen<lb/> gewuͤrcket/ die Kopffe daruͤber von Kupffer getrieben/ und im Feuer verguldet ſeyn. Die Hiſto-<lb/> rien uͤber denſelbigen/ kan man gruͤn in gruͤn mahlen/ und mit Gold auffhoͤhen. Endlich wird<lb/> der obere Auffſatz gantz und gar von <hi rendition="#aq">Strucco</hi> und verguldet/ die Wolcken aber zuſamt den Frucht-<lb/> Gehaͤngen/ Voͤgeln und Decken/ muͤſſen mit natuͤrlichen Farben gemahlet/ und dann letztlich die<lb/> Decken uͤber den Schilden roth und mit Gold eingefaßt werden.</item><lb/> <item><hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">XI.</hi></hi><lb/> Allhier iſt die andere ſchmahle Seite des Saals/ welche an die Zimmer ſtoͤßt zu ſchauen.</item><lb/> <item><hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">XII.</hi></hi><lb/> Ferner kommt die dritte Seite des Saals/ mit denen Fenſtern/ gegen dem Garten zu.</item><lb/> <item><hi rendition="#c"><hi rendition="#aq">XIII.</hi></hi><lb/> Das <hi rendition="#aq">Opti</hi>ſche Decken-Stuck/ welches auf flachen Boden <hi rendition="#aq">à fresque</hi> zu mahlen iſt/ und ſich<lb/> in ſeinem Auffriß anjetzo vorſtellig macht/ iſt etwas ausfuͤhrlicher zu beſchreiben: Es <hi rendition="#aq">præſenti</hi>rt<lb/> ſich aber zuvoͤrderſt auf den Wolcken/ in einer <hi rendition="#aq">Glorie,</hi> die Goͤttliche Allmacht/ von welcher zu-<lb/> gleich/ als aus dem Mittel-Punct/ das Licht das gantze Werck beleuchtet; in der einen Hand<lb/> traͤgt ſie einen Scepter/ die andere legt ſie auf die vor ihr liegende Welt-Kugel/ auf dem Haupt<lb/> hat ſie drey Feuer-Flammen. Zu ihrer lincken Seiten ſitzet die hohe Weißheit/ mit Sternen be-<lb/> kroͤnet/ reichende einem <hi rendition="#aq">Genio</hi> unterſchiedliche Schluͤſſel dar/ auf daß er ſie denen etwas weiter<lb/> unten ſitzenden freyen Kuͤnſten zuſtellen ſolle/ alle Geheimnuſſe und Wiſſenſchafften damit auffzu-<lb/> ſchlieſſen. Auf ihrer rechten Seite befindet ſich die Goͤttliche Ehre/ mit einer Krone ſo wol als mit<lb/> Sternen um das Haupt gezieret/ und auf eine Trompete ſich lehnende. Zum andern zeiget ſich<lb/> die Goͤttliche Liebe/ mit einem Hertze auf der Stirne; Sie wird begleitet von der allgemeinen Si-<lb/> cherheit/ bey welcher ein <hi rendition="#aq">Genius</hi> ſtehet/ der mit einem Taͤublein ſpielet/ die Sicherheit aber ſelb-<lb/> ſten hat/ zum Zeichen der Beſtaͤndig- oder Dauerhafftigkeit/ eine Saͤule bey ſich. Zum dritten<lb/> wird in denen Wolcken der Goͤttliche Schutz geſehen/ und die Goͤttliche Fuͤhrung/ welche beede zu-<lb/> ſammen dem vor ihnen herſchwebenden Gluͤcke anbefehlen/ daß es ſich mit der auf der vierdten<lb/> Seite in denen Wolcken aus einer <hi rendition="#aq">Glorie</hi> ankom̃enden Ewigkeit vereinigen/ und die in ihren Haͤn-<lb/> den tragende Cronen und Siegs-Palmen unablaͤßlich den Tugendhafften mittheilen ſoll. Die<lb/> Ewigkeit ſelbſten bringet eine Sternen-Crone/ und iſt ein <hi rendition="#aq">Genius</hi> bey ihr/ welcher eine in den<lb/> Schwantz ſich beiſſende Schlange um den Leib hat/ aus dem zunaͤchſt ſich befindenden <hi rendition="#aq">Cornu-Co-<lb/> piæ</hi> fallen allerhand Blumen herab. Das Unter-Gebaͤude hat wiederum vier groſſe Oeffnun-<lb/> gen; in der erſten derſelben ſitzet die Gerechtigkeit mit der Waag/ das Geſetz mit der Tafel/ fer-<lb/> ner die Demuth/ und die durch ein Kind vorgebildete Zufriedenheit. Ober dem Geſetz/ (welche<lb/> man auch zwar fuͤr die wahre Gottesfurcht halten moͤchte/ indem ein Drey-Fuß bey ihr ſtehet/<lb/> auf welchem ein wolriechendes Opffer lieget) fleugt ein Adler nach dem Himmel zu/ aus welchem<lb/> durch die Wolcken einige Strahlen der Gottheit hervor leuchten; und diß bemercket die wahre<lb/> und immerwaͤhrende Ruhe/ zu welcher ein tugendhaffter Menſch/ nach vieler Muͤhe und Arbeit/<lb/> endlich gelanget/ angeſehen je naͤher ein Menſch bey GOtt iſt/ je weniger Sorg und Bekuͤmmer-<lb/> nuß er hat/ und iſt dieſes eben der gluͤckſeelige Außgang des Lebens/ den ein warhafftig Tugend-<lb/> Liebender auf die Letzte zu gewarten hat. Solcher wird abgebildet mit einem hell-leuchtenden<lb/> Stern auf dem Haupt/ die lincke Hand auf die Schooß legend/ und in der rechten eine Korn-<lb/> Aehre haltend. In der andern Oeffnung ſtellet ſich die Tugend gewaffnet fuͤr/ und vertreibet da-<lb/> mit den Neyd und die Zwietracht aus dieſer Wohnung; unter ihr ſtehet die Huͤlffe oder der Bey-<lb/> ſtand ihr zu Seiten/ der ſich auf einen Stock von Weinreben ſteuret; und der wahren Tugend Eh-<lb/> ren-Lohn wird/ durch einen <hi rendition="#aq">Genium</hi> mit einer Crone in der Hand/ vorgeſtellet. Etwas uͤber der<lb/> Tugend Haupt hinauff kom̃t ein anderer <hi rendition="#aq">Genius,</hi> mit einem Rauch-Faß in der Hand/ mit welchem<lb/> <fw place="bottom" type="catch">die</fw><lb/></item> </list> </div> </front> </text> </TEI> [0006]
I.
ZUm Anfang zeiget ſich der Grund-Riß unter der Erden/ nemlich das Keller-Geſchoß eines
Fuͤrſtlichen Pallaſts.
II.
Hierauff folget der Grund-Riß von dem erſten/ oder Boden-Geſchoß auſſer der Erden.
III.
Nechſt dieſem kommt der dritte Grund-Riß von dem Haupt- oder Prunck-Geſchoß.
IV.
Hier iſt ein Auffriß eines Pallaſteſ an der voͤrdern Façade gegen Mittag/ den ein Printz/
welcher im Krieg gedienet/ ſich koͤnte bauen laſſen.
V.
Allhier iſt das Perſpective des vorigen Pallaſtes/ zuſamt denen darzu gehoͤrigen Seiten-
Gebaͤuden/ mit der groſſen Oval-runden freyen Treppen/ auf welcher man mit einer Caroſſe hin-
auff fahren/ und unten dem Porticu (Galerie) abſteigen kan. Die Ordnung an dem Gebaͤude
dieſes Pallaſtes iſt Corinthiſch. Die Fenſter haben durchgehends doppelte Weite zur Hoͤhe/
nemlich ſie ſind 5. Schuh weit/ und 10 Schuh hoch. Die groſſen Fenſter an dem Porticu (Ga-
lerie) welche in den erſten Saal gehen/ haben dritthalbmahl/ mit ihren Bogen/ die Weite zu ihrer
Hoͤhe. Die Einfaſſung der Fenſter aber/ bekommt ein fuͤnfftheil von der Breite des Fenſters in
Lichten. Wiederum die halben oder Baſtard-Fenſter/ haben vier Theile zur Hoͤhe/ von fuͤnffen
ihre Breite in Lichten. Man moͤchte oben an den Krantz des Porticus (Galerie) einen groſſen
Schild zur Zierde anhefften/ in welchem des innwohnenden Fuͤrſten Nahmen oder Wappen/ von
etlichen frey ſchwebenden Siegs-Bildern getragen oder gehalten wird. Vornen an/ vor der
freyen Treppen/ kan man auch des Fuͤrſten Statuam zu Pferd/ aus Meßing gegoſſen/ auf einem
Piedeſtal auffrichten/ woran unterſchiedliche Sclaven gefeſſelt liegen. Gegen dieſer Statua uͤber
koͤnte eine Triumph-Saͤule kommen/ welche zwar in dieſem gegenwaͤrtigen Auffriß nicht ange-
deutet/ ſondern mit Fleiß ausgelaſſen worden/ damit man dem Gebaͤude den Proſpect nicht neh-
me; man hat ſie aber in dem groſſen Riß beſonders gezeichnet. An die vier Ecken der Seiten-
Fluͤgel kaͤmen Basſins, mit verſchiedenen Statuen von Fluͤſſen. Endlich waͤre das gantze Gebaͤude
mit einem groſſen Vorhoff/ von einem eiſern zierlichen Gatter-Werck einzufaſſen.
VI.
Nun zeiget ſich die Garten-Seite dieſes Pallaſtes/ mit dem halben Durchſchnitt von allen
und jeden Stock-Wercken/ benebſt den Saͤulen und Lauben/ durch welche man aus den Gemaͤ-
chern der drey unterſten Stock-Wercke/ bedecket/ zu den Seiten-Gebaͤuden/ in welchen die Fuͤrſtin
ihre Bewohnung hat/ gelangen kan. Abermahl kan hier zur Zierde/ uͤber den Bogen des mitt-
lern groſſen Fenſters an dem Porticu (Gallerie) eine meſſinge in Feuer verguldete Taffel/ auf wel-
cher die Jahr-Zahl zu ſehen/ geſetzt werden. Und die freye Treppen an mehrgedachtem Porticu,
iſt wiederum auch mit etlichen Basſins und vielen Statuen eingefaßt. Der Garte ſelbſt mit ſeinen
Luſt-Gebaͤuden iſt in dieſem Riß nicht entworffen; er wird aber beſonders in dem Anhang dieſes
erſten Theils zu ſehen ſeyn.
VII.
Diß iſt der Auffriß eines Seiten-Gebaͤudes/ mit und neben dem Durchſchnitt des groſſen
Hinter-Hauſes.
VIII.
Der Auffriß des andern Seiten-Gebaͤudes kommt gegenwaͤrtig zum Vorſchein/ zuſamt al-
len Gemaͤchern/ wie das Gebaͤude gegen Niedergang der Sonnen anzuſehen iſt. Es iſt weiters
ein Stuͤck von der Einfaſſung des Gartens angedeutet.
IX.
Anjetzt folget der Grund-Riß des erſten Saales/ in welchen man von der inwendigen groſ-
ſen Treppen/ ſo ein Grund-Riß des Haupt-Geſchoſſes mit C.D. der Saal ſelbſten aber mit F. be-
zeichnet iſt/ alſobalden kommt.
X.
In dieſem Blat iſt vorgeſtellt die erſte Seite des Saals/ bey dem Haupt-Eingang/ wo
man von der groſſen Treppe her/ in denſelbigen gelanget. Gleich uͤber dem Eingang ſitzet die
Majeſtaͤtt/ mit einigen zu ihren Fuͤſſen angefeſſelten Sclaven/ in einer von guldenen Roſen beſetz-
ten Eiche. Ober derſelbigen/ an dem gantz verguldten Bogen/ præſentiren ſich zwey Genii, ſo da
eine flache im Feuer verguldte Kugel/ mit der Schlangen umwunden/ bey ſich haben/ in welcher
des Printzen Nahmen geſetzt werden kan. Leichtigkeit halben/ kan man die Saͤulen von Holtz
und inwendig hohl machen; dazu moͤchten ſie etwan blau marmorirt/ und die Hohl-Kellen/ wie
auch das Schafft-Geſimbs/ zuſamt dem Capitello, mit rothen Metall oder Gold uͤberzogen
werden. Sonſten werden alle Ornamenta dieſes Saals verguldet/ dargegen die Statuen, z. E.
Hercules, Pallas, &c. &c. werden metalliſirt/ oder aus weiſſem Marmor gemacht. Die auffzu-
haͤngende Tapeten/ auf welchen der Fuͤrſtlichen Ahnen Thaten zu ſchen/ muͤſſen wie Mahlereyen
gewuͤrcket/ die Kopffe daruͤber von Kupffer getrieben/ und im Feuer verguldet ſeyn. Die Hiſto-
rien uͤber denſelbigen/ kan man gruͤn in gruͤn mahlen/ und mit Gold auffhoͤhen. Endlich wird
der obere Auffſatz gantz und gar von Strucco und verguldet/ die Wolcken aber zuſamt den Frucht-
Gehaͤngen/ Voͤgeln und Decken/ muͤſſen mit natuͤrlichen Farben gemahlet/ und dann letztlich die
Decken uͤber den Schilden roth und mit Gold eingefaßt werden.
XI.
Allhier iſt die andere ſchmahle Seite des Saals/ welche an die Zimmer ſtoͤßt zu ſchauen.
XII.
Ferner kommt die dritte Seite des Saals/ mit denen Fenſtern/ gegen dem Garten zu.
XIII.
Das Optiſche Decken-Stuck/ welches auf flachen Boden à fresque zu mahlen iſt/ und ſich
in ſeinem Auffriß anjetzo vorſtellig macht/ iſt etwas ausfuͤhrlicher zu beſchreiben: Es præſentirt
ſich aber zuvoͤrderſt auf den Wolcken/ in einer Glorie, die Goͤttliche Allmacht/ von welcher zu-
gleich/ als aus dem Mittel-Punct/ das Licht das gantze Werck beleuchtet; in der einen Hand
traͤgt ſie einen Scepter/ die andere legt ſie auf die vor ihr liegende Welt-Kugel/ auf dem Haupt
hat ſie drey Feuer-Flammen. Zu ihrer lincken Seiten ſitzet die hohe Weißheit/ mit Sternen be-
kroͤnet/ reichende einem Genio unterſchiedliche Schluͤſſel dar/ auf daß er ſie denen etwas weiter
unten ſitzenden freyen Kuͤnſten zuſtellen ſolle/ alle Geheimnuſſe und Wiſſenſchafften damit auffzu-
ſchlieſſen. Auf ihrer rechten Seite befindet ſich die Goͤttliche Ehre/ mit einer Krone ſo wol als mit
Sternen um das Haupt gezieret/ und auf eine Trompete ſich lehnende. Zum andern zeiget ſich
die Goͤttliche Liebe/ mit einem Hertze auf der Stirne; Sie wird begleitet von der allgemeinen Si-
cherheit/ bey welcher ein Genius ſtehet/ der mit einem Taͤublein ſpielet/ die Sicherheit aber ſelb-
ſten hat/ zum Zeichen der Beſtaͤndig- oder Dauerhafftigkeit/ eine Saͤule bey ſich. Zum dritten
wird in denen Wolcken der Goͤttliche Schutz geſehen/ und die Goͤttliche Fuͤhrung/ welche beede zu-
ſammen dem vor ihnen herſchwebenden Gluͤcke anbefehlen/ daß es ſich mit der auf der vierdten
Seite in denen Wolcken aus einer Glorie ankom̃enden Ewigkeit vereinigen/ und die in ihren Haͤn-
den tragende Cronen und Siegs-Palmen unablaͤßlich den Tugendhafften mittheilen ſoll. Die
Ewigkeit ſelbſten bringet eine Sternen-Crone/ und iſt ein Genius bey ihr/ welcher eine in den
Schwantz ſich beiſſende Schlange um den Leib hat/ aus dem zunaͤchſt ſich befindenden Cornu-Co-
piæ fallen allerhand Blumen herab. Das Unter-Gebaͤude hat wiederum vier groſſe Oeffnun-
gen; in der erſten derſelben ſitzet die Gerechtigkeit mit der Waag/ das Geſetz mit der Tafel/ fer-
ner die Demuth/ und die durch ein Kind vorgebildete Zufriedenheit. Ober dem Geſetz/ (welche
man auch zwar fuͤr die wahre Gottesfurcht halten moͤchte/ indem ein Drey-Fuß bey ihr ſtehet/
auf welchem ein wolriechendes Opffer lieget) fleugt ein Adler nach dem Himmel zu/ aus welchem
durch die Wolcken einige Strahlen der Gottheit hervor leuchten; und diß bemercket die wahre
und immerwaͤhrende Ruhe/ zu welcher ein tugendhaffter Menſch/ nach vieler Muͤhe und Arbeit/
endlich gelanget/ angeſehen je naͤher ein Menſch bey GOtt iſt/ je weniger Sorg und Bekuͤmmer-
nuß er hat/ und iſt dieſes eben der gluͤckſeelige Außgang des Lebens/ den ein warhafftig Tugend-
Liebender auf die Letzte zu gewarten hat. Solcher wird abgebildet mit einem hell-leuchtenden
Stern auf dem Haupt/ die lincke Hand auf die Schooß legend/ und in der rechten eine Korn-
Aehre haltend. In der andern Oeffnung ſtellet ſich die Tugend gewaffnet fuͤr/ und vertreibet da-
mit den Neyd und die Zwietracht aus dieſer Wohnung; unter ihr ſtehet die Huͤlffe oder der Bey-
ſtand ihr zu Seiten/ der ſich auf einen Stock von Weinreben ſteuret; und der wahren Tugend Eh-
ren-Lohn wird/ durch einen Genium mit einer Crone in der Hand/ vorgeſtellet. Etwas uͤber der
Tugend Haupt hinauff kom̃t ein anderer Genius, mit einem Rauch-Faß in der Hand/ mit welchem
die
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |