ein mit Mehl bestäubtes Backbrett, verarbeitet den Teig noch eine Weile und wirkt ihn mit dem Rollholze 1/2 Finger dick aus, bestäubt ihn mit etwas Mehl und drückt ihn in die ei- gens dazu bestimmten Formen. Der ausgedrückte Teig wird auf den Backtisch gestürzt, so daß die Figuren oben zu liegen kommen, mit einem Backrädchen von einander geschnitten und auf Brettchen gelegt, die mit Anis bestreut sind. Darauf blei- ben sie, an einen trockenen Ort gestellt, über Nacht liegen. Andern Tages werden Bleche mit Wachs oder mit Butter be- strichen, die Springerle darauf gelegt und in einem mäßig warmen Ofen weißgelb gebacken.
164. Baseler Lebkuchen. (Ganz vorzüglich.)
Zu 1/2 Maß altem Honig (derselbe muß wenigstens 1 Jahr alt sein, weil sonst die Kuchen nicht zusammenhalten) nimmt man 11/4 Pfund Zucker, 3 Loth Zimmet, 1/2 Pfund unge- schälte Mandeln, 1 Stück Muskatblüthe, 1/2 Loth Nelken, 1/2 Pfund Zitronat, 1/2 Pfund Pomeranzenschale, von 2 Zi- tronen die Schale, 3 Pfund Mehl, 1 Glas Kirschwasser, zwei Messerspitzen gereinigte Pottasche oder Amonium.
Der Honig wird mit dem Zucker aufs Feuer gesetzt, wenn er zergangen ist und steigt, werden die grob geschnittenen Man- deln eine gute Weile darin geröstet, dann wird er vom Feuer genommen, das Gewürz, die zerschnittene Pomeranzenschale etc. und wenn er nicht mehr zu heiß ist, die Pottasche durchge- rührt. Nachdem kommt das Kirschwasser und zuletzt das Mehl hinzu. Man rollt den Teig, so lange er noch warm ist, zwei Messerrücken dick aus, macht viereckige Stückchen daraus und legt sie dicht zusammen auf ein dick mit Mehl bestäubtes Blech und läßt sie über Nacht liegen. Man backt sie bei gelinder Hitze. Die Hitze nach dem Brod in einem Bäckerofen ist eine geeignete. Noch heiß werden sie mit einem Messerchen durch- geschnitten und nachdem sie kalt geworden sind, von einander gebrochen. Zum Guß läutert man Zucker, läßt ihn kochen, bis er Faden zieht und bestreicht die Kuchen damit.
165. Braune Lebkuchen.
Zwei Pfund Mehl, 1 Pfund Zucker, 1/2 Pfund fein ge-
Backwerk.
ein mit Mehl beſtäubtes Backbrett, verarbeitet den Teig noch eine Weile und wirkt ihn mit dem Rollholze ½ Finger dick aus, beſtäubt ihn mit etwas Mehl und drückt ihn in die ei- gens dazu beſtimmten Formen. Der ausgedrückte Teig wird auf den Backtiſch geſtürzt, ſo daß die Figuren oben zu liegen kommen, mit einem Backrädchen von einander geſchnitten und auf Brettchen gelegt, die mit Anis beſtreut ſind. Darauf blei- ben ſie, an einen trockenen Ort geſtellt, über Nacht liegen. Andern Tages werden Bleche mit Wachs oder mit Butter be- ſtrichen, die Springerle darauf gelegt und in einem mäßig warmen Ofen weißgelb gebacken.
164. Baſeler Lebkuchen. (Ganz vorzüglich.)
Zu ½ Maß altem Honig (derſelbe muß wenigſtens 1 Jahr alt ſein, weil ſonſt die Kuchen nicht zuſammenhalten) nimmt man 1¼ Pfund Zucker, 3 Loth Zimmet, ½ Pfund unge- ſchälte Mandeln, 1 Stück Muskatblüthe, ½ Loth Nelken, ½ Pfund Zitronat, ½ Pfund Pomeranzenſchale, von 2 Zi- tronen die Schale, 3 Pfund Mehl, 1 Glas Kirſchwaſſer, zwei Meſſerſpitzen gereinigte Pottaſche oder Amonium.
Der Honig wird mit dem Zucker aufs Feuer geſetzt, wenn er zergangen iſt und ſteigt, werden die grob geſchnittenen Man- deln eine gute Weile darin geröſtet, dann wird er vom Feuer genommen, das Gewürz, die zerſchnittene Pomeranzenſchale ꝛc. und wenn er nicht mehr zu heiß iſt, die Pottaſche durchge- rührt. Nachdem kommt das Kirſchwaſſer und zuletzt das Mehl hinzu. Man rollt den Teig, ſo lange er noch warm iſt, zwei Meſſerrücken dick aus, macht viereckige Stückchen daraus und legt ſie dicht zuſammen auf ein dick mit Mehl beſtäubtes Blech und läßt ſie über Nacht liegen. Man backt ſie bei gelinder Hitze. Die Hitze nach dem Brod in einem Bäckerofen iſt eine geeignete. Noch heiß werden ſie mit einem Meſſerchen durch- geſchnitten und nachdem ſie kalt geworden ſind, von einander gebrochen. Zum Guß läutert man Zucker, läßt ihn kochen, bis er Faden zieht und beſtreicht die Kuchen damit.
165. Braune Lebkuchen.
Zwei Pfund Mehl, 1 Pfund Zucker, ½ Pfund fein ge-
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Backwerk.
ein mit Mehl beſtäubtes Backbrett, verarbeitet den Teig noch
eine Weile und wirkt ihn mit dem Rollholze ½ Finger dick
aus, beſtäubt ihn mit etwas Mehl und drückt ihn in die ei-
gens dazu beſtimmten Formen. Der ausgedrückte Teig wird
auf den Backtiſch geſtürzt, ſo daß die Figuren oben zu liegen
kommen, mit einem Backrädchen von einander geſchnitten und
auf Brettchen gelegt, die mit Anis beſtreut ſind. Darauf blei-
ben ſie, an einen trockenen Ort geſtellt, über Nacht liegen.
Andern Tages werden Bleche mit Wachs oder mit Butter be-
ſtrichen, die Springerle darauf gelegt und in einem mäßig
warmen Ofen weißgelb gebacken.
164. Baſeler Lebkuchen. (Ganz vorzüglich.)
Zu ½ Maß altem Honig (derſelbe muß wenigſtens 1 Jahr
alt ſein, weil ſonſt die Kuchen nicht zuſammenhalten) nimmt
man 1¼ Pfund Zucker, 3 Loth Zimmet, ½ Pfund unge-
ſchälte Mandeln, 1 Stück Muskatblüthe, ½ Loth Nelken,
½ Pfund Zitronat, ½ Pfund Pomeranzenſchale, von 2 Zi-
tronen die Schale, 3 Pfund Mehl, 1 Glas Kirſchwaſſer, zwei
Meſſerſpitzen gereinigte Pottaſche oder Amonium.
Der Honig wird mit dem Zucker aufs Feuer geſetzt, wenn
er zergangen iſt und ſteigt, werden die grob geſchnittenen Man-
deln eine gute Weile darin geröſtet, dann wird er vom Feuer
genommen, das Gewürz, die zerſchnittene Pomeranzenſchale ꝛc.
und wenn er nicht mehr zu heiß iſt, die Pottaſche durchge-
rührt. Nachdem kommt das Kirſchwaſſer und zuletzt das Mehl
hinzu. Man rollt den Teig, ſo lange er noch warm iſt, zwei
Meſſerrücken dick aus, macht viereckige Stückchen daraus und
legt ſie dicht zuſammen auf ein dick mit Mehl beſtäubtes Blech
und läßt ſie über Nacht liegen. Man backt ſie bei gelinder
Hitze. Die Hitze nach dem Brod in einem Bäckerofen iſt eine
geeignete. Noch heiß werden ſie mit einem Meſſerchen durch-
geſchnitten und nachdem ſie kalt geworden ſind, von einander
gebrochen. Zum Guß läutert man Zucker, läßt ihn kochen,
bis er Faden zieht und beſtreicht die Kuchen damit.
165. Braune Lebkuchen.
Zwei Pfund Mehl, 1 Pfund Zucker, ½ Pfund fein ge-
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Die Erstausgabe erschien 1845 bei Rackhorst in Os… [mehr]
Die Erstausgabe erschien 1845 bei Rackhorst in Osnabrück u.d.T. "Zuverlässige und selbstgeprüfte Recepte der gewöhnlichen und feineren Küche. […]". In der der Bayerischen Staatsbibliothek München, der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz sowie der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg in Frankfurt am Main konnte kein sicherer Nachweis auf ein verfügbares Exemplar der Erstausgabe ermittelt werden. Daher wurde für das DTA die 4., vermehrte u. verbesserte Auflage aus der Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz zur Digitalisierung herangezogen.
Davidis, Henriette: Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche. 4. Aufl. Bielefeld, 1849, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/davidis_kochbuch_1849/370>, abgerufen am 01.03.2025.
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