Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Davidis, Henriette: Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche. 4. Aufl. Bielefeld, 1849.

Bild:
<< vorherige Seite

Fleischspeisen aller Art.
Zwiebeln und saure Sahne hinzu und rührt dies über Feuer
zu einer nicht zu steifen Farce. Damit werden frische Vier-
pfennigs-Semmeln oder Milchbrödchen gefüllt und wie im
Vorhergehenden gesagt worden, gebacken.




I. Fleischspeisen aller Art.



1. Allgemeine Regeln bei der Zubereitung des Fleisches.

Das Ochsen- oder Rindfleisch zu jedem Gebrauch muß im
Sommer wenigstens 1--2 Tage, im Winter 3--4 Tage alt
sein, wenn es recht gut zubereitet werden soll; Kalbfleisch ent-
wickelt sich schneller; nur zu Suppenklößen und Farcen nimmt
man es gern frisch. Man muß das Fleisch nur so viel wa-
schen, als es die Reinlichkeit erfordert, nicht in Wasser legen,
weil dasselbe dadurch zu viel Kraft verliert. Alles rohe Fleisch,
welches gekocht wird, setze man mit kaltem Wasser zu Feuer;
zu dem frischen Fleisch gebe man gleich das gehörige Salz,
nehme den Schaum sorgfältig ab, und lasse es zugedeckt we-
der zu langsam, noch zu stark kochen; wie lange, dies muß
das Alter des Fleisches, sowie die Größe des Stückes bestim-
men; doch kann man sich ungefähr nach folgender Angabe
richten: Frisches Ochsen- oder Rindfleisch 3--3 1/2 Stunden,
geräuchertes Rindfleisch oder geräucherter Schinken 4 Stunden
(Beides muß man Abends vorher in Wasser legen), Pöckel-
fleisch, wenn es ein großes Stück ist, auch etwa 4 Stunden,
Kalbfleisch 1 1/2 -- 2 Stunden, Hammelfleisch 3 Stunden, ein
Huhn 3--4 Stunden, junge Hühner 1 Stunde, ein Schweins-
oder Kalbskopf und Fleisch von Wild ungefähr 2 1/2 Stunden,
ein wilder Schweinskopf oft 5--6 Stunden.

Bei den Braten wird man zwar genau die Zubereitungs-
weise finden, indeß bemerke ich im Allgemeinen, daß sich solche
besonders auszeichnen, wenn sie in irdenen Bratpfannen ge-
braten, recht häufig begossen und nicht länger gebraten wer-
den, als zum Gahrwerden nöthig ist. Zu weich gebratenem

Fleiſchſpeiſen aller Art.
Zwiebeln und ſaure Sahne hinzu und rührt dies über Feuer
zu einer nicht zu ſteifen Farce. Damit werden friſche Vier-
pfennigs-Semmeln oder Milchbrödchen gefüllt und wie im
Vorhergehenden geſagt worden, gebacken.




I. Fleiſchſpeiſen aller Art.



1. Allgemeine Regeln bei der Zubereitung des Fleiſches.

Das Ochſen- oder Rindfleiſch zu jedem Gebrauch muß im
Sommer wenigſtens 1—2 Tage, im Winter 3—4 Tage alt
ſein, wenn es recht gut zubereitet werden ſoll; Kalbfleiſch ent-
wickelt ſich ſchneller; nur zu Suppenklößen und Farcen nimmt
man es gern friſch. Man muß das Fleiſch nur ſo viel wa-
ſchen, als es die Reinlichkeit erfordert, nicht in Waſſer legen,
weil daſſelbe dadurch zu viel Kraft verliert. Alles rohe Fleiſch,
welches gekocht wird, ſetze man mit kaltem Waſſer zu Feuer;
zu dem friſchen Fleiſch gebe man gleich das gehörige Salz,
nehme den Schaum ſorgfältig ab, und laſſe es zugedeckt we-
der zu langſam, noch zu ſtark kochen; wie lange, dies muß
das Alter des Fleiſches, ſowie die Größe des Stückes beſtim-
men; doch kann man ſich ungefähr nach folgender Angabe
richten: Friſches Ochſen- oder Rindfleiſch 3—3 ½ Stunden,
geräuchertes Rindfleiſch oder geräucherter Schinken 4 Stunden
(Beides muß man Abends vorher in Waſſer legen), Pöckel-
fleiſch, wenn es ein großes Stück iſt, auch etwa 4 Stunden,
Kalbfleiſch 1 ½ — 2 Stunden, Hammelfleiſch 3 Stunden, ein
Huhn 3—4 Stunden, junge Hühner 1 Stunde, ein Schweins-
oder Kalbskopf und Fleiſch von Wild ungefähr 2 ½ Stunden,
ein wilder Schweinskopf oft 5—6 Stunden.

Bei den Braten wird man zwar genau die Zubereitungs-
weiſe finden, indeß bemerke ich im Allgemeinen, daß ſich ſolche
beſonders auszeichnen, wenn ſie in irdenen Bratpfannen ge-
braten, recht häufig begoſſen und nicht länger gebraten wer-
den, als zum Gahrwerden nöthig iſt. Zu weich gebratenem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0210" n="172"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Flei&#x017F;ch&#x017F;pei&#x017F;en aller Art</hi>.</fw><lb/>
Zwiebeln und &#x017F;aure Sahne hinzu und rührt dies über Feuer<lb/>
zu einer nicht zu &#x017F;teifen Farce. Damit werden fri&#x017F;che Vier-<lb/>
pfennigs-Semmeln oder Milchbrödchen gefüllt und wie im<lb/>
Vorhergehenden ge&#x017F;agt worden, gebacken.</p>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">I.</hi> Flei&#x017F;ch&#x017F;pei&#x017F;en aller Art.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head>1. Allgemeine Regeln bei der Zubereitung des Flei&#x017F;ches.</head><lb/>
          <p>Das Och&#x017F;en- oder Rindflei&#x017F;ch zu jedem Gebrauch muß im<lb/>
Sommer wenig&#x017F;tens 1&#x2014;2 Tage, im Winter 3&#x2014;4 Tage alt<lb/>
&#x017F;ein, wenn es recht gut zubereitet werden &#x017F;oll; Kalbflei&#x017F;ch ent-<lb/>
wickelt &#x017F;ich &#x017F;chneller; nur zu Suppenklößen und Farcen nimmt<lb/>
man es gern fri&#x017F;ch. Man muß das Flei&#x017F;ch nur &#x017F;o viel wa-<lb/>
&#x017F;chen, als es die Reinlichkeit erfordert, nicht in Wa&#x017F;&#x017F;er legen,<lb/>
weil da&#x017F;&#x017F;elbe dadurch zu viel Kraft verliert. Alles rohe Flei&#x017F;ch,<lb/>
welches gekocht wird, &#x017F;etze man mit kaltem Wa&#x017F;&#x017F;er zu Feuer;<lb/>
zu dem fri&#x017F;chen Flei&#x017F;ch gebe man gleich das gehörige Salz,<lb/>
nehme den Schaum &#x017F;orgfältig ab, und la&#x017F;&#x017F;e es zugedeckt we-<lb/>
der zu lang&#x017F;am, noch zu &#x017F;tark kochen; <hi rendition="#g">wie</hi> lange, dies muß<lb/>
das Alter des Flei&#x017F;ches, &#x017F;owie die Größe des Stückes be&#x017F;tim-<lb/>
men; doch kann man &#x017F;ich ungefähr nach folgender Angabe<lb/>
richten: Fri&#x017F;ches Och&#x017F;en- oder Rindflei&#x017F;ch 3&#x2014;3 ½ Stunden,<lb/>
geräuchertes Rindflei&#x017F;ch oder geräucherter Schinken 4 Stunden<lb/>
(Beides muß man Abends vorher in Wa&#x017F;&#x017F;er legen), Pöckel-<lb/>
flei&#x017F;ch, wenn es ein großes Stück i&#x017F;t, auch etwa 4 Stunden,<lb/>
Kalbflei&#x017F;ch 1 ½ &#x2014; 2 Stunden, Hammelflei&#x017F;ch 3 Stunden, ein<lb/>
Huhn 3&#x2014;4 Stunden, junge Hühner 1 Stunde, ein Schweins-<lb/>
oder Kalbskopf und Flei&#x017F;ch von Wild ungefähr 2 ½ Stunden,<lb/>
ein wilder Schweinskopf oft 5&#x2014;6 Stunden.</p><lb/>
          <p>Bei den Braten wird man zwar genau die Zubereitungs-<lb/>
wei&#x017F;e finden, indeß bemerke ich im Allgemeinen, daß &#x017F;ich &#x017F;olche<lb/>
be&#x017F;onders auszeichnen, wenn &#x017F;ie in irdenen Bratpfannen ge-<lb/>
braten, recht häufig bego&#x017F;&#x017F;en und nicht länger gebraten wer-<lb/>
den, als zum Gahrwerden nöthig i&#x017F;t. Zu weich gebratenem<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[172/0210] Fleiſchſpeiſen aller Art. Zwiebeln und ſaure Sahne hinzu und rührt dies über Feuer zu einer nicht zu ſteifen Farce. Damit werden friſche Vier- pfennigs-Semmeln oder Milchbrödchen gefüllt und wie im Vorhergehenden geſagt worden, gebacken. I. Fleiſchſpeiſen aller Art. 1. Allgemeine Regeln bei der Zubereitung des Fleiſches. Das Ochſen- oder Rindfleiſch zu jedem Gebrauch muß im Sommer wenigſtens 1—2 Tage, im Winter 3—4 Tage alt ſein, wenn es recht gut zubereitet werden ſoll; Kalbfleiſch ent- wickelt ſich ſchneller; nur zu Suppenklößen und Farcen nimmt man es gern friſch. Man muß das Fleiſch nur ſo viel wa- ſchen, als es die Reinlichkeit erfordert, nicht in Waſſer legen, weil daſſelbe dadurch zu viel Kraft verliert. Alles rohe Fleiſch, welches gekocht wird, ſetze man mit kaltem Waſſer zu Feuer; zu dem friſchen Fleiſch gebe man gleich das gehörige Salz, nehme den Schaum ſorgfältig ab, und laſſe es zugedeckt we- der zu langſam, noch zu ſtark kochen; wie lange, dies muß das Alter des Fleiſches, ſowie die Größe des Stückes beſtim- men; doch kann man ſich ungefähr nach folgender Angabe richten: Friſches Ochſen- oder Rindfleiſch 3—3 ½ Stunden, geräuchertes Rindfleiſch oder geräucherter Schinken 4 Stunden (Beides muß man Abends vorher in Waſſer legen), Pöckel- fleiſch, wenn es ein großes Stück iſt, auch etwa 4 Stunden, Kalbfleiſch 1 ½ — 2 Stunden, Hammelfleiſch 3 Stunden, ein Huhn 3—4 Stunden, junge Hühner 1 Stunde, ein Schweins- oder Kalbskopf und Fleiſch von Wild ungefähr 2 ½ Stunden, ein wilder Schweinskopf oft 5—6 Stunden. Bei den Braten wird man zwar genau die Zubereitungs- weiſe finden, indeß bemerke ich im Allgemeinen, daß ſich ſolche beſonders auszeichnen, wenn ſie in irdenen Bratpfannen ge- braten, recht häufig begoſſen und nicht länger gebraten wer- den, als zum Gahrwerden nöthig iſt. Zu weich gebratenem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Erstausgabe erschien 1845 bei Rackhorst in Os… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/davidis_kochbuch_1849
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/davidis_kochbuch_1849/210
Zitationshilfe: Davidis, Henriette: Praktisches Kochbuch für die gewöhnliche und feinere Küche. 4. Aufl. Bielefeld, 1849, S. 172. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/davidis_kochbuch_1849/210>, abgerufen am 21.11.2024.