Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Cameralwissensch. 2. Cap. von den
benennen, was sich in Jhnen vorzüglich würksam bewei-
set. Jn allen Erdgewächsen ist der elementarische Saft
mit den wesentlich würksamen Dingen der Natur ver-
mischt. Doch aber finden wir in dieser Vermischung
einen merklichen Unterschied, indem bey einigen das
Acidum, bey andern das Alkali wiederum bey andern
das Oel und so ferner einen Vorzug hat. Wir folgen
demnach der Gewohnheit, wenn wir von dieser Beschaffen-
heit Gelegenheit nehmen, die Erdgewächse in verschiede-
ne Arten zu vertheilen, nemlich in acideuse, alkalische,
öhligte, wäßerige und so ferner. Z. E. Bey nahe alle
Hülsenfrüchte sind öhligt und alkalisch. Das Graß ist
bald wäßerigt, bald acideus, bald öhligt. Unter dem
gewöhnlichen Geträide ist das Korn und der Weitzen
mehr acideus als die Gärste, und diese mehr öhligt als
der Haffer. Die Wurzeln sind mehrentheils wäßerigt,
oder öhligt, oder alkalisch. Das Kraut ist insgemein
öhligt und alkalisch. Und s. f.

Anmerkung. Diese Eigenschaft der Erdgewächse
kan theils aus der Scheidung, theils aus dem, was sie
würken, geschlossen werden.

§. 48.
Diese Ein-
theilung ist
mit in der
Beschaffen-
heit des Saa-
mens ge-
gründet.

Alle Erdgewächse werden aus einem Saamen gezeu-
get. Dieser ist aus verschiedenen Gefäßen Zusammen-
gesetzet, welche die wesentlich würkenden Dinge, und den
elementarischen Saft an sich ziehen, und in einer gewissen
Ordnung reinigen und coaguliren (§. 38. folg.). Wir
haben demnach einen Grund zu schlüßen, daß die wesent-
liche Beschaffenheit der Erdgewächse von der wesentlichen
Beschaffenheit des Saamens abhanget. Das ist, wir
können die Saamen in acideuse, öhligte, alkalische und
wäßerige eintheilen.

Anmerkung. Es kan uns ein Einwurf von dem
Graße gemacht werden. Dieß ist, wenn es im Wasser ste-
het, sauer, da es im Gegentheil, wenn es in einem

trocke-

Der Cameralwiſſenſch. 2. Cap. von den
benennen, was ſich in Jhnen vorzuͤglich wuͤrkſam bewei-
ſet. Jn allen Erdgewaͤchſen iſt der elementariſche Saft
mit den weſentlich wuͤrkſamen Dingen der Natur ver-
miſcht. Doch aber finden wir in dieſer Vermiſchung
einen merklichen Unterſchied, indem bey einigen das
Acidum, bey andern das Alkali wiederum bey andern
das Oel und ſo ferner einen Vorzug hat. Wir folgen
demnach der Gewohnheit, wenn wir von dieſer Beſchaffen-
heit Gelegenheit nehmen, die Erdgewaͤchſe in verſchiede-
ne Arten zu vertheilen, nemlich in acideuſe, alkaliſche,
oͤhligte, waͤßerige und ſo ferner. Z. E. Bey nahe alle
Huͤlſenfruͤchte ſind oͤhligt und alkaliſch. Das Graß iſt
bald waͤßerigt, bald acideus, bald oͤhligt. Unter dem
gewoͤhnlichen Getraͤide iſt das Korn und der Weitzen
mehr acideus als die Gaͤrſte, und dieſe mehr oͤhligt als
der Haffer. Die Wurzeln ſind mehrentheils waͤßerigt,
oder oͤhligt, oder alkaliſch. Das Kraut iſt insgemein
oͤhligt und alkaliſch. Und ſ. f.

Anmerkung. Dieſe Eigenſchaft der Erdgewaͤchſe
kan theils aus der Scheidung, theils aus dem, was ſie
wuͤrken, geſchloſſen werden.

§. 48.
Dieſe Ein-
theilung iſt
mit in der
Beſchaffen-
heit des Saa-
mens ge-
gruͤndet.

Alle Erdgewaͤchſe werden aus einem Saamen gezeu-
get. Dieſer iſt aus verſchiedenen Gefaͤßen Zuſammen-
geſetzet, welche die weſentlich wuͤrkenden Dinge, und den
elementariſchen Saft an ſich ziehen, und in einer gewiſſen
Ordnung reinigen und coaguliren (§. 38. folg.). Wir
haben demnach einen Grund zu ſchluͤßen, daß die weſent-
liche Beſchaffenheit der Erdgewaͤchſe von der weſentlichen
Beſchaffenheit des Saamens abhanget. Das iſt, wir
koͤnnen die Saamen in acideuſe, oͤhligte, alkaliſche und
waͤßerige eintheilen.

Anmerkung. Es kan uns ein Einwurf von dem
Graße gemacht werden. Dieß iſt, wenn es im Waſſer ſte-
het, ſauer, da es im Gegentheil, wenn es in einem

trocke-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0082" n="62"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Cameralwi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;ch. 2. Cap. von den</hi></fw><lb/>
benennen, was &#x017F;ich in Jhnen vorzu&#x0364;glich wu&#x0364;rk&#x017F;am bewei-<lb/>
&#x017F;et. Jn allen Erdgewa&#x0364;ch&#x017F;en i&#x017F;t der elementari&#x017F;che Saft<lb/>
mit den we&#x017F;entlich wu&#x0364;rk&#x017F;amen Dingen der Natur ver-<lb/>
mi&#x017F;cht. Doch aber finden wir in die&#x017F;er Vermi&#x017F;chung<lb/>
einen merklichen Unter&#x017F;chied, indem bey einigen das<lb/>
Acidum, bey andern das Alkali wiederum bey andern<lb/>
das Oel und &#x017F;o ferner einen Vorzug hat. Wir folgen<lb/>
demnach der Gewohnheit, wenn wir von die&#x017F;er Be&#x017F;chaffen-<lb/>
heit Gelegenheit nehmen, die Erdgewa&#x0364;ch&#x017F;e in ver&#x017F;chiede-<lb/>
ne Arten zu vertheilen, nemlich in acideu&#x017F;e, alkali&#x017F;che,<lb/>
o&#x0364;hligte, wa&#x0364;ßerige und &#x017F;o ferner. Z. E. Bey nahe alle<lb/>
Hu&#x0364;l&#x017F;enfru&#x0364;chte &#x017F;ind o&#x0364;hligt und alkali&#x017F;ch. Das Graß i&#x017F;t<lb/>
bald wa&#x0364;ßerigt, bald acideus, bald o&#x0364;hligt. Unter dem<lb/>
gewo&#x0364;hnlichen Getra&#x0364;ide i&#x017F;t das Korn und der Weitzen<lb/>
mehr acideus als die Ga&#x0364;r&#x017F;te, und die&#x017F;e mehr o&#x0364;hligt als<lb/>
der Haffer. Die Wurzeln &#x017F;ind mehrentheils wa&#x0364;ßerigt,<lb/>
oder o&#x0364;hligt, oder alkali&#x017F;ch. Das Kraut i&#x017F;t insgemein<lb/>
o&#x0364;hligt und alkali&#x017F;ch. Und &#x017F;. f.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Anmerkung.</hi> Die&#x017F;e Eigen&#x017F;chaft der Erdgewa&#x0364;ch&#x017F;e<lb/>
kan theils aus der Scheidung, theils aus dem, was &#x017F;ie<lb/>
wu&#x0364;rken, ge&#x017F;chlo&#x017F;&#x017F;en werden.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 48.</head><lb/>
              <note place="left">Die&#x017F;e Ein-<lb/>
theilung i&#x017F;t<lb/>
mit in der<lb/>
Be&#x017F;chaffen-<lb/>
heit des Saa-<lb/>
mens ge-<lb/>
gru&#x0364;ndet.</note>
              <p>Alle Erdgewa&#x0364;ch&#x017F;e werden aus einem Saamen gezeu-<lb/>
get. Die&#x017F;er i&#x017F;t aus ver&#x017F;chiedenen Gefa&#x0364;ßen Zu&#x017F;ammen-<lb/>
ge&#x017F;etzet, welche die we&#x017F;entlich wu&#x0364;rkenden Dinge, und den<lb/>
elementari&#x017F;chen Saft an &#x017F;ich ziehen, und in einer gewi&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Ordnung reinigen und coaguliren (§. 38. folg.). Wir<lb/>
haben demnach einen Grund zu &#x017F;chlu&#x0364;ßen, daß die we&#x017F;ent-<lb/>
liche Be&#x017F;chaffenheit der Erdgewa&#x0364;ch&#x017F;e von der we&#x017F;entlichen<lb/>
Be&#x017F;chaffenheit des Saamens abhanget. Das i&#x017F;t, wir<lb/>
ko&#x0364;nnen die Saamen in acideu&#x017F;e, o&#x0364;hligte, alkali&#x017F;che und<lb/>
wa&#x0364;ßerige eintheilen.</p><lb/>
              <p><hi rendition="#fr">Anmerkung.</hi> Es kan uns ein Einwurf von dem<lb/>
Graße gemacht werden. Dieß i&#x017F;t, wenn es im Wa&#x017F;&#x017F;er &#x017F;te-<lb/>
het, &#x017F;auer, da es im Gegentheil, wenn es in einem<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">trocke-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[62/0082] Der Cameralwiſſenſch. 2. Cap. von den benennen, was ſich in Jhnen vorzuͤglich wuͤrkſam bewei- ſet. Jn allen Erdgewaͤchſen iſt der elementariſche Saft mit den weſentlich wuͤrkſamen Dingen der Natur ver- miſcht. Doch aber finden wir in dieſer Vermiſchung einen merklichen Unterſchied, indem bey einigen das Acidum, bey andern das Alkali wiederum bey andern das Oel und ſo ferner einen Vorzug hat. Wir folgen demnach der Gewohnheit, wenn wir von dieſer Beſchaffen- heit Gelegenheit nehmen, die Erdgewaͤchſe in verſchiede- ne Arten zu vertheilen, nemlich in acideuſe, alkaliſche, oͤhligte, waͤßerige und ſo ferner. Z. E. Bey nahe alle Huͤlſenfruͤchte ſind oͤhligt und alkaliſch. Das Graß iſt bald waͤßerigt, bald acideus, bald oͤhligt. Unter dem gewoͤhnlichen Getraͤide iſt das Korn und der Weitzen mehr acideus als die Gaͤrſte, und dieſe mehr oͤhligt als der Haffer. Die Wurzeln ſind mehrentheils waͤßerigt, oder oͤhligt, oder alkaliſch. Das Kraut iſt insgemein oͤhligt und alkaliſch. Und ſ. f. Anmerkung. Dieſe Eigenſchaft der Erdgewaͤchſe kan theils aus der Scheidung, theils aus dem, was ſie wuͤrken, geſchloſſen werden. §. 48. Alle Erdgewaͤchſe werden aus einem Saamen gezeu- get. Dieſer iſt aus verſchiedenen Gefaͤßen Zuſammen- geſetzet, welche die weſentlich wuͤrkenden Dinge, und den elementariſchen Saft an ſich ziehen, und in einer gewiſſen Ordnung reinigen und coaguliren (§. 38. folg.). Wir haben demnach einen Grund zu ſchluͤßen, daß die weſent- liche Beſchaffenheit der Erdgewaͤchſe von der weſentlichen Beſchaffenheit des Saamens abhanget. Das iſt, wir koͤnnen die Saamen in acideuſe, oͤhligte, alkaliſche und waͤßerige eintheilen. Anmerkung. Es kan uns ein Einwurf von dem Graße gemacht werden. Dieß iſt, wenn es im Waſſer ſte- het, ſauer, da es im Gegentheil, wenn es in einem trocke-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/82
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/82>, abgerufen am 13.11.2024.