Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Des Cammer-Wesens 1. Abschnitt, von den
fahrung lehret, und man wird auch aus diesem Be-
wegungs-Gründe nehmen, mit uns in diesem Stükke
einstimmig zu werden. Was wir an dem Ende
der Anmerk. des §. 4. erinnert haben, das kann
auch hier wiederholet werden.

§. 6.
Einschrän-
kung des an-
dern ge-
wöhnlichen
Mittels.

Das andere Mittel, was zu dieser Absicht insgemein
vorgeschlagen wird, gehet auf die Gewerke und Fabri-
quen. Man giebt dem Fürsten den Rath dergleichen
anzulegen, und aus dem, was damit gewonnen wird,
ein Capital zu machen, was alsdenn ein Chatoul-Gut.
Der Vorschlag ist reitzend, allein der Erfolg ist nicht
allemahl nach Wunsch. Wie viele Fürsten sind in der
Welt, die hiedurch ihre Absicht erreichet haben. Vie-
le haben durch diesen Weg ihre Chatoul-Güther merk-
lich vermindert. Dieß ist genug, zu beweisen, daß
auch bey diesem Stükke mehrere Behutsamkeit anzu-
wenden sey, als insgemein geglaubt wird. Der Un-
terthan siehet diese Dinge als Mittel an, sich reichlich
zu ernähren, und seine Güther nuzbarer zu machen.
Er giebt einen Theil von seinem Fleiße alsdenn dem
Staate mit Vergnügen. Was folget, wenn wir das-
jenige entwikkeln, was in diesen Gedanken verborgen
lieget? Gewerke und Fabriquen, die ein Fürst anleget,
werden nicht leicht den Flor des Handels befördern,
woferne diese auch nur in einigen Stükken einige Hin-
dernisse in den Nahrungs-Geschäften der Unterthanen
setzen sollten. Jst es nun eine Wahrheit, daß Ge-
werke und Fabriquen wenigen Nutzen bringen, wenn
sie nicht den Flor des Handels würken, so muß auch
dieß eine Wahrheit seyn, daß die Staats-Klugheit es
nicht allemahl erlaube, den Fürsten Vorschläge von die-
ser Art zu machen. Hierzu kommt noch dieß, daß die
Erlangung der Chatoul-Güther mehr schädlich als nüz-
lich sey, wenn hiedurch das Capital der fürstlichen Ein-
künfte sollte geschwächet werden (§. 365. der Policey).

§. 7.

Des Cammer-Weſens 1. Abſchnitt, von den
fahrung lehret, und man wird auch aus dieſem Be-
wegungs-Gruͤnde nehmen, mit uns in dieſem Stuͤkke
einſtimmig zu werden. Was wir an dem Ende
der Anmerk. des §. 4. erinnert haben, das kann
auch hier wiederholet werden.

§. 6.
Einſchraͤn-
kung des an-
dern ge-
woͤhnlichen
Mittels.

Das andere Mittel, was zu dieſer Abſicht insgemein
vorgeſchlagen wird, gehet auf die Gewerke und Fabri-
quen. Man giebt dem Fuͤrſten den Rath dergleichen
anzulegen, und aus dem, was damit gewonnen wird,
ein Capital zu machen, was alsdenn ein Chatoul-Gut.
Der Vorſchlag iſt reitzend, allein der Erfolg iſt nicht
allemahl nach Wunſch. Wie viele Fuͤrſten ſind in der
Welt, die hiedurch ihre Abſicht erreichet haben. Vie-
le haben durch dieſen Weg ihre Chatoul-Guͤther merk-
lich vermindert. Dieß iſt genug, zu beweiſen, daß
auch bey dieſem Stuͤkke mehrere Behutſamkeit anzu-
wenden ſey, als insgemein geglaubt wird. Der Un-
terthan ſiehet dieſe Dinge als Mittel an, ſich reichlich
zu ernaͤhren, und ſeine Guͤther nuzbarer zu machen.
Er giebt einen Theil von ſeinem Fleiße alsdenn dem
Staate mit Vergnuͤgen. Was folget, wenn wir das-
jenige entwikkeln, was in dieſen Gedanken verborgen
lieget? Gewerke und Fabriquen, die ein Fuͤrſt anleget,
werden nicht leicht den Flor des Handels befoͤrdern,
woferne dieſe auch nur in einigen Stuͤkken einige Hin-
derniſſe in den Nahrungs-Geſchaͤften der Unterthanen
ſetzen ſollten. Jſt es nun eine Wahrheit, daß Ge-
werke und Fabriquen wenigen Nutzen bringen, wenn
ſie nicht den Flor des Handels wuͤrken, ſo muß auch
dieß eine Wahrheit ſeyn, daß die Staats-Klugheit es
nicht allemahl erlaube, den Fuͤrſten Vorſchlaͤge von die-
ſer Art zu machen. Hierzu kommt noch dieß, daß die
Erlangung der Chatoul-Guͤther mehr ſchaͤdlich als nuͤz-
lich ſey, wenn hiedurch das Capital der fuͤrſtlichen Ein-
kuͤnfte ſollte geſchwaͤchet werden (§. 365. der Policey).

§. 7.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0580" n="560"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Des Cammer-We&#x017F;ens 1. Ab&#x017F;chnitt, von den</hi></fw><lb/>
fahrung lehret, und man wird auch aus die&#x017F;em Be-<lb/>
wegungs-Gru&#x0364;nde nehmen, mit uns in die&#x017F;em Stu&#x0364;kke<lb/>
ein&#x017F;timmig zu werden. Was wir an dem Ende<lb/>
der Anmerk. des §. 4. erinnert haben, das kann<lb/>
auch hier wiederholet werden.</p>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head>§. 6.</head><lb/>
            <note place="left">Ein&#x017F;chra&#x0364;n-<lb/>
kung des an-<lb/>
dern ge-<lb/>
wo&#x0364;hnlichen<lb/>
Mittels.</note>
            <p>Das andere Mittel, was zu die&#x017F;er Ab&#x017F;icht insgemein<lb/>
vorge&#x017F;chlagen wird, gehet auf die Gewerke und Fabri-<lb/>
quen. Man giebt dem Fu&#x0364;r&#x017F;ten den Rath dergleichen<lb/>
anzulegen, und aus dem, was damit gewonnen wird,<lb/>
ein Capital zu machen, was alsdenn ein Chatoul-Gut.<lb/>
Der Vor&#x017F;chlag i&#x017F;t reitzend, allein der Erfolg i&#x017F;t nicht<lb/>
allemahl nach Wun&#x017F;ch. Wie viele Fu&#x0364;r&#x017F;ten &#x017F;ind in der<lb/>
Welt, die hiedurch ihre Ab&#x017F;icht erreichet haben. Vie-<lb/>
le haben durch die&#x017F;en Weg ihre Chatoul-Gu&#x0364;ther merk-<lb/>
lich vermindert. Dieß i&#x017F;t genug, zu bewei&#x017F;en, daß<lb/>
auch bey die&#x017F;em Stu&#x0364;kke mehrere Behut&#x017F;amkeit anzu-<lb/>
wenden &#x017F;ey, als insgemein geglaubt wird. Der Un-<lb/>
terthan &#x017F;iehet die&#x017F;e Dinge als Mittel an, &#x017F;ich reichlich<lb/>
zu erna&#x0364;hren, und &#x017F;eine Gu&#x0364;ther nuzbarer zu machen.<lb/>
Er giebt einen Theil von &#x017F;einem Fleiße alsdenn dem<lb/>
Staate mit Vergnu&#x0364;gen. Was folget, wenn wir das-<lb/>
jenige entwikkeln, was in die&#x017F;en Gedanken verborgen<lb/>
lieget? Gewerke und Fabriquen, die ein Fu&#x0364;r&#x017F;t anleget,<lb/>
werden nicht leicht den Flor des Handels befo&#x0364;rdern,<lb/>
woferne die&#x017F;e auch nur in einigen Stu&#x0364;kken einige Hin-<lb/>
derni&#x017F;&#x017F;e in den Nahrungs-Ge&#x017F;cha&#x0364;ften der Unterthanen<lb/>
&#x017F;etzen &#x017F;ollten. J&#x017F;t es nun eine Wahrheit, daß Ge-<lb/>
werke und Fabriquen wenigen Nutzen bringen, wenn<lb/>
&#x017F;ie nicht den Flor des Handels wu&#x0364;rken, &#x017F;o muß auch<lb/>
dieß eine Wahrheit &#x017F;eyn, daß die Staats-Klugheit es<lb/>
nicht allemahl erlaube, den Fu&#x0364;r&#x017F;ten Vor&#x017F;chla&#x0364;ge von die-<lb/>
&#x017F;er Art zu machen. Hierzu kommt noch dieß, daß die<lb/>
Erlangung der Chatoul-Gu&#x0364;ther mehr &#x017F;cha&#x0364;dlich als nu&#x0364;z-<lb/>
lich &#x017F;ey, wenn hiedurch das Capital der fu&#x0364;r&#x017F;tlichen Ein-<lb/>
ku&#x0364;nfte &#x017F;ollte ge&#x017F;chwa&#x0364;chet werden (§. 365. der Policey).</p>
          </div><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch">§. 7.</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[560/0580] Des Cammer-Weſens 1. Abſchnitt, von den fahrung lehret, und man wird auch aus dieſem Be- wegungs-Gruͤnde nehmen, mit uns in dieſem Stuͤkke einſtimmig zu werden. Was wir an dem Ende der Anmerk. des §. 4. erinnert haben, das kann auch hier wiederholet werden. §. 6. Das andere Mittel, was zu dieſer Abſicht insgemein vorgeſchlagen wird, gehet auf die Gewerke und Fabri- quen. Man giebt dem Fuͤrſten den Rath dergleichen anzulegen, und aus dem, was damit gewonnen wird, ein Capital zu machen, was alsdenn ein Chatoul-Gut. Der Vorſchlag iſt reitzend, allein der Erfolg iſt nicht allemahl nach Wunſch. Wie viele Fuͤrſten ſind in der Welt, die hiedurch ihre Abſicht erreichet haben. Vie- le haben durch dieſen Weg ihre Chatoul-Guͤther merk- lich vermindert. Dieß iſt genug, zu beweiſen, daß auch bey dieſem Stuͤkke mehrere Behutſamkeit anzu- wenden ſey, als insgemein geglaubt wird. Der Un- terthan ſiehet dieſe Dinge als Mittel an, ſich reichlich zu ernaͤhren, und ſeine Guͤther nuzbarer zu machen. Er giebt einen Theil von ſeinem Fleiße alsdenn dem Staate mit Vergnuͤgen. Was folget, wenn wir das- jenige entwikkeln, was in dieſen Gedanken verborgen lieget? Gewerke und Fabriquen, die ein Fuͤrſt anleget, werden nicht leicht den Flor des Handels befoͤrdern, woferne dieſe auch nur in einigen Stuͤkken einige Hin- derniſſe in den Nahrungs-Geſchaͤften der Unterthanen ſetzen ſollten. Jſt es nun eine Wahrheit, daß Ge- werke und Fabriquen wenigen Nutzen bringen, wenn ſie nicht den Flor des Handels wuͤrken, ſo muß auch dieß eine Wahrheit ſeyn, daß die Staats-Klugheit es nicht allemahl erlaube, den Fuͤrſten Vorſchlaͤge von die- ſer Art zu machen. Hierzu kommt noch dieß, daß die Erlangung der Chatoul-Guͤther mehr ſchaͤdlich als nuͤz- lich ſey, wenn hiedurch das Capital der fuͤrſtlichen Ein- kuͤnfte ſollte geſchwaͤchet werden (§. 365. der Policey). §. 7.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/580
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 560. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/580>, abgerufen am 30.12.2024.