schikken muß, und keine besondere Bewegungs-Gründe hat, fremde Schulen zu erwehlen, der wird sich hiezu auch nicht leicht entschlüßen.
§. 85.
Sind diese Mittel genau angewendet worden, sound in An- sehung der Fremden. wird es hiedurch zugleich möglich, Fremde anzulokken, doch aber scheinet es, daß sie zu diesem Endzwekke noch nicht hinreichend sind. Hierzu kommt noch dieß, daß es nicht ohne Nutzen sey, wenn man einheimische Kinder zu gewissen Zeiten auf fremde Schulen schikken, und einheimische Schulen mit fremden Kindern besez- zen könne. Dieß macht eine Vermischung der Sitten, und dieß ist ein besonderer Vortheil, den wir von dem unterscheiden müssen, den wir bereits oben §. 70. an- gegeben haben. Die Klugheit macht zu dieser Absicht einen besondern Vorschlag. Sie macht von der Regel: daß in einem Staate zuerst für die Beförderung der Landes Kinder zu sorgen, bey den Schulen eine Aus- nahme. Sie glaubet, daß zur Anlokkung fremder Kinder, wenn nur die zuvor angegebenen Mittel genau sind beobachtet worden, nichts geschickter sey, als wenn die Lehrer in fremden Ländern eine Bekand- schaft haben.
§. 86.
So weit von dem Unterhalt der Lehrer. Die Poli-Versorgung der Familien. cey muß ferner auf die Versorgung ihrer Familien sehen (§. 82.). Wie findet man hiezu bequeme Mittel? Jch glaube nicht, daß ich irre, wenn ich die Anlage eines Wittwen-Fisci auch hier als ein Mittel ansehe, das bey Erreichung dieser Absicht einen nicht geringen Vorzug verdienet. Gesezt, eine Wittwe könnte jährlich nach des Mannes Absterben aus diesem 100. Thaler haben, so ist es in der That so gut, als wenn
ihr
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von der Einrichtung der Schulen.
ſchikken muß, und keine beſondere Bewegungs-Gruͤnde hat, fremde Schulen zu erwehlen, der wird ſich hiezu auch nicht leicht entſchluͤßen.
§. 85.
Sind dieſe Mittel genau angewendet worden, ſound in An- ſehung der Fremden. wird es hiedurch zugleich moͤglich, Fremde anzulokken, doch aber ſcheinet es, daß ſie zu dieſem Endzwekke noch nicht hinreichend ſind. Hierzu kommt noch dieß, daß es nicht ohne Nutzen ſey, wenn man einheimiſche Kinder zu gewiſſen Zeiten auf fremde Schulen ſchikken, und einheimiſche Schulen mit fremden Kindern beſez- zen koͤnne. Dieß macht eine Vermiſchung der Sitten, und dieß iſt ein beſonderer Vortheil, den wir von dem unterſcheiden muͤſſen, den wir bereits oben §. 70. an- gegeben haben. Die Klugheit macht zu dieſer Abſicht einen beſondern Vorſchlag. Sie macht von der Regel: daß in einem Staate zuerſt fuͤr die Befoͤrderung der Landes Kinder zu ſorgen, bey den Schulen eine Aus- nahme. Sie glaubet, daß zur Anlokkung fremder Kinder, wenn nur die zuvor angegebenen Mittel genau ſind beobachtet worden, nichts geſchickter ſey, als wenn die Lehrer in fremden Laͤndern eine Bekand- ſchaft haben.
§. 86.
So weit von dem Unterhalt der Lehrer. Die Poli-Verſorgung der Familien. cey muß ferner auf die Verſorgung ihrer Familien ſehen (§. 82.). Wie findet man hiezu bequeme Mittel? Jch glaube nicht, daß ich irre, wenn ich die Anlage eines Wittwen-Fiſci auch hier als ein Mittel anſehe, das bey Erreichung dieſer Abſicht einen nicht geringen Vorzug verdienet. Geſezt, eine Wittwe koͤnnte jaͤhrlich nach des Mannes Abſterben aus dieſem 100. Thaler haben, ſo iſt es in der That ſo gut, als wenn
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von der Einrichtung der Schulen.
ſchikken muß, und keine beſondere Bewegungs-Gruͤnde
hat, fremde Schulen zu erwehlen, der wird ſich hiezu
auch nicht leicht entſchluͤßen.
§. 85.
Sind dieſe Mittel genau angewendet worden, ſo
wird es hiedurch zugleich moͤglich, Fremde anzulokken,
doch aber ſcheinet es, daß ſie zu dieſem Endzwekke
noch nicht hinreichend ſind. Hierzu kommt noch dieß,
daß es nicht ohne Nutzen ſey, wenn man einheimiſche
Kinder zu gewiſſen Zeiten auf fremde Schulen ſchikken,
und einheimiſche Schulen mit fremden Kindern beſez-
zen koͤnne. Dieß macht eine Vermiſchung der Sitten,
und dieß iſt ein beſonderer Vortheil, den wir von dem
unterſcheiden muͤſſen, den wir bereits oben §. 70. an-
gegeben haben. Die Klugheit macht zu dieſer Abſicht
einen beſondern Vorſchlag. Sie macht von der Regel:
daß in einem Staate zuerſt fuͤr die Befoͤrderung der
Landes Kinder zu ſorgen, bey den Schulen eine Aus-
nahme. Sie glaubet, daß zur Anlokkung fremder
Kinder, wenn nur die zuvor angegebenen Mittel
genau ſind beobachtet worden, nichts geſchickter ſey,
als wenn die Lehrer in fremden Laͤndern eine Bekand-
ſchaft haben.
und in An-
ſehung der
Fremden.
§. 86.
So weit von dem Unterhalt der Lehrer. Die Poli-
cey muß ferner auf die Verſorgung ihrer Familien
ſehen (§. 82.). Wie findet man hiezu bequeme Mittel?
Jch glaube nicht, daß ich irre, wenn ich die Anlage eines
Wittwen-Fiſci auch hier als ein Mittel anſehe, das
bey Erreichung dieſer Abſicht einen nicht geringen
Vorzug verdienet. Geſezt, eine Wittwe koͤnnte
jaͤhrlich nach des Mannes Abſterben aus dieſem 100.
Thaler haben, ſo iſt es in der That ſo gut, als wenn
ihr
Verſorgung
der Familien.
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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/459>, abgerufen am 13.11.2024.
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