Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

von der Bevölkerung des Staats.
sicht zu erreichen, auch Comödien, Opern und derglei-
chen Dinge vorschlagen wollte? Sie werden sich ge-
wiß, wenn sie regelmäßig sind eingerichtet worden, in
diesem Stükke vorzüglich würksam beweisen. Denen,
welche mir moralische Gründe entgegen sezzen, will ich
nur dieß zu überlegen geben, daß regelmäßig eingerich-
tete Comödien nichts anders als Moralien, welche die
Thorheiten der Menschen auf eine angenehme Art lä-
cherlich vorstellen, und daher können sie außer jener
Absicht noch viel Gutes auch bey der Besserung der
Menschen würken. Und so ferner.

§. 53.

Die, welche mir aus den Gründen der Policey inEinem Ein-
wurfe wird
begegnet,

diesem Stükke widersprechen, unterstützen ihre Gegen-
meynung mit diesem Satze: Comödianten und der-
gleichen bringen vieles Geld ausser Land, und darum
sind sie der Policey zuwider. Mir scheinet dieser
Grund zu schwach zu seyn, das zu unterstützen, was
er unterstützen soll. Fürs erste: Es ist ja möglich,
daß der Staat Comödianten halten kann, welche Jnn-
wohner des Staats sind. Alsdenn fällt diese Be-
denklichkeit völlig weg. Fürs andere: Es ist zwar
eine angenommene Meynung: man muß alles ein-
schränken, was Geld aus dem Lande führet. Jch
habe aber noch keinen gehört oder gelesen, der diesen
Satz ohne Einschränkung bewiesen, und diese Ein-
schränkung bevestiget zugleich dieses, daß Comödianten
der Policey-Absicht nützlich seyn können, wenn sie auch
fremde sind. Wir wollen dieß genauer untersuchen.

§. 54.

Sollte wohl dieß eine allgemeine Wahrheit seyn,und eine ge-
wöhnliche
Lehre einge-
schränket.

daß die Policey gebiethe, alles einzuschränken, wodurch
das Geld aus dem Lande gebracht wird. Jch habe

diesen
D d 4

von der Bevoͤlkerung des Staats.
ſicht zu erreichen, auch Comoͤdien, Opern und derglei-
chen Dinge vorſchlagen wollte? Sie werden ſich ge-
wiß, wenn ſie regelmaͤßig ſind eingerichtet worden, in
dieſem Stuͤkke vorzuͤglich wuͤrkſam beweiſen. Denen,
welche mir moraliſche Gruͤnde entgegen ſezzen, will ich
nur dieß zu uͤberlegen geben, daß regelmaͤßig eingerich-
tete Comoͤdien nichts anders als Moralien, welche die
Thorheiten der Menſchen auf eine angenehme Art laͤ-
cherlich vorſtellen, und daher koͤnnen ſie außer jener
Abſicht noch viel Gutes auch bey der Beſſerung der
Menſchen wuͤrken. Und ſo ferner.

§. 53.

Die, welche mir aus den Gruͤnden der Policey inEinem Ein-
wurfe wird
begegnet,

dieſem Stuͤkke widerſprechen, unterſtuͤtzen ihre Gegen-
meynung mit dieſem Satze: Comoͤdianten und der-
gleichen bringen vieles Geld auſſer Land, und darum
ſind ſie der Policey zuwider. Mir ſcheinet dieſer
Grund zu ſchwach zu ſeyn, das zu unterſtuͤtzen, was
er unterſtuͤtzen ſoll. Fuͤrs erſte: Es iſt ja moͤglich,
daß der Staat Comoͤdianten halten kann, welche Jnn-
wohner des Staats ſind. Alsdenn faͤllt dieſe Be-
denklichkeit voͤllig weg. Fuͤrs andere: Es iſt zwar
eine angenommene Meynung: man muß alles ein-
ſchraͤnken, was Geld aus dem Lande fuͤhret. Jch
habe aber noch keinen gehoͤrt oder geleſen, der dieſen
Satz ohne Einſchraͤnkung bewieſen, und dieſe Ein-
ſchraͤnkung beveſtiget zugleich dieſes, daß Comoͤdianten
der Policey-Abſicht nuͤtzlich ſeyn koͤnnen, wenn ſie auch
fremde ſind. Wir wollen dieß genauer unterſuchen.

§. 54.

Sollte wohl dieß eine allgemeine Wahrheit ſeyn,und eine ge-
woͤhnliche
Lehre einge-
ſchraͤnket.

daß die Policey gebiethe, alles einzuſchraͤnken, wodurch
das Geld aus dem Lande gebracht wird. Jch habe

dieſen
D d 4
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0443" n="423"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von der Bevo&#x0364;lkerung des Staats.</hi></fw><lb/>
&#x017F;icht zu erreichen, auch Como&#x0364;dien, Opern und derglei-<lb/>
chen Dinge vor&#x017F;chlagen wollte? Sie werden &#x017F;ich ge-<lb/>
wiß, wenn &#x017F;ie regelma&#x0364;ßig &#x017F;ind eingerichtet worden, in<lb/>
die&#x017F;em Stu&#x0364;kke vorzu&#x0364;glich wu&#x0364;rk&#x017F;am bewei&#x017F;en. Denen,<lb/>
welche mir morali&#x017F;che Gru&#x0364;nde entgegen &#x017F;ezzen, will ich<lb/>
nur dieß zu u&#x0364;berlegen geben, daß regelma&#x0364;ßig eingerich-<lb/>
tete Como&#x0364;dien nichts anders als Moralien, welche die<lb/>
Thorheiten der Men&#x017F;chen auf eine angenehme Art la&#x0364;-<lb/>
cherlich vor&#x017F;tellen, und daher ko&#x0364;nnen &#x017F;ie außer jener<lb/>
Ab&#x017F;icht noch viel Gutes auch bey der Be&#x017F;&#x017F;erung der<lb/>
Men&#x017F;chen wu&#x0364;rken. Und &#x017F;o ferner.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 53.</head><lb/>
              <p>Die, welche mir aus den Gru&#x0364;nden der Policey in<note place="right">Einem Ein-<lb/>
wurfe wird<lb/>
begegnet,</note><lb/>
die&#x017F;em Stu&#x0364;kke wider&#x017F;prechen, unter&#x017F;tu&#x0364;tzen ihre Gegen-<lb/>
meynung mit die&#x017F;em Satze: Como&#x0364;dianten und der-<lb/>
gleichen bringen vieles Geld au&#x017F;&#x017F;er Land, und darum<lb/>
&#x017F;ind &#x017F;ie der Policey zuwider. Mir &#x017F;cheinet die&#x017F;er<lb/>
Grund zu &#x017F;chwach zu &#x017F;eyn, das zu unter&#x017F;tu&#x0364;tzen, was<lb/>
er unter&#x017F;tu&#x0364;tzen &#x017F;oll. <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rs er&#x017F;te:</hi> Es i&#x017F;t ja mo&#x0364;glich,<lb/>
daß der Staat Como&#x0364;dianten halten kann, welche Jnn-<lb/>
wohner des Staats &#x017F;ind. Alsdenn fa&#x0364;llt die&#x017F;e Be-<lb/>
denklichkeit vo&#x0364;llig weg. <hi rendition="#fr">Fu&#x0364;rs andere:</hi> Es i&#x017F;t zwar<lb/>
eine angenommene Meynung: man muß alles ein-<lb/>
&#x017F;chra&#x0364;nken, was Geld aus dem Lande fu&#x0364;hret. Jch<lb/>
habe aber noch keinen geho&#x0364;rt oder gele&#x017F;en, der die&#x017F;en<lb/>
Satz ohne Ein&#x017F;chra&#x0364;nkung bewie&#x017F;en, und die&#x017F;e Ein-<lb/>
&#x017F;chra&#x0364;nkung beve&#x017F;tiget zugleich die&#x017F;es, daß Como&#x0364;dianten<lb/>
der Policey-Ab&#x017F;icht nu&#x0364;tzlich &#x017F;eyn ko&#x0364;nnen, wenn &#x017F;ie auch<lb/>
fremde &#x017F;ind. Wir wollen dieß genauer unter&#x017F;uchen.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 54.</head><lb/>
              <p>Sollte wohl dieß eine allgemeine Wahrheit &#x017F;eyn,<note place="right">und eine ge-<lb/>
wo&#x0364;hnliche<lb/>
Lehre einge-<lb/>
&#x017F;chra&#x0364;nket.</note><lb/>
daß die Policey gebiethe, alles einzu&#x017F;chra&#x0364;nken, wodurch<lb/>
das Geld aus dem Lande gebracht wird. Jch habe<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">D d 4</fw><fw place="bottom" type="catch">die&#x017F;en</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[423/0443] von der Bevoͤlkerung des Staats. ſicht zu erreichen, auch Comoͤdien, Opern und derglei- chen Dinge vorſchlagen wollte? Sie werden ſich ge- wiß, wenn ſie regelmaͤßig ſind eingerichtet worden, in dieſem Stuͤkke vorzuͤglich wuͤrkſam beweiſen. Denen, welche mir moraliſche Gruͤnde entgegen ſezzen, will ich nur dieß zu uͤberlegen geben, daß regelmaͤßig eingerich- tete Comoͤdien nichts anders als Moralien, welche die Thorheiten der Menſchen auf eine angenehme Art laͤ- cherlich vorſtellen, und daher koͤnnen ſie außer jener Abſicht noch viel Gutes auch bey der Beſſerung der Menſchen wuͤrken. Und ſo ferner. §. 53. Die, welche mir aus den Gruͤnden der Policey in dieſem Stuͤkke widerſprechen, unterſtuͤtzen ihre Gegen- meynung mit dieſem Satze: Comoͤdianten und der- gleichen bringen vieles Geld auſſer Land, und darum ſind ſie der Policey zuwider. Mir ſcheinet dieſer Grund zu ſchwach zu ſeyn, das zu unterſtuͤtzen, was er unterſtuͤtzen ſoll. Fuͤrs erſte: Es iſt ja moͤglich, daß der Staat Comoͤdianten halten kann, welche Jnn- wohner des Staats ſind. Alsdenn faͤllt dieſe Be- denklichkeit voͤllig weg. Fuͤrs andere: Es iſt zwar eine angenommene Meynung: man muß alles ein- ſchraͤnken, was Geld aus dem Lande fuͤhret. Jch habe aber noch keinen gehoͤrt oder geleſen, der dieſen Satz ohne Einſchraͤnkung bewieſen, und dieſe Ein- ſchraͤnkung beveſtiget zugleich dieſes, daß Comoͤdianten der Policey-Abſicht nuͤtzlich ſeyn koͤnnen, wenn ſie auch fremde ſind. Wir wollen dieß genauer unterſuchen. Einem Ein- wurfe wird begegnet, §. 54. Sollte wohl dieß eine allgemeine Wahrheit ſeyn, daß die Policey gebiethe, alles einzuſchraͤnken, wodurch das Geld aus dem Lande gebracht wird. Jch habe dieſen und eine ge- woͤhnliche Lehre einge- ſchraͤnket. D d 4

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/443
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 423. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/443>, abgerufen am 30.12.2024.