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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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Der Stadt-Wirthschaft 2. Abschnitt
und auch nicht zu kalt seyn. Allein dieß ist nicht
genung. Wir haben hiebey noch auf zwey wichtige
Stükke zu sehen. Einmahl auf die Luft. Fürs
andere,
auf die Art in der Bewegung der Dünste.
Der Zugang der Luft ist eine von den nothwendigen
Bedingungen bey der Gährung. Folglich muß die-
ser Ort also angeleget werden, daß in ihm ein bestän-
diger Zugang reiner und gesunder Luft möglich ist.

§. 370.
Besonderer
Umstand.

Zu der Zeit, da die Säfte und Flüßigkeiten in
der Gährung stehen, dämpfen aus diesen dünne
Dünste, die uns nur noch aus ihren schädlichen
Würkungen bekannt sind. Sie sind so stark, daß
sie vermögend sind, einen Menschen zu tödten, wenn
er in einen verschlossenen Ort gehet, in welchem vie-
le gährende Säfte stehen. Werden diese Dünste
durch die Bewegung ins Bier zurück getrieben, so
bekommt man ein hitziges und herbes Bier, das sehr
leicht sauer wird. Es muß demnach der Ort zur
Gährung, wofern diese vollkommen glükken soll, also
angelegt werden, daß diese Dünste in die Höhe stei-
gen, und durch den Zug der Luft aus dem Orte kön-
nen weggetrieben werden.

§. 371.
4) Wie lan-
ge soll das
Bier gäh-
ren?

Wie lange soll das Bier gähren? Man muß die-
se Gährung hemmen, so bald man merket, daß das
Ausdämpfen der Dünste vermindert wird. Dieß ge-
schiehet insgemein alsdenn, wenn der Gescht auf der
Fläche des Biers anfängt sich zu brechen. Hemmet
man alsdenn diese Gährung nicht, so erfolget der an-
dere Grad der Gährung, und das Bier wird sauer.

§. 372.

Der Stadt-Wirthſchaft 2. Abſchnitt
und auch nicht zu kalt ſeyn. Allein dieß iſt nicht
genung. Wir haben hiebey noch auf zwey wichtige
Stuͤkke zu ſehen. Einmahl auf die Luft. Fuͤrs
andere,
auf die Art in der Bewegung der Duͤnſte.
Der Zugang der Luft iſt eine von den nothwendigen
Bedingungen bey der Gaͤhrung. Folglich muß die-
ſer Ort alſo angeleget werden, daß in ihm ein beſtaͤn-
diger Zugang reiner und geſunder Luft moͤglich iſt.

§. 370.
Beſonderer
Umſtand.

Zu der Zeit, da die Saͤfte und Fluͤßigkeiten in
der Gaͤhrung ſtehen, daͤmpfen aus dieſen duͤnne
Duͤnſte, die uns nur noch aus ihren ſchaͤdlichen
Wuͤrkungen bekannt ſind. Sie ſind ſo ſtark, daß
ſie vermoͤgend ſind, einen Menſchen zu toͤdten, wenn
er in einen verſchloſſenen Ort gehet, in welchem vie-
le gaͤhrende Saͤfte ſtehen. Werden dieſe Duͤnſte
durch die Bewegung ins Bier zuruͤck getrieben, ſo
bekommt man ein hitziges und herbes Bier, das ſehr
leicht ſauer wird. Es muß demnach der Ort zur
Gaͤhrung, wofern dieſe vollkommen gluͤkken ſoll, alſo
angelegt werden, daß dieſe Duͤnſte in die Hoͤhe ſtei-
gen, und durch den Zug der Luft aus dem Orte koͤn-
nen weggetrieben werden.

§. 371.
4) Wie lan-
ge ſoll das
Bier gaͤh-
ren?

Wie lange ſoll das Bier gaͤhren? Man muß die-
ſe Gaͤhrung hemmen, ſo bald man merket, daß das
Ausdaͤmpfen der Duͤnſte vermindert wird. Dieß ge-
ſchiehet insgemein alsdenn, wenn der Geſcht auf der
Flaͤche des Biers anfaͤngt ſich zu brechen. Hemmet
man alsdenn dieſe Gaͤhrung nicht, ſo erfolget der an-
dere Grad der Gaͤhrung, und das Bier wird ſauer.

§. 372.
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[258/0278] Der Stadt-Wirthſchaft 2. Abſchnitt und auch nicht zu kalt ſeyn. Allein dieß iſt nicht genung. Wir haben hiebey noch auf zwey wichtige Stuͤkke zu ſehen. Einmahl auf die Luft. Fuͤrs andere, auf die Art in der Bewegung der Duͤnſte. Der Zugang der Luft iſt eine von den nothwendigen Bedingungen bey der Gaͤhrung. Folglich muß die- ſer Ort alſo angeleget werden, daß in ihm ein beſtaͤn- diger Zugang reiner und geſunder Luft moͤglich iſt. §. 370. Zu der Zeit, da die Saͤfte und Fluͤßigkeiten in der Gaͤhrung ſtehen, daͤmpfen aus dieſen duͤnne Duͤnſte, die uns nur noch aus ihren ſchaͤdlichen Wuͤrkungen bekannt ſind. Sie ſind ſo ſtark, daß ſie vermoͤgend ſind, einen Menſchen zu toͤdten, wenn er in einen verſchloſſenen Ort gehet, in welchem vie- le gaͤhrende Saͤfte ſtehen. Werden dieſe Duͤnſte durch die Bewegung ins Bier zuruͤck getrieben, ſo bekommt man ein hitziges und herbes Bier, das ſehr leicht ſauer wird. Es muß demnach der Ort zur Gaͤhrung, wofern dieſe vollkommen gluͤkken ſoll, alſo angelegt werden, daß dieſe Duͤnſte in die Hoͤhe ſtei- gen, und durch den Zug der Luft aus dem Orte koͤn- nen weggetrieben werden. §. 371. Wie lange ſoll das Bier gaͤhren? Man muß die- ſe Gaͤhrung hemmen, ſo bald man merket, daß das Ausdaͤmpfen der Duͤnſte vermindert wird. Dieß ge- ſchiehet insgemein alsdenn, wenn der Geſcht auf der Flaͤche des Biers anfaͤngt ſich zu brechen. Hemmet man alsdenn dieſe Gaͤhrung nicht, ſo erfolget der an- dere Grad der Gaͤhrung, und das Bier wird ſauer. §. 372.

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/278>, abgerufen am 13.11.2024.