Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite

Der Stadt-Wirthschaft 2. Abschnitt
wird man finden, daß sich die mehligte Materie
verlieret. Auch dieß bestätiget die Erfahrung,
daß diese Blätter mehrentheils alsdenn gebohren
werden, wenn der Keim anfängt länger zu wer-
den, als die doppelte Länge des Korns ist, und
daß sich diese Blätter selten eher zeigen, als bis
der Keim die doppelte Länge des Korns erhalten
hat. Auch dieß bestätiget die Erfahrung, daß
sich der Schleim noch nicht genug verdünnet hat,
wenn die Länge des Keims noch nicht der Länge
des Korns gleich ist.

§. 336.
Das Trock-
nen
1) an der
Luft.

Nunmehro ist es Zeit, die innere Wirksamkeit des
Getraides zu verhindern. Geschiehet dieses nicht, so
muß nothwendig eine Zerstörung der mehligten Ma-
terie und endlich eine Fäulung erfolgen. Daher muß es
austrocknen. Dieß kann so wohl an der Luft, alsauch am
Feuer geschehen. Das erste giebt Luft- und das andere
Darr-Malz. Soll es an der Luft trocknen, so muß
das Getraide nothwendig dünne ausgebreitet und
fleißig umgestürzet werden, und zwar an einem Orte,
wo der Wind durchstreichen kann. Es lehret die Er-
fahrung, daß die Nord-Winde zu dieser Absicht die
besten find.

§. 337.
2) auf der
Darre.

Darr-Malz giebt mehr wärmeres und stärkeres
Bier, als Luft-Malz, weil die Dörrung nichts als ei-
ne Röstung des Getraides; und daher kann das
Wasser den verdünnten Schleim des Mehls leichter
auflösen. Aber auch bey dieser Beschäftigung kann
es sehr leicht versehen werden. Wird das Malz naß
auf die Darre gebracht, und man giebt im Anfange
gelindes Feuer, so müssen nothwendig viele der be-
sten Geister aus dem Malze verfliegen. Denn sie

sind

Der Stadt-Wirthſchaft 2. Abſchnitt
wird man finden, daß ſich die mehligte Materie
verlieret. Auch dieß beſtaͤtiget die Erfahrung,
daß dieſe Blaͤtter mehrentheils alsdenn gebohren
werden, wenn der Keim anfaͤngt laͤnger zu wer-
den, als die doppelte Laͤnge des Korns iſt, und
daß ſich dieſe Blaͤtter ſelten eher zeigen, als bis
der Keim die doppelte Laͤnge des Korns erhalten
hat. Auch dieß beſtaͤtiget die Erfahrung, daß
ſich der Schleim noch nicht genug verduͤnnet hat,
wenn die Laͤnge des Keims noch nicht der Laͤnge
des Korns gleich iſt.

§. 336.
Das Trock-
nen
1) an der
Luft.

Nunmehro iſt es Zeit, die innere Wirkſamkeit des
Getraides zu verhindern. Geſchiehet dieſes nicht, ſo
muß nothwendig eine Zerſtoͤrung der mehligten Ma-
terie und endlich eine Faͤulung erfolgen. Daher muß es
austrocknen. Dieß kann ſo wohl an der Luft, alsauch am
Feuer geſchehen. Das erſte giebt Luft- und das andere
Darr-Malz. Soll es an der Luft trocknen, ſo muß
das Getraide nothwendig duͤnne ausgebreitet und
fleißig umgeſtuͤrzet werden, und zwar an einem Orte,
wo der Wind durchſtreichen kann. Es lehret die Er-
fahrung, daß die Nord-Winde zu dieſer Abſicht die
beſten find.

§. 337.
2) auf der
Darre.

Darr-Malz giebt mehr waͤrmeres und ſtaͤrkeres
Bier, als Luft-Malz, weil die Doͤrrung nichts als ei-
ne Roͤſtung des Getraides; und daher kann das
Waſſer den verduͤnnten Schleim des Mehls leichter
aufloͤſen. Aber auch bey dieſer Beſchaͤftigung kann
es ſehr leicht verſehen werden. Wird das Malz naß
auf die Darre gebracht, und man giebt im Anfange
gelindes Feuer, ſo muͤſſen nothwendig viele der be-
ſten Geiſter aus dem Malze verfliegen. Denn ſie

ſind
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p> <hi rendition="#et"><pb facs="#f0262" n="242"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Der Stadt-Wirth&#x017F;chaft 2. Ab&#x017F;chnitt</hi></fw><lb/>
wird man finden, daß &#x017F;ich die mehligte Materie<lb/>
verlieret. Auch dieß be&#x017F;ta&#x0364;tiget die Erfahrung,<lb/>
daß die&#x017F;e Bla&#x0364;tter mehrentheils alsdenn gebohren<lb/>
werden, wenn der Keim anfa&#x0364;ngt la&#x0364;nger zu wer-<lb/>
den, als die doppelte La&#x0364;nge des Korns i&#x017F;t, und<lb/>
daß &#x017F;ich die&#x017F;e Bla&#x0364;tter &#x017F;elten eher zeigen, als bis<lb/>
der Keim die doppelte La&#x0364;nge des Korns erhalten<lb/>
hat. Auch dieß be&#x017F;ta&#x0364;tiget die Erfahrung, daß<lb/>
&#x017F;ich der Schleim noch nicht genug verdu&#x0364;nnet hat,<lb/>
wenn die La&#x0364;nge des Keims noch nicht der La&#x0364;nge<lb/>
des Korns gleich i&#x017F;t.</hi> </p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 336.</head><lb/>
              <note place="left">Das Trock-<lb/>
nen<lb/>
1) an der<lb/>
Luft.</note>
              <p>Nunmehro i&#x017F;t es Zeit, die innere Wirk&#x017F;amkeit des<lb/>
Getraides zu verhindern. Ge&#x017F;chiehet die&#x017F;es nicht, &#x017F;o<lb/>
muß nothwendig eine Zer&#x017F;to&#x0364;rung der mehligten Ma-<lb/>
terie und endlich eine Fa&#x0364;ulung erfolgen. Daher muß es<lb/>
austrocknen. Dieß kann &#x017F;o wohl an der Luft, alsauch am<lb/>
Feuer ge&#x017F;chehen. Das er&#x017F;te giebt <hi rendition="#fr">Luft-</hi> und das andere<lb/><hi rendition="#fr">Darr-Malz.</hi> Soll es an der Luft trocknen, &#x017F;o muß<lb/>
das Getraide nothwendig du&#x0364;nne ausgebreitet und<lb/>
fleißig umge&#x017F;tu&#x0364;rzet werden, und zwar an einem Orte,<lb/>
wo der Wind durch&#x017F;treichen kann. Es lehret die Er-<lb/>
fahrung, daß die Nord-Winde zu die&#x017F;er Ab&#x017F;icht die<lb/>
be&#x017F;ten find.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 337.</head><lb/>
              <note place="left">2) auf der<lb/>
Darre.</note>
              <p>Darr-Malz giebt mehr wa&#x0364;rmeres und &#x017F;ta&#x0364;rkeres<lb/>
Bier, als Luft-Malz, weil die Do&#x0364;rrung nichts als ei-<lb/>
ne Ro&#x0364;&#x017F;tung des Getraides; und daher kann das<lb/>
Wa&#x017F;&#x017F;er den verdu&#x0364;nnten Schleim des Mehls leichter<lb/>
auflo&#x0364;&#x017F;en. Aber auch bey die&#x017F;er Be&#x017F;cha&#x0364;ftigung kann<lb/>
es &#x017F;ehr leicht ver&#x017F;ehen werden. Wird das Malz naß<lb/>
auf die Darre gebracht, und man giebt im Anfange<lb/>
gelindes Feuer, &#x017F;o mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en nothwendig viele der be-<lb/>
&#x017F;ten Gei&#x017F;ter aus dem Malze verfliegen. Denn &#x017F;ie<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x017F;ind</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[242/0262] Der Stadt-Wirthſchaft 2. Abſchnitt wird man finden, daß ſich die mehligte Materie verlieret. Auch dieß beſtaͤtiget die Erfahrung, daß dieſe Blaͤtter mehrentheils alsdenn gebohren werden, wenn der Keim anfaͤngt laͤnger zu wer- den, als die doppelte Laͤnge des Korns iſt, und daß ſich dieſe Blaͤtter ſelten eher zeigen, als bis der Keim die doppelte Laͤnge des Korns erhalten hat. Auch dieß beſtaͤtiget die Erfahrung, daß ſich der Schleim noch nicht genug verduͤnnet hat, wenn die Laͤnge des Keims noch nicht der Laͤnge des Korns gleich iſt. §. 336. Nunmehro iſt es Zeit, die innere Wirkſamkeit des Getraides zu verhindern. Geſchiehet dieſes nicht, ſo muß nothwendig eine Zerſtoͤrung der mehligten Ma- terie und endlich eine Faͤulung erfolgen. Daher muß es austrocknen. Dieß kann ſo wohl an der Luft, alsauch am Feuer geſchehen. Das erſte giebt Luft- und das andere Darr-Malz. Soll es an der Luft trocknen, ſo muß das Getraide nothwendig duͤnne ausgebreitet und fleißig umgeſtuͤrzet werden, und zwar an einem Orte, wo der Wind durchſtreichen kann. Es lehret die Er- fahrung, daß die Nord-Winde zu dieſer Abſicht die beſten find. §. 337. Darr-Malz giebt mehr waͤrmeres und ſtaͤrkeres Bier, als Luft-Malz, weil die Doͤrrung nichts als ei- ne Roͤſtung des Getraides; und daher kann das Waſſer den verduͤnnten Schleim des Mehls leichter aufloͤſen. Aber auch bey dieſer Beſchaͤftigung kann es ſehr leicht verſehen werden. Wird das Malz naß auf die Darre gebracht, und man giebt im Anfange gelindes Feuer, ſo muͤſſen nothwendig viele der be- ſten Geiſter aus dem Malze verfliegen. Denn ſie ſind

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/262
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/262>, abgerufen am 21.12.2024.