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Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

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von der Viehzucht.
Fürs andere, wie hoch kann man diese verkaufen,
wenn sie völlig ausgewachsen sind?
Fürs dritte, wie viel wird es uns kosten, wenn wir
dieß Vieh so lange futtern und warten sollen, bis
es völlig ausgewachsen ist?

Es ist unmöglich, diese Fragen überhaupt zu beant-
worten. Diese Antworten gründen sich theils in der
Beschaffenheit der Nachbarschaft, in welcher wir unse-
re Wirthschaft treiben. Diese bestimmet den Werth
der Dinge. theils in der innern Beschaffenheit unserer
Wirthschaft. Hier ist es genug, daß wir diejenige
Punkte vest setzen, die ein Wirth in Erwegung ziehen
muß, der einen vernünftigen und gegründeten Anschlag
machen will.

§. 285.

Wir wollen es annehmen, ein Wirth habe nach die-Anmerkung.
sen Regeln den Anschlag gemacht, und es sey der Schluß,
daß der Gewinn von dem Verkaufe des jungen Viehes
dem gleich sey, was wir von dem Verkaufe des bereits
ausgewachsenen Viehes gewinnen; so wird ihm dennoch
das letztere vortheilhafter seyn, als das erste. Denn
er gewinnt den Mist, der in einer Wirthschaft unschätz-
bar ist.

§. 286.

Wir haben diese Sache so weit, als es uns möglichDie andere
Aufgabe.

ist, genau untersuchet, wir haben es gefunden, daß der
Verkauf des ausgewachsenen Viehes uns nützlicher sey,
als der Verkauf des jungen Viehes. Nun entstehet die
andere Frage, ob wir es mager oder alsdenn verkaufen
sollen, nachdem wir es gemästet haben. s. §. 283. Es
ist gewiß, daß das gemästete Vieh in einem höherem
Preiße stehet, als das magere. Es kommt aber auch

bey
von der Viehzucht.
Fuͤrs andere, wie hoch kann man dieſe verkaufen,
wenn ſie voͤllig ausgewachſen ſind?
Fuͤrs dritte, wie viel wird es uns koſten, wenn wir
dieß Vieh ſo lange futtern und warten ſollen, bis
es voͤllig ausgewachſen iſt?

Es iſt unmoͤglich, dieſe Fragen uͤberhaupt zu beant-
worten. Dieſe Antworten gruͤnden ſich theils in der
Beſchaffenheit der Nachbarſchaft, in welcher wir unſe-
re Wirthſchaft treiben. Dieſe beſtimmet den Werth
der Dinge. theils in der innern Beſchaffenheit unſerer
Wirthſchaft. Hier iſt es genug, daß wir diejenige
Punkte veſt ſetzen, die ein Wirth in Erwegung ziehen
muß, der einen vernuͤnftigen und gegruͤndeten Anſchlag
machen will.

§. 285.

Wir wollen es annehmen, ein Wirth habe nach die-Anmerkung.
ſen Regeln den Anſchlag gemacht, und es ſey der Schluß,
daß der Gewinn von dem Verkaufe des jungen Viehes
dem gleich ſey, was wir von dem Verkaufe des bereits
ausgewachſenen Viehes gewinnen; ſo wird ihm dennoch
das letztere vortheilhafter ſeyn, als das erſte. Denn
er gewinnt den Miſt, der in einer Wirthſchaft unſchaͤtz-
bar iſt.

§. 286.

Wir haben dieſe Sache ſo weit, als es uns moͤglichDie andere
Aufgabe.

iſt, genau unterſuchet, wir haben es gefunden, daß der
Verkauf des ausgewachſenen Viehes uns nuͤtzlicher ſey,
als der Verkauf des jungen Viehes. Nun entſtehet die
andere Frage, ob wir es mager oder alsdenn verkaufen
ſollen, nachdem wir es gemaͤſtet haben. ſ. §. 283. Es
iſt gewiß, daß das gemaͤſtete Vieh in einem hoͤherem
Preiße ſtehet, als das magere. Es kommt aber auch

bey
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[207/0227] von der Viehzucht. Fuͤrs andere, wie hoch kann man dieſe verkaufen, wenn ſie voͤllig ausgewachſen ſind? Fuͤrs dritte, wie viel wird es uns koſten, wenn wir dieß Vieh ſo lange futtern und warten ſollen, bis es voͤllig ausgewachſen iſt? Es iſt unmoͤglich, dieſe Fragen uͤberhaupt zu beant- worten. Dieſe Antworten gruͤnden ſich theils in der Beſchaffenheit der Nachbarſchaft, in welcher wir unſe- re Wirthſchaft treiben. Dieſe beſtimmet den Werth der Dinge. theils in der innern Beſchaffenheit unſerer Wirthſchaft. Hier iſt es genug, daß wir diejenige Punkte veſt ſetzen, die ein Wirth in Erwegung ziehen muß, der einen vernuͤnftigen und gegruͤndeten Anſchlag machen will. §. 285. Wir wollen es annehmen, ein Wirth habe nach die- ſen Regeln den Anſchlag gemacht, und es ſey der Schluß, daß der Gewinn von dem Verkaufe des jungen Viehes dem gleich ſey, was wir von dem Verkaufe des bereits ausgewachſenen Viehes gewinnen; ſo wird ihm dennoch das letztere vortheilhafter ſeyn, als das erſte. Denn er gewinnt den Miſt, der in einer Wirthſchaft unſchaͤtz- bar iſt. Anmerkung. §. 286. Wir haben dieſe Sache ſo weit, als es uns moͤglich iſt, genau unterſuchet, wir haben es gefunden, daß der Verkauf des ausgewachſenen Viehes uns nuͤtzlicher ſey, als der Verkauf des jungen Viehes. Nun entſtehet die andere Frage, ob wir es mager oder alsdenn verkaufen ſollen, nachdem wir es gemaͤſtet haben. ſ. §. 283. Es iſt gewiß, daß das gemaͤſtete Vieh in einem hoͤherem Preiße ſtehet, als das magere. Es kommt aber auch bey Die andere Aufgabe.

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Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 207. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/227>, abgerufen am 13.11.2024.