Erstes Capitel von dem Nutzen der Viehzucht überhaupt.
§. 211.
Julius Cäsar*), Tacitus**) und andere leh-Absicht die- ses Abschnit- tes. ren es uns, daß unsere Vorfahren die Vieh- zucht höher, als den Akkerbau geschätzet. Und vielleicht, wie es Herr Stißer***) angemerket hat, aus der Ursache, weil der Akkerbau mehrere Arbeit, als die Viehzucht, erfodert, und weil es uns in die Sinne fällt, daß uns das Vieh nicht nur Speise und Trank, sondern auch die Kleidungen giebt. Man bilde sich ein Land, das von solchen Menschen bewoh- net wird, denen sowohl die Erkenntniß, die der Ak- kerbau erfodert, als auch die Lust, den Akker zu bauen, fehlet; so wird es nicht schwer fallen, die Ursache zu errathen, warum sie die Viehzucht höher halten, als den Akkerbau. Wenn wir aber den Nutzen, den wir von der Viehzucht alsdenn gewinnen können, wenn wir unsere Felder regelmäßig bauen, mit dem Nutzen ver- gleichen, den wir von der Viehzucht alsdenn gewin- nen, wenn wir in dieser die Haupt-Absicht der Wirth- schaft setzen, und unsere Felder wüste liegen lassen, so werden wir gewiß diesen Schluß machen, daß jener größer sey, als dieser, wenn nur die Viehzucht regel- mäßig gehalten wird. Wir wollen uns nun auch um diese Regeln bekümmern. Man wird es uns leicht
verwilli-
Der dritte Abſchnitt von der Viehzucht.
Erſtes Capitel von dem Nutzen der Viehzucht uͤberhaupt.
§. 211.
Julius Caͤſar*), Tacitus**) und andere leh-Abſicht die- ſes Abſchnit- tes. ren es uns, daß unſere Vorfahren die Vieh- zucht hoͤher, als den Akkerbau geſchaͤtzet. Und vielleicht, wie es Herr Stißer***) angemerket hat, aus der Urſache, weil der Akkerbau mehrere Arbeit, als die Viehzucht, erfodert, und weil es uns in die Sinne faͤllt, daß uns das Vieh nicht nur Speiſe und Trank, ſondern auch die Kleidungen giebt. Man bilde ſich ein Land, das von ſolchen Menſchen bewoh- net wird, denen ſowohl die Erkenntniß, die der Ak- kerbau erfodert, als auch die Luſt, den Akker zu bauen, fehlet; ſo wird es nicht ſchwer fallen, die Urſache zu errathen, warum ſie die Viehzucht hoͤher halten, als den Akkerbau. Wenn wir aber den Nutzen, den wir von der Viehzucht alsdenn gewinnen koͤnnen, wenn wir unſere Felder regelmaͤßig bauen, mit dem Nutzen ver- gleichen, den wir von der Viehzucht alsdenn gewin- nen, wenn wir in dieſer die Haupt-Abſicht der Wirth- ſchaft ſetzen, und unſere Felder wuͤſte liegen laſſen, ſo werden wir gewiß dieſen Schluß machen, daß jener groͤßer ſey, als dieſer, wenn nur die Viehzucht regel- maͤßig gehalten wird. Wir wollen uns nun auch um dieſe Regeln bekuͤmmern. Man wird es uns leicht
verwilli-
<TEI><text><body><divn="1"><pbfacs="#f0177"n="157"/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><milestonerendition="#hr"unit="section"/><lb/><divn="2"><head>Der dritte Abſchnitt<lb/><hirendition="#g">von der Viehzucht.</hi></head><lb/><divn="3"><head>Erſtes Capitel<lb/><hirendition="#b">von dem Nutzen der Viehzucht</hi><lb/><hirendition="#g">uͤberhaupt.</hi></head><lb/><divn="4"><head>§. 211.</head><lb/><p><hirendition="#in">J</hi><hirendition="#fr">ulius Caͤſar</hi><notexml:id="e15"next="#e16"place="end"n="*)"/>, <hirendition="#fr">Tacitus</hi><notexml:id="e17"next="#e18"place="end"n="**)"/> und andere leh-<noteplace="right">Abſicht die-<lb/>ſes Abſchnit-<lb/>
tes.</note><lb/>
ren es uns, daß unſere Vorfahren die Vieh-<lb/>
zucht hoͤher, als den Akkerbau geſchaͤtzet. Und<lb/>
vielleicht, wie es Herr <hirendition="#fr">Stißer</hi><notexml:id="e19"next="#e20"place="end"n="***)"/> angemerket hat,<lb/>
aus der Urſache, weil der Akkerbau mehrere Arbeit,<lb/>
als die Viehzucht, erfodert, und weil es uns in die<lb/>
Sinne faͤllt, daß uns das Vieh nicht nur Speiſe und<lb/>
Trank, ſondern auch die Kleidungen giebt. Man<lb/>
bilde ſich ein Land, das von ſolchen Menſchen bewoh-<lb/>
net wird, denen ſowohl die Erkenntniß, die der Ak-<lb/>
kerbau erfodert, als auch die Luſt, den Akker zu bauen,<lb/>
fehlet; ſo wird es nicht ſchwer fallen, die Urſache zu<lb/>
errathen, warum ſie die Viehzucht hoͤher halten, als<lb/>
den Akkerbau. Wenn wir aber den Nutzen, den wir<lb/>
von der Viehzucht alsdenn gewinnen koͤnnen, wenn wir<lb/>
unſere Felder regelmaͤßig bauen, mit dem Nutzen ver-<lb/>
gleichen, den wir von der Viehzucht alsdenn gewin-<lb/>
nen, wenn wir in dieſer die Haupt-Abſicht der Wirth-<lb/>ſchaft ſetzen, und unſere Felder wuͤſte liegen laſſen, ſo<lb/>
werden wir gewiß dieſen Schluß machen, daß jener<lb/>
groͤßer ſey, als dieſer, wenn nur die Viehzucht regel-<lb/>
maͤßig gehalten wird. Wir wollen uns nun auch um<lb/>
dieſe Regeln bekuͤmmern. Man wird es uns leicht<lb/><fwplace="bottom"type="catch">verwilli-</fw><lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[157/0177]
Der dritte Abſchnitt
von der Viehzucht.
Erſtes Capitel
von dem Nutzen der Viehzucht
uͤberhaupt.
§. 211.
Julius Caͤſar
*⁾
, Tacitus
**⁾
und andere leh-
ren es uns, daß unſere Vorfahren die Vieh-
zucht hoͤher, als den Akkerbau geſchaͤtzet. Und
vielleicht, wie es Herr Stißer
***⁾
angemerket hat,
aus der Urſache, weil der Akkerbau mehrere Arbeit,
als die Viehzucht, erfodert, und weil es uns in die
Sinne faͤllt, daß uns das Vieh nicht nur Speiſe und
Trank, ſondern auch die Kleidungen giebt. Man
bilde ſich ein Land, das von ſolchen Menſchen bewoh-
net wird, denen ſowohl die Erkenntniß, die der Ak-
kerbau erfodert, als auch die Luſt, den Akker zu bauen,
fehlet; ſo wird es nicht ſchwer fallen, die Urſache zu
errathen, warum ſie die Viehzucht hoͤher halten, als
den Akkerbau. Wenn wir aber den Nutzen, den wir
von der Viehzucht alsdenn gewinnen koͤnnen, wenn wir
unſere Felder regelmaͤßig bauen, mit dem Nutzen ver-
gleichen, den wir von der Viehzucht alsdenn gewin-
nen, wenn wir in dieſer die Haupt-Abſicht der Wirth-
ſchaft ſetzen, und unſere Felder wuͤſte liegen laſſen, ſo
werden wir gewiß dieſen Schluß machen, daß jener
groͤßer ſey, als dieſer, wenn nur die Viehzucht regel-
maͤßig gehalten wird. Wir wollen uns nun auch um
dieſe Regeln bekuͤmmern. Man wird es uns leicht
verwilli-
Abſicht die-
ſes Abſchnit-
tes.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/177>, abgerufen am 21.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.