Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756.

Bild:
<< vorherige Seite




Der dritte Abschnitt
von der Viehzucht.
Erstes Capitel
von dem Nutzen der Viehzucht
überhaupt.
§. 211.

Julius Cäsar *), Tacitus **) und andere leh-Absicht die-
ses Abschnit-
tes.

ren es uns, daß unsere Vorfahren die Vieh-
zucht höher, als den Akkerbau geschätzet. Und
vielleicht, wie es Herr Stißer ***) angemerket hat,
aus der Ursache, weil der Akkerbau mehrere Arbeit,
als die Viehzucht, erfodert, und weil es uns in die
Sinne fällt, daß uns das Vieh nicht nur Speise und
Trank, sondern auch die Kleidungen giebt. Man
bilde sich ein Land, das von solchen Menschen bewoh-
net wird, denen sowohl die Erkenntniß, die der Ak-
kerbau erfodert, als auch die Lust, den Akker zu bauen,
fehlet; so wird es nicht schwer fallen, die Ursache zu
errathen, warum sie die Viehzucht höher halten, als
den Akkerbau. Wenn wir aber den Nutzen, den wir
von der Viehzucht alsdenn gewinnen können, wenn wir
unsere Felder regelmäßig bauen, mit dem Nutzen ver-
gleichen, den wir von der Viehzucht alsdenn gewin-
nen, wenn wir in dieser die Haupt-Absicht der Wirth-
schaft setzen, und unsere Felder wüste liegen lassen, so
werden wir gewiß diesen Schluß machen, daß jener
größer sey, als dieser, wenn nur die Viehzucht regel-
mäßig gehalten wird. Wir wollen uns nun auch um
diese Regeln bekümmern. Man wird es uns leicht

verwilli-




Der dritte Abſchnitt
von der Viehzucht.
Erſtes Capitel
von dem Nutzen der Viehzucht
uͤberhaupt.
§. 211.

Julius Caͤſar *), Tacitus **) und andere leh-Abſicht die-
ſes Abſchnit-
tes.

ren es uns, daß unſere Vorfahren die Vieh-
zucht hoͤher, als den Akkerbau geſchaͤtzet. Und
vielleicht, wie es Herr Stißer ***) angemerket hat,
aus der Urſache, weil der Akkerbau mehrere Arbeit,
als die Viehzucht, erfodert, und weil es uns in die
Sinne faͤllt, daß uns das Vieh nicht nur Speiſe und
Trank, ſondern auch die Kleidungen giebt. Man
bilde ſich ein Land, das von ſolchen Menſchen bewoh-
net wird, denen ſowohl die Erkenntniß, die der Ak-
kerbau erfodert, als auch die Luſt, den Akker zu bauen,
fehlet; ſo wird es nicht ſchwer fallen, die Urſache zu
errathen, warum ſie die Viehzucht hoͤher halten, als
den Akkerbau. Wenn wir aber den Nutzen, den wir
von der Viehzucht alsdenn gewinnen koͤnnen, wenn wir
unſere Felder regelmaͤßig bauen, mit dem Nutzen ver-
gleichen, den wir von der Viehzucht alsdenn gewin-
nen, wenn wir in dieſer die Haupt-Abſicht der Wirth-
ſchaft ſetzen, und unſere Felder wuͤſte liegen laſſen, ſo
werden wir gewiß dieſen Schluß machen, daß jener
groͤßer ſey, als dieſer, wenn nur die Viehzucht regel-
maͤßig gehalten wird. Wir wollen uns nun auch um
dieſe Regeln bekuͤmmern. Man wird es uns leicht

verwilli-
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0177" n="157"/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head>Der dritte Ab&#x017F;chnitt<lb/><hi rendition="#g">von der Viehzucht.</hi></head><lb/>
          <div n="3">
            <head>Er&#x017F;tes Capitel<lb/><hi rendition="#b">von dem Nutzen der Viehzucht</hi><lb/><hi rendition="#g">u&#x0364;berhaupt.</hi></head><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 211.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">J</hi><hi rendition="#fr">ulius Ca&#x0364;&#x017F;ar</hi><note xml:id="e15" next="#e16" place="end" n="*)"/>, <hi rendition="#fr">Tacitus</hi><note xml:id="e17" next="#e18" place="end" n="**)"/> und andere leh-<note place="right">Ab&#x017F;icht die-<lb/>
&#x017F;es Ab&#x017F;chnit-<lb/>
tes.</note><lb/>
ren es uns, daß un&#x017F;ere Vorfahren die Vieh-<lb/>
zucht ho&#x0364;her, als den Akkerbau ge&#x017F;cha&#x0364;tzet. Und<lb/>
vielleicht, wie es Herr <hi rendition="#fr">Stißer</hi> <note xml:id="e19" next="#e20" place="end" n="***)"/> angemerket hat,<lb/>
aus der Ur&#x017F;ache, weil der Akkerbau mehrere Arbeit,<lb/>
als die Viehzucht, erfodert, und weil es uns in die<lb/>
Sinne fa&#x0364;llt, daß uns das Vieh nicht nur Spei&#x017F;e und<lb/>
Trank, &#x017F;ondern auch die Kleidungen giebt. Man<lb/>
bilde &#x017F;ich ein Land, das von &#x017F;olchen Men&#x017F;chen bewoh-<lb/>
net wird, denen &#x017F;owohl die Erkenntniß, die der Ak-<lb/>
kerbau erfodert, als auch die Lu&#x017F;t, den Akker zu bauen,<lb/>
fehlet; &#x017F;o wird es nicht &#x017F;chwer fallen, die Ur&#x017F;ache zu<lb/>
errathen, warum &#x017F;ie die Viehzucht ho&#x0364;her halten, als<lb/>
den Akkerbau. Wenn wir aber den Nutzen, den wir<lb/>
von der Viehzucht alsdenn gewinnen ko&#x0364;nnen, wenn wir<lb/>
un&#x017F;ere Felder regelma&#x0364;ßig bauen, mit dem Nutzen ver-<lb/>
gleichen, den wir von der Viehzucht alsdenn gewin-<lb/>
nen, wenn wir in die&#x017F;er die Haupt-Ab&#x017F;icht der Wirth-<lb/>
&#x017F;chaft &#x017F;etzen, und un&#x017F;ere Felder wu&#x0364;&#x017F;te liegen la&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o<lb/>
werden wir gewiß die&#x017F;en Schluß machen, daß jener<lb/>
gro&#x0364;ßer &#x017F;ey, als die&#x017F;er, wenn nur die Viehzucht regel-<lb/>
ma&#x0364;ßig gehalten wird. Wir wollen uns nun auch um<lb/>
die&#x017F;e Regeln beku&#x0364;mmern. Man wird es uns leicht<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">verwilli-</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[157/0177] Der dritte Abſchnitt von der Viehzucht. Erſtes Capitel von dem Nutzen der Viehzucht uͤberhaupt. §. 211. Julius Caͤſar *⁾ , Tacitus **⁾ und andere leh- ren es uns, daß unſere Vorfahren die Vieh- zucht hoͤher, als den Akkerbau geſchaͤtzet. Und vielleicht, wie es Herr Stißer ***⁾ angemerket hat, aus der Urſache, weil der Akkerbau mehrere Arbeit, als die Viehzucht, erfodert, und weil es uns in die Sinne faͤllt, daß uns das Vieh nicht nur Speiſe und Trank, ſondern auch die Kleidungen giebt. Man bilde ſich ein Land, das von ſolchen Menſchen bewoh- net wird, denen ſowohl die Erkenntniß, die der Ak- kerbau erfodert, als auch die Luſt, den Akker zu bauen, fehlet; ſo wird es nicht ſchwer fallen, die Urſache zu errathen, warum ſie die Viehzucht hoͤher halten, als den Akkerbau. Wenn wir aber den Nutzen, den wir von der Viehzucht alsdenn gewinnen koͤnnen, wenn wir unſere Felder regelmaͤßig bauen, mit dem Nutzen ver- gleichen, den wir von der Viehzucht alsdenn gewin- nen, wenn wir in dieſer die Haupt-Abſicht der Wirth- ſchaft ſetzen, und unſere Felder wuͤſte liegen laſſen, ſo werden wir gewiß dieſen Schluß machen, daß jener groͤßer ſey, als dieſer, wenn nur die Viehzucht regel- maͤßig gehalten wird. Wir wollen uns nun auch um dieſe Regeln bekuͤmmern. Man wird es uns leicht verwilli- Abſicht die- ſes Abſchnit- tes.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/177
Zitationshilfe: Darjes, Joachim Georg: Erste Gründe der Cameral-Wissenschaften. Jena, 1756, S. 157. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/darjes_cameralwissenschaften_1756/177>, abgerufen am 13.11.2024.