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Dannhauer, Johann Conrad: Index Catecheticus. Bd. 11. Straßburg, 1678.

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Vorred.
An den Gunstigen Leser.

GEliebter Leser. Obwolen man in den Historien un-
terschiedliche Exempel solcher Leue hat/ die ein wunder-herr-
liche Memoriam, und vortreffliche Gedächtnus gehabt; als
da seynd Julius Caesar, Kayser Hadrianus, Fridercus I. Seneca
der Philosophus, Mithridates, Themistocles, Papst Paulus IV. und
viel andere; Jedoch find man auch dieses/ daß ihrer viel/ so
weiland/ theils von Natur eine herrliche Gedächtnus gehabt/ theils sol-
che durch Kunst und Vbung erlangt/ solche auch widerumb/ sonderlich
gegen dem anbrechenden hohen Alter verlohren haben; wie man aber-
mal dessen Exempel hat an Messala Corvino, Francisco Barbaro, Georgio Tra-
pezuntio, Philippo Decio, Johanne Sleidano, &c.
Ja es ist ins gemein die
Menschliche Gedächtnus/ so eng/ flüchtig/ untrew/ und hinfällig/ daß
man offtmal heut das jenige schon wider vergessen/ was man erst gestern
gehört oder gelesen/ dannenhero die so grosse Klagen Augustini, und an-
derer kommen sind/ die sie geführet über den Mangel ihrer Gedächtnus.
Gedencken heißt zwar/ bewahren was dem Gedächtnus vertrawet ist:
Aber ach leyder/ so schwer es offt hergeht/ biß ein Ding der Gedächtnus
vertrawt und hinderlegt wird/ so schwer/ und viel schwerer geht es eben
mässig her/ wann die Gedächtnus etwas in die Läng behalten und ver-
wahren soll. Plato hat die Gedächtnus den Magen des Gemüths ge-
nannt/ und Augustinus desselben Bauch; Jch mein/ sie habens beede gar
wol getroffen/ dann wie der Magen viel und mancherley Speise zu sich
nimmt/ und ihn doch nicht lang die Herberg verstatt; eben also nimmt
auch die Gedächtnus sehr viel/ und unterschiedliche Ding zu sich/ läßt
sie aber auch in kurtzem/ als solcher Gäst überdrüssig/ viel leichter wider
hinziehen/ als sie dieselben hat auffgenommen. Kurtz/ die Gedächt-
nus ist wol ein weites Gefäß/ aber voll Riß und Löcher/ daß bald hier
bald dort rinnt: Ja es sey auch eine Gedächtnus so herrlich und gut als
sie immer woll/ so erligt sie doch/ wann man sie allzusehr überlad/ sie ver-
irrt/ wann man sie zu sehr überfallt/ sie verwirrt/ wann man sie allzu-
streng übertreibt/ und zerfällt wann der Mensch sein Alter erreicht/ in-
massen es mit ihro so bewand/ daß wie der Mensch selber zu- und ab-
nimmt/ auff- und untergehet; also verhalt es sich auch mit seiner Ge-
dächtnus. Dannenhero haben sich schon vor vielen Zeiten/ derglei-

chen
):( 2
Vorred.
An den Gůnſtigen Leſer.

GEliebter Leſer. Obwolen man in den Hiſtorien un-
terſchiedliche Exempel ſolcher Leue hat/ die ein wunder-herꝛ-
liche Memoriam, und vortreffliche Gedaͤchtnus gehabt; als
da ſeynd Julius Cæſar, Kayſer Hadrianus, Fridercus I. Seneca
der Philoſophus, Mithridates, Themiſtocles, Papſt Paulus IV. und
viel andere; Jedoch find man auch dieſes/ daß ihrer viel/ ſo
weiland/ theils von Natur eine herꝛliche Gedaͤchtnus gehabt/ theils ſol-
che durch Kunſt und Vbung erlangt/ ſolche auch widerumb/ ſonderlich
gegen dem anbrechenden hohen Alter verlohren haben; wie man aber-
mal deſſen Exempel hat an Meſſala Corvino, Franciſco Barbaro, Georgio Tra-
pezuntio, Philippo Decio, Johanne Sleidano, &c.
Ja es iſt ins gemein die
Menſchliche Gedaͤchtnus/ ſo eng/ fluͤchtig/ untrew/ und hinfaͤllig/ daß
man offtmal heut das jenige ſchon wider vergeſſen/ was man erſt geſtern
gehoͤrt oder geleſen/ dannenhero die ſo groſſe Klagen Auguſtini, und an-
derer kommen ſind/ die ſie gefuͤhret uͤber den Mangel ihrer Gedaͤchtnus.
Gedencken heißt zwar/ bewahren was dem Gedaͤchtnus vertrawet iſt:
Aber ach leyder/ ſo ſchwer es offt hergeht/ biß ein Ding der Gedaͤchtnus
vertrawt und hinderlegt wird/ ſo ſchwer/ und viel ſchwerer geht es eben
maͤſſig her/ wann die Gedaͤchtnus etwas in die Laͤng behalten und ver-
wahren ſoll. Plato hat die Gedaͤchtnus den Magen des Gemuͤths ge-
nannt/ und Auguſtinus deſſelben Bauch; Jch mein/ ſie habens beede gar
wol getroffen/ dann wie der Magen viel und mancherley Speiſe zu ſich
nimmt/ und ihn doch nicht lang die Herberg verſtatt; eben alſo nimmt
auch die Gedaͤchtnus ſehr viel/ und unterſchiedliche Ding zu ſich/ laͤßt
ſie aber auch in kurtzem/ als ſolcher Gaͤſt uͤberdruͤſſig/ viel leichter wider
hinziehen/ als ſie dieſelben hat auffgenommen. Kurtz/ die Gedaͤcht-
nus iſt wol ein weites Gefaͤß/ aber voll Riß und Loͤcher/ daß bald hier
bald dort rinnt: Ja es ſey auch eine Gedaͤchtnus ſo herꝛlich und gut als
ſie immer woll/ ſo erligt ſie doch/ wann man ſie allzuſehr uͤberlad/ ſie ver-
irrt/ wann man ſie zu ſehr uͤberfallt/ ſie verwirrt/ wann man ſie allzu-
ſtreng uͤbertreibt/ und zerfaͤllt wann der Menſch ſein Alter erreicht/ in-
maſſen es mit ihro ſo bewand/ daß wie der Menſch ſelber zu- und ab-
nimmt/ auff- und untergehet; alſo verhalt es ſich auch mit ſeiner Ge-
daͤchtnus. Dannenhero haben ſich ſchon vor vielen Zeiten/ derglei-

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):( 2
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Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Index Catecheticus. Bd. 11. Straßburg, 1678, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus11_1678/5>, abgerufen am 21.12.2024.