Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673.

Bild:
<< vorherige Seite

Die Zwölffte Predigt
gekommen ist für dich gerichtet zu werden? daß Er ihm selbs
darstellete eine Gemeine/ die herrlich seye/ die nicht habe einen
Flecken oder Runtzel/ oder des etwas/ sondern daß sie heilig
sey und unsträfflich. Mit diesen Worten tröstet euch unter einan-
der/ Amen.



Die Zwölffte Predigt.
Von
Der Excommunication oder Bann.

GEliebte im HErrn. Was Kirchen-Buß und Disci-
plin seye/ in welcher Materi wir noch mit einander stehen/
kan nicht besser verstanden und deutlicher erkläret werden/
als mit dem in die Augen leuchtenden Exempel der Kir-
chen-Zucht/ die Theodosius, der mächtigste Orientalische
Christliche Kayser Anno 390. außstehen müssen/ davon
Eu. L. offt und viel höret/ aber nicht allezeit mit allen Umständen/ so dabey
unterlauffen. Zu mercken ist dabey I. peccatum, das Verbrechen/ das
war nun die unbarmhertzige laniena, das greuliche Blut-Bad zu Thessa-
lonich. Es hielten die Bürger daselbst jährlich ein Fest/ da sie unter an-
deren heydnischen Spielen und Ubungen auch das künstliche Fahren
mit vier Pferden geübet. Darzu sie dann bedurfften einen vor andern
berühmten künstlichen Fuhrmann/ den die Kayserliche Beamten wegen
Ehebruchs in Hafft gezogen/ den wolte der unbändige Pöbel mit Gewalt
herauß haben/ und weil die Ampt-Leute solchen verwägerten/ schlugen sie-
etliche von ihnen zu todt/ und liessen den Ehebrecher herauß. Dieses wird
dem Kayser verkundschafftet/ der über sie ergrimmet/ ob schon Ambrosius
für sie gebetten. Die Räthe stimmeten mit zu/ es wäre wider Kayser-
liche Reputation, er könne es nicht ungeandet und ungestrafft lassen.
Demnach befihlet er die Auffrührer zu straffen/ und brachten die Com-
missarii
Soldaten in die Stadt. Da nun die Bürger ihr Spiel gehal-
ten/ fallen sie ein/ und erwürgen ohne Inquisition und Unterscheid inner-
halb 3. Stunden auff die 7000. Personen. Das ahndete der Kayser
nicht/ und ließ es also geschehen. 2. Remedium, das Oster-Fest ruckte
herbey/ und wolte sich der Kayser beym Tisch des Herrn einstellen, Aber

Ambrosius

Die Zwoͤlffte Predigt
gekommen iſt fuͤr dich gerichtet zu werden? daß Er ihm ſelbs
darſtellete eine Gemeine/ die herꝛlich ſeye/ die nicht habe einen
Flecken oder Runtzel/ oder des etwas/ ſondern daß ſie heilig
ſey und unſtraͤfflich. Mit dieſen Worten troͤſtet euch unter einan-
der/ Amen.



Die Zwoͤlffte Predigt.
Von
Der Excommunication oder Bann.

GEliebte im HErꝛn. Was Kirchen-Buß und Diſci-
plin ſeye/ in welcher Materi wir noch mit einander ſtehen/
kan nicht beſſer verſtanden und deutlicher erklaͤret werden/
als mit dem in die Augen leuchtenden Exempel der Kir-
chen-Zucht/ die Theodoſius, der maͤchtigſte Orientaliſche
Chriſtliche Kayſer Anno 390. außſtehen muͤſſen/ davon
Eu. L. offt und viel hoͤret/ aber nicht allezeit mit allen Umſtaͤnden/ ſo dabey
unterlauffen. Zu mercken iſt dabey I. peccatum, das Verbrechen/ das
war nun die unbarmhertzige laniena, das greuliche Blut-Bad zu Theſſa-
lonich. Es hielten die Buͤrger daſelbſt jaͤhrlich ein Feſt/ da ſie unter an-
deren heydniſchen Spielen und Ubungen auch das kuͤnſtliche Fahren
mit vier Pferden geuͤbet. Darzu ſie dann bedurfften einen vor andern
beruͤhmten kuͤnſtlichen Fuhrmann/ den die Kayſerliche Beamten wegen
Ehebruchs in Hafft gezogen/ den wolte der unbaͤndige Poͤbel mit Gewalt
herauß haben/ und weil die Ampt-Leute ſolchen verwaͤgerten/ ſchlugen ſie-
etliche von ihnen zu todt/ und lieſſen den Ehebrecher herauß. Dieſes wird
dem Kayſer verkundſchafftet/ der uͤber ſie ergrimmet/ ob ſchon Ambroſius
fuͤr ſie gebetten. Die Raͤthe ſtimmeten mit zu/ es waͤre wider Kayſer-
liche Reputation, er koͤnne es nicht ungeandet und ungeſtrafft laſſen.
Demnach befihlet er die Auffruͤhrer zu ſtraffen/ und brachten die Com-
miſſarii
Soldaten in die Stadt. Da nun die Buͤrger ihr Spiel gehal-
ten/ fallen ſie ein/ und erwuͤrgen ohne Inquiſition und Unterſcheid inner-
halb 3. Stunden auff die 7000. Perſonen. Das ahndete der Kayſer
nicht/ und ließ es alſo geſchehen. 2. Remedium, das Oſter-Feſt ruckte
herbey/ und wolte ſich der Kayſer beym Tiſch des Herrn einſtellen, Aber

Ambroſius
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0320" n="302"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">Die Zwo&#x0364;lffte Predigt</hi></fw><lb/>
gekommen i&#x017F;t fu&#x0364;r dich gerichtet zu werden<hi rendition="#fr">?</hi> daß Er ihm &#x017F;elbs<lb/>
dar&#x017F;tellete eine Gemeine/ die her&#xA75B;lich &#x017F;eye/ die nicht habe einen<lb/>
Flecken oder Runtzel/ oder des etwas/ &#x017F;ondern daß &#x017F;ie heilig<lb/>
&#x017F;ey und un&#x017F;tra&#x0364;fflich. Mit die&#x017F;en Worten tro&#x0364;&#x017F;tet euch unter einan-<lb/>
der/ Amen.</p>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <div n="2">
          <head>Die Zwo&#x0364;lffte Predigt.<lb/>
Von<lb/><hi rendition="#b">Der Excommunication oder Bann.</hi></head><lb/>
          <p><hi rendition="#in">G</hi>Eliebte im HEr&#xA75B;n. Was Kirchen-Buß und Di&#x017F;ci-<lb/>
plin &#x017F;eye/ in welcher Materi wir noch mit einander &#x017F;tehen/<lb/>
kan nicht be&#x017F;&#x017F;er ver&#x017F;tanden und deutlicher erkla&#x0364;ret werden/<lb/>
als mit dem in die Augen leuchtenden Exempel der Kir-<lb/>
chen-Zucht/ die <hi rendition="#aq">Theodo&#x017F;ius,</hi> der ma&#x0364;chtig&#x017F;te Orientali&#x017F;che<lb/>
Chri&#x017F;tliche Kay&#x017F;er <hi rendition="#aq">Anno</hi> 390. auß&#x017F;tehen mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en/ davon<lb/>
Eu. L. offt und viel ho&#x0364;ret/ aber nicht allezeit mit allen Um&#x017F;ta&#x0364;nden/ &#x017F;o dabey<lb/>
unterlauffen. Zu mercken i&#x017F;t dabey <hi rendition="#aq">I. peccatum,</hi> das Verbrechen/ das<lb/>
war nun die unbarmhertzige <hi rendition="#aq">laniena,</hi> das greuliche Blut-Bad zu The&#x017F;&#x017F;a-<lb/>
lonich. Es hielten die Bu&#x0364;rger da&#x017F;elb&#x017F;t ja&#x0364;hrlich ein Fe&#x017F;t/ da &#x017F;ie unter an-<lb/>
deren heydni&#x017F;chen Spielen und Ubungen auch das ku&#x0364;n&#x017F;tliche Fahren<lb/>
mit vier Pferden geu&#x0364;bet. Darzu &#x017F;ie dann bedurfften einen vor andern<lb/>
beru&#x0364;hmten ku&#x0364;n&#x017F;tlichen Fuhrmann/ den die Kay&#x017F;erliche Beamten wegen<lb/>
Ehebruchs in Hafft gezogen/ den wolte der unba&#x0364;ndige Po&#x0364;bel mit Gewalt<lb/>
herauß haben/ und weil die Ampt-Leute &#x017F;olchen verwa&#x0364;gerten/ &#x017F;chlugen &#x017F;ie-<lb/>
etliche von ihnen zu todt/ und lie&#x017F;&#x017F;en den Ehebrecher herauß. Die&#x017F;es wird<lb/>
dem Kay&#x017F;er verkund&#x017F;chafftet/ der u&#x0364;ber &#x017F;ie ergrimmet/ ob &#x017F;chon <hi rendition="#aq">Ambro&#x017F;ius</hi><lb/>
fu&#x0364;r &#x017F;ie gebetten. Die Ra&#x0364;the &#x017F;timmeten mit zu/ es wa&#x0364;re wider Kay&#x017F;er-<lb/>
liche <hi rendition="#aq">Reputation,</hi> er ko&#x0364;nne es nicht ungeandet und unge&#x017F;trafft la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Demnach befihlet er die Auffru&#x0364;hrer zu &#x017F;traffen/ und brachten die <hi rendition="#aq">Com-<lb/>
mi&#x017F;&#x017F;arii</hi> Soldaten in die Stadt. Da nun die Bu&#x0364;rger ihr Spiel gehal-<lb/>
ten/ fallen &#x017F;ie ein/ und erwu&#x0364;rgen ohne <hi rendition="#aq">Inqui&#x017F;ition</hi> und Unter&#x017F;cheid inner-<lb/>
halb 3. Stunden auff die 7000. Per&#x017F;onen. Das ahndete der Kay&#x017F;er<lb/>
nicht/ und ließ es al&#x017F;o ge&#x017F;chehen. 2. <hi rendition="#aq">Remedium,</hi> das O&#x017F;ter-Fe&#x017F;t ruckte<lb/>
herbey/ und wolte &#x017F;ich der Kay&#x017F;er beym Ti&#x017F;ch des <hi rendition="#k">Herrn</hi> ein&#x017F;tellen, Aber<lb/>
<fw place="bottom" type="catch"><hi rendition="#aq">Ambro&#x017F;ius</hi></fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[302/0320] Die Zwoͤlffte Predigt gekommen iſt fuͤr dich gerichtet zu werden? daß Er ihm ſelbs darſtellete eine Gemeine/ die herꝛlich ſeye/ die nicht habe einen Flecken oder Runtzel/ oder des etwas/ ſondern daß ſie heilig ſey und unſtraͤfflich. Mit dieſen Worten troͤſtet euch unter einan- der/ Amen. Die Zwoͤlffte Predigt. Von Der Excommunication oder Bann. GEliebte im HErꝛn. Was Kirchen-Buß und Diſci- plin ſeye/ in welcher Materi wir noch mit einander ſtehen/ kan nicht beſſer verſtanden und deutlicher erklaͤret werden/ als mit dem in die Augen leuchtenden Exempel der Kir- chen-Zucht/ die Theodoſius, der maͤchtigſte Orientaliſche Chriſtliche Kayſer Anno 390. außſtehen muͤſſen/ davon Eu. L. offt und viel hoͤret/ aber nicht allezeit mit allen Umſtaͤnden/ ſo dabey unterlauffen. Zu mercken iſt dabey I. peccatum, das Verbrechen/ das war nun die unbarmhertzige laniena, das greuliche Blut-Bad zu Theſſa- lonich. Es hielten die Buͤrger daſelbſt jaͤhrlich ein Feſt/ da ſie unter an- deren heydniſchen Spielen und Ubungen auch das kuͤnſtliche Fahren mit vier Pferden geuͤbet. Darzu ſie dann bedurfften einen vor andern beruͤhmten kuͤnſtlichen Fuhrmann/ den die Kayſerliche Beamten wegen Ehebruchs in Hafft gezogen/ den wolte der unbaͤndige Poͤbel mit Gewalt herauß haben/ und weil die Ampt-Leute ſolchen verwaͤgerten/ ſchlugen ſie- etliche von ihnen zu todt/ und lieſſen den Ehebrecher herauß. Dieſes wird dem Kayſer verkundſchafftet/ der uͤber ſie ergrimmet/ ob ſchon Ambroſius fuͤr ſie gebetten. Die Raͤthe ſtimmeten mit zu/ es waͤre wider Kayſer- liche Reputation, er koͤnne es nicht ungeandet und ungeſtrafft laſſen. Demnach befihlet er die Auffruͤhrer zu ſtraffen/ und brachten die Com- miſſarii Soldaten in die Stadt. Da nun die Buͤrger ihr Spiel gehal- ten/ fallen ſie ein/ und erwuͤrgen ohne Inquiſition und Unterſcheid inner- halb 3. Stunden auff die 7000. Perſonen. Das ahndete der Kayſer nicht/ und ließ es alſo geſchehen. 2. Remedium, das Oſter-Feſt ruckte herbey/ und wolte ſich der Kayſer beym Tiſch des Herrn einſtellen, Aber Ambroſius

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/320
Zitationshilfe: Dannhauer, Johann Conrad: Catechismus Milch. Bd. 10. Straßburg, 1673, S. 302. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/dannhauer_catechismus10_1673/320>, abgerufen am 19.11.2024.