VIl. Die öffentliche Pflege von Wissenschaft und Kunst.
Wir sind heute in den Räumen unserer Universität ver¬ sammelt, um Kaiser Wilhelm, unsern geliebten König und Herrn, in Sein neues Lebensjahr mit unsern Segenswünschen zu geleiten und für Alles, was wir in Ihm und durch Ihn haben, Gott in festlicher Gemeinschaft zu danken. Die rechte Fest¬ freude schließt den Ernst des Nachdenkens nicht aus und darum werden wir auch der Frage nicht ausweichen, wie weit der Segen, der dem Vaterlande durch die Thaten unseres Königs zu Theil geworden, verwirklicht oder in fortschreitender Ver¬ wirklichung begriffen sei.
Die Frage liegt nicht fern. Denn unläugbar machen auch wir die Erfahrung, daß heiß ersehnte und mit Jubel begrüßte Friedenszeiten, wenn sie wirklich eingetreten sind, nicht die volle Befriedigung gewähren, welche man erwartet hatte. Vielmehr zeigt sich nach der Spannung aller Gemüther auf ein gemeinsames Ziel, die auch unter den schwersten Ver¬ hältnissen etwas in sich Beglückendes hat, nach dem entschlosse¬ nen und freudigen Zusammenwirken aller Volkskräfte ein Aus¬ einandergehen derselben nach verschiedenen Zielen, eine gewisse Abspannung, die allen persönlichen Neigungen Spielraum läßt, eine peinliche Unsicherheit des Handelns. Die Ziele sind nicht
VIl. Die öffentliche Pflege von Wiſſenſchaft und Kunſt.
Wir ſind heute in den Räumen unſerer Univerſität ver¬ ſammelt, um Kaiſer Wilhelm, unſern geliebten König und Herrn, in Sein neues Lebensjahr mit unſern Segenswünſchen zu geleiten und für Alles, was wir in Ihm und durch Ihn haben, Gott in feſtlicher Gemeinſchaft zu danken. Die rechte Feſt¬ freude ſchließt den Ernſt des Nachdenkens nicht aus und darum werden wir auch der Frage nicht ausweichen, wie weit der Segen, der dem Vaterlande durch die Thaten unſeres Königs zu Theil geworden, verwirklicht oder in fortſchreitender Ver¬ wirklichung begriffen ſei.
Die Frage liegt nicht fern. Denn unläugbar machen auch wir die Erfahrung, daß heiß erſehnte und mit Jubel begrüßte Friedenszeiten, wenn ſie wirklich eingetreten ſind, nicht die volle Befriedigung gewähren, welche man erwartet hatte. Vielmehr zeigt ſich nach der Spannung aller Gemüther auf ein gemeinſames Ziel, die auch unter den ſchwerſten Ver¬ hältniſſen etwas in ſich Beglückendes hat, nach dem entſchloſſe¬ nen und freudigen Zuſammenwirken aller Volkskräfte ein Aus¬ einandergehen derſelben nach verſchiedenen Zielen, eine gewiſſe Abſpannung, die allen perſönlichen Neigungen Spielraum läßt, eine peinliche Unſicherheit des Handelns. Die Ziele ſind nicht
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VIl.
Die öffentliche Pflege von Wiſſenſchaft und Kunſt.
Wir ſind heute in den Räumen unſerer Univerſität ver¬
ſammelt, um Kaiſer Wilhelm, unſern geliebten König und
Herrn, in Sein neues Lebensjahr mit unſern Segenswünſchen zu
geleiten und für Alles, was wir in Ihm und durch Ihn haben,
Gott in feſtlicher Gemeinſchaft zu danken. Die rechte Feſt¬
freude ſchließt den Ernſt des Nachdenkens nicht aus und darum
werden wir auch der Frage nicht ausweichen, wie weit der
Segen, der dem Vaterlande durch die Thaten unſeres Königs
zu Theil geworden, verwirklicht oder in fortſchreitender Ver¬
wirklichung begriffen ſei.
Die Frage liegt nicht fern. Denn unläugbar machen
auch wir die Erfahrung, daß heiß erſehnte und mit Jubel
begrüßte Friedenszeiten, wenn ſie wirklich eingetreten ſind,
nicht die volle Befriedigung gewähren, welche man erwartet
hatte. Vielmehr zeigt ſich nach der Spannung aller Gemüther
auf ein gemeinſames Ziel, die auch unter den ſchwerſten Ver¬
hältniſſen etwas in ſich Beglückendes hat, nach dem entſchloſſe¬
nen und freudigen Zuſammenwirken aller Volkskräfte ein Aus¬
einandergehen derſelben nach verſchiedenen Zielen, eine gewiſſe
Abſpannung, die allen perſönlichen Neigungen Spielraum läßt,
eine peinliche Unſicherheit des Handelns. Die Ziele ſind nicht
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Curtius, Ernst: Alterthum und Gegenwart. Gesammelte Reden und Vorträge. Bd. 1. Berlin, 1875, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/curtius_alterthum01_1875/132>, abgerufen am 21.11.2024.
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