Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631.

Bild:
<< vorherige Seite
V.
Was denn von dem zu halten/ das etliche vornehme
Sternen täglich vber gewisser Städte häubtpunct gehen/ vnd ob der

letzte Stern im Schwantz deß grossen Beeren der Stadt Rom/ da sie
erstlich erbawet/ sey Vertical gewesen/ wie Cardanus
schreibt?

Habent haestellae (verticales) potestatem magnam supra loca, quoni-
am semel qualibet die supra civitatem perpendiculariter insistunt,

spricht Cardanus lib. De supplem. Almanach. c 10. vnd fengt drauff an erst-
lich zu erzehlen; wie das Caput Medusae (welchen stern die Astrologi den Teu-
felskopff nennen) vorzeiten 400. Jahr lang täglich vber den häubtpunct der
Völcker in Asia vnd Griechenlandt gangen/ vnd dadurch dieselben Länder gantz
zu nicht gemacht: vnd nun sey derselbe stern vber Apulia vnd dem Königreich
Neapolis, daher er beförchtet/ das nicht dadurch ein vnglück auch vber dasselbe
Königreich komme. Darnach schreibt er/ wie der Stadt Rom/ da sie erbawet
worden/ sey Vertical gewesen der letzte stern im Schwantz deß grossen Beeren/
Martialischer natur: Daher sey es kommen/ das die Römer fast vber die gantze
Welt geherschet. Da aber derselbe stern nach langheit der zeit vom häubtpunct
der Stadt Rom abgewichen/ an seine stelle das dextrum latus Persei vnnd das
caput serpentis getretten/ sey Rom so geschwecht worden/ das sie kaum den nah-
men behalten. Es sey aber der Beerenstern von dannen vber Constantinopel
gerückt/ vnd damit allda ein Keyserthumb angerichtet: von dannen sey derselbe
Stern vber Franckreich passiret/ vnd das Keyserthumb an die Könige in Franck-
reich gebracht: Endlich sey er auch vber Deutschlandt kommen/ vnd das Key-
serthumb mit sich dahin genommen. Vnd damit man nicht einwenden möge/
das ein Verticalstern nicht allein einem Ort/ sondern allen denen/ so vnter dem-
selben parallelo (das ist/ vom AEquinoctial gleich weit ab) liegen/ täglich v-
berm häupt hinlauffe/ So setzt Cardanus drauff diese condition hinbey/ das
der Verticalstern zu der zeit/ wenn der Stadt grundt gelegt wird/ müsse just im
Mittagszirckel sein/ vnd in Sun etc. welchs nicht allen orten desselben parallel
wiederfahren könne.

Dieses deß Cardani speculation hat so ein scheinbares ansehen/ das nicht
allein gemeine Leute drüber angen vnd mäuler auffsperren/ sondern das es auch
vornehme Astrologi ohn alles weiter nachdencken approbiren/ vnnd in jhre
Schrifften setzen. Wenn mans aber beym liecht besihet/ das ist/ nach Astrono-

mischer
V.
Was denn von dem zu halten/ das etliche vornehme
Sternen taͤglich vber gewiſſer Staͤdte haͤubtpunct gehen/ vnd ob der

letzte Stern im Schwantz deß groſſen Beeren der Stadt Rom/ da ſie
erſtlich erbawet/ ſey Vertical geweſen/ wie Cardanus
ſchreibt?

Habent hæſtellæ (verticales) poteſtatem magnam ſupra loca, quoni-
am ſemel qualibet die ſupra civitatem perpendiculariter inſiſtunt,

ſpricht Cardanus lib. De ſupplem. Almanach. c 10. vnd fengt drauff an erſt-
lich zu erzehlen; wie das Caput Meduſæ (welchen ſtern die Aſtrologi den Teu-
felskopff nennen) vorzeiten 400. Jahr lang taͤglich vber den haͤubtpunct der
Voͤlcker in Aſia vnd Griechenlandt gangen/ vnd dadurch dieſelben Laͤnder gantz
zu nicht gemacht: vnd nun ſey derſelbe ſtern vber Apulia vnd dem Koͤnigreich
Neapolis, daher er befoͤrchtet/ das nicht dadurch ein vngluͤck auch vber daſſelbe
Koͤnigreich komme. Darnach ſchreibt er/ wie der Stadt Rom/ da ſie erbawet
worden/ ſey Vertical geweſen der letzte ſtern im Schwantz deß groſſen Beeren/
Martialiſcher natur: Daher ſey es kommen/ das die Roͤmer faſt vber die gantze
Welt geherſchet. Da aber derſelbe ſtern nach langheit der zeit vom haͤubtpunct
der Stadt Rom abgewichen/ an ſeine ſtelle das dextrum latus Perſei vnnd das
caput ſerpentis getretten/ ſey Rom ſo geſchwecht worden/ das ſie kaum den nah-
men behalten. Es ſey aber der Beerenſtern von dannen vber Conſtantinopel
geruͤckt/ vnd damit allda ein Keyſerthumb angerichtet: von dannen ſey derſelbe
Stern vber Franckreich paſſiret/ vñ das Keyſerthumb an die Koͤnige in Franck-
reich gebracht: Endlich ſey er auch vber Deutſchlandt kommen/ vnd das Key-
ſerthumb mit ſich dahin genommen. Vnd damit man nicht einwenden moͤge/
das ein Verticalſtern nicht allein einem Ort/ ſondern allen denen/ ſo vnter dem-
ſelben parallelo (das iſt/ vom Æquinoctial gleich weit ab) liegen/ taͤglich v-
berm haͤupt hinlauffe/ So ſetzt Cardanus drauff dieſe condition hinbey/ das
der Verticalſtern zu der zeit/ wenn der Stadt grundt gelegt wird/ muͤſſe juſt im
Mittagszirckel ſein/ vnd in ☌ ☉ etc. welchs nicht allen orten deſſelben parallel
wiederfahren koͤnne.

Dieſes deß Cardani ſpeculation hat ſo ein ſcheinbares anſehen/ das nicht
allein gemeine Leute druͤber angen vnd maͤuler auffſperren/ ſondern das es auch
vornehme Aſtrologi ohn alles weiter nachdencken approbiren/ vnnd in jhre
Schrifften ſetzen. Wenn mans aber beym liecht beſihet/ das iſt/ nach Aſtrono-

miſcher
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0070"/>
        <div n="2">
          <head><hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">V.</hi><lb/>
Was denn von dem zu halten/ das etliche vornehme<lb/>
Sternen ta&#x0364;glich vber gewi&#x017F;&#x017F;er Sta&#x0364;dte ha&#x0364;ubtpunct gehen/ vnd ob der</hi><lb/>
letzte Stern im Schwantz deß gro&#x017F;&#x017F;en Beeren der Stadt Rom/ da &#x017F;ie<lb/>
er&#x017F;tlich erbawet/ &#x017F;ey <hi rendition="#aq">Vertical</hi> gewe&#x017F;en/ wie <hi rendition="#aq">Cardanus</hi><lb/>
&#x017F;chreibt?</head><lb/>
          <p><hi rendition="#aq"><hi rendition="#in">H</hi>abent hæ&#x017F;tellæ (verticales) pote&#x017F;tatem magnam &#x017F;upra loca, quoni-<lb/>
am &#x017F;emel qualibet die &#x017F;upra civitatem perpendiculariter in&#x017F;i&#x017F;tunt,</hi><lb/>
&#x017F;pricht <hi rendition="#aq">Cardanus lib. De &#x017F;upplem. Almanach. c</hi> 10. vnd fengt drauff an er&#x017F;t-<lb/>
lich zu erzehlen; wie das <hi rendition="#aq">Caput Medu&#x017F;æ</hi> (welchen &#x017F;tern die <hi rendition="#aq">A&#x017F;trologi</hi> den Teu-<lb/>
felskopff nennen) vorzeiten 400. Jahr lang ta&#x0364;glich vber den ha&#x0364;ubtpunct der<lb/>
Vo&#x0364;lcker in <hi rendition="#aq">A&#x017F;ia</hi> vnd Griechenlandt gangen/ vnd dadurch die&#x017F;elben La&#x0364;nder gantz<lb/>
zu nicht gemacht: vnd nun &#x017F;ey der&#x017F;elbe &#x017F;tern vber <hi rendition="#aq">Apulia</hi> vnd dem Ko&#x0364;nigreich<lb/><hi rendition="#aq">Neapolis,</hi> daher er befo&#x0364;rchtet/ das nicht dadurch ein vnglu&#x0364;ck auch vber da&#x017F;&#x017F;elbe<lb/>
Ko&#x0364;nigreich komme. Darnach &#x017F;chreibt er/ wie der Stadt Rom/ da &#x017F;ie erbawet<lb/>
worden/ &#x017F;ey <hi rendition="#aq">Vertical</hi> gewe&#x017F;en der letzte &#x017F;tern im Schwantz deß gro&#x017F;&#x017F;en Beeren/<lb/>
Martiali&#x017F;cher natur: Daher &#x017F;ey es kommen/ das die Ro&#x0364;mer fa&#x017F;t vber die gantze<lb/>
Welt geher&#x017F;chet. Da aber der&#x017F;elbe &#x017F;tern nach langheit der zeit vom ha&#x0364;ubtpunct<lb/>
der Stadt Rom abgewichen/ an &#x017F;eine &#x017F;telle das <hi rendition="#aq">dextrum latus Per&#x017F;ei</hi> vnnd das<lb/><hi rendition="#aq">caput &#x017F;erpentis</hi> getretten/ &#x017F;ey Rom &#x017F;o ge&#x017F;chwecht worden/ das &#x017F;ie kaum den nah-<lb/>
men behalten. Es &#x017F;ey aber der Beeren&#x017F;tern von dannen vber Con&#x017F;tantinopel<lb/>
geru&#x0364;ckt/ vnd damit allda ein Key&#x017F;erthumb angerichtet: von dannen &#x017F;ey der&#x017F;elbe<lb/>
Stern vber Franckreich pa&#x017F;&#x017F;iret/ vn&#x0303; das Key&#x017F;erthumb an die Ko&#x0364;nige in Franck-<lb/>
reich gebracht: Endlich &#x017F;ey er auch vber Deut&#x017F;chlandt kommen/ vnd das Key-<lb/>
&#x017F;erthumb mit &#x017F;ich dahin genommen. Vnd damit man nicht einwenden mo&#x0364;ge/<lb/>
das ein <hi rendition="#aq">Vertical</hi>&#x017F;tern nicht allein einem Ort/ &#x017F;ondern allen denen/ &#x017F;o vnter dem-<lb/>
&#x017F;elben <hi rendition="#aq">parallelo</hi> (das i&#x017F;t/ vom <hi rendition="#aq">Æquinoctial</hi> gleich weit ab) liegen/ ta&#x0364;glich v-<lb/>
berm ha&#x0364;upt hinlauffe/ So &#x017F;etzt <hi rendition="#aq">Cardanus</hi> drauff die&#x017F;e <hi rendition="#aq">condition</hi> hinbey/ das<lb/>
der <hi rendition="#aq">Vertical</hi>&#x017F;tern zu der zeit/ wenn der Stadt grundt gelegt wird/ mu&#x0364;&#x017F;&#x017F;e ju&#x017F;t im<lb/>
Mittagszirckel &#x017F;ein/ vnd in &#x260C; &#x2609; etc. welchs nicht allen orten de&#x017F;&#x017F;elben <hi rendition="#aq">parallel</hi><lb/>
wiederfahren ko&#x0364;nne.</p><lb/>
          <p>Die&#x017F;es deß <hi rendition="#aq">Cardani &#x017F;peculation</hi> hat &#x017F;o ein &#x017F;cheinbares an&#x017F;ehen/ das nicht<lb/>
allein gemeine Leute dru&#x0364;ber angen vnd ma&#x0364;uler auff&#x017F;perren/ &#x017F;ondern das es auch<lb/>
vornehme <hi rendition="#aq">A&#x017F;trologi</hi> ohn alles weiter nachdencken <hi rendition="#aq">approbiren</hi>/ vnnd in jhre<lb/>
Schrifften &#x017F;etzen. Wenn mans aber beym liecht be&#x017F;ihet/ das i&#x017F;t/ nach A&#x017F;trono-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mi&#x017F;cher</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0070] V. Was denn von dem zu halten/ das etliche vornehme Sternen taͤglich vber gewiſſer Staͤdte haͤubtpunct gehen/ vnd ob der letzte Stern im Schwantz deß groſſen Beeren der Stadt Rom/ da ſie erſtlich erbawet/ ſey Vertical geweſen/ wie Cardanus ſchreibt? Habent hæſtellæ (verticales) poteſtatem magnam ſupra loca, quoni- am ſemel qualibet die ſupra civitatem perpendiculariter inſiſtunt, ſpricht Cardanus lib. De ſupplem. Almanach. c 10. vnd fengt drauff an erſt- lich zu erzehlen; wie das Caput Meduſæ (welchen ſtern die Aſtrologi den Teu- felskopff nennen) vorzeiten 400. Jahr lang taͤglich vber den haͤubtpunct der Voͤlcker in Aſia vnd Griechenlandt gangen/ vnd dadurch dieſelben Laͤnder gantz zu nicht gemacht: vnd nun ſey derſelbe ſtern vber Apulia vnd dem Koͤnigreich Neapolis, daher er befoͤrchtet/ das nicht dadurch ein vngluͤck auch vber daſſelbe Koͤnigreich komme. Darnach ſchreibt er/ wie der Stadt Rom/ da ſie erbawet worden/ ſey Vertical geweſen der letzte ſtern im Schwantz deß groſſen Beeren/ Martialiſcher natur: Daher ſey es kommen/ das die Roͤmer faſt vber die gantze Welt geherſchet. Da aber derſelbe ſtern nach langheit der zeit vom haͤubtpunct der Stadt Rom abgewichen/ an ſeine ſtelle das dextrum latus Perſei vnnd das caput ſerpentis getretten/ ſey Rom ſo geſchwecht worden/ das ſie kaum den nah- men behalten. Es ſey aber der Beerenſtern von dannen vber Conſtantinopel geruͤckt/ vnd damit allda ein Keyſerthumb angerichtet: von dannen ſey derſelbe Stern vber Franckreich paſſiret/ vñ das Keyſerthumb an die Koͤnige in Franck- reich gebracht: Endlich ſey er auch vber Deutſchlandt kommen/ vnd das Key- ſerthumb mit ſich dahin genommen. Vnd damit man nicht einwenden moͤge/ das ein Verticalſtern nicht allein einem Ort/ ſondern allen denen/ ſo vnter dem- ſelben parallelo (das iſt/ vom Æquinoctial gleich weit ab) liegen/ taͤglich v- berm haͤupt hinlauffe/ So ſetzt Cardanus drauff dieſe condition hinbey/ das der Verticalſtern zu der zeit/ wenn der Stadt grundt gelegt wird/ muͤſſe juſt im Mittagszirckel ſein/ vnd in ☌ ☉ etc. welchs nicht allen orten deſſelben parallel wiederfahren koͤnne. Dieſes deß Cardani ſpeculation hat ſo ein ſcheinbares anſehen/ das nicht allein gemeine Leute druͤber angen vnd maͤuler auffſperren/ ſondern das es auch vornehme Aſtrologi ohn alles weiter nachdencken approbiren/ vnnd in jhre Schrifften ſetzen. Wenn mans aber beym liecht beſihet/ das iſt/ nach Aſtrono- miſcher

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/70
Zitationshilfe: Crüger, Peter: Cupediæ Astrosophicæ. Breslau, 1631, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/crueger_cupediae_1631/70>, abgerufen am 21.12.2024.