Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.

Bild:
<< vorherige Seite

[Spaltenumbruch]

Stieff Stirnsp
Vater heyrathet, und seinen Kin-
dern als Mutter vorsetzet.

Stieff-Schwestern,

Heissen zwey von dem Stieff-
Vater oder Stieff-Mutter zusam-
men gebrachte Töchter.

Stieff-Tochter,

Heisset diejenige Tochter, so eine
Wittibe zu ihrem andern Mann,
oder ein Wittiber zu seiner andern
Frau mitbringet.

Stillen, oder, säugen,

Ist eine Verrichtung und Pflicht
der Ammen oder eigenen Mütter,
so die kleinen Kinder an die Brüste
legen, und selbige mit ihrer Milch
Tag und Nacht unterhalten.

Stirnbinde, oder, Kopff-
binde,

Ist ein schmaler, weisser, schlech-
ter oder geneheter auch auf beyden
Seiten mit Canten, Zäckgen oder
Spitzen besetzter Streiff, den das
Weibes-Volck um die Stirne mei-
stentheils zu denen Schleppen zu
binden pfleget. Die Hallorum
Weiber tragen selbige beständig.

Stirn-Spangen,

War im Alten Testamente ein
gewisses Stück vom weiblichen
Schmuck und Geschmeide, so das
Frauenzimmer auf denen Stir-
nen, in Form eines halben Mon-
dens trug. Dergleichen dort A-
braham seinem Knecht vor die Re-
beccam hatte mitgegeben. Ge-
nes. XXIV. v.
22.

[Spaltenumbruch]
Stran Strehn
Strangerin,

Hanna. War ein Fanatisches
und Quackerisches Weibes-Bild
in Engelland, so A. 1656. nebst
ihrer Quackerischen Gefehrtin und
Glaubens-Schwester der Martha
Symondia
den Haupt-Schwärmer
Jacobum Naylor den 24. Octobr.
zu Bristol vor einen Erlöser des
menschlichen Geschlechtes ausge-
ruffen und vor den rechten Mes-
siam der Welt ausgeschriehen,
auch diesen Quacker zu Pferde
durch die Gassen unter dem Zuruff:
Heilig, Heilig, Heilig ist der Herr
Zebaoth, beyderseits begleitet, da-
durch aber viel einfältige Menschen
zur Abgötterey angefrischet. Die
Gotteslästerlichen und närrischen
Brieffe, so diese beyde Schwärme-
rinnen an diesen vermeynten Mes-
sias
geschrieben, sind in D. Lassenii
Bericht von der Quacker-Secte c. 4.
zu lesen. Vid. Honor. Reggium.
d. Stat. Eccles. Britann. p. 46. 68.
102. & 103. it. Pantheon. Enthus.
p.
224.

Strauß, siehe. Bouquet.
Streckin,

M. R. Ein in der Poesie ga-
lantes Frauenzimmer, sie hat dem
Verfasser der Römischen Octavia
zu Ehren ein Carmen oder Danck-
Opffer verfertiget, welches gewiß
vor ein schönes Gedichte passiren
kan.

Strehn Garn,

Heist das gesponnene abge-
spuhlte und über die Weiffe ge-
schlagene Garn, aus viertzig Ge-

binden

[Spaltenumbruch]

Stieff Stirnſp
Vater heyrathet, und ſeinen Kin-
dern als Mutter vorſetzet.

Stieff-Schweſtern,

Heiſſen zwey von dem Stieff-
Vater oder Stieff-Mutter zuſam-
men gebrachte Toͤchter.

Stieff-Tochter,

Heiſſet diejenige Tochter, ſo eine
Wittibe zu ihrem andern Mann,
oder ein Wittiber zu ſeiner andern
Frau mitbringet.

Stillen, oder, ſaͤugen,

Iſt eine Verrichtung und Pflicht
der Ammen oder eigenen Muͤtter,
ſo die kleinen Kinder an die Bruͤſte
legen, und ſelbige mit ihrer Milch
Tag und Nacht unterhalten.

Stirnbinde, oder, Kopff-
binde,

Iſt ein ſchmaler, weiſſer, ſchlech-
ter oder geneheter auch auf beyden
Seiten mit Canten, Zaͤckgen oder
Spitzen beſetzter Streiff, den das
Weibes-Volck um die Stirne mei-
ſtentheils zu denen Schleppen zu
binden pfleget. Die Hallorum
Weiber tragen ſelbige beſtaͤndig.

Stirn-Spangen,

War im Alten Teſtamente ein
gewiſſes Stuͤck vom weiblichen
Schmuck und Geſchmeide, ſo das
Frauenzimmer auf denen Stir-
nen, in Form eines halben Mon-
dens trug. Dergleichen dort A-
braham ſeinem Knecht vor die Re-
beccam hatte mitgegeben. Ge-
neſ. XXIV. v.
22.

[Spaltenumbruch]
Stran Strehn
Strangerin,

Hanna. War ein Fanatiſches
und Quackeriſches Weibes-Bild
in Engelland, ſo A. 1656. nebſt
ihrer Quackeriſchen Gefehrtin und
Glaubens-Schweſter der Martha
Symondia
den Haupt-Schwaͤrmer
Jacobum Naylor den 24. Octobr.
zu Briſtol vor einen Erloͤſer des
menſchlichen Geſchlechtes ausge-
ruffen und vor den rechten Meſ-
ſiam der Welt ausgeſchriehen,
auch dieſen Quacker zu Pferde
durch die Gaſſen unter dem Zuruff:
Heilig, Heilig, Heilig iſt der Herr
Zebaoth, beyderſeits begleitet, da-
durch aber viel einfaͤltige Menſchen
zur Abgoͤtterey angefriſchet. Die
Gotteslaͤſterlichen und naͤrriſchen
Brieffe, ſo dieſe beyde Schwaͤrme-
rinnen an dieſen vermeynten Meſ-
ſias
geſchrieben, ſind in D. Laſſenii
Bericht von der Quacker-Secte c. 4.
zu leſen. Vid. Honor. Reggium.
d. Stat. Eccleſ. Britann. p. 46. 68.
102. & 103. it. Pantheon. Enthuſ.
p.
224.

Strauß, ſiehe. Bouquet.
Streckin,

M. R. Ein in der Poeſie ga-
lantes Frauenzimmer, ſie hat dem
Verfaſſer der Roͤmiſchen Octavia
zu Ehren ein Carmen oder Danck-
Opffer verfertiget, welches gewiß
vor ein ſchoͤnes Gedichte pasſiren
kan.

Strehn Garn,

Heiſt das geſponnene abge-
ſpuhlte und uͤber die Weiffe ge-
ſchlagene Garn, aus viertzig Ge-

binden
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0978"/><cb n="1911"/><lb/>
<fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Stieff Stirn&#x017F;p</hi></fw><lb/>
Vater heyrathet, und &#x017F;einen Kin-<lb/>
dern als Mutter vor&#x017F;etzet.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stieff-Schwe&#x017F;tern,</hi> </head><lb/>
          <p>Hei&#x017F;&#x017F;en zwey von dem Stieff-<lb/>
Vater oder Stieff-Mutter zu&#x017F;am-<lb/>
men gebrachte To&#x0364;chter.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stieff-Tochter,</hi> </head><lb/>
          <p>Hei&#x017F;&#x017F;et diejenige Tochter, &#x017F;o eine<lb/>
Wittibe zu ihrem andern Mann,<lb/>
oder ein Wittiber zu &#x017F;einer andern<lb/>
Frau mitbringet.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stillen, oder, &#x017F;a&#x0364;ugen,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t eine Verrichtung und Pflicht<lb/>
der Ammen oder eigenen Mu&#x0364;tter,<lb/>
&#x017F;o die kleinen Kinder an die Bru&#x0364;&#x017F;te<lb/>
legen, und &#x017F;elbige mit ihrer Milch<lb/>
Tag und Nacht unterhalten.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stirnbinde, oder, Kopff-<lb/>
binde,</hi> </head><lb/>
          <p>I&#x017F;t ein &#x017F;chmaler, wei&#x017F;&#x017F;er, &#x017F;chlech-<lb/>
ter oder geneheter auch auf beyden<lb/>
Seiten mit Canten, Za&#x0364;ckgen oder<lb/>
Spitzen be&#x017F;etzter Streiff, den das<lb/>
Weibes-Volck um die Stirne mei-<lb/>
&#x017F;tentheils zu denen Schleppen zu<lb/>
binden pfleget. Die <hi rendition="#aq">Hallorum</hi><lb/>
Weiber tragen &#x017F;elbige be&#x017F;ta&#x0364;ndig.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Stirn-Spangen,</hi> </head><lb/>
          <p>War im Alten Te&#x017F;tamente ein<lb/>
gewi&#x017F;&#x017F;es Stu&#x0364;ck vom weiblichen<lb/>
Schmuck und Ge&#x017F;chmeide, &#x017F;o das<lb/>
Frauenzimmer auf denen Stir-<lb/>
nen, in Form eines halben Mon-<lb/>
dens trug. Dergleichen dort A-<lb/>
braham &#x017F;einem Knecht vor die Re-<lb/>
beccam hatte mitgegeben. <hi rendition="#aq">Ge-<lb/>
ne&#x017F;. XXIV. v.</hi> 22.</p><lb/>
          <cb n="1912"/>
        </div><lb/>
        <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Stran Strehn</hi> </fw><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#aq">Strangerin,</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Hanna.</hi> War ein <hi rendition="#aq">Fanati</hi>&#x017F;ches<lb/>
und Quackeri&#x017F;ches Weibes-Bild<lb/>
in Engelland, &#x017F;o <hi rendition="#aq">A.</hi> 1656. neb&#x017F;t<lb/>
ihrer Quackeri&#x017F;chen Gefehrtin und<lb/>
Glaubens-Schwe&#x017F;ter der <hi rendition="#aq">Martha<lb/>
Symondia</hi> den Haupt-Schwa&#x0364;rmer<lb/><hi rendition="#aq">Jacobum Naylor</hi> den 24. <hi rendition="#aq">Octobr.</hi><lb/>
zu Bri&#x017F;tol vor einen Erlo&#x0364;&#x017F;er des<lb/>
men&#x017F;chlichen Ge&#x017F;chlechtes ausge-<lb/>
ruffen und vor den rechten Me&#x017F;-<lb/>
&#x017F;iam der Welt ausge&#x017F;chriehen,<lb/>
auch die&#x017F;en Quacker zu Pferde<lb/>
durch die Ga&#x017F;&#x017F;en unter dem Zuruff:<lb/>
Heilig, Heilig, Heilig i&#x017F;t der Herr<lb/>
Zebaoth, beyder&#x017F;eits begleitet, da-<lb/>
durch aber viel einfa&#x0364;ltige Men&#x017F;chen<lb/>
zur Abgo&#x0364;tterey angefri&#x017F;chet. Die<lb/>
Gottesla&#x0364;&#x017F;terlichen und na&#x0364;rri&#x017F;chen<lb/>
Brieffe, &#x017F;o die&#x017F;e beyde Schwa&#x0364;rme-<lb/>
rinnen an die&#x017F;en vermeynten <hi rendition="#aq">Me&#x017F;-<lb/>
&#x017F;ias</hi> ge&#x017F;chrieben, &#x017F;ind in <hi rendition="#aq">D. La&#x017F;&#x017F;enii</hi><lb/>
Bericht von der Quacker-<hi rendition="#aq">Secte c.</hi> 4.<lb/>
zu le&#x017F;en. <hi rendition="#aq">Vid. Honor. Reggium.<lb/>
d. Stat. Eccle&#x017F;. Britann. p. 46. 68.<lb/>
102. &amp; 103. it. Pantheon. Enthu&#x017F;.<lb/>
p.</hi> 224.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Strauß, &#x017F;iehe.</hi> <hi rendition="#aq">Bouquet.</hi> </head>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Streckin,</hi> </head><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">M. R.</hi> Ein in der Poe&#x017F;ie ga-<lb/>
lantes Frauenzimmer, &#x017F;ie hat dem<lb/>
Verfa&#x017F;&#x017F;er der Ro&#x0364;mi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">Octavia</hi><lb/>
zu Ehren ein <hi rendition="#aq">Carmen</hi> oder Danck-<lb/>
Opffer verfertiget, welches gewiß<lb/>
vor ein &#x017F;cho&#x0364;nes Gedichte <hi rendition="#aq">pas&#x017F;iren</hi><lb/>
kan.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Strehn Garn,</hi> </head><lb/>
          <p>Hei&#x017F;t das ge&#x017F;ponnene abge-<lb/>
&#x017F;puhlte und u&#x0364;ber die Weiffe ge-<lb/>
&#x017F;chlagene Garn, aus viertzig Ge-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">binden</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0978] Stieff Stirnſp Stran Strehn Vater heyrathet, und ſeinen Kin- dern als Mutter vorſetzet. Stieff-Schweſtern, Heiſſen zwey von dem Stieff- Vater oder Stieff-Mutter zuſam- men gebrachte Toͤchter. Stieff-Tochter, Heiſſet diejenige Tochter, ſo eine Wittibe zu ihrem andern Mann, oder ein Wittiber zu ſeiner andern Frau mitbringet. Stillen, oder, ſaͤugen, Iſt eine Verrichtung und Pflicht der Ammen oder eigenen Muͤtter, ſo die kleinen Kinder an die Bruͤſte legen, und ſelbige mit ihrer Milch Tag und Nacht unterhalten. Stirnbinde, oder, Kopff- binde, Iſt ein ſchmaler, weiſſer, ſchlech- ter oder geneheter auch auf beyden Seiten mit Canten, Zaͤckgen oder Spitzen beſetzter Streiff, den das Weibes-Volck um die Stirne mei- ſtentheils zu denen Schleppen zu binden pfleget. Die Hallorum Weiber tragen ſelbige beſtaͤndig. Stirn-Spangen, War im Alten Teſtamente ein gewiſſes Stuͤck vom weiblichen Schmuck und Geſchmeide, ſo das Frauenzimmer auf denen Stir- nen, in Form eines halben Mon- dens trug. Dergleichen dort A- braham ſeinem Knecht vor die Re- beccam hatte mitgegeben. Ge- neſ. XXIV. v. 22. Strangerin, Hanna. War ein Fanatiſches und Quackeriſches Weibes-Bild in Engelland, ſo A. 1656. nebſt ihrer Quackeriſchen Gefehrtin und Glaubens-Schweſter der Martha Symondia den Haupt-Schwaͤrmer Jacobum Naylor den 24. Octobr. zu Briſtol vor einen Erloͤſer des menſchlichen Geſchlechtes ausge- ruffen und vor den rechten Meſ- ſiam der Welt ausgeſchriehen, auch dieſen Quacker zu Pferde durch die Gaſſen unter dem Zuruff: Heilig, Heilig, Heilig iſt der Herr Zebaoth, beyderſeits begleitet, da- durch aber viel einfaͤltige Menſchen zur Abgoͤtterey angefriſchet. Die Gotteslaͤſterlichen und naͤrriſchen Brieffe, ſo dieſe beyde Schwaͤrme- rinnen an dieſen vermeynten Meſ- ſias geſchrieben, ſind in D. Laſſenii Bericht von der Quacker-Secte c. 4. zu leſen. Vid. Honor. Reggium. d. Stat. Eccleſ. Britann. p. 46. 68. 102. & 103. it. Pantheon. Enthuſ. p. 224. Strauß, ſiehe. Bouquet. Streckin, M. R. Ein in der Poeſie ga- lantes Frauenzimmer, ſie hat dem Verfaſſer der Roͤmiſchen Octavia zu Ehren ein Carmen oder Danck- Opffer verfertiget, welches gewiß vor ein ſchoͤnes Gedichte pasſiren kan. Strehn Garn, Heiſt das geſponnene abge- ſpuhlte und uͤber die Weiffe ge- ſchlagene Garn, aus viertzig Ge- binden

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/978
Zitationshilfe: Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/978>, abgerufen am 18.11.2024.