Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Siedel Sigäa des Frauenzimmers ihren Creutz-weise einschliesset, und ihr über sol- ches formirtes Creutz, so zehen be- deuten soll, noch 7. Küßgen darü- ber giebet. Siedel, Ist eine an etlichen Orten ge- Sigaea, Aloysa oder Loysa, eine adeliche Sigäa an Alphonsum de Guenas, oderwie ihn einige nennen, Franc. Cue- vos de Burgos, starb aber den 13. Octobr. Anno 1560. in einem schmertzlichen Kind-Bette. Von ihren Schrifften ist bekannt: 1) ein Gedichte in Lateinischer Spra- che, Sintra genennt, so sie an die In- fantin Marie, geschrieben; 2) Dia- logus de Differentia Vitae rusticae & Urbanae 3) unterschiedene La- teinische Episteln und Poemata, so aber nur noch in Manuscripto sol- len gefunden werden. Vid. Mor- hof. l. 1. Polyhist. c. 25. & Anton. Biblioth. Hispan. pag. 341. Es wird dieser gelehrten Dame insge- mein eine gewisse Satyra Sotadica, so zwar herrlich Latein in sich hat, aber voller Unflat und Schand- thaten ist, Schuld gegeben, und rühret solches daher, weil der unge- wissenhaffte Autor seine liederliche Satyre nach der Spanischen Mund- Art und Laster-Gebräuchen einge- richtet, um dadurch die Sigaeam vor die Erfinderin dessen auszugeben, allein Mothof in seinem Polyhist. p. 76. & 77. erweiset, daß man ihr höchst unrecht gethan. Einige wollen Vossium, einige aber Meur- sium zu dem Autore dieser obscoe- nen Satyrae machen, etliche aber ste- hen in denen Gedancken, daß es ei- ne Geburth von D. Joanne Westre- ne, JCto in Holland sey. Der Welt-berühmte Thomasius nen- net den wahren Verfertiger dieser Satyrae, iedoch nur mit denen Lite- ris initialibus. Vid. Thomas. Mo- natl. Gedancken, ad Ann. 1688. p. 586. it. Tentzels Monatl. Unter- redung. Mens. Febr. A. 1693. pag. 166. & 169. Sigaea,
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Siedel Sigaͤa des Frauenzimmers ihren Creutz-weiſe einſchlieſſet, und ihr uͤber ſol- ches formirtes Creutz, ſo zehen be- deuten ſoll, noch 7. Kuͤßgen daruͤ- ber giebet. Siedel, Iſt eine an etlichen Orten ge- Sigæa, Aloyſa oder Loyſa, eine adeliche Sigaͤa an Alphonſum de Guenas, oderwie ihn einige nennen, Franc. Cue- vos de Burgos, ſtarb aber den 13. Octobr. Anno 1560. in einem ſchmertzlichen Kind-Bette. Von ihren Schrifften iſt bekannt: 1) ein Gedichte in Lateiniſcher Spra- che, Sintra genennt, ſo ſie an die In- fantin Marie, geſchrieben; 2) Dia- logus de Differentia Vitæ ruſticæ & Urbanæ 3) unterſchiedene La- teiniſche Epiſteln und Poemata, ſo aber nur noch in Manuſcripto ſol- len gefunden werden. Vid. Mor- hof. l. 1. Polyhiſt. c. 25. & Anton. Biblioth. Hiſpan. pag. 341. Es wird dieſer gelehrten Dame insge- mein eine gewiſſe Satyra Sotadica, ſo zwar herrlich Latein in ſich hat, aber voller Unflat und Schand- thaten iſt, Schuld gegeben, und ruͤhret ſolches daher, weil der unge- wiſſenhaffte Autor ſeine liederliche Satyre nach der Spaniſchen Mund- Art und Laſter-Gebraͤuchen einge- richtet, um dadurch die Sigæam vor die Erfinderin deſſen auszugeben, allein Mothof in ſeinem Polyhiſt. p. 76. & 77. erweiſet, daß man ihr hoͤchſt unrecht gethan. Einige wollen Voſſium, einige aber Meur- ſium zu dem Autore dieſer obſcoe- nen Satyræ machen, etliche aber ſte- hen in denen Gedancken, daß es ei- ne Geburth von D. Joanne Weſtre- ne, JCto in Holland ſey. Der Welt-beruͤhmte Thomaſius nen- net den wahren Verfertiger dieſer Satyræ, iedoch nur mit denen Lite- ris initialibus. Vid. Thomaſ. Mo- natl. Gedancken, ad Ann. 1688. p. 586. it. Tentzels Monatl. Unter- redung. Menſ. Febr. A. 1693. pag. 166. & 169. Sigæa,
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Siedel Sigaͤa
Sigaͤa
des Frauenzimmers ihren Creutz-
weiſe einſchlieſſet, und ihr uͤber ſol-
ches formirtes Creutz, ſo zehen be-
deuten ſoll, noch 7. Kuͤßgen daruͤ-
ber giebet.
Siedel,
Iſt eine an etlichen Orten ge-
braͤuchliche Art einer langen und
verdeckten Banck, mlt einer ſchma-
len Lehne befeſtiget, worein man
allerhand legen und verwahren
kan, man findet ſie insgemein auf
dem Lande in den gemeinen Stu-
ben.
Sigæa,
Aloyſa oder Loyſa, eine adeliche
Dame von Toledo aus Spanien,
war von ſolcher wundeꝛnswuͤꝛdiger
Gelehrſamkeit, daß ſie keinem ge-
lehrten Mann zu ihrer Zeit was
nachgab, maßen ſie nicht nur eine
vollkommne Philoſopha war, ſon-
dern auch Lateiniſch, Griechiſch,
Hebraͤiſch, Syriſch und Arabiſch
perfect reden und ſchreiben konte;
weswegen ſie auch Pabſt Paulus III.
mit welchem ſie in allen dieſen
Sprachen Briefe gewechſelt, ſehr
hoch hielte. Die Portugieſiſche
Koͤnigin nahme ſie wegen ihrer
ſonderbahren Gelehrſamkeit an ih-
ren Hof unter das Koͤnigliche
Frauenzimmer. In was vor
groſſer Conſideration dieſe Sigæa
bey den gelehrteſten Maͤnnern ge-
ſtanden, kan man aus denen herr-
lichen Lobes-Erhebungen des Jo-
hannis Vaſæi, Andreæ Raſendii, Al-
phonſi, Alvari Geometii, Didaci
Guevaræ, Franciſci und Rodrigo
Lopii, Luſini Itali, Johannis Meruli
und anderer mehr, erſehen und ab-
nehmen. Sie verheyrathete ſich
an Alphonſum de Guenas, oder
wie ihn einige nennen, Franc. Cue-
vos de Burgos, ſtarb aber den 13.
Octobr. Anno 1560. in einem
ſchmertzlichen Kind-Bette. Von
ihren Schrifften iſt bekannt: 1)
ein Gedichte in Lateiniſcher Spra-
che, Sintra genennt, ſo ſie an die In-
fantin Marie, geſchrieben; 2) Dia-
logus de Differentia Vitæ ruſticæ
& Urbanæ 3) unterſchiedene La-
teiniſche Epiſteln und Poemata, ſo
aber nur noch in Manuſcripto ſol-
len gefunden werden. Vid. Mor-
hof. l. 1. Polyhiſt. c. 25. & Anton.
Biblioth. Hiſpan. pag. 341. Es
wird dieſer gelehrten Dame insge-
mein eine gewiſſe Satyra Sotadica,
ſo zwar herrlich Latein in ſich hat,
aber voller Unflat und Schand-
thaten iſt, Schuld gegeben, und
ruͤhret ſolches daher, weil der unge-
wiſſenhaffte Autor ſeine liederliche
Satyre nach der Spaniſchen Mund-
Art und Laſter-Gebraͤuchen einge-
richtet, um dadurch die Sigæam vor
die Erfinderin deſſen auszugeben,
allein Mothof in ſeinem Polyhiſt.
p. 76. & 77. erweiſet, daß man ihr
hoͤchſt unrecht gethan. Einige
wollen Voſſium, einige aber Meur-
ſium zu dem Autore dieſer obſcoe-
nen Satyræ machen, etliche aber ſte-
hen in denen Gedancken, daß es ei-
ne Geburth von D. Joanne Weſtre-
ne, JCto in Holland ſey. Der
Welt-beruͤhmte Thomaſius nen-
net den wahren Verfertiger dieſer
Satyræ, iedoch nur mit denen Lite-
ris initialibus. Vid. Thomaſ. Mo-
natl. Gedancken, ad Ann. 1688. p.
586. it. Tentzels Monatl. Unter-
redung. Menſ. Febr. A. 1693. pag.
166. & 169.
Sigæa,
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