Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Sarge Sarroch weder a part verspeiset, oder bey an-dere Essen anzubringen suchet. Die Sardellen müssen schon vor alten Zeiten etwas beliebtes gewesen seyn, angesehen sie Apicius, der Römer, vor das allerdelicateste unter denen Lecker-Bißgen zu hal- ten pflegte. Sarge seidne, oder, Soy Rossata, Ist ein einfärbiger glatter und Sarge wollene, Ist ein aus Wolle gewebter Sarrochia, Oder wie sie einige nennen Scar- Sartre ein Oracul hielten. Janus Ni-cius Erythraeus in seiner Pinaco- theca I. pag. 259. & seq. machet ein rechtes Wunder aus ihr. Sie gerieth wegen ihres allzu unbändi- gen Hochmuths und Kaltsinnigkeit gegen die bravesten Leute in Disput, als mit Joh. Baptista Marino, mit der Academia Humoristarum und Octavio Tronsarello. Vincentius Nolfi in seiner Ginipedia oder Un- terweisung des Frauenzimmers cap. ult. gedencket dieser Sarrochiae gar rühmlich. Ubrigens machte sie einen netten heroischen Vers, so wohl in Lateinischer als welscher Sprache, wie solches die artigen La- teinischen Epigrammata, und das schöne welsche Carmen Heroicum vom Leben und Thaten Georgii Ca- striote oder Scanderbegs Fürstens in Epiro und Albanien, so sie verfer- tiget, bezeugen. Vid. Morhoff. in Polyh. Histor. P. I. p. 144. & Hoff- mann. Lex. Univers. T. I. p. 993. de Sartre, Madame Dauphin, eine gelehrte p. 86.
[Spaltenumbruch]
Sarge Sarroch weder a part verſpeiſet, oder bey an-dere Eſſen anzubringen ſuchet. Die Sardellen muͤſſen ſchon vor alten Zeiten etwas beliebtes geweſen ſeyn, angeſehen ſie Apicius, der Roͤmer, vor das allerdelicateſte unter denen Lecker-Bißgen zu hal- ten pflegte. Sarge ſeidne, oder, Soy Roſſata, Iſt ein einfaͤrbiger glatter und Sarge wollene, Iſt ein aus Wolle gewebter Sarrochia, Oder wie ſie einige nennen Scar- Sartre ein Oracul hielten. Janus Ni-cius Erythræus in ſeiner Pinaco- theca I. pag. 259. & ſeq. machet ein rechtes Wunder aus ihr. Sie gerieth wegen ihres allzu unbaͤndi- gen Hochmuths und Kaltſinnigkeit gegen die braveſten Leute in Diſput, als mit Joh. Baptiſta Marino, mit der Academia Humoriſtarum und Octavio Tronſarello. Vincentius Nolfi in ſeiner Ginipedia oder Un- terweiſung des Frauenzimmers cap. ult. gedencket dieſer Sarrochiæ gar ruͤhmlich. Ubrigens machte ſie einen netten heroiſchen Vers, ſo wohl in Lateiniſcher als welſcher Sprache, wie ſolches die artigen La- teiniſchen Epigrammata, und das ſchoͤne welſche Carmen Heroicum vom Leben und Thaten Georgii Ca- ſtriote oder Scanderbegs Fuͤrſtens in Epiro und Albanien, ſo ſie verfer- tiget, bezeugen. Vid. Morhoff. in Polyh. Hiſtor. P. I. p. 144. & Hoff- mann. Lex. Univerſ. T. I. p. 993. de Sartre, Madame Dauphin, eine gelehrte p. 86.
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Sarge Sarroch
Sartre
weder a part verſpeiſet, oder bey an-
dere Eſſen anzubringen ſuchet. Die
Sardellen muͤſſen ſchon vor alten
Zeiten etwas beliebtes geweſen
ſeyn, angeſehen ſie Apicius, der
Roͤmer, vor das allerdelicateſte
unter denen Lecker-Bißgen zu hal-
ten pflegte.
Sarge ſeidne, oder, Soy
Roſſata,
Iſt ein einfaͤrbiger glatter und
von offnen ungedreheten Faden
dicht gewebter ſeidner Zeug, ſo ei-
nen ſtarcken Glantz von ſich giebet,
iſt ſtaͤrcker und feiner als der Atlas
und wird von dem Frauenzimmer
bey ihrer Kleidung gebrauchet.
Sarge wollene,
Iſt ein aus Wolle gewebter
glatter Zeug, ſo das Frauenzimmer
ſtatt Unterfutters zu gebrauchen
pfleget, man findet ſelbigen gepreſt,
von unterſchiedener Guͤte und
Sorten, als da iſt Sarge Imperial, ſo
die breiteſte iſt, und Sarge de Poys,
ſo eine Art von ſchlechten und leich-
ten Calemanc iſt.
Sarrochia,
Oder wie ſie einige nennen Scar-
rocchia, Margaretha, eine zwar
trefflich gelehrte, aber auch darbey
ſehr hochmuͤthige Neapolitanerin,
ſo ſich ihrer Gelehrſamkeit wegen,
entſetzlich viel einzubilden wuſte,
weil die gelehrteſten Maͤnner ihr
Hauß gleich einer Academie beſuch-
ten, ihren Theologiſchen und Phi-
loſophiſchen Diſcurſen zuhoͤreten,
und ihren accuraten Diſputationi-
bus beywohnten, auch ſie recht vor
ein Oracul hielten. Janus Ni-
cius Erythræus in ſeiner Pinaco-
theca I. pag. 259. & ſeq. machet ein
rechtes Wunder aus ihr. Sie
gerieth wegen ihres allzu unbaͤndi-
gen Hochmuths und Kaltſinnigkeit
gegen die braveſten Leute in Diſput,
als mit Joh. Baptiſta Marino, mit
der Academia Humoriſtarum und
Octavio Tronſarello. Vincentius
Nolfi in ſeiner Ginipedia oder Un-
terweiſung des Frauenzimmers
cap. ult. gedencket dieſer Sarrochiæ
gar ruͤhmlich. Ubrigens machte
ſie einen netten heroiſchen Vers, ſo
wohl in Lateiniſcher als welſcher
Sprache, wie ſolches die artigen La-
teiniſchen Epigrammata, und das
ſchoͤne welſche Carmen Heroicum
vom Leben und Thaten Georgii Ca-
ſtriote oder Scanderbegs Fuͤrſtens
in Epiro und Albanien, ſo ſie verfer-
tiget, bezeugen. Vid. Morhoff. in
Polyh. Hiſtor. P. I. p. 144. & Hoff-
mann. Lex. Univerſ. T. I. p. 993.
de Sartre,
Madame Dauphin, eine gelehrte
Marquiſin aus Franckreich, und M.
le Marquis de Robias d’ Eſtoublon
Gemahlin eine einige Tochter des
Frantzoͤiſchen Hof- und Financen-
Raths M. de Satre. Ihre Mut-
ter hieß Madam. Brigide de Maſſau-
ve. Sie war eine ſehr gelehrte Dame
von ſonderbaren Verſtande und ho-
her Wiſſenſchafft verſtunde die Ma-
theſin und Arithmeticam aus dem
Fundamente, war eine gute Philo-
ſopha, und hatte ſchoͤne Wiſſen-
ſchafft in der Medicin. Sie ſtarb
A. 1685. den 17. Martii zu Arles in
der Provence. Vid. Mercur. Po-
lit. Deviſei ad A. 1685. M. April.
p. 86.
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