Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Sand Sappho get, so den Wasch- und Scheuer-Sand in Tragkörben aus der Sand-Grubenhohlen, und auf dem Rücken nach Hause tragen. Sand- oder Nehe-Küssen, Ist ein viereckigtes von Sam- Sand-Sieb, Ist ein von Blech durchlöchertes Sand streuen, Heisset, wenn das Gesinde in Santa Stella, Signora, ein künstliche und be- Sappho, Die Tochter Scamandronymi Sappho se, so nach ihrem Nahmen das Ge-nus Sapphicum benennet worden. Diese Sappho hatte sich in einen jungen Menschen, Rahmens Pha- on, verliebet, weil er ihr aber gar wenig Gegen-Liebe blicken ließ, stürtzte sie sich endlich aus Ungedult von dem Berge Leucade in das Meer herab. Ihre Carmina, so sie geschrieben, seynd zu unterschie- denen Mahlen gedruckt worden, als A. 1660. cum notis Tanaquill. Fabri. A. 1652. zu Paris. A. 1654. ibid. A. 1692. zu Amsterdam. Anno 1712. par M. Gacon. Die unterschie- denen Judicia, so von ihr gefället worden, hat Gyraldus und andre mehr. Siehe Mons. Longepierre Vie de Sappho au devant de la traducti- on en vers Francois des Pocsies de Sappho. AEneas Sylvius und einige andere Historici statuiren zweye dieses Nahmens, die Lateinischen Poeten aber gedencken nur einer dieses Nahmens. Sie soll ziem- lich frey und unzüchtig gelebet ha- ben, daher alle ihr Ruhm der sie unsterblich macht, bloß von ihrer Poesie herrühret. Man hat von ihr nichts mehr übrig als 2. Oden, ein Paar Epigrammata, und einige Fragmenta, ohngeachtet sie 9. Bü- cher Oden, und noch mehr Bücher Epigrammata, deßgleichen viel Ele- gien, Epithalamia und andere Poe- tischen Gedancken hinterlassen. Ausser diesem soll sie auch ein ab- sonderliches Instrument nebst einer ausserordentlichen Art der Harmo- nie erdacht haben, so aber nunmehr unbekannt. Von sonderbarer Schönheit soll sie nicht gewesen seyn, ausser daß sie ein Paar schöne und feurige Augen gehabt. Budaeus. Sappho,
[Spaltenumbruch]
Sand Sappho get, ſo den Waſch- und Scheuer-Sand in Tragkoͤrben aus der Sand-Grubenhohlen, und auf dem Ruͤcken nach Hauſe tragen. Sand- oder Nehe-Kuͤſſen, Iſt ein viereckigtes von Sam- Sand-Sieb, Iſt ein von Blech durchloͤchertes Sand ſtreuen, Heiſſet, wenn das Geſinde in Santa Stella, Signora, ein kuͤnſtliche und be- Sappho, Die Tochter Scamandronymi Sappho ſe, ſo nach ihrem Nahmen das Ge-nus Sapphicum benennet worden. Dieſe Sappho hatte ſich in einen jungen Menſchen, Rahmens Pha- on, verliebet, weil er ihr aber gar wenig Gegen-Liebe blicken ließ, ſtuͤrtzte ſie ſich endlich aus Ungedult von dem Berge Leucade in das Meer herab. Ihre Carmina, ſo ſie geſchrieben, ſeynd zu unterſchie- denen Mahlen gedruckt worden, als A. 1660. cum notis Tanaquill. Fabri. A. 1652. zu Paris. A. 1654. ibid. A. 1692. zu Amſterdam. Anno 1712. par M. Gacon. Die unterſchie- denen Judicia, ſo von ihr gefaͤllet worden, hat Gyraldus und andre mehꝛ. Siehe Monſ. Longepierre Vie de Sappho au devant de la traducti- on en vers François des Pocſies de Sappho. Æneas Sylvius und einige andere Hiſtorici ſtatuiren zweye dieſes Nahmens, die Lateiniſchen Poeten aber gedencken nur einer dieſes Nahmens. Sie ſoll ziem- lich frey und unzuͤchtig gelebet ha- ben, daher alle ihr Ruhm der ſie unſterblich macht, bloß von ihrer Poeſie herruͤhret. Man hat von ihr nichts mehr uͤbrig als 2. Oden, ein Paar Epigrammata, und einige Fragmenta, ohngeachtet ſie 9. Buͤ- cher Oden, und noch mehr Buͤcher Epigrammata, deßgleichen viel Ele- gien, Epithalamia und andere Poe- tiſchen Gedancken hinterlaſſen. Auſſer dieſem ſoll ſie auch ein ab- ſonderliches Inſtrument nebſt einer auſſerordentlichen Art der Harmo- nie erdacht haben, ſo aber nunmehr unbekannt. Von ſonderbarer Schoͤnheit ſoll ſie nicht geweſen ſeyn, auſſer daß ſie ein Paar ſchoͤne und feurige Augen gehabt. Budæus. Sappho,
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Sand Sappho
Sappho
get, ſo den Waſch- und Scheuer-
Sand in Tragkoͤrben aus der
Sand-Grubenhohlen, und auf dem
Ruͤcken nach Hauſe tragen.
Sand- oder Nehe-Kuͤſſen,
Iſt ein viereckigtes von Sam-
met, Tuch oder andern Zeug auf al-
lerhand Art zuſammen geſetztes
und mit Sand derb und dichte aus-
ſtopfftes Kuͤſſen, worauf das Wei-
besvolck dasjenige Stuͤck Lein-
wand oder Caton, ſo es zu nehen
willens iſt, zu ſtecken und mit einer
Nadel anzu befeſtigen pfleget.
Sand-Sieb,
Iſt ein von Blech durchloͤchertes
Sieb, wodurch der Sand auf den
Saal und Gaͤngen herum klar und
rein geſiebet und aufgeſtreuet
wird.
Sand ſtreuen,
Heiſſet, wenn das Geſinde in
die geſcheuerten oder ausgekehrten
Zimmer, Saͤle und Gaͤnge durch
ein darzu abſonderlich verfertigtes
blechernes Sieb klar gewaſchenen
und reinen Sand ausſtreuet, da-
mit der Unflath nicht ſo gleich an
dem Fuß-Boden hafften kan.
Santa Stella,
Signora, ein kuͤnſtliche und be-
ruͤhmte Saͤngerin in Italien.
Sappho,
Die Tochter Scamandronymi
und der Cleidis, des Cercilæ Weib,
eine vortreffliche Poetin, (ſo in der
46. Olympiade gelebet, oder wie ei-
nige wollen ums Jahr der Welt A.
3338.) aus der Inſul Lesbus, und
Erfinderin einer gewiſſen Art Ver-
ſe, ſo nach ihrem Nahmen das Ge-
nus Sapphicum benennet worden.
Dieſe Sappho hatte ſich in einen
jungen Menſchen, Rahmens Pha-
on, verliebet, weil er ihr aber gar
wenig Gegen-Liebe blicken ließ,
ſtuͤrtzte ſie ſich endlich aus Ungedult
von dem Berge Leucade in das
Meer herab. Ihre Carmina, ſo
ſie geſchrieben, ſeynd zu unterſchie-
denen Mahlen gedruckt worden,
als A. 1660. cum notis Tanaquill.
Fabri. A. 1652. zu Paris. A. 1654.
ibid. A. 1692. zu Amſterdam. Anno
1712. par M. Gacon. Die unterſchie-
denen Judicia, ſo von ihr gefaͤllet
worden, hat Gyraldus und andre
mehꝛ. Siehe Monſ. Longepierre Vie
de Sappho au devant de la traducti-
on en vers François des Pocſies de
Sappho. Æneas Sylvius und einige
andere Hiſtorici ſtatuiren zweye
dieſes Nahmens, die Lateiniſchen
Poeten aber gedencken nur einer
dieſes Nahmens. Sie ſoll ziem-
lich frey und unzuͤchtig gelebet ha-
ben, daher alle ihr Ruhm der ſie
unſterblich macht, bloß von ihrer
Poeſie herruͤhret. Man hat von
ihr nichts mehr uͤbrig als 2. Oden,
ein Paar Epigrammata, und einige
Fragmenta, ohngeachtet ſie 9. Buͤ-
cher Oden, und noch mehr Buͤcher
Epigrammata, deßgleichen viel Ele-
gien, Epithalamia und andere Poe-
tiſchen Gedancken hinterlaſſen.
Auſſer dieſem ſoll ſie auch ein ab-
ſonderliches Inſtrument nebſt einer
auſſerordentlichen Art der Harmo-
nie erdacht haben, ſo aber nunmehr
unbekannt. Von ſonderbarer
Schoͤnheit ſoll ſie nicht geweſen
ſeyn, auſſer daß ſie ein Paar ſchoͤne
und feurige Augen gehabt. Budæus.
Sappho,
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