in der Theologie wohl-versirte Da- me. Sie hat über die Episteln Pauli an die Römer und Hebräer gelehrte Homilias geschrieben; von welchen du Bose in seinem Tractat: L' Honneste Femme, ge- nannt, P. I. p. 120. sehr viel rüh- mens macht. Es ist solches Rai- sonnement in Junckeri Centur. Il. lustr. Foeminar. p. 129. & 130. zu finden.
Auerhahn,
Urogallus, Coy de bruyere, soll in Teutschen so viel heissen, als ein grosser Hahn, massen einer gemei- niglich 10. 12. biß 14. Pfund am Gewichte hat. Er hält sich in di- cken Wäldern, Gebürgen und Ein- öden auff, dahero etliche Autores ihn einen Wald-Hahn zu nennen pflegen. Sein Wildpreth ist sehr zähe; und je älter er wird, je fleißi- ger muß ihn der Koch beym Feuer in acht nehmen, damit er recht mür- be möge gebraten werden. Es macht auf Herren Tafeln dieses Feder-Wildpreth nicht nur eine Parade, sondern schmecket auch sehr wohl, zumahl, wenn es entweder recht ausgebraten oder in einer Pa- stete aufgesetzet wird.
Auerhahn oder Auerhenne gebraten.
Wenn der Auerhahn gerupffet worden, werffet selbigen sauber aus und klopffet ihn, damit er mür- be werde. NB. Ein Auerhahn hat solch zähe Wildpreth, daß auch ein Braten von einem alten Hirsch eher zu zwingen; Dahero muß [Spaltenumbruch]
Auerhahn
man, solchen Hahn recht mürbe zu braten, fleißig Achtung geben. Ist er nun wohl geklopfft worden, wa- schet ihn aus, setzet auch eine Casse- role mit Wasser auffs Feuer, und wenn es im sieden, haltet den Auerhahn hinein, lasset ihn ein we- nig anlauffen, und leget ihn wie- derum in kaltes Wasser. Hernach müsset ihr solchen sauber spicken, einsaltzen, an einen Spieß stecken, und aus Feuer, aber nicht gar zu gehling, legen. NB. Sehet wohl zu, daß er nicht von aussen her brate, inwendig aber roh bleibe; je ge- mählicher er am Feuer tractiret wird, je besser er ausbratet. So bald er anfängt zu braten, begiesset ihn mit zerlassener Butter; ma- chet ferner Pappier übern Auer- hahn, begiesset dasselbe auch mit Butter, und da es braun wird, stür- tzet noch einen Bogen drüber. NB. Er muß in die 3. Stunden braten, und wird er bey harten Holtz oder Kohlen am mürbesten, weil die Hitze noch eines so starck als bey dem weichen Holtz. Wann er nun fertig und bald soll angerichtet werden, so ziehet ihn von Spieß, le- get ihn auf eine Schüssel, die vor- her mit Blumen und Blättern auf das schönste auszuzieren ist, giesset die abgetroffene Brüh unten unter den Hahn, und oben drauff ein we- nig braune Butter, streuet ein we- nig klar geriebene Semmel drü- ber, beleget es sauber mit ausgeris- senen Citronen, und last diesen ge- bratenen Hahn zur Taffel tragen.
Auerhahn oder Hüner auf eine andere Art gebraten.
Ihr müsset den Hahn wie vori-
gen
[Spaltenumbruch]
Auerhahn
in der Theologie wohl-verſirte Da- me. Sie hat uͤber die Epiſteln Pauli an die Roͤmer und Hebraͤer gelehrte Homilias geſchrieben; von welchen du Boſe in ſeinem Tractat: L’ Honneſte Femme, ge- nannt, P. I. p. 120. ſehr viel ruͤh- mens macht. Es iſt ſolches Rai- ſonnement in Junckeri Centur. Il. luſtr. Fœminar. p. 129. & 130. zu finden.
Auerhahn,
Urogallus, Coy de bruyere, ſoll in Teutſchen ſo viel heiſſen, als ein groſſer Hahn, maſſen einer gemei- niglich 10. 12. biß 14. Pfund am Gewichte hat. Er haͤlt ſich in di- cken Waͤldern, Gebuͤrgen und Ein- oͤden auff, dahero etliche Autores ihn einen Wald-Hahn zu nennen pflegen. Sein Wildpreth iſt ſehr zaͤhe; und je aͤlter er wird, je fleißi- ger muß ihn der Koch beym Feuer in acht nehmen, damit er recht muͤr- be moͤge gebraten werden. Es macht auf Herren Tafeln dieſes Feder-Wildpreth nicht nur eine Parade, ſondern ſchmecket auch ſehr wohl, zumahl, wenn es entweder recht ausgebraten oder in einer Pa- ſtete aufgeſetzet wird.
Auerhahn oder Auerhenne gebraten.
Wenn der Auerhahn gerupffet worden, werffet ſelbigen ſauber aus und klopffet ihn, damit er muͤr- be werde. NB. Ein Auerhahn hat ſolch zaͤhe Wildpreth, daß auch ein Braten von einem alten Hirſch eher zu zwingen; Dahero muß [Spaltenumbruch]
Auerhahn
man, ſolchen Hahn recht muͤrbe zu braten, fleißig Achtung geben. Iſt er nun wohl geklopfft worden, wa- ſchet ihn aus, ſetzet auch eine Caſſe- role mit Waſſer auffs Feuer, und wenn es im ſieden, haltet den Auerhahn hinein, laſſet ihn ein we- nig anlauffen, und leget ihn wie- derum in kaltes Waſſer. Hernach muͤſſet ihr ſolchen ſauber ſpicken, einſaltzen, an einen Spieß ſtecken, und aus Feuer, aber nicht gar zu gehling, legen. NB. Sehet wohl zu, daß er nicht von auſſen her brate, inwendig aber roh bleibe; je ge- maͤhlicher er am Feuer tractiret wird, je beſſer er ausbratet. So bald er anfaͤngt zu braten, begieſſet ihn mit zerlaſſener Butter; ma- chet ferner Pappier uͤbern Auer- hahn, begieſſet daſſelbe auch mit Butter, und da es braun wird, ſtuͤr- tzet noch einen Bogen druͤber. NB. Er muß in die 3. Stunden braten, und wird er bey harten Holtz oder Kohlen am muͤrbeſten, weil die Hitze noch eines ſo ſtarck als bey dem weichen Holtz. Wann er nun fertig und bald ſoll angerichtet werden, ſo ziehet ihn von Spieß, le- get ihn auf eine Schuͤſſel, die vor- her mit Blumen und Blaͤttern auf das ſchoͤnſte auszuzieren iſt, gieſſet die abgetroffene Bruͤh unten unter den Hahn, und oben drauff ein we- nig braune Butter, ſtreuet ein we- nig klar geriebene Semmel druͤ- ber, beleget es ſauber mit ausgeriſ- ſenen Citronen, und laſt dieſen ge- bratenen Hahn zur Taffel tragen.
Auerhahn oder Huͤner auf eine andere Art gebraten.
Ihr muͤſſet den Hahn wie vori-
gen
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[0083]
Auerhahn
Auerhahn
in der Theologie wohl-verſirte Da-
me. Sie hat uͤber die Epiſteln
Pauli an die Roͤmer und Hebraͤer
gelehrte Homilias geſchrieben;
von welchen du Boſe in ſeinem
Tractat: L’ Honneſte Femme, ge-
nannt, P. I. p. 120. ſehr viel ruͤh-
mens macht. Es iſt ſolches Rai-
ſonnement in Junckeri Centur. Il.
luſtr. Fœminar. p. 129. & 130.
zu finden.
Auerhahn,
Urogallus, Coy de bruyere, ſoll
in Teutſchen ſo viel heiſſen, als ein
groſſer Hahn, maſſen einer gemei-
niglich 10. 12. biß 14. Pfund am
Gewichte hat. Er haͤlt ſich in di-
cken Waͤldern, Gebuͤrgen und Ein-
oͤden auff, dahero etliche Autores
ihn einen Wald-Hahn zu nennen
pflegen. Sein Wildpreth iſt ſehr
zaͤhe; und je aͤlter er wird, je fleißi-
ger muß ihn der Koch beym Feuer
in acht nehmen, damit er recht muͤr-
be moͤge gebraten werden. Es
macht auf Herren Tafeln dieſes
Feder-Wildpreth nicht nur eine
Parade, ſondern ſchmecket auch ſehr
wohl, zumahl, wenn es entweder
recht ausgebraten oder in einer Pa-
ſtete aufgeſetzet wird.
Auerhahn oder Auerhenne
gebraten.
Wenn der Auerhahn gerupffet
worden, werffet ſelbigen ſauber
aus und klopffet ihn, damit er muͤr-
be werde. NB. Ein Auerhahn
hat ſolch zaͤhe Wildpreth, daß auch
ein Braten von einem alten Hirſch
eher zu zwingen; Dahero muß
man, ſolchen Hahn recht muͤrbe zu
braten, fleißig Achtung geben. Iſt
er nun wohl geklopfft worden, wa-
ſchet ihn aus, ſetzet auch eine Caſſe-
role mit Waſſer auffs Feuer, und
wenn es im ſieden, haltet den
Auerhahn hinein, laſſet ihn ein we-
nig anlauffen, und leget ihn wie-
derum in kaltes Waſſer. Hernach
muͤſſet ihr ſolchen ſauber ſpicken,
einſaltzen, an einen Spieß ſtecken,
und aus Feuer, aber nicht gar zu
gehling, legen. NB. Sehet wohl
zu, daß er nicht von auſſen her brate,
inwendig aber roh bleibe; je ge-
maͤhlicher er am Feuer tractiret
wird, je beſſer er ausbratet. So
bald er anfaͤngt zu braten, begieſſet
ihn mit zerlaſſener Butter; ma-
chet ferner Pappier uͤbern Auer-
hahn, begieſſet daſſelbe auch mit
Butter, und da es braun wird, ſtuͤr-
tzet noch einen Bogen druͤber. NB.
Er muß in die 3. Stunden braten,
und wird er bey harten Holtz oder
Kohlen am muͤrbeſten, weil die
Hitze noch eines ſo ſtarck als bey
dem weichen Holtz. Wann er nun
fertig und bald ſoll angerichtet
werden, ſo ziehet ihn von Spieß, le-
get ihn auf eine Schuͤſſel, die vor-
her mit Blumen und Blaͤttern auf
das ſchoͤnſte auszuzieren iſt, gieſſet
die abgetroffene Bruͤh unten unter
den Hahn, und oben drauff ein we-
nig braune Butter, ſtreuet ein we-
nig klar geriebene Semmel druͤ-
ber, beleget es ſauber mit ausgeriſ-
ſenen Citronen, und laſt dieſen ge-
bratenen Hahn zur Taffel tragen.
Auerhahn oder Huͤner auf
eine andere Art gebraten.
Ihr muͤſſet den Hahn wie vori-
gen
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Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/corvinus_frauenzimmer_1715/83>, abgerufen am 06.01.2025.
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