Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Lala Handthierung daselbst zu treiben,begab. Zu welcher sich auch, weil sie von ausbündiger Schönheit war, jedermann, der aus Griechenland war, begab, ja auch die mächtig- sten und vornehmsten Häupter, sie ließ aber niemanden als um grosses Geld zu, gestallt sie vor eine einige Nacht zehn tausend Drachmas zu fodern sich nicht scheuete; derglei- chen der berühmte Redner Demo- sthenes, so dem weit erschollnen Ruf- fe nach zu dieser schönen Lais nach Corinth gesegelt war, erfuhr, wel- cher ihr aber vor Verwunderung und Erstaunuug zur Antwort gab: er möchte solche Reue nimmermehr mit zehen tausend Drachmen er- kauffen. Letzlich hat sich diese theure Crämerin nach Thessalien gemacht, allwo sie das Mannes- volck in solcher Hochachtung aus Liebe hielte, daß sie, so offt sie vor ihr Hauß vorbey giengen, die Schwellen mit Wein bespritzten, worüber sich aber die andern Thes- salischen Weiber so entrüsteten, daß sie diese schöne Lais, die in dem Ve- nus Tempel opffern wolte, aus Neid und Mißgunst ermordeten. Lala, Von Cyzicus oder Spiga, eine Lamm Gemählde der damahls berühmtenMeister, Sopyli und Dionysii habe sicher verkauffen können. Vid. Sandrarts deutsche Academie T. II. Lamm, Agnus, Agneau, ist in der Haus- gebraten;
[Spaltenumbruch]
Lala Handthierung daſelbſt zu treiben,begab. Zu welcher ſich auch, weil ſie von ausbuͤndiger Schoͤnheit war, jedermann, der aus Griechenland war, begab, ja auch die maͤchtig- ſten und vornehmſten Haͤupter, ſie ließ aber niemanden als um groſſes Geld zu, geſtallt ſie vor eine einige Nacht zehn tauſend Drachmas zu fodern ſich nicht ſcheuete; derglei- chen der beruͤhmte Redner Demo- ſthenes, ſo dem weit erſchollnẽ Ruf- fe nach zu dieſer ſchoͤnen Lais nach Corinth geſegelt war, erfuhr, wel- cher ihr aber vor Verwunderung und Erſtaunuug zur Antwort gab: er moͤchte ſolche Reue nimmermehr mit zehen tauſend Drachmen er- kauffen. Letzlich hat ſich dieſe theure Craͤmerin nach Theſſalien gemacht, allwo ſie das Mannes- volck in ſolcher Hochachtung aus Liebe hielte, daß ſie, ſo offt ſie vor ihr Hauß vorbey giengen, die Schwellen mit Wein beſpritzten, woruͤber ſich aber die andern Theſ- ſaliſchen Weiber ſo entruͤſteten, daß ſie dieſe ſchoͤne Lais, die in dem Ve- nus Tempel opffern wolte, aus Neid und Mißgunſt ermordeten. Lala, Von Cyzicus oder Spiga, eine Lamm Gemaͤhlde der damahls beruͤhmtenMeiſter, Sopyli und Dionyſii habe ſicher verkauffen koͤnnen. Vid. Sandrarts deutſche Academie T. II. Lamm, Agnus, Agneau, iſt in der Haus- gebraten;
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0582"/><cb n="1119"/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Lala</hi></fw><lb/> Handthierung daſelbſt zu treiben,<lb/> begab. Zu welcher ſich auch, weil ſie<lb/> von ausbuͤndiger Schoͤnheit war,<lb/> jedermann, der aus Griechenland<lb/> war, begab, ja auch die maͤchtig-<lb/> ſten und vornehmſten Haͤupter, ſie<lb/> ließ aber niemanden als um groſſes<lb/> Geld zu, geſtallt ſie vor eine einige<lb/> Nacht zehn tauſend <hi rendition="#aq">Drachmas</hi> zu<lb/> fodern ſich nicht ſcheuete; derglei-<lb/> chen der beruͤhmte Redner <hi rendition="#aq">Demo-<lb/> ſthenes,</hi> ſo dem weit erſchollnẽ Ruf-<lb/> fe nach zu dieſer ſchoͤnen <hi rendition="#aq">Lais</hi> nach<lb/> Corinth geſegelt war, erfuhr, wel-<lb/> cher ihr aber vor Verwunderung<lb/> und Erſtaunuug zur Antwort gab:<lb/> er moͤchte ſolche Reue nimmermehr<lb/> mit zehen tauſend <hi rendition="#aq">Drachmen</hi> er-<lb/> kauffen. Letzlich hat ſich dieſe<lb/> theure Craͤmerin nach Theſſalien<lb/> gemacht, allwo ſie das Mannes-<lb/> volck in ſolcher Hochachtung aus<lb/> Liebe hielte, daß ſie, ſo offt ſie vor<lb/> ihr Hauß vorbey giengen, die<lb/> Schwellen mit Wein beſpritzten,<lb/> woruͤber ſich aber die andern Theſ-<lb/> ſaliſchen Weiber ſo entruͤſteten, daß<lb/> ſie dieſe ſchoͤne <hi rendition="#aq">Lais,</hi> die in dem <hi rendition="#aq">Ve-<lb/> nus</hi> Tempel opffern wolte, aus<lb/> Neid und Mißgunſt ermordeten.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Lala,</hi> </head><lb/> <p>Von <hi rendition="#aq">Cyzicus</hi> oder <hi rendition="#aq">Spiga,</hi> eine<lb/> kuͤnſtliche <hi rendition="#aq">Veſtali</hi>ſche Nonne, ſo zu<lb/><hi rendition="#aq">M. Varronis</hi> Zeiten gelebet, und<lb/> nicht nur allein vortrefflich gemah-<lb/> let, ſondern auch kuͤnſtlich in Helf-<lb/> fenbein gegraben, wie ſie denn ihr<lb/> eigenes <hi rendition="#aq">Contrafait</hi> verfertiget.<lb/><hi rendition="#aq">Plinius</hi> meldet von ihr, daß nie-<lb/> mahls einiger Mahler eine ſo ge-<lb/> ſchwinde Hand wie ſie gehabt, und<lb/> daß ſie ſo vollkommen in der Kunſt<lb/> geweſen, daß man ihre Wercke vor<lb/><cb n="1120"/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Lamm</hi></fw><lb/> Gemaͤhlde der damahls beruͤhmten<lb/> Meiſter, <hi rendition="#aq">Sopyli</hi> und <hi rendition="#aq">Dionyſii</hi> habe<lb/> ſicher verkauffen koͤnnen. <hi rendition="#aq">Vid.<lb/> Sandrarts</hi> deutſche <hi rendition="#aq">Academie T. II.</hi></p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Lamm,</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Agnus, Agneau,</hi> iſt in der Haus-<lb/> haltung ein nuͤtzliches Thier: denn<lb/> es dienet denen Menſchen mit zu-<lb/> nehmenden Jahren auf allerhand<lb/> Art und Weiſe. Zwar wollen ih-<lb/> rer viel das Lammfleiſch nicht loben<lb/> weil es gar zu viel Feuchtigkeiten in<lb/> ſich habe, und deßwegen ungeſund<lb/> ſey: hingegen andere verzehren es<lb/> mit deſto groͤſſern <hi rendition="#aq">Appetit</hi> und be-<lb/> finden ſich wohl dabey, wenn es ſon-<lb/> derlich der Koch gut zurichtet, als:<lb/> 1) Lammfleiſch <hi rendition="#aq">fricasſirt;</hi> 2) Lam̃-<lb/> fleiſch mit Carfiol; 3) Lammfleiſch<lb/> mit Muſcheln; 4) Lammfleiſch<lb/> mit Citronen; 5) Lammfleiſch mit<lb/> ſauerer <hi rendition="#aq">Limonie;</hi> 6) Lammfleiſch<lb/> mit Sauerampffer; 7) Lam̃fleiſch<lb/> mit Kloͤſen und Morgeln; 8)<lb/> Lammfleiſch mit Majoran; 9)<lb/> Lammfleiſch mit Semmelſchnitten;<lb/> 10) Lammfleiſch mit Capern und<lb/> kleinen Roſinen; 11) Lammfleiſch<lb/> mit Spinat; 12) Lammfleſch mit<lb/> Haferwurtzel; 13) Lam̃fleiſch mit<lb/> gruͤner Peterſilie; 14) Lam̃fleiſch<lb/> mit Peterſilien Wurtzeln; 15)<lb/> Lammfleiſch mit Selerie; 16)<lb/> Lammfleiſch mit Schwaͤm̃gen und<lb/> geſchnittenen Ruͤben; 17) Lamm-<lb/> fleiſch <hi rendition="#aq">Eſtouffade;</hi> 18) Lammfleiſch<lb/><hi rendition="#aq">Carbonade;</hi> 19) Lammfleiſch mit<lb/> Zuckerwurtzeln; 20) Lammfleiſch<lb/> Paſteten; 21) Lammfleiſch mit ge-<lb/> fuͤllten Sallat; 22) Lammfleiſch<lb/> mit Saffran; 23) Lammfleiſch mit<lb/> Krebſen, Morgeln, Spaꝛgel, Kloͤß-<lb/> gen ꝛc.; 24) Lammfleiſch geſpickt<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gebraten;</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0582]
Lala
Lamm
Handthierung daſelbſt zu treiben,
begab. Zu welcher ſich auch, weil ſie
von ausbuͤndiger Schoͤnheit war,
jedermann, der aus Griechenland
war, begab, ja auch die maͤchtig-
ſten und vornehmſten Haͤupter, ſie
ließ aber niemanden als um groſſes
Geld zu, geſtallt ſie vor eine einige
Nacht zehn tauſend Drachmas zu
fodern ſich nicht ſcheuete; derglei-
chen der beruͤhmte Redner Demo-
ſthenes, ſo dem weit erſchollnẽ Ruf-
fe nach zu dieſer ſchoͤnen Lais nach
Corinth geſegelt war, erfuhr, wel-
cher ihr aber vor Verwunderung
und Erſtaunuug zur Antwort gab:
er moͤchte ſolche Reue nimmermehr
mit zehen tauſend Drachmen er-
kauffen. Letzlich hat ſich dieſe
theure Craͤmerin nach Theſſalien
gemacht, allwo ſie das Mannes-
volck in ſolcher Hochachtung aus
Liebe hielte, daß ſie, ſo offt ſie vor
ihr Hauß vorbey giengen, die
Schwellen mit Wein beſpritzten,
woruͤber ſich aber die andern Theſ-
ſaliſchen Weiber ſo entruͤſteten, daß
ſie dieſe ſchoͤne Lais, die in dem Ve-
nus Tempel opffern wolte, aus
Neid und Mißgunſt ermordeten.
Lala,
Von Cyzicus oder Spiga, eine
kuͤnſtliche Veſtaliſche Nonne, ſo zu
M. Varronis Zeiten gelebet, und
nicht nur allein vortrefflich gemah-
let, ſondern auch kuͤnſtlich in Helf-
fenbein gegraben, wie ſie denn ihr
eigenes Contrafait verfertiget.
Plinius meldet von ihr, daß nie-
mahls einiger Mahler eine ſo ge-
ſchwinde Hand wie ſie gehabt, und
daß ſie ſo vollkommen in der Kunſt
geweſen, daß man ihre Wercke vor
Gemaͤhlde der damahls beruͤhmten
Meiſter, Sopyli und Dionyſii habe
ſicher verkauffen koͤnnen. Vid.
Sandrarts deutſche Academie T. II.
Lamm,
Agnus, Agneau, iſt in der Haus-
haltung ein nuͤtzliches Thier: denn
es dienet denen Menſchen mit zu-
nehmenden Jahren auf allerhand
Art und Weiſe. Zwar wollen ih-
rer viel das Lammfleiſch nicht loben
weil es gar zu viel Feuchtigkeiten in
ſich habe, und deßwegen ungeſund
ſey: hingegen andere verzehren es
mit deſto groͤſſern Appetit und be-
finden ſich wohl dabey, wenn es ſon-
derlich der Koch gut zurichtet, als:
1) Lammfleiſch fricasſirt; 2) Lam̃-
fleiſch mit Carfiol; 3) Lammfleiſch
mit Muſcheln; 4) Lammfleiſch
mit Citronen; 5) Lammfleiſch mit
ſauerer Limonie; 6) Lammfleiſch
mit Sauerampffer; 7) Lam̃fleiſch
mit Kloͤſen und Morgeln; 8)
Lammfleiſch mit Majoran; 9)
Lammfleiſch mit Semmelſchnitten;
10) Lammfleiſch mit Capern und
kleinen Roſinen; 11) Lammfleiſch
mit Spinat; 12) Lammfleſch mit
Haferwurtzel; 13) Lam̃fleiſch mit
gruͤner Peterſilie; 14) Lam̃fleiſch
mit Peterſilien Wurtzeln; 15)
Lammfleiſch mit Selerie; 16)
Lammfleiſch mit Schwaͤm̃gen und
geſchnittenen Ruͤben; 17) Lamm-
fleiſch Eſtouffade; 18) Lammfleiſch
Carbonade; 19) Lammfleiſch mit
Zuckerwurtzeln; 20) Lammfleiſch
Paſteten; 21) Lammfleiſch mit ge-
fuͤllten Sallat; 22) Lammfleiſch
mit Saffran; 23) Lammfleiſch mit
Krebſen, Morgeln, Spaꝛgel, Kloͤß-
gen ꝛc.; 24) Lammfleiſch geſpickt
gebraten;
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |