Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Andreä Andreini möge dessen sie in der Heil. Andre-as-Nacht um einen Mann eyfrig und inständig bitten, auch wenn sie sich gantz nackend darbey auszie- hen, in denen abergläubischen Ge- dancken stehen, ob müste ihnen des Nachts ihr Liebster erscheinen. Andreae Bettina, des um das Jahr 1335. Andreini Isabella, von Padua, eine zu ihrer Androg then, daß sie sich ihr Gesichte mitLorbeer-Blättern bedecken solte, da- mit, wenn ihrer Wörter süsser Ne- ctar die Sinne der Zuhörer gantz daumlend machte, ihre strahlenden und funcklenden Augen die Sin- nen nicht zugleich rührte und ver- blendete. Ihr Mann war Fran- ciscus Andreini. Sie starb den 10. Jun. A. 1614. zu Lion, in dem 42ten Jahr ihres Alters, an einem unglücklichen Zufall, indem es ihr unrichtig gieng. Ihr Tod ist von vielen bedauret, und so wohl durch Italiänische als Lateinische Federn beklaget worden, welche Epicedia an ihre Gedichte Edition. Mila- nens. An. 1605. mit angehenget worden. Ihre Briefe sind zu Ve- nedig An. 1610. und zu Turin An. 1618. heraus gekommen. Nicht nur Puteanus, sondern auch Tasso und Marini haben hin und wieder von ihr viel Wesens gemacht, und ihr kein geringes Lob beygele- get, indem sie der erstere Suadam su- am Musamque, ac Seculi nostri Sul- pitiam zu nennen pflegte. Bellarm. Epistol. 2. Ausser der Poesie hat sie auch einige Wissenschafft von der Philosophie gehabt, auch Fran- tzösisch und Spanisch reden können. Androgine, siehe Amesia. Andromache, Eine Heroinne, des Hectors Andro- Frauenzimmer-Lexicon. C
[Spaltenumbruch]
Andreaͤ Andreini moͤge deſſen ſie in der Heil. Andre-as-Nacht um einen Mann eyfrig und inſtaͤndig bitten, auch wenn ſie ſich gantz nackend darbey auszie- hen, in denen aberglaͤubiſchen Ge- dancken ſtehen, ob muͤſte ihnen des Nachts ihr Liebſter erſcheinen. Andreæ Bettina, des um das Jahr 1335. Andreini Iſabella, von Padua, eine zu ihrer Androg then, daß ſie ſich ihr Geſichte mitLorbeer-Blaͤttern bedecken ſolte, da- mit, wenn ihrer Woͤrter ſuͤſſer Ne- ctar die Sinne der Zuhoͤrer gantz daumlend machte, ihre ſtrahlenden und funcklenden Augen die Sin- nen nicht zugleich ruͤhrte und ver- blendete. Ihr Mann war Fran- ciſcus Andreini. Sie ſtarb den 10. Jun. A. 1614. zu Lion, in dem 42ten Jahr ihres Alters, an einem ungluͤcklichen Zufall, indem es ihr unrichtig gieng. Ihr Tod iſt von vielen bedauret, und ſo wohl durch Italiaͤniſche als Lateiniſche Federn beklaget worden, welche Epicedia an ihre Gedichte Edition. Mila- nenſ. An. 1605. mit angehenget worden. Ihre Briefe ſind zu Ve- nedig An. 1610. und zu Turin An. 1618. heraus gekommen. Nicht nur Puteanus, ſondern auch Taſſo und Marini haben hin und wieder von ihr viel Weſens gemacht, und ihr kein geringes Lob beygele- get, indem ſie der erſtere Suadam ſu- am Muſamque, ac Seculi noſtri Sul- pitiam zu nennen pflegte. Bellarm. Epiſtol. 2. Auſſer der Poeſie hat ſie auch einige Wiſſenſchafft von der Philoſophie gehabt, auch Fran- tzoͤſiſch und Spaniſch ꝛeden koͤnnen. Androgine, ſiehe Ameſia. Andromache, Eine Heroinne, des Hectors Andro- Frauenzim̃er-Lexicon. C
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moͤge deſſen ſie in der Heil. Andre-
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und inſtaͤndig bitten, auch wenn ſie
ſich gantz nackend darbey auszie-
hen, in denen aberglaͤubiſchen Ge-
dancken ſtehen, ob muͤſte ihnen des
Nachts ihr Liebſter erſcheinen.
Andreæ
Bettina, des um das Jahr 1335.
beruͤhmten uñ gelehrten Juriſtens
Johannis Andreæ, gelehrte Tochter.
Ihr Ehemann war ein Doctor Ju-
ris, Johannes de S. Gregorio ge-
nannt, welcher hernach Profeſſor in
Leyden ward. Sie hatte eine ſolche
wundernswuͤrdige Wiſſenſchafft in
Jure, daß, als ihr Mann wegen
Kranckheit ſo wohl, als anderer un-
vermeidlicher Geſchaͤffte halben, ſei-
ne Lectioncs aufzuſchieben ſich ge-
noͤthiget befand, ſie an ſeiner Statt
auf die Catheder getreten, und ih-
ren Auditoribus in Erklaͤhrung der
Legum ſolche Gnuͤge gethan, daß
ſie ein jeder mit erſtaunen angehoͤ-
ret; Vid. Hilar. de Coſte in Vit.
Illuſtr. Fœmin. Tom I. part 3. p.
522. Leander Albert. in Deſcriptio-
ne Romandiol. p. 515. Ihre
Schweſter hieß Nouella, welche
gleichfals eine nicht geringe Wiſ-
ſenſchafft in der Jurisprudenz beſaß.
Paſchius in Gynæceo docto p. 24.
Andreini
Iſabella, von Padua, eine zu ihrer
Zeit ſehr bekannte u. beruͤhmte Poe-
tin, und zugleich auch eine von de-
nen beſten Comoͤdiantinnen in
Italien; Sie ſoll von beſonderer
Schoͤnheit ſeyn geweſen, weßwe-
gen auch Ericus Puteanus ſie in einer
Epiſtel vermahnet und ihr gera-
then, daß ſie ſich ihr Geſichte mit
Lorbeer-Blaͤttern bedecken ſolte, da-
mit, wenn ihrer Woͤrter ſuͤſſer Ne-
ctar die Sinne der Zuhoͤrer gantz
daumlend machte, ihre ſtrahlenden
und funcklenden Augen die Sin-
nen nicht zugleich ruͤhrte und ver-
blendete. Ihr Mann war Fran-
ciſcus Andreini. Sie ſtarb den
10. Jun. A. 1614. zu Lion, in dem
42ten Jahr ihres Alters, an einem
ungluͤcklichen Zufall, indem es ihr
unrichtig gieng. Ihr Tod iſt von
vielen bedauret, und ſo wohl durch
Italiaͤniſche als Lateiniſche Federn
beklaget worden, welche Epicedia
an ihre Gedichte Edition. Mila-
nenſ. An. 1605. mit angehenget
worden. Ihre Briefe ſind zu Ve-
nedig An. 1610. und zu Turin An.
1618. heraus gekommen. Nicht
nur Puteanus, ſondern auch Taſſo
und Marini haben hin und wieder
von ihr viel Weſens gemacht, und
ihr kein geringes Lob beygele-
get, indem ſie der erſtere Suadam ſu-
am Muſamque, ac Seculi noſtri Sul-
pitiam zu nennen pflegte. Bellarm.
Epiſtol. 2. Auſſer der Poeſie hat
ſie auch einige Wiſſenſchafft von
der Philoſophie gehabt, auch Fran-
tzoͤſiſch und Spaniſch ꝛeden koͤnnen.
Androgine, ſiehe Ameſia.
Andromache,
Eine Heroinne, des Hectors
Weib, ſo von ſolcher Tapfferkeit
und behertztem Muth geweſen, daß
ſie ſich auch mit Maͤnnern zu
kaͤmpffen unterſtanden; ward nach
der Zerſtoͤrung Troja von dem
Pyrrho nach Griechenland entfuͤh-
ret, und dem Heleno zur Ehe gege-
ben.
Andro-
Frauenzim̃er-Lexicon. C
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