Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Kindesn Kinderst gleich dessen nicht bedürfftig ist, miteinem schwartzen Tuch überzogen von der Kinder-Mutter ihrer Magd in der Schwangern Hauß, als eine Ceremonie, gebracht, und gegen ein Trinckgeld wieder weg getragen, wiewohl solches hiesiger Orten eine Zeit daher ziemlich ab- gekommen. Kindes-Noth oder, in Kin- des-Nöthen liegen, Heisset, wann das schwangere Kinder-Pocken, siehe. Po- cken. Kinder-Schaube, Ist ein von allerhand Zeuge über das Kind schreiten, Ist ein alter Weiber-Aberglau- Kinderstube, Heisset dasjenige Gemach und Kinderstühlgen, Ist ein höltzernes mit Leder übtr- Kindt Kirchg zogenes und mit weichen Haarenausgestopfftes Gestelle mit einer Hinter- und zwey Seiten-Lehnen, mit hohen oder niedrigen Beinen, worauff man die kleinen Kinder si- tzen lernet. Kindtauffen geben, Heisset, wenn ein Mann, dessen Kinder wegsetzen. siehe. Wegsetzen Kinder. Kirchen-Busse, Ist eine Straffe dererjenigen Kirchenstuhl, Ist ein dem Frauenzimmer in Kirchgang, oder, zur Kir- chen gehen, Heisset, wenn die Sechswöchne- rin
[Spaltenumbruch]
Kindesn Kinderſt gleich deſſen nicht beduͤrfftig iſt, miteinem ſchwartzen Tuch uͤberzogen von der Kinder-Mutter ihrer Magd in der Schwangern Hauß, als eine Ceremonie, gebracht, und gegen ein Trinckgeld wieder weg getragen, wiewohl ſolches hieſiger Orten eine Zeit daher ziemlich ab- gekommen. Kindes-Noth oder, in Kin- des-Noͤthen liegen, Heiſſet, wann das ſchwangere Kinder-Pocken, ſiehe. Po- cken. Kinder-Schaube, Iſt ein von allerhand Zeuge uͤber das Kind ſchreiten, Iſt ein alter Weiber-Aberglau- Kinderſtube, Heiſſet dasjenige Gemach und Kinderſtuͤhlgen, Iſt ein hoͤltzernes mit Leder uͤbtr- Kindt Kirchg zogenes und mit weichen Haarenausgeſtopfftes Geſtelle mit einer Hinter- und zwey Seiten-Lehnen, mit hohen oder niedrigen Beinen, worauff man die kleinen Kinder ſi- tzen lernet. Kindtauffen geben, Heiſſet, wenn ein Mann, deſſen Kinder wegſetzen. ſiehe. Wegſetzen Kinder. Kirchen-Buſſe, Iſt eine Straffe dererjenigen Kirchenſtuhl, Iſt ein dem Frauenzimmer in Kirchgang, oder, zur Kir- chen gehen, Heiſſet, wenn die Sechswoͤchne- rin
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Kindesn Kinderſt
Kindt Kirchg
gleich deſſen nicht beduͤrfftig iſt, mit
einem ſchwartzen Tuch uͤberzogen
von der Kinder-Mutter ihrer
Magd in der Schwangern Hauß,
als eine Ceremonie, gebracht, und
gegen ein Trinckgeld wieder weg
getragen, wiewohl ſolches hieſiger
Orten eine Zeit daher ziemlich ab-
gekommen.
Kindes-Noth oder, in Kin-
des-Noͤthen liegen,
Heiſſet, wann das ſchwangere
Weib in der Geburt arbeitet oder
im Kreiſſen lieget.
Kinder-Pocken, ſiehe. Po-
cken.
Kinder-Schaube,
Iſt ein von allerhand Zeuge
verfertigter kurtzer Mantel, wel-
chen die Kinder-Muhmen oder
Ammen umzuhengen, und die klei-
nen Kinder darein zu ſchlagen pfle-
gen, wenn ſie mit ſelbigen auſſer-
halb der warmen Stube gehen
wollen.
uͤber das Kind ſchreiten,
Iſt ein alter Weiber-Aberglau-
be, da einige der irrigen Meynung
ſeynd, daß, wenn man uͤber ein
klein Kind ſchritte, ſelbiges nicht
groß wachſen koͤnte.
Kinderſtube,
Heiſſet dasjenige Gemach und
Zimmer in dem Hauſe, allwo die
kleinen Kinder mit denen Muhmen
und Ammen ſich befinden, und dar-
innen gepfleget werden.
Kinderſtuͤhlgen,
Iſt ein hoͤltzernes mit Leder uͤbtr-
zogenes und mit weichen Haaren
ausgeſtopfftes Geſtelle mit einer
Hinter- und zwey Seiten-Lehnen,
mit hohen oder niedrigen Beinen,
worauff man die kleinen Kinder ſi-
tzen lernet.
Kindtauffen geben,
Heiſſet, wenn ein Mann, deſſen
Weib darnieder gekommen, und ih-
rer bisherigen Buͤrde entlaſſen
worden, das neugebohrne Kindlein
zur Heil. Taffe befoͤrdert, bey Voll-
ziehung ſelbiger die darzu gehoͤrigen
Tauff-Pathen und Zeugen erkie-
ſet, und zu denen Kindtaͤufflichen
Solennitæten die behoͤrige Anſtalt
machet.
Kinder wegſetzen. ſiehe.
Wegſetzen Kinder.
Kirchen-Buſſe,
Iſt eine Straffe dererjenigen
Weibes-Perſonen, ſo wieder das
ſechſte Gebot geſuͤndiget, vermoͤge
deren ſie an etlichen Orten unter
waͤhrenden Gottesdienſt vor den
Altar allen Zuhoͤrern zum Spectacul
und Exem pel knien muͤſſen.
Kirchenſtuhl,
Iſt ein dem Frauenzimmer in
der Kirchen von dem Vorſteher der
Kirchen vermoͤge eines Loͤſe-Zet-
tuls zugeſchriebener Sitz, ſo durch
Erbgangs-Recht auff ſie gefallen.
Iſt entweder ein Stul oder Baͤnck-
lein. Wann ihrer etliche von de-
nen Competenten in gleichen Grade
ſeyn, muͤſſen ſie darum loſen.
Kirchgang, oder, zur Kir-
chen gehen,
Heiſſet, wenn die Sechswoͤchne-
rin
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