Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Hembd Hemsin fen eingesetzten Seiten-Stückenund langen Zwickeln, oder so ge- nannte Lätzgens Hembden, so einen absonderlichen und zusammen ge- reyheten Oberleib haben; oder Küttel und Leiber-Hembden, so son- der Lätzgen und Göre sind. Dieje- nigen Frauenzimmer Hembden, so Ermel von sehr klarer Leinwand haben, auch mit Spitzen besetzet werden, nennet man absonderlich Platt-Hembden. Die Gesinde- Hembden werden offters ohne Er- mel gemacht; und heissen Achsel- Hembden. Das Circassische Frau- enzimmer in Moscau träget bunt- gefärbte Hembden, welche von oben biß unten offen stehen. Merckwür- dig ist das Hembde der Isabellae Cla- rae Eugeniae, einer ehemahligen Gou- vernantin in denen Niederlanden, so sie fast in die drey Jahr lang auf dem Leibe behalten; denn diese Heroi- sche Dame hatte bey der Belage- rung des Hafens Oftende eine Ge- lübde gethan, daß sie ihr Hembde nicht eher vom Leibe ziehen wolte, biß daß sie Meisterin von solchen Ort wäre, welches sie auch gehalten, und soll von der Couleur dieses Hembdes die Isabel Farbe ihren Nahmen bekommen haben. Hembden-Ermel, Heissen den Augspurgischen Hemsin, Catharina von, des berühmten Henckelt Hering Mahlers Johann von Hemsenaus Antwerpen Tochter, ein ge- schicktes und sehr künstliches Frau- enzimmer, massen sie im Mahlen vortrefflich gewesen, weswegen sie auch die Königin Maria von Un- garn mit sich nach Spanien nahm. Ludov. Guicciardin. verteutschte Beschreibung Niederlandes p. 75. & 77. Henckel-Topff, Ist ein von Kupffer oder Thon Henne, siehe. Hüner. Hering, Halec, Harang e Sale heist derje- zu
[Spaltenumbruch]
Hembd Hemſin fen eingeſetzten Seiten-Stuͤckenund langen Zwickeln, oder ſo ge- nannte Laͤtzgens Hembden, ſo einen abſonderlichen und zuſammen ge- reyheten Oberleib haben; oder Kuͤttel und Leiber-Hembden, ſo ſon- der Laͤtzgen und Goͤre ſind. Dieje- nigen Frauenzimmer Hembden, ſo Ermel von ſehr klarer Leinwand haben, auch mit Spitzen beſetzet werden, nennet man abſonderlich Platt-Hembden. Die Geſinde- Hembden werden offters ohne Er- mel gemacht; und heiſſen Achſel- Hembden. Das Circaſſiſche Frau- enzimmer in Moſcau traͤget bunt- gefaͤrbte Hembden, welche von oben biß unten offen ſtehen. Meꝛckwuͤr- dig iſt das Hembde der Iſabellæ Cla- ræ Eugeniæ, einer ehemahligen Gou- vernantin in denen Niederlanden, ſo ſie faſt in die dꝛey Jahr lang auf dem Leibe behalten; denn dieſe Heroi- ſche Dame hatte bey der Belage- rung des Hafens Oftende eine Ge- luͤbde gethan, daß ſie ihr Hembde nicht eher vom Leibe ziehen wolte, biß daß ſie Meiſterin von ſolchen Ort waͤre, welches ſie auch gehalten, und ſoll von der Couleur dieſes Hembdes die Iſabel Farbe ihren Nahmen bekommen haben. Hembden-Ermel, Heiſſen den Augſpurgiſchen Hemſin, Catharina von, des beruͤhmten Henckelt Hering Mahlers Johann von Hemſenaus Antwerpen Tochter, ein ge- ſchicktes und ſehr kuͤnſtliches Frau- enzimmer, maſſen ſie im Mahlen vortrefflich geweſen, weswegen ſie auch die Koͤnigin Maria von Un- garn mit ſich nach Spanien nahm. Ludov. Guicciardin. verteutſchte Beſchreibung Niederlandes p. 75. & 77. Henckel-Topff, Iſt ein von Kupffer oder Thon Henne, ſiehe. Huͤner. Hering, Halec, Harang e Salé heiſt derje- zu
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Hembd Hemſin
Henckelt Hering
fen eingeſetzten Seiten-Stuͤcken
und langen Zwickeln, oder ſo ge-
nannte Laͤtzgens Hembden, ſo einen
abſonderlichen und zuſammen ge-
reyheten Oberleib haben; oder
Kuͤttel und Leiber-Hembden, ſo ſon-
der Laͤtzgen und Goͤre ſind. Dieje-
nigen Frauenzimmer Hembden, ſo
Ermel von ſehr klarer Leinwand
haben, auch mit Spitzen beſetzet
werden, nennet man abſonderlich
Platt-Hembden. Die Geſinde-
Hembden werden offters ohne Er-
mel gemacht; und heiſſen Achſel-
Hembden. Das Circaſſiſche Frau-
enzimmer in Moſcau traͤget bunt-
gefaͤrbte Hembden, welche von oben
biß unten offen ſtehen. Meꝛckwuͤr-
dig iſt das Hembde der Iſabellæ Cla-
ræ Eugeniæ, einer ehemahligen Gou-
vernantin in denen Niederlanden, ſo
ſie faſt in die dꝛey Jahr lang auf dem
Leibe behalten; denn dieſe Heroi-
ſche Dame hatte bey der Belage-
rung des Hafens Oftende eine Ge-
luͤbde gethan, daß ſie ihr Hembde
nicht eher vom Leibe ziehen wolte,
biß daß ſie Meiſterin von ſolchen
Ort waͤre, welches ſie auch gehalten,
und ſoll von der Couleur dieſes
Hembdes die Iſabel Farbe ihren
Nahmen bekommen haben.
Hembden-Ermel,
Heiſſen den Augſpurgiſchen
Weibes-Bildern die groſſen weiten
und aufgebloͤheten Ermel von weiſ-
ſer Leinwand, worinnen die Jung-
fern zur Sommerszeit im Hauſe
zu gehen und ſelbige mit einem
Bande zu unterbinden pflegen.
Hemſin,
Catharina von, des beruͤhmten
Mahlers Johann von Hemſen
aus Antwerpen Tochter, ein ge-
ſchicktes und ſehr kuͤnſtliches Frau-
enzimmer, maſſen ſie im Mahlen
vortrefflich geweſen, weswegen ſie
auch die Koͤnigin Maria von Un-
garn mit ſich nach Spanien nahm.
Ludov. Guicciardin. verteutſchte
Beſchreibung Niederlandes p. 75.
& 77.
Henckel-Topff,
Iſt ein von Kupffer oder Thon
in Form eines kleinen Handkorbes
verfertigtes Behaͤltniß, worinnen
die Fiſche und andere Victualien
von dem Marckte nach Hauſe ge-
tragen werden.
Henne, ſiehe. Huͤner.
Hering,
Halec, Harang e Salé heiſt derje-
nige bekannte Fiſch, welcher faſt
von allen Nationen in Europa belie-
bet und mit den groͤſten Appetit ver-
zehret wird. Siehe. Natur-Lexi-
con. Man muß bey dem Herings-
fang billig den reichen Segen des
Schoͤpffers bewundern, allermaſ-
ſen die Hollaͤnder jaͤhrlich biß
79200. Laſten verkauffen, und
nach etlicher Berechnung daraus
in die 3. Millionen Pfund loͤſen
ſollen, darzu doch nicht gezehlet
werden die Laſten, ſo ſie nach Spa-
nien, Italien, Frankckreich und in
die Nordiſchen Gegenden verſen-
den, auch nicht, was ſie ſelber in
Holland verzehren; unerachtet
man die Landheringe gegen Octo-
bris zu 36. Stuͤck offt vor 1. Stuͤ-
ber bezahlen ſiehet. Wie aber und
zu
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