Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Hänsgen nach den neun Tagen wieder ge-ben, und ihnen selbige frey über- lassen. Hänßgen im Keller, Ist eine Art von einem silbernen Hänsgens im Keller Ge- sundheit trincken, Ist eine in unsern Landen bekan- Häusl Haferg land soll dieses Sprichwort auchgar sehr bekant seyn. Häußlichkeit, Ist eine dem Weibesvolck ab- Häuteln den Haasen, siehe. Haasen gut zu braten. Hafergrütze, Avena decortiata, Avoine sans und Z 5
[Spaltenumbruch]
Haͤnsgen nach den neun Tagen wieder ge-ben, und ihnen ſelbige frey uͤber- laſſen. Haͤnßgen im Keller, Iſt eine Art von einem ſilbernen Haͤnsgens im Keller Ge- ſundheit trincken, Iſt eine in unſern Landen bekan- Haͤusl Haferg land ſoll dieſes Sprichwort auchgar ſehr bekant ſeyn. Haͤußlichkeit, Iſt eine dem Weibesvolck ab- Haͤuteln den Haaſen, ſiehe. Haaſen gut zu braten. Hafergruͤtze, Avena decortiata, Avoine ſans und Z 5
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Haͤnsgen
Haͤusl Haferg
nach den neun Tagen wieder ge-
ben, und ihnen ſelbige frey uͤber-
laſſen.
Haͤnßgen im Keller,
Iſt eine Art von einem ſilbernen
zierverguldeten Trinckgeſchirr, ſie-
het auf einen langem Fuß, von oben
her mit einer runden und hol aus-
getriebenen Muſchel verſehen, in
der Mitte ſolcher Muſchel iſt ein
klein hohl verfertigtes in die Hoͤhe
gehendes Behaͤltniß, mit einem klei-
nen und leichten ſilbernen Blaͤtt-
lein, ſtatt Deckels bedecket; worin-
nen ein zartes und ſubtiles klein
von Silber formirtes Kindlein
verborgen lieget. Wann nun
Wein in dieſes Trinckgeſchirr ge-
goſſen wird, wird ſolches kleines
Kindlein, das unten auf einer klei-
nen vom zarten Glaſe geblaſenen
Kugel ſtehet, durch den Wein in
die Hoͤhe gehoben, ſtoͤſſet das Deck-
lein auf, und præſentiret ſich alſo
mit aller Verwunderung und Luſt.
Man pfleget insgemein denen
ſchwangern Weibern aus derglei-
chen Trinckgeſchirr die Geſund-
heit zuzutrincken.
Haͤnsgens im Keller Ge-
ſundheit trincken,
Iſt eine in unſern Landen bekan-
te Art und Gewohnheit, da man in
denen Compagnien u. luſtigen Ge-
ſellſchaften einer ſchwangern Frau,
ſo ſich darunter befindet, auf die
Geſundheit Haͤnßgens im Keller ei-
nes zuzutrincken pfleget; Etliche
trincken auch Grietgens Geſund-
heit in der Kuͤche, wenn ſie vermu-
then, daß die ſchwangern Weiber
ein Maͤgdlein tragen. In Engel-
land ſoll dieſes Sprichwort auch
gar ſehr bekant ſeyn.
Haͤußlichkeit,
Iſt eine dem Weibesvolck ab-
ſonderlich wohl anſtehende Tugend
und Eigenſchafft, vermoͤge deren
ſie ſich in ihrem Hauſe ſtets einge-
zogen halten und ihres Hauswe-
ſens pflegen ſollen. Das oͤfftere
ausgehen und herum lauffen der
Weiber war bey denen alten Roͤ-
mern und Egyptiern ſehr verhaſt,
maſſen die letztern ihre Weiber
nicht anders aus dem Hauſe, als
mit entbloͤſten Fuͤſſen gehen laſſen,
daher auch ſelbige aus Furcht, ſie
moͤchten etwa auf der Gaſſen an-
ſtoſſen und ſich verletzen, entweder
gar nicht aus dem Hauſe giengen,
oder wenn ſie ja nothwendig aus-
zugehen hatten, nicht weit giengen
und gar bald wieder nach Hauſe
kehreten. Vid. Plutarch. Lib. d.
Præcept. Nupt. Ja als man ein-
mahl zu Rom ein Weib vor das
Marckhanß vorbey gehen ſahe,
wurden die Roͤmer vor Verwunde-
rung dermaſſen beſtuͤrtzet, daß ſie
nach dem Oracul zu Delphis ſchick-
ten, um zu fragen, was wohl ſol-
ches bedeuten wuͤrde, weil ihnen
dergleichen Anblick etwas unge-
woͤhnliches hieſſe? Plutarchus in
Vita Numæ Pompilii.
Haͤuteln den Haaſen, ſiehe.
Haaſen gut zu braten.
Hafergruͤtze,
Avena decortiata, Avoine ſans
l’Eſcorce, iſt nichts anders als
ausgehuͤlſter Hafer, darzu der
ſchoͤnſte weiſſe Hafer genommen
und
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