Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Gevat wie auch Officirers und gemeineSoldaten bitten derer, so viel sie wollen. Gevatterschmauß. Siehe. Gevatteressen, Gevatter-Schnupfftuch, Heisset dasjenige Schnupfftuch Gevatter stehen, Heisset das neugebohrne Kind- Gevatter-Stücke, Ist entweder ein mit vielen Gevat Schmauß gegeben. In Ham-burg wird an statt der Gevatter- stücken, ein grosser Zucker-Hut ge- schicket, der mit einem Crantz von Mantelteig umwunden, und oben- her mit einem Strauß geschmü- cket ist. Gevatterstücke herum schi- cken, Ist eine alte Gewonheit und Gewehnen, oder, Entweh- nen, Heisset die säugenden Kinder Gewürtz, Aroma, des especes, darunter fr mden
[Spaltenumbruch]
Gevat wie auch Officirers und gemeineSoldaten bitten derer, ſo viel ſie wollen. Gevatterſchmauß. Siehe. Gevattereſſen, Gevatter-Schnupfftuch, Heiſſet dasjenige Schnupfftuch Gevatter ſtehen, Heiſſet das neugebohrne Kind- Gevatter-Stuͤcke, Iſt entweder ein mit vielen Gevat Schmauß gegeben. In Ham-burg wird an ſtatt der Gevatter- ſtuͤcken, ein groſſer Zucker-Hut ge- ſchicket, der mit einem Crantz von Mantelteig umwunden, und oben- her mit einem Strauß geſchmuͤ- cket iſt. Gevatterſtuͤcke herum ſchi- cken, Iſt eine alte Gewonheit und Gewehnen, oder, Entweh- nen, Heiſſet die ſaͤugenden Kinder Gewuͤrtz, Aroma, des eſpeces, darunter fr mden
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0356"/><cb n="667"/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Gevat</hi></fw><lb/> wie auch Officirers und gemeine<lb/> Soldaten bitten derer, ſo viel ſie<lb/> wollen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gevatterſchmauß. Siehe.<lb/> Gevattereſſen,</hi> </head> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gevatter-Schnupfftuch,</hi> </head><lb/> <p>Heiſſet dasjenige Schnupfftuch<lb/> oder Tuͤchlein, ſo ein Junggeſelle<lb/> an etlichen Orten, von der Jung-<lb/> fer, mit welcher er zugleich Gevat-<lb/> ter geſtanden, bey dem Gevatter-<lb/> Eſſen, ehe noch das erſte Gerichte<lb/><hi rendition="#aq">trenchiret</hi> wird, zu fordern hat;<lb/> Er muß ſelbiges noch vor Zerglie-<lb/> derung und Zerſchneidung der<lb/> Speiſen einfodern, denn wo er ſel-<lb/> biges mit Stilleſchweigen uͤberge-<lb/> het, oder vergißt, wird ihm ſelbi-<lb/> ges hernach von der Schuldnerin<lb/> diſputirlich gemacht.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gevatter ſtehen,</hi> </head><lb/> <p>Heiſſet das neugebohrne Kind-<lb/> lein nach erhaltenen Gevatter-<lb/> Brieffe, entweder ſelbſt, oder we-<lb/> gen vorfallender Verhinderung,<lb/> durch einen andern aus der Tauffe<lb/> heben.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gevatter-Stuͤcke,</hi> </head><lb/> <p>Iſt entweder ein mit vielen<lb/><hi rendition="#aq">Confituren</hi> und <hi rendition="#aq">candirten</hi> Zierra-<lb/> then ausgeputzter Marcipan,<lb/> Mandel- oder Krafft-Dorte, oder<lb/> auff vielerley Art ſchmackbar und<lb/> wohl gebackener Kuchen, ſo den Ge-<lb/> vattern nach vollbrachter Tauffe,<lb/> vor ihre gehabte Bemuͤhung in<lb/> das Hauß, nebenſt etlichen Pfann-<lb/> Kuchen, geſchicket wird. An etli-<lb/> chen Orten wird ſtatt der Gevat-<lb/> ter-Stuͤcken ein Kindtauffen-<lb/><cb n="668"/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Gevat</hi></fw><lb/> Schmauß gegeben. In Ham-<lb/> burg wird an ſtatt der Gevatter-<lb/> ſtuͤcken, ein groſſer Zucker-Hut ge-<lb/> ſchicket, der mit einem Crantz von<lb/> Mantelteig umwunden, und oben-<lb/> her mit einem Strauß geſchmuͤ-<lb/> cket iſt.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gevatterſtuͤcke herum ſchi-<lb/> cken,</hi> </head><lb/> <p>Iſt eine alte Gewonheit und<lb/> Gebrauch, da diejenige Perſon, ſo<lb/> zu Gevattern geſtanden, das Ge-<lb/> vatterſtuͤcke in Stuͤcken ſchneidet,<lb/> und iedem von ihren Anverwand-<lb/> ten, oder andern guten Freunden<lb/> ein Stuͤcklein darvon zu ſchicken<lb/> pfleget.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gewehnen, oder, Entweh-<lb/> nen,</hi> </head><lb/> <p>Heiſſet die ſaͤugenden Kinder<lb/> nicht weiter fort ſtillen, ſondern<lb/> nunmehro zu andern Getraͤn-<lb/> cke gewoͤhnen, ſolches geſchie-<lb/> het insgemein nach Verlauff eines<lb/> Jahres, wiewohl auch oͤffters aus<lb/> dringenden Urſachen noch eher, der<lb/> Herbſt oder das Fruͤhjahr iſt darzu<lb/> am allerbequemſten, wenn Tag<lb/> und Nacht gleich ſind, und der<lb/> Mond im Zunehmen iſt. Der-<lb/> gleichen <hi rendition="#aq">actus</hi> geſchahe im alten<lb/> Teſtament, mit einer ſonderbahren<lb/><hi rendition="#aq">Solenni</hi>taͤt. Sie hatten darbey<lb/> meiſtens eine Gaſterey, <hi rendition="#aq">Geneſ.<lb/> XXI,</hi> 8. machte Abraham bey der<lb/> Entwehnung ſeines Sohns Iſa-<lb/> acs ein groſſes Gaſt-Gebot.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gewuͤrtz,</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Aroma, des eſpeces,</hi> darunter<lb/> werden verſtanden diejenigen<lb/> <fw place="bottom" type="catch">fr mden</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0356]
Gevat
Gevat
wie auch Officirers und gemeine
Soldaten bitten derer, ſo viel ſie
wollen.
Gevatterſchmauß. Siehe.
Gevattereſſen,
Gevatter-Schnupfftuch,
Heiſſet dasjenige Schnupfftuch
oder Tuͤchlein, ſo ein Junggeſelle
an etlichen Orten, von der Jung-
fer, mit welcher er zugleich Gevat-
ter geſtanden, bey dem Gevatter-
Eſſen, ehe noch das erſte Gerichte
trenchiret wird, zu fordern hat;
Er muß ſelbiges noch vor Zerglie-
derung und Zerſchneidung der
Speiſen einfodern, denn wo er ſel-
biges mit Stilleſchweigen uͤberge-
het, oder vergißt, wird ihm ſelbi-
ges hernach von der Schuldnerin
diſputirlich gemacht.
Gevatter ſtehen,
Heiſſet das neugebohrne Kind-
lein nach erhaltenen Gevatter-
Brieffe, entweder ſelbſt, oder we-
gen vorfallender Verhinderung,
durch einen andern aus der Tauffe
heben.
Gevatter-Stuͤcke,
Iſt entweder ein mit vielen
Confituren und candirten Zierra-
then ausgeputzter Marcipan,
Mandel- oder Krafft-Dorte, oder
auff vielerley Art ſchmackbar und
wohl gebackener Kuchen, ſo den Ge-
vattern nach vollbrachter Tauffe,
vor ihre gehabte Bemuͤhung in
das Hauß, nebenſt etlichen Pfann-
Kuchen, geſchicket wird. An etli-
chen Orten wird ſtatt der Gevat-
ter-Stuͤcken ein Kindtauffen-
Schmauß gegeben. In Ham-
burg wird an ſtatt der Gevatter-
ſtuͤcken, ein groſſer Zucker-Hut ge-
ſchicket, der mit einem Crantz von
Mantelteig umwunden, und oben-
her mit einem Strauß geſchmuͤ-
cket iſt.
Gevatterſtuͤcke herum ſchi-
cken,
Iſt eine alte Gewonheit und
Gebrauch, da diejenige Perſon, ſo
zu Gevattern geſtanden, das Ge-
vatterſtuͤcke in Stuͤcken ſchneidet,
und iedem von ihren Anverwand-
ten, oder andern guten Freunden
ein Stuͤcklein darvon zu ſchicken
pfleget.
Gewehnen, oder, Entweh-
nen,
Heiſſet die ſaͤugenden Kinder
nicht weiter fort ſtillen, ſondern
nunmehro zu andern Getraͤn-
cke gewoͤhnen, ſolches geſchie-
het insgemein nach Verlauff eines
Jahres, wiewohl auch oͤffters aus
dringenden Urſachen noch eher, der
Herbſt oder das Fruͤhjahr iſt darzu
am allerbequemſten, wenn Tag
und Nacht gleich ſind, und der
Mond im Zunehmen iſt. Der-
gleichen actus geſchahe im alten
Teſtament, mit einer ſonderbahren
Solennitaͤt. Sie hatten darbey
meiſtens eine Gaſterey, Geneſ.
XXI, 8. machte Abraham bey der
Entwehnung ſeines Sohns Iſa-
acs ein groſſes Gaſt-Gebot.
Gewuͤrtz,
Aroma, des eſpeces, darunter
werden verſtanden diejenigen
fr mden
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |