Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Gestos Gevat Gestossene Suppe. siehe. Coulis. Gestöcke. siehe. Nehzeug. Gestreuete Blumen, Heissen dem Frauenzimmer im Gestrick von Haaren, Heisset dem Augspurgischen Gestrickte Haube, Ist ein kleines lichtes, aus Sei- Gesultzte Milch. siehe. Creme. Gevatter-Brieff, Ist dasjenige höffliche geschrie- Gevat so er zum Tauff-Zeugen erkiesset,die glückliche Entbindung seines Weibes entdecket, und mit Benen- nung des Tages, Orts und Stun- de sie freundlich ersuchet, solches Amt und heilige Werck willig auf sich zu nehmen. Wird insgemein von der Amme oder Muhme herum geschicket. An et- lichen Orten bittet der Kind- tauffen-Vater die Gevattern mündlich. Gevatter-Essen, oder, Schmauß, Heisset diejenige Gasterey oder In Gevatter-Kleidern das Wasser nicht abschla- gen, Ist ein alter Weiber-Aberglau- Gevattern, oder, Pathen, Heissen diejenigen Personen, so wie
[Spaltenumbruch]
Geſtoſ Gevat Geſtoſſene Suppe. ſiehe. Coulis. Geſtoͤcke. ſiehe. Nehzeug. Geſtreuete Blumen, Heiſſen dem Frauenzimmer im Geſtrick von Haaren, Heiſſet dem Augſpurgiſchen Geſtrickte Haube, Iſt ein kleines lichtes, aus Sei- Geſultzte Milch. ſiehe. Creme. Gevatter-Brieff, Iſt dasjenige hoͤffliche geſchrie- Gevat ſo er zum Tauff-Zeugen erkieſſet,die gluͤckliche Entbindung ſeines Weibes entdecket, und mit Benen- nung des Tages, Orts und Stun- de ſie freundlich erſuchet, ſolches Amt und heilige Werck willig auf ſich zu nehmen. Wird insgemein von der Amme oder Muhme herum geſchicket. An et- lichen Orten bittet der Kind- tauffen-Vater die Gevattern muͤndlich. Gevatter-Eſſen, oder, Schmauß, Heiſſet diejenige Gaſterey oder In Gevatter-Kleidern das Waſſer nicht abſchla- gen, Iſt ein alter Weiber-Aberglau- Gevattern, oder, Pathen, Heiſſen diejenigen Perſonen, ſo wie
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0355"/> <cb n="665"/> </div><lb/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Geſtoſ Gevat</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Geſtoſſene Suppe. ſiehe.</hi><lb/> <hi rendition="#aq">Coulis.</hi> </head> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Geſtoͤcke. ſiehe. Nehzeug.</hi> </head> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Geſtreuete Blumen,</hi> </head><lb/> <p>Heiſſen dem Frauenzimmer im<lb/> Nehen diejenigen kleinen eintzeln<lb/> Bluͤmlein und Figuren, ſo ſie in<lb/> ihre geneheten Neſteltuchenen<lb/> Schuͤrtzen oder Halstuͤcher weit<lb/> aus einander zu werffen und ein-<lb/> zuſticken pflegen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Geſtrick von Haaren,</hi> </head><lb/> <p>Heiſſet dem Augſpurgiſchen<lb/> Frauenzimmer diejenigen zuſam-<lb/> men geflochtenen und mit rothen<lb/> Atlas uͤberkleideten Zoͤpffe oder<lb/> Wuͤlſte, ſo ſie ſtatt der Hauben im<lb/> Sommer zu tragen, und uͤber die<lb/> Haare zu ſchlagen pflegen, zuwei-<lb/> len ſind ſie auch mit guͤldnen<lb/> Schnuͤrlein unterflochten, in Ulm<lb/> nennet es das Frauenzimmer ein<lb/> Geflecht, oder Umgeſchlaͤge von<lb/> Haaren.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Geſtrickte Haube,</hi> </head><lb/> <p>Iſt ein kleines lichtes, aus Sei-<lb/> de oder Zwirn geſtricktes Haͤub-<lb/> lein, ſo die gemeinen Weiber auff<lb/> dem Lande, auch Baͤurinnen, zur<lb/> Sommerszeit zu tragen pflegen.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#b">Geſultzte Milch.</hi> ſiehe.<lb/><hi rendition="#aq">Creme.</hi></head> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gevatter-Brieff,</hi> </head><lb/> <p>Iſt dasjenige hoͤffliche geſchrie-<lb/><supplied>b</supplied>ene oder auch offt gedruckte<lb/> Schreiben, worinnen der Kind-<lb/> tauffen-Vater derjenigen Perſon,<lb/><cb n="666"/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Gevat</hi></fw><lb/> ſo er zum Tauff-Zeugen erkieſſet,<lb/> die gluͤckliche Entbindung ſeines<lb/> Weibes entdecket, und mit Benen-<lb/> nung des Tages, Orts und Stun-<lb/> de ſie freundlich erſuchet, ſolches<lb/> Amt und heilige Werck willig<lb/> auf ſich zu nehmen. Wird<lb/> insgemein von der Amme oder<lb/> Muhme herum geſchicket. An et-<lb/> lichen Orten bittet der Kind-<lb/> tauffen-Vater die Gevattern<lb/> muͤndlich.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gevatter-Eſſen, oder,<lb/> Schmauß,</hi> </head><lb/> <p>Heiſſet diejenige Gaſterey oder<lb/> Mahlzeit, ſo der Kindtauffen-Va-<lb/> ter nebſt ſeiner Frau, an etlichen<lb/> Orten, wo man keine Gevatterſtuͤ-<lb/> cken herum ſchicket, denen Gevat-<lb/> tern, ſo das neugebohrne Kindlein<lb/> aus der Tauffe gehoben, ſtatt des<lb/><hi rendition="#aq">Gratials</hi> giebet, und ſelbige darbey<lb/> anſehnlich bewirthet.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">In Gevatter-Kleidern das<lb/> Waſſer nicht abſchla-<lb/> gen,</hi> </head><lb/> <p>Iſt ein alter Weiber-Aberglau-<lb/> be, da einige der albern Meynung<lb/> ſeynd, es koͤnte das Kind, ſo ge-<lb/> tauffet werden ſoll, dadurch ver-<lb/> wahrloſet werden, wenn man in<lb/> denen Gevatter-Kleidern, ehe man<lb/> diß Werck verrichtete, ſein Waſſer<lb/> abſchluͤge.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gevattern, oder, Pathen,</hi> </head><lb/> <p>Heiſſen diejenigen Perſonen, ſo<lb/> das neue Kind aus der Tauffe he-<lb/> ben, und ſich darbey als Zeugen ge-<lb/> brauchen laſſen. Insgemein ſind<lb/> deren nur drey, die Adelichen aber,<lb/> <fw place="bottom" type="catch">wie</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0355]
Geſtoſ Gevat
Gevat
Geſtoſſene Suppe. ſiehe.
Coulis.
Geſtoͤcke. ſiehe. Nehzeug.
Geſtreuete Blumen,
Heiſſen dem Frauenzimmer im
Nehen diejenigen kleinen eintzeln
Bluͤmlein und Figuren, ſo ſie in
ihre geneheten Neſteltuchenen
Schuͤrtzen oder Halstuͤcher weit
aus einander zu werffen und ein-
zuſticken pflegen.
Geſtrick von Haaren,
Heiſſet dem Augſpurgiſchen
Frauenzimmer diejenigen zuſam-
men geflochtenen und mit rothen
Atlas uͤberkleideten Zoͤpffe oder
Wuͤlſte, ſo ſie ſtatt der Hauben im
Sommer zu tragen, und uͤber die
Haare zu ſchlagen pflegen, zuwei-
len ſind ſie auch mit guͤldnen
Schnuͤrlein unterflochten, in Ulm
nennet es das Frauenzimmer ein
Geflecht, oder Umgeſchlaͤge von
Haaren.
Geſtrickte Haube,
Iſt ein kleines lichtes, aus Sei-
de oder Zwirn geſtricktes Haͤub-
lein, ſo die gemeinen Weiber auff
dem Lande, auch Baͤurinnen, zur
Sommerszeit zu tragen pflegen.
Geſultzte Milch. ſiehe.
Creme.
Gevatter-Brieff,
Iſt dasjenige hoͤffliche geſchrie-
bene oder auch offt gedruckte
Schreiben, worinnen der Kind-
tauffen-Vater derjenigen Perſon,
ſo er zum Tauff-Zeugen erkieſſet,
die gluͤckliche Entbindung ſeines
Weibes entdecket, und mit Benen-
nung des Tages, Orts und Stun-
de ſie freundlich erſuchet, ſolches
Amt und heilige Werck willig
auf ſich zu nehmen. Wird
insgemein von der Amme oder
Muhme herum geſchicket. An et-
lichen Orten bittet der Kind-
tauffen-Vater die Gevattern
muͤndlich.
Gevatter-Eſſen, oder,
Schmauß,
Heiſſet diejenige Gaſterey oder
Mahlzeit, ſo der Kindtauffen-Va-
ter nebſt ſeiner Frau, an etlichen
Orten, wo man keine Gevatterſtuͤ-
cken herum ſchicket, denen Gevat-
tern, ſo das neugebohrne Kindlein
aus der Tauffe gehoben, ſtatt des
Gratials giebet, und ſelbige darbey
anſehnlich bewirthet.
In Gevatter-Kleidern das
Waſſer nicht abſchla-
gen,
Iſt ein alter Weiber-Aberglau-
be, da einige der albern Meynung
ſeynd, es koͤnte das Kind, ſo ge-
tauffet werden ſoll, dadurch ver-
wahrloſet werden, wenn man in
denen Gevatter-Kleidern, ehe man
diß Werck verrichtete, ſein Waſſer
abſchluͤge.
Gevattern, oder, Pathen,
Heiſſen diejenigen Perſonen, ſo
das neue Kind aus der Tauffe he-
ben, und ſich darbey als Zeugen ge-
brauchen laſſen. Insgemein ſind
deren nur drey, die Adelichen aber,
wie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |