Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Gelee alsdenn setzet euch ein Kohlfeuermit Kohlen zur Hand, wo ihr sie wollet auf einander giessen, und möget ihr solche in Porcellan-Ge- fäß oder in Gläser bringen wollen; so muß es auf folgende Art gesche- hen: Erstlich giesset eine Farbe, welche ihr wollet, etwa 2. qver Messerrücken hoch, und lasset sol- che wieder gestehen, darzu ihr im Sommer Eiß haben müsset. Ist es nun gestanden, so giesset wieder eine andere Farbe drauff, und trei- bet solche so lange, als es euch be- liebet. Es ist aber dieses darbey zu mercken, daß die Gelee nie- mahls heiß drauff gegossen wird, sondern selbe darff nur zergangen seyn. In breite Porcelanene Ge- fäß kan man allerhand Figuren giessen, welches also angehet: Erst- lich muß man von einer Art Gelee das gantze Gefäß, es sey Schüssel oder Teller, übergiessen, und also gestehen lassen. Hernach kan man mit einem Messer dieselbe nach Be- lieben ausschneiden, was man will, und andere Farben wieder hinein giessen. Diese Gelee muß aber zu solchen Dingen härter, als die vorige, abgemacht werden, und ist keines besser darzu, als die Blanc manger, welche im B zu finden, und ausführlich beschrieben worden. Gelee zu stürtzen, Wenn ihr die Gelee entweder in Gelee Gems so wird die Gelee gantz heraus fal-len, wie ihr solche verlanget. Gelee-Sack, Ist ein von weissen dicken Tuch Gelte, Ist ein von höltzernen hohen Geminae Eine gelehrte Mutter und Toch- Gems, Dama, (Rupicapra) Daim: Ist sonderli- X 3
[Spaltenumbruch]
Gelee alsdenn ſetzet euch ein Kohlfeuermit Kohlen zur Hand, wo ihr ſie wollet auf einander gieſſen, und moͤget ihr ſolche in Porcellan-Ge- faͤß oder in Glaͤſer bringen wollen; ſo muß es auf folgende Art geſche- hen: Erſtlich gieſſet eine Farbe, welche ihr wollet, etwa 2. qver Meſſerruͤcken hoch, und laſſet ſol- che wieder geſtehen, darzu ihr im Sommer Eiß haben muͤſſet. Iſt es nun geſtanden, ſo gieſſet wieder eine andere Farbe drauff, und trei- bet ſolche ſo lange, als es euch be- liebet. Es iſt aber dieſes darbey zu mercken, daß die Gelee nie- mahls heiß drauff gegoſſen wird, ſondern ſelbe darff nur zergangen ſeyn. In breite Porcelanene Ge- faͤß kan man allerhand Figuren gieſſen, welches alſo angehet: Erſt- lich muß man von einer Art Gelee das gantze Gefaͤß, es ſey Schuͤſſel oder Teller, uͤbergieſſen, und alſo geſtehen laſſen. Hernach kan man mit einem Meſſer dieſelbe nach Be- lieben ausſchneiden, was man will, und andere Farben wieder hinein gieſſen. Dieſe Gelee muß aber zu ſolchen Dingen haͤrter, als die vorige, abgemacht werden, und iſt keines beſſer darzu, als die Blanc manger, welche im B zu finden, und ausfuͤhrlich beſchrieben worden. Gelee zu ſtuͤrtzen, Wenn ihr die Gelee entweder in Gelee Gems ſo wird die Gelee gantz heraus fal-len, wie ihr ſolche verlanget. Gelee-Sack, Iſt ein von weiſſen dicken Tuch Gelte, Iſt ein von hoͤltzernen hohen Geminæ Eine gelehrte Mutter und Toch- Gems, Dama, (Rupicapra) Daim: Iſt ſonderli- X 3
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0347"/><cb n="649"/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Gelee</hi></fw><lb/> alsdenn ſetzet euch ein Kohlfeuer<lb/> mit Kohlen zur Hand, wo ihr ſie<lb/> wollet auf einander gieſſen, und<lb/> moͤget ihr ſolche in Porcellan-Ge-<lb/> faͤß oder in Glaͤſer bringen wollen;<lb/> ſo muß es auf folgende Art geſche-<lb/> hen: Erſtlich gieſſet eine Farbe,<lb/> welche ihr wollet, etwa 2. qver<lb/> Meſſerruͤcken hoch, und laſſet ſol-<lb/> che wieder geſtehen, darzu ihr im<lb/> Sommer Eiß haben muͤſſet. Iſt<lb/> es nun geſtanden, ſo gieſſet wieder<lb/> eine andere Farbe drauff, und trei-<lb/> bet ſolche ſo lange, als es euch be-<lb/> liebet. Es iſt aber dieſes darbey<lb/> zu mercken, daß die <hi rendition="#aq">Gelee</hi> nie-<lb/> mahls heiß drauff gegoſſen wird,<lb/> ſondern ſelbe darff nur zergangen<lb/> ſeyn. In breite Porcelanene Ge-<lb/> faͤß kan man allerhand Figuren<lb/> gieſſen, welches alſo angehet: Erſt-<lb/> lich muß man von einer Art <hi rendition="#aq">Gelee</hi><lb/> das gantze Gefaͤß, es ſey Schuͤſſel<lb/> oder Teller, uͤbergieſſen, und alſo<lb/> geſtehen laſſen. Hernach kan man<lb/> mit einem Meſſer dieſelbe nach Be-<lb/> lieben ausſchneiden, was man will,<lb/> und andere Farben wieder hinein<lb/> gieſſen. Dieſe <hi rendition="#aq">Gelee</hi> muß aber<lb/> zu ſolchen Dingen haͤrter, als die<lb/> vorige, abgemacht werden, und iſt<lb/> keines beſſer darzu, als die <hi rendition="#aq">Blanc<lb/> manger,</hi> welche im <hi rendition="#aq">B</hi> zu finden, und<lb/> ausfuͤhrlich beſchrieben worden.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Gelee</hi> <hi rendition="#b">zu ſtuͤrtzen,</hi> </head><lb/> <p>Wenn ihr die <hi rendition="#aq">Gelee</hi> entweder in<lb/> Glaͤſer oder Porcelanene Schaͤl-<lb/> gen gebracht habt, und ihr ſolche<lb/> gerne gantz heraus haͤttet, ſo neh-<lb/> met ein Tuch, tauchet ſelbiges in<lb/> heiß ſiedend Waſſer, oder machets<lb/> beym Feuer recht warm, und leget<lb/> es um die Glaͤſer oder Schaͤlgen,<lb/><cb n="650"/><lb/> <fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Gelee Gems</hi></fw><lb/> ſo wird die <hi rendition="#aq">Gelee</hi> gantz heraus fal-<lb/> len, wie ihr ſolche verlanget.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head><hi rendition="#aq">Gelee</hi>-<hi rendition="#b">Sack,</hi></head><lb/> <p>Iſt ein von weiſſen dicken Tuch<lb/> verfertigter Sack, oben in der Run-<lb/> dung eine Elle weit, und unten zu<lb/> gantz ſpitzig, worinnen die <hi rendition="#aq">Geleen</hi><lb/> gegoſſen und verfertiget werden.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gelte,</hi> </head><lb/> <p>Iſt ein von hoͤltzernen hohen<lb/> und ſchmalen Tauben mit Reiffen<lb/> zuſammen getriebenes Faß, mit<lb/> zweyen oben heraus ragenden<lb/> Handgriffen verſehen, ſo zu aller-<lb/> hand kan gebrauchet werden.</p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#aq">Geminæ</hi> </head><lb/> <p>Eine gelehrte Mutter und Toch-<lb/> ter, waren Schuͤlerinnen des <hi rendition="#aq">Plo-<lb/> tini</hi> eines <hi rendition="#aq">Platoni</hi>ſchen <hi rendition="#aq">Philoſophi,</hi><lb/> ſo zu ihrer Zeit ſehr beruͤhmt gewe-<lb/> ſen. <hi rendition="#aq">Menagius in Hiſtor. Mulier.<lb/> Philoſ.</hi></p> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Gems,</hi> </head><lb/> <p><hi rendition="#aq">Dama, (Rupicapra) Daim:</hi> Iſt<lb/> eine Art von einer wilden<lb/> Ziege, ſo haͤuffig auf denen Alpen-<lb/> und <hi rendition="#aq">Carpathi</hi>ſchen Gebuͤrgen anzu-<lb/> treffen. Sie koͤnnen gewaltig<lb/> ſpringen; und wenn ſie auf denen<lb/> hoͤchſten Klippen ſich befinden und<lb/> von denẽ Jaͤgern verfolget werden,<lb/> ſollen ſie ſich, um der Gefahr zu ent-<lb/> gehen, mit ihren krummen Hoͤrnern<lb/> an die Steinfelſen hengen. Man<lb/> pfleget ſie mehr um der Art Kugeln,<lb/> odeꝛ Steine willen, die ſie im Leibe<lb/> haben, zu ſchieſſen, und nach des<lb/> gelehrten <hi rendition="#aq">Velſchii Experienz</hi> in der<lb/><hi rendition="#aq">Medicin</hi> anzuwenden, wiewohl<lb/> auch hernach ihr Wildpret als was<lb/> <fw place="bottom" type="sig">X 3</fw><fw place="bottom" type="catch">ſonderli-</fw><lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0347]
Gelee
Gelee Gems
alsdenn ſetzet euch ein Kohlfeuer
mit Kohlen zur Hand, wo ihr ſie
wollet auf einander gieſſen, und
moͤget ihr ſolche in Porcellan-Ge-
faͤß oder in Glaͤſer bringen wollen;
ſo muß es auf folgende Art geſche-
hen: Erſtlich gieſſet eine Farbe,
welche ihr wollet, etwa 2. qver
Meſſerruͤcken hoch, und laſſet ſol-
che wieder geſtehen, darzu ihr im
Sommer Eiß haben muͤſſet. Iſt
es nun geſtanden, ſo gieſſet wieder
eine andere Farbe drauff, und trei-
bet ſolche ſo lange, als es euch be-
liebet. Es iſt aber dieſes darbey
zu mercken, daß die Gelee nie-
mahls heiß drauff gegoſſen wird,
ſondern ſelbe darff nur zergangen
ſeyn. In breite Porcelanene Ge-
faͤß kan man allerhand Figuren
gieſſen, welches alſo angehet: Erſt-
lich muß man von einer Art Gelee
das gantze Gefaͤß, es ſey Schuͤſſel
oder Teller, uͤbergieſſen, und alſo
geſtehen laſſen. Hernach kan man
mit einem Meſſer dieſelbe nach Be-
lieben ausſchneiden, was man will,
und andere Farben wieder hinein
gieſſen. Dieſe Gelee muß aber
zu ſolchen Dingen haͤrter, als die
vorige, abgemacht werden, und iſt
keines beſſer darzu, als die Blanc
manger, welche im B zu finden, und
ausfuͤhrlich beſchrieben worden.
Gelee zu ſtuͤrtzen,
Wenn ihr die Gelee entweder in
Glaͤſer oder Porcelanene Schaͤl-
gen gebracht habt, und ihr ſolche
gerne gantz heraus haͤttet, ſo neh-
met ein Tuch, tauchet ſelbiges in
heiß ſiedend Waſſer, oder machets
beym Feuer recht warm, und leget
es um die Glaͤſer oder Schaͤlgen,
ſo wird die Gelee gantz heraus fal-
len, wie ihr ſolche verlanget.
Gelee-Sack,
Iſt ein von weiſſen dicken Tuch
verfertigter Sack, oben in der Run-
dung eine Elle weit, und unten zu
gantz ſpitzig, worinnen die Geleen
gegoſſen und verfertiget werden.
Gelte,
Iſt ein von hoͤltzernen hohen
und ſchmalen Tauben mit Reiffen
zuſammen getriebenes Faß, mit
zweyen oben heraus ragenden
Handgriffen verſehen, ſo zu aller-
hand kan gebrauchet werden.
Geminæ
Eine gelehrte Mutter und Toch-
ter, waren Schuͤlerinnen des Plo-
tini eines Platoniſchen Philoſophi,
ſo zu ihrer Zeit ſehr beruͤhmt gewe-
ſen. Menagius in Hiſtor. Mulier.
Philoſ.
Gems,
Dama, (Rupicapra) Daim: Iſt
eine Art von einer wilden
Ziege, ſo haͤuffig auf denen Alpen-
und Carpathiſchen Gebuͤrgen anzu-
treffen. Sie koͤnnen gewaltig
ſpringen; und wenn ſie auf denen
hoͤchſten Klippen ſich befinden und
von denẽ Jaͤgern verfolget werden,
ſollen ſie ſich, um der Gefahr zu ent-
gehen, mit ihren krummen Hoͤrnern
an die Steinfelſen hengen. Man
pfleget ſie mehr um der Art Kugeln,
odeꝛ Steine willen, die ſie im Leibe
haben, zu ſchieſſen, und nach des
gelehrten Velſchii Experienz in der
Medicin anzuwenden, wiewohl
auch hernach ihr Wildpret als was
ſonderli-
X 3
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |