Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Franc Frantzb Francisca Ludovici Guarnae eines Bür- Frangen, Frantzen, oder Fransen, Seynd ein von Seiden, Zwirn, Frantz-Brode, Oder (wie sie andere nennen) Frantz-Brode zu bereiten. Diese werden gantz rund und Frantz ter bestrichen und im Backofen ab-getrocknet. Sie heissen insgemein Semmel-Pasteten und werden fol- gender massen also gebrauchet. Frantz-Brode, oder Semmel- Pasteten zur Potage, oder a part. Wenn diese nun zu bereitet, wie itzo Frantzen. siehe. Frangen. Frantzöische Mode-Zeuge, Heissen diejenigen Zeuge, deren Frantzöi-
[Spaltenumbruch]
Franc Frantzb Franciſca Ludovici Guarnæ eines Buͤr- Frangen, Frantzen, oder Franſen, Seynd ein von Seiden, Zwirn, Frantz-Brode, Oder (wie ſie andere nennen) Frantz-Brode zu bereiten. Dieſe werden gantz rund und Frantz ter beſtrichen und im Backofen ab-getrocknet. Sie heiſſen insgemein Semmel-Paſteten und weꝛden fol- gender maſſen alſo gebrauchet. Frantz-Brode, oder Sem̃el- Paſteten zur Potage, oder à part. Weñ dieſe nun zu bereitet, wie itzo Frantzen. ſiehe. Frangen. Frantzoͤiſche Mode-Zeuge, Heiſſen diejenigen Zeuge, deren Frantzoͤi-
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Franc Frantzb
Frantz
Franciſca
Ludovici Guarnæ eines Buͤr-
gers aus Salerno wundernswuͤrdi-
ge Tochter, ward in dem 15. Jahre
ihres Alters unverhofft und wieder
alles Vermuthen in ein vollkom̃en
Mannsbild verwandelt, und des-
wegen forthin Franciſcus geneñet.
Fulgoſius Lib. I. c. 6.
Frangen, Frantzen, oder
Franſen,
Seynd ein von Seiden, Zwirn,
Silber oder Goldfaden zuſammen
gedrehetes und oben her feſt ver-
ſchlungenes Gewebe, werden von
dem Frauenzimmer auf die Laͤtze o-
der auch Kleider geſetzet.
Frantz-Brode,
Oder (wie ſie andere nennen)
Mund-Semmeln, ſind nichts an-
ders als eine Art von Paſteten, wel-
che aus dem ſchoͤnſten Weitzenmehl
gebacken und mit einem gewiſſen
Ragout gefuͤllet werden. Der Koch
bꝛauchet ſie entweder zu garnituren,
oder laͤſſet ſie als ein gutes Gericht
auftragen. Ihre Zubereitung und
Gebrauch wird aus folgenden zu
erlernen ſeyn.
Frantz-Brode zu bereiten.
Dieſe werden gantz rund und
von dem feinſten Mehl gebacken.
Hernach muß man ſolche auf allen
Seiten mit einem Reibeiſen gantz
zart abreiben. Ferner wird oben
ein Deckel eines Thalers groß ab-
geſchnitten, und das innwendige
mit einem ſilbern und blechern Loͤſ-
fel heraus gehoͤlert; entweder in
Schmaltz gebacken, oder mit But-
ter beſtrichen und im Backofen ab-
getrocknet. Sie heiſſen insgemein
Semmel-Paſteten und weꝛden fol-
gender maſſen alſo gebrauchet.
Frantz-Brode, oder Sem̃el-
Paſteten zur Potage,
oder à part.
Weñ dieſe nun zu bereitet, wie itzo
gelehret worden, koͤñen ſie mit einen
Ragout gefuͤllet, und nach Art der
Potagen auf den Schuͤſſelrand mit
andern Garnituren, ſo zierlich als es
nur ſeyn kan, vereinbaret werden.
Item: man mag ſie auch alleine auf
einer Schuͤſſel anrichten, und ſtatt
eines Eſſens gebrauchen. Etliche,
wenn ſie ſolche gefuͤllet, ſetzen ſie
auf eine ſilberne Schuͤſſel, und be-
ſchmieren den Deckel mit Eyern,
daß er anklebet, ſchieben ſolche in
Backofen, und gebens alſo auf die
Tafel, damit ſie fein warm blei-
ben. Was endlich die Ragouten
betrifft, ſolches wird in Lit. R. zu
finden ſeyn.
Frantzen. ſiehe. Frangen.
Frantzoͤiſche Mode-Zeuge,
Heiſſen diejenigen Zeuge, deren
ſich das Frauenzim̃er zu ihrer Klei-
dung zu bedienen pfleget, ſie ſeynd
entweder halb ſeiden, als: Rats à la
Dauphine, Rats de Siamoiſe, Rats
de Genes, Eſtamines de Reims, E-
ſtamines du Mann, Ras de Hom-
peſch, Ras de Cæſar, Ras de Maroc,
Ras d’Orleans, Crepe d’Angleter-
re, Ferandine façonnée, Ferandine
unie u.d.g. oder wollne, als: Sarge
de Challons, Drap de Champagne
u. d. g.
Frantzoͤi-
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