Corvinus, Gottlieb Siegmund: Nutzbares, galantes und curiöses Frauenzimmer-Lexicon. Leipzig, 1715.[Spaltenumbruch]
Brod Brod, Panis, Pain, wird entweder aus Brod-Frau, Heisset das jenige Bauern Weib, Brod gleich auffschneiden, Ist ein alter Weiber Aberglau- Brod Brou Brod gleich schneiden, Ist eine alte abergläubische Ge- Brod-Schranck, Oder Köthe, ist ein mit grossen Brosserin, Martha, eine begeisterte Nonne Brounia, Juditha, war eine Engelländische van Brug, J 3
[Spaltenumbruch]
Brod Brod, Panis, Pain, wird entweder aus Brod-Frau, Heiſſet das jenige Bauern Weib, Brod gleich auffſchneiden, Iſt ein alter Weiber Aberglau- Brod Brou Brod gleich ſchneiden, Iſt eine alte aberglaͤubiſche Ge- Brod-Schranck, Oder Koͤthe, iſt ein mit groſſen Broſſerin, Martha, eine begeiſterte Nonne Brounia, Juditha, war eine Engellaͤndiſche van Brug, J 3
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Brod
Brod Brou
Brod,
Panis, Pain, wird entweder aus
Weitzen, Korn oder Gerſte geba-
cken. Weitzen-Brod iſt das ſchoͤn-
ſte und geſundeſte; Korn-Brod
das wohlſpeiſende und gemeinſte,
dahero es auch Hauß-Brod oder
Haußbacken-Brod genennet wird;
und das Gerſten-Brod gehoͤret vor
Leute, die ſchwere Arbeit thun, oder
die obern beyde weder haben noch
bezahlen koͤnnen, wie zu ſehen
Joh. VI, 9. Darunter auch im Fall
der Noth Erbſen und Haver ge-
menget wird. In einer wohlbe-
ſtalten Kuͤche kan neben dem Hauß-
backenen, abſonderlich das Wei-
tzen-Brod unmoͤglich entbehret
werden, und bedienen ſich die Koͤche
insgemein der Weitznen Sem-
meln, die ſie bald klar gerieben, bald
in der Butter gebraͤunet, bald in
Milch geweicht ꝛc. an die meiſten
Eſſen thun, und ſelbigen dadurch
einen angenehmen Geſchmack zu
Wege bringen.
Brod-Frau,
Heiſſet das jenige Bauern Weib,
ſo alle woͤchentliche Marckt-Tage
eine gewiſſe und ihr vorgeſchriebene
Anzahl an Broden in das Hauß
liefern muß.
Brod gleich auffſchneiden,
Iſt ein alter Weiber Aberglau-
be und bekanntes Sprichwort, da
man vorgeben will, daß derjenige,
ſo ein gantzes Brod nicht gleich und
eben auffſchneidet, denſelbigen
Tag entweder muͤſſe gelogen ha-
ben, oder ohnfehlbar noch luͤgen
wuͤrde.
Brod gleich ſchneiden,
Iſt eine alte aberglaͤubiſche Ge-
wohnheit etlicher Weiber, ſo in de-
nen wunderlichen Gedancken ſte-
hen, ob koͤnte man in der Welt
nicht reich werden, wenn man nicht
allezeit das Brod gleich ſchnitte.
Brod-Schranck,
Oder Koͤthe, iſt ein mit groſſen
Fachen unterſchiedener und insge-
mein mit zwey Thuͤren verſehener
Schranck, worinnen das Brod,
ſo taͤglich gebrauchet und ange-
ſchnitten wird, verwahret lieget.
Iſt meiſtentheils an denen Thuͤren
mit durchloͤcherten Lufft-Deckeln
verſehen.
Broſſerin,
Martha, eine begeiſterte Nonne
aus Portugall, ſo durch unter-
ſchiedliche vorgegebene Faſcinatio-
nes und Entzuͤckungen ſich einen
groſſen Ruhm der Heiligkeit er-
worben hatte. Allein der gelehr-
te Mareſcottus hat ihr ſolche falſche
Masque abgezogen, und ſattſam
dargethan, wes Geiſtes Kind ſie
geweſen. Vid. Thuan. in Hiſt.
lib. 123. Voetius rechnet ſie unter
die verfuͤhriſchen und irrigen Gei-
ſter. Vol. 2. Diſſert. Select. p.
1138. und 1033. auch 1173. Vid.
Cardinal. Oſſati Epiſtol.
Brounia,
Juditha, war eine Engellaͤndiſche
Quaͤckerin, ward aber wegen ihrer
verzweiffelten Lehr-Poſſen und
Quaͤckeriſchen Irrthuͤmer auf ei-
nen Wagen geſetzet, mit Ruthen
weidlich geſtrichen, und zu Boſton
des Landes verwieſen. Vid. Croeſ.
in Hiſtor. Quakerian. p. 538.
van Brug,
J 3
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