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Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889].

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V.

Es war also heute Samstag Abend um die
achte Stunde. Adam Mensch hatte sich natürlich
ein Paar neuer Glaces erstanden, die er mit großem
Behagen, mit großer Selbstgefälligkeit über seine
weißen Hände zog, als er die Treppe hinunter-
schritt, um gen Quöck-Heim zu wallfahrten. Der
Herr Doctor trug leidenschaftlich gern Glace-
handschuhe. --

Es gab viel Unrast und Bewegung in den
Lüften. Die Zeit lief wieder einmal dem Kalender-
frühling in die Arme -- und dabei war einiger
Windrumor, verschiedentliches Stürmen und Blasen
und Pfeifen unumgänglich nothwendig. Aber die
Temperatur war noch kaum angelenzt. Der Wind
kalt, schneidend, stechend, als wirbelte er kleine,
spitze Eiskristalle durch die Luft. Es hatte am
Nachmittage geregnet, und große Pfützen standen
auf den Straßen. Das Pflaster hatte ein sehr
schmieriges, breiiges, klebriges Gesicht aufgesteckt.
Die Gasflammen zuckten nervös in ihren Glas-
käfigen hin und her und spiegelten sich unruhig in
den Pfützen wieder. Am Himmel war schläfrig-

V.

Es war alſo heute Samſtag Abend um die
achte Stunde. Adam Menſch hatte ſich natürlich
ein Paar neuer Glacés erſtanden, die er mit großem
Behagen, mit großer Selbſtgefälligkeit über ſeine
weißen Hände zog, als er die Treppe hinunter-
ſchritt, um gen Quöck-Heim zu wallfahrten. Der
Herr Doctor trug leidenſchaftlich gern Glacé-
handſchuhe. —

Es gab viel Unraſt und Bewegung in den
Lüften. Die Zeit lief wieder einmal dem Kalender-
frühling in die Arme — und dabei war einiger
Windrumor, verſchiedentliches Stürmen und Blaſen
und Pfeifen unumgänglich nothwendig. Aber die
Temperatur war noch kaum angelenzt. Der Wind
kalt, ſchneidend, ſtechend, als wirbelte er kleine,
ſpitze Eiskriſtalle durch die Luft. Es hatte am
Nachmittage geregnet, und große Pfützen ſtanden
auf den Straßen. Das Pflaſter hatte ein ſehr
ſchmieriges, breiiges, klebriges Geſicht aufgeſteckt.
Die Gasflammen zuckten nervös in ihren Glas-
käfigen hin und her und ſpiegelten ſich unruhig in
den Pfützen wieder. Am Himmel war ſchläfrig-

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[[38]/0046] V. Es war alſo heute Samſtag Abend um die achte Stunde. Adam Menſch hatte ſich natürlich ein Paar neuer Glacés erſtanden, die er mit großem Behagen, mit großer Selbſtgefälligkeit über ſeine weißen Hände zog, als er die Treppe hinunter- ſchritt, um gen Quöck-Heim zu wallfahrten. Der Herr Doctor trug leidenſchaftlich gern Glacé- handſchuhe. — Es gab viel Unraſt und Bewegung in den Lüften. Die Zeit lief wieder einmal dem Kalender- frühling in die Arme — und dabei war einiger Windrumor, verſchiedentliches Stürmen und Blaſen und Pfeifen unumgänglich nothwendig. Aber die Temperatur war noch kaum angelenzt. Der Wind kalt, ſchneidend, ſtechend, als wirbelte er kleine, ſpitze Eiskriſtalle durch die Luft. Es hatte am Nachmittage geregnet, und große Pfützen ſtanden auf den Straßen. Das Pflaſter hatte ein ſehr ſchmieriges, breiiges, klebriges Geſicht aufgeſteckt. Die Gasflammen zuckten nervös in ihren Glas- käfigen hin und her und ſpiegelten ſich unruhig in den Pfützen wieder. Am Himmel war ſchläfrig-

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Zitationshilfe: Conradi, Hermann: Adam Mensch. Leipzig, [1889], S. [38]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/conradi_adam_1889/46>, abgerufen am 21.11.2024.