erweise. Da öffnete der Graf eine Seitenthüre, Tina, von bräutlicher Scham übergossen, eilte in liebreizender Verwirrung an des überseligen Blauensteins Brust, um mit ihm vereint den väterlichen Seegen zu empfangen.
12. Das Verlobungsfest.
Oncle Heinrich war ein großer Freund der Familienfeste, und meinte bei sich, wenn sich auch Tinchen mit ihrem Blauenstein schon verlobt habe, so könne dies doch um so mehr noch ein¬ mal in optima forma geschehen, da man der¬ gleichen Feierlichkeiten auf eine unverzeihliche Weise zu vernachlässigen anfange. "Ich bin zwar niemals verlobt gewesen," sagte er zu Staunitz mit dem er über die Arrangements das Nähere besprechen wollte, "allein es ging zu der Zeit, wie ich noch jung war, ganz anders her. Da versammelte man sich feierlich im Hause der Braut, der Ringwechsel fand statt, und hinterher passirte auch wohl ein Aufzug, oder ein Tänzchen. Heutzutage schämt man sich beinahe, die edle
erweiſe. Da oͤffnete der Graf eine Seitenthuͤre, Tina, von braͤutlicher Scham uͤbergoſſen, eilte in liebreizender Verwirrung an des uͤberſeligen Blauenſteins Bruſt, um mit ihm vereint den vaͤterlichen Seegen zu empfangen.
12. Das Verlobungsfeſt.
Oncle Heinrich war ein großer Freund der Familienfeſte, und meinte bei ſich, wenn ſich auch Tinchen mit ihrem Blauenſtein ſchon verlobt habe, ſo koͤnne dies doch um ſo mehr noch ein¬ mal in optima forma geſchehen, da man der¬ gleichen Feierlichkeiten auf eine unverzeihliche Weiſe zu vernachlaͤſſigen anfange. „Ich bin zwar niemals verlobt geweſen,“ ſagte er zu Staunitz mit dem er uͤber die Arrangements das Naͤhere beſprechen wollte, „allein es ging zu der Zeit, wie ich noch jung war, ganz anders her. Da verſammelte man ſich feierlich im Hauſe der Braut, der Ringwechſel fand ſtatt, und hinterher paſſirte auch wohl ein Aufzug, oder ein Taͤnzchen. Heutzutage ſchaͤmt man ſich beinahe, die edle
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erweiſe. Da oͤffnete der Graf eine Seitenthuͤre,
Tina, von braͤutlicher Scham uͤbergoſſen, eilte in
liebreizender Verwirrung an des uͤberſeligen
Blauenſteins Bruſt, um mit ihm vereint den
vaͤterlichen Seegen zu empfangen.
12.
Das Verlobungsfeſt.
Oncle Heinrich war ein großer Freund der
Familienfeſte, und meinte bei ſich, wenn ſich auch
Tinchen mit ihrem Blauenſtein ſchon verlobt
habe, ſo koͤnne dies doch um ſo mehr noch ein¬
mal in optima forma geſchehen, da man der¬
gleichen Feierlichkeiten auf eine unverzeihliche
Weiſe zu vernachlaͤſſigen anfange. „Ich bin zwar
niemals verlobt geweſen,“ ſagte er zu Staunitz
mit dem er uͤber die Arrangements das Naͤhere
beſprechen wollte, „allein es ging zu der Zeit,
wie ich noch jung war, ganz anders her. Da
verſammelte man ſich feierlich im Hauſe der
Braut, der Ringwechſel fand ſtatt, und hinterher
paſſirte auch wohl ein Aufzug, oder ein Taͤnzchen.
Heutzutage ſchaͤmt man ſich beinahe, die edle
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Clauren, Heinrich: Liebe und Irrthum. Nordhausen, 1827, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/clauren_liebe_1827/257>, abgerufen am 03.03.2025.
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