Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809.I. Classe, die Familien der Calvillen. Die Calvillen sind eine sehr geschätzte Aepfelgattung, *) Des Wortes Parfüm bedienet man sich in der Pomologie
gerne öfters, weil es kürzlich bezeichnet, was sonst mit Um- schreibung müßte gesagt werden. Es bedeutet einen Wohlge- ruch, der schlechterdings mit dem Geschmack verbunden ist, wozu also Gaume und Nase zugleich gehöret. Ein anderes ist ein Wohlgeruch, den eine Blume dem Sinn, der in der Nase liegt, mittheilet; und ein anderes ein Wohlgeschmack, daran der Geruchsinn einen besondern Antheil hat, so allein durch Wohlgeschmack nicht ausgedruckt ist. Der Sinn des Geschmacks allein umfaßt nicht den ganzen Umfang des Genusses des Fei- nen, des Gewürzes von besonderer Art, so in einer Speise liegt, und wovon sie gleichsam parfümirt, durchräuchert, ist; so wenig als der Geruchsinn allein erreichen kann, was für ein angenehmer Beygeschmack in einer Obstfrucht oder in einer Speise überhaupt befindlich ist. I. Claſſe, die Familien der Calvillen. Die Calvillen ſind eine ſehr geſchätzte Aepfelgattung, *) Des Wortes Parfüm bedienet man ſich in der Pomologie
gerne öfters, weil es kürzlich bezeichnet, was ſonſt mit Um- ſchreibung müßte geſagt werden. Es bedeutet einen Wohlge- ruch, der ſchlechterdings mit dem Geſchmack verbunden iſt, wozu alſo Gaume und Naſe zugleich gehöret. Ein anderes iſt ein Wohlgeruch, den eine Blume dem Sinn, der in der Naſe liegt, mittheilet; und ein anderes ein Wohlgeſchmack, daran der Geruchſinn einen beſondern Antheil hat, ſo allein durch Wohlgeſchmack nicht ausgedruckt iſt. Der Sinn des Geſchmacks allein umfaßt nicht den ganzen Umfang des Genuſſes des Fei- nen, des Gewürzes von beſonderer Art, ſo in einer Speiſe liegt, und wovon ſie gleichſam parfümirt, durchräuchert, iſt; ſo wenig als der Geruchſinn allein erreichen kann, was für ein angenehmer Beygeſchmack in einer Obſtfrucht oder in einer Speiſe überhaupt befindlich iſt. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0054" n="[6]"/> <div n="2"> <head><hi rendition="#aq">I</hi>. <hi rendition="#g">Claſſe</hi>,<lb/><hi rendition="#g">die<lb/> Familien der Calvillen</hi>.</head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <p><hi rendition="#in">D</hi>ie <hi rendition="#g">Calvillen</hi> ſind eine ſehr geſchätzte Aepfelgattung,<lb/> und liefern das angenehmſte Tafelobſt. Ihr Parfüm <note place="foot" n="*)">Des Wortes <hi rendition="#g">Parfüm</hi> bedienet man ſich in der Pomologie<lb/> gerne öfters, weil es kürzlich bezeichnet, was ſonſt mit Um-<lb/> ſchreibung müßte geſagt werden. Es bedeutet einen Wohlge-<lb/> ruch, der ſchlechterdings mit dem Geſchmack verbunden iſt,<lb/> wozu alſo Gaume und Naſe zugleich gehöret. Ein anderes iſt<lb/> ein Wohlgeruch, den eine Blume dem Sinn, der in der Naſe<lb/> liegt, mittheilet; und ein anderes ein Wohlgeſchmack, daran<lb/> der Geruchſinn einen beſondern Antheil hat, ſo allein durch<lb/> Wohlgeſchmack nicht ausgedruckt iſt. Der Sinn des Geſchmacks<lb/> allein umfaßt nicht den ganzen Umfang des Genuſſes des Fei-<lb/> nen, des Gewürzes von beſonderer Art, ſo in einer Speiſe<lb/> liegt, und wovon ſie gleichſam parfümirt, durchräuchert, iſt;<lb/> ſo wenig als der Geruchſinn allein erreichen kann, was für<lb/> ein angenehmer Beygeſchmack in einer Obſtfrucht oder in einer<lb/> Speiſe überhaupt befindlich iſt.</note>,<lb/> — oder Geſchmack mit vorzüglichem Wohlgeruch ver-<lb/> bunden, — iſt gewöhnlich Erdbeer- oder Himbeerartig,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [[6]/0054]
I. Claſſe,
die
Familien der Calvillen.
Die Calvillen ſind eine ſehr geſchätzte Aepfelgattung,
und liefern das angenehmſte Tafelobſt. Ihr Parfüm *),
— oder Geſchmack mit vorzüglichem Wohlgeruch ver-
bunden, — iſt gewöhnlich Erdbeer- oder Himbeerartig,
*) Des Wortes Parfüm bedienet man ſich in der Pomologie
gerne öfters, weil es kürzlich bezeichnet, was ſonſt mit Um-
ſchreibung müßte geſagt werden. Es bedeutet einen Wohlge-
ruch, der ſchlechterdings mit dem Geſchmack verbunden iſt,
wozu alſo Gaume und Naſe zugleich gehöret. Ein anderes iſt
ein Wohlgeruch, den eine Blume dem Sinn, der in der Naſe
liegt, mittheilet; und ein anderes ein Wohlgeſchmack, daran
der Geruchſinn einen beſondern Antheil hat, ſo allein durch
Wohlgeſchmack nicht ausgedruckt iſt. Der Sinn des Geſchmacks
allein umfaßt nicht den ganzen Umfang des Genuſſes des Fei-
nen, des Gewürzes von beſonderer Art, ſo in einer Speiſe
liegt, und wovon ſie gleichſam parfümirt, durchräuchert, iſt;
ſo wenig als der Geruchſinn allein erreichen kann, was für
ein angenehmer Beygeſchmack in einer Obſtfrucht oder in einer
Speiſe überhaupt befindlich iſt.
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