Johannisstamm, Pomme de St. Jean. -- wurde vom frommen Alterthum wegen seinen 4 Samenfächern, die ein Kreuz bilden, auch Paradiesapfel benennet, Johannisapfel aber, weil die Frucht um Johannis zeitiget: ist ein zwerg- oder strauchartiger wilder Holz- Süßapfelbaum, der nicht leicht über 8 Fuß hoch wächst, und zur Unterlage dienet, Zwergbäume, Orangerie oder Scherbenbäumchen darauf zu veredlen. Er hat keinen Pfahl noch Haftwurzeln, treibt viele Ausläufer oder Wur- zelschosse, die aber sogleich ihre eigene Wurzeln machen, und sich also die jungen Stämmchen gröstentheils selbst er- nähren, daß sie den Mutterbaum nicht so sehr entkräften, als die Ausschläge bey andern Bäumen aus ihren Wurzeln. Der Johannisstamm hat auch das Gute, daß wegen sei- nem gemäßigten und von Natur langsamen Safttrieb, -- das ihn eben deswegen so sehr und bald fruchttragend macht, -- die auf ihn gepfropfte edle Sorten, die öfters auf ihre Wildlinge eigensinnig sind, nicht ausarten oder sich verbastern. -- Sein stärkerer Bruder heißt Doucin. S. Doucin. -- Er hat außer diesem noch einen sonder- baren Bruder, der ohne Blüthe Frucht trägt, nem- lich ohne Blume, ohne Kronenblätter, wie der Fei- genapfel ohne Blüthe. Jedoch theilet er denen auf ihn gepfropften edlen Sorten die besondere Eigenheit nicht mit, ohne Kronenblätter zu blühen.
K.
Kammern -- heißen die besondern Abtheilungen, Fächer oder Zellen des Kernhauses oder Samengehäuses bey dem Kernobst, deren allermeist 5 sind, bey wenigen 4 und bey einigen vermischt bald 4, bald 5.
Kanten. -- S. Rippen.
Terminologien.
J.
Johannisſtamm, Pomme de St. Jean. — wurde vom frommen Alterthum wegen ſeinen 4 Samenfächern, die ein Kreuz bilden, auch Paradiesapfel benennet, Johannisapfel aber, weil die Frucht um Johannis zeitiget: iſt ein zwerg- oder ſtrauchartiger wilder Holz- Süßapfelbaum, der nicht leicht über 8 Fuß hoch wächſt, und zur Unterlage dienet, Zwergbäume, Orangerie oder Scherbenbäumchen darauf zu veredlen. Er hat keinen Pfahl noch Haftwurzeln, treibt viele Ausläufer oder Wur- zelſchoſſe, die aber ſogleich ihre eigene Wurzeln machen, und ſich alſo die jungen Stämmchen gröſtentheils ſelbſt er- nähren, daß ſie den Mutterbaum nicht ſo ſehr entkräften, als die Ausſchläge bey andern Bäumen aus ihren Wurzeln. Der Johannisſtamm hat auch das Gute, daß wegen ſei- nem gemäßigten und von Natur langſamen Safttrieb, — das ihn eben deswegen ſo ſehr und bald fruchttragend macht, — die auf ihn gepfropfte edle Sorten, die öfters auf ihre Wildlinge eigenſinnig ſind, nicht ausarten oder ſich verbaſtern. — Sein ſtärkerer Bruder heißt Douçin. S. Douçin. — Er hat außer dieſem noch einen ſonder- baren Bruder, der ohne Blüthe Frucht trägt, nem- lich ohne Blume, ohne Kronenblätter, wie der Fei- genapfel ohne Blüthe. Jedoch theilet er denen auf ihn gepfropften edlen Sorten die beſondere Eigenheit nicht mit, ohne Kronenblätter zu blühen.
K.
Kammern — heißen die beſondern Abtheilungen, Fächer oder Zellen des Kernhauſes oder Samengehäuſes bey dem Kernobſt, deren allermeiſt 5 ſind, bey wenigen 4 und bey einigen vermiſcht bald 4, bald 5.
Kanten. — S. Rippen.
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[XXXVII/0037]
Terminologien.
J.
Johannisſtamm, Pomme de St. Jean. — wurde vom
frommen Alterthum wegen ſeinen 4 Samenfächern, die
ein Kreuz bilden, auch Paradiesapfel benennet,
Johannisapfel aber, weil die Frucht um Johannis
zeitiget: iſt ein zwerg- oder ſtrauchartiger wilder Holz-
Süßapfelbaum, der nicht leicht über 8 Fuß hoch wächſt,
und zur Unterlage dienet, Zwergbäume, Orangerie oder
Scherbenbäumchen darauf zu veredlen. Er hat keinen
Pfahl noch Haftwurzeln, treibt viele Ausläufer oder Wur-
zelſchoſſe, die aber ſogleich ihre eigene Wurzeln machen,
und ſich alſo die jungen Stämmchen gröſtentheils ſelbſt er-
nähren, daß ſie den Mutterbaum nicht ſo ſehr entkräften,
als die Ausſchläge bey andern Bäumen aus ihren Wurzeln.
Der Johannisſtamm hat auch das Gute, daß wegen ſei-
nem gemäßigten und von Natur langſamen Safttrieb, —
das ihn eben deswegen ſo ſehr und bald fruchttragend
macht, — die auf ihn gepfropfte edle Sorten, die öfters
auf ihre Wildlinge eigenſinnig ſind, nicht ausarten oder
ſich verbaſtern. — Sein ſtärkerer Bruder heißt Douçin.
S. Douçin. — Er hat außer dieſem noch einen ſonder-
baren Bruder, der ohne Blüthe Frucht trägt, nem-
lich ohne Blume, ohne Kronenblätter, wie der Fei-
genapfel ohne Blüthe. Jedoch theilet er denen auf ihn
gepfropften edlen Sorten die beſondere Eigenheit nicht mit,
ohne Kronenblätter zu blühen.
K.
Kammern — heißen die beſondern Abtheilungen, Fächer
oder Zellen des Kernhauſes oder Samengehäuſes bey dem
Kernobſt, deren allermeiſt 5 ſind, bey wenigen 4 und bey
einigen vermiſcht bald 4, bald 5.
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Christ, Johann Ludwig: Vollständige Pomologie. Bd. 1. Das Kernobst. Berlin, 1809, S. XXXVII. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/christ_pomologie01_1809/37>, abgerufen am 21.11.2024.
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