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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

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Drittes Capitel,
verbunden sind, also werden sie auch gemeiniglich
als eine Sache angesehen. Wer mit Worten
jemanden verspottet, der hat ihn mit Gedancken
und Worten verspottet: beydes zusammen wird
unter dem Worte: spotten, begriffen. Wer
den andern verwundet, muß auch von dem Wil-
len ihn zu verwunden Rechenschafft geben. Man
kan aber zugleich aus diesen Exempeln sehen, wie
manchmal eine Trennung der innerlichen und
der äusserlichen Handlung möglich sey; welches
genauer zu untersuchen vor die Moralisten gehö-
ret. Nimmt man nun die innerliche und äusser-
liche Handlung vor eine Sache an; so werden
die eintzeln Begebenheiten der Seele nach eben
den Regeln zu beurtheilen seyn, welche wir bey
den Begebenheiten der Cörper angemercket ha-
ben: denn sie werden vor Menschenaugen nur
nach ihrer cörperlichen und äusserlichen Würckung,
die daraus erfolget, angesehen.

§. 3.
Welcher Wille besonders merckwürdig ist?

Ein Wille, der fortdauret, ist schon in der
Menschen Augen eine Sache von mehrerer Wich-
tigkeit. Er gehört unter die Dinge, welche sind
(§. 2. C. 1.). Ein treuer Freund macht einen
grossen Theil unserer Glückseligkeit aus: ein un-
versöhnlicher Feind aber ist im Stande, uns un-
ser gantzes Leben sauer zu machen. Also auch
ein Mensch, der eine Profeßion treibet, oder
den Willen hat, solche beständig zu treiben, be-
kommt dadurch gleichsam das Ansehen eines be-

sondern

Drittes Capitel,
verbunden ſind, alſo werden ſie auch gemeiniglich
als eine Sache angeſehen. Wer mit Worten
jemanden verſpottet, der hat ihn mit Gedancken
und Worten verſpottet: beydes zuſammen wird
unter dem Worte: ſpotten, begriffen. Wer
den andern verwundet, muß auch von dem Wil-
len ihn zu verwunden Rechenſchafft geben. Man
kan aber zugleich aus dieſen Exempeln ſehen, wie
manchmal eine Trennung der innerlichen und
der aͤuſſerlichen Handlung moͤglich ſey; welches
genauer zu unterſuchen vor die Moraliſten gehoͤ-
ret. Nimmt man nun die innerliche und aͤuſſer-
liche Handlung vor eine Sache an; ſo werden
die eintzeln Begebenheiten der Seele nach eben
den Regeln zu beurtheilen ſeyn, welche wir bey
den Begebenheiten der Coͤrper angemercket ha-
ben: denn ſie werden vor Menſchenaugen nur
nach ihrer coͤrperlichen und aͤuſſerlichen Wuͤrckung,
die daraus erfolget, angeſehen.

§. 3.
Welcher Wille beſonders merckwuͤrdig iſt?

Ein Wille, der fortdauret, iſt ſchon in der
Menſchen Augen eine Sache von mehrerer Wich-
tigkeit. Er gehoͤrt unter die Dinge, welche ſind
(§. 2. C. 1.). Ein treuer Freund macht einen
groſſen Theil unſerer Gluͤckſeligkeit aus: ein un-
verſoͤhnlicher Feind aber iſt im Stande, uns un-
ſer gantzes Leben ſauer zu machen. Alſo auch
ein Menſch, der eine Profeßion treibet, oder
den Willen hat, ſolche beſtaͤndig zu treiben, be-
kommt dadurch gleichſam das Anſehen eines be-

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[60/0096] Drittes Capitel, verbunden ſind, alſo werden ſie auch gemeiniglich als eine Sache angeſehen. Wer mit Worten jemanden verſpottet, der hat ihn mit Gedancken und Worten verſpottet: beydes zuſammen wird unter dem Worte: ſpotten, begriffen. Wer den andern verwundet, muß auch von dem Wil- len ihn zu verwunden Rechenſchafft geben. Man kan aber zugleich aus dieſen Exempeln ſehen, wie manchmal eine Trennung der innerlichen und der aͤuſſerlichen Handlung moͤglich ſey; welches genauer zu unterſuchen vor die Moraliſten gehoͤ- ret. Nimmt man nun die innerliche und aͤuſſer- liche Handlung vor eine Sache an; ſo werden die eintzeln Begebenheiten der Seele nach eben den Regeln zu beurtheilen ſeyn, welche wir bey den Begebenheiten der Coͤrper angemercket ha- ben: denn ſie werden vor Menſchenaugen nur nach ihrer coͤrperlichen und aͤuſſerlichen Wuͤrckung, die daraus erfolget, angeſehen. §. 3. Welcher Wille beſonders merckwuͤrdig iſt? Ein Wille, der fortdauret, iſt ſchon in der Menſchen Augen eine Sache von mehrerer Wich- tigkeit. Er gehoͤrt unter die Dinge, welche ſind (§. 2. C. 1.). Ein treuer Freund macht einen groſſen Theil unſerer Gluͤckſeligkeit aus: ein un- verſoͤhnlicher Feind aber iſt im Stande, uns un- ſer gantzes Leben ſauer zu machen. Alſo auch ein Menſch, der eine Profeßion treibet, oder den Willen hat, ſolche beſtaͤndig zu treiben, be- kommt dadurch gleichſam das Anſehen eines be- ſondern

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Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 60. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/96>, abgerufen am 13.11.2024.