Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

Bild:
<< vorherige Seite

von den Begebenheiten der Cörper.
ten Europens eben so seyn werde, sondern daß
es auch in künfftigen Jahren in Londen eben so
seyn werde, woferne nicht ausserordentliche Fälle
darzu schlagen. Reaumur bemerckt, daß in je-
dem Bienenschwarme nur 1. König; der blossen
Arbeiter 5 mahl mehr als Bienen männlichen Ge-
schlechts wären: er hat dieses nehmlich bey ver-
schiedenen Schwärmen gefunden: man schlüsset
aus den Exempeln, die man gehabt, auf die
übrigen Hauffen.

§. 46.
Man kan nicht von einer Zeit auf die an-
dere schlüssen.

Es ist aber klar, daß so wenig man von dem
jetzigen Zustande eines eintzeln Dinges, schlecht
weg auf den zukünfftigen Zustand desselben schlüs-
sen kan: eben so wenig gehet es auch an, daß ich
von dem gegenwärtigen Zustande eines Hauffens
schlüssen kan auf eine andere Zeit. Jch finde
z. E. in einem Garten keine gemeine Raupe: dar-
aus kan ich nicht schlüssen, daß derselbe nicht zu
einer andern Zeit, wenigstens in einem andern
Jahre, von solchen Raupen wimmeln sollte. Die
Vorsicht, die bey solchen Schlüssen, wenn man
sie ja machen will, zu gebrauchen ist, wollen und
haben wir hier nicht nöthig zu untersuchen: uns
ist nur daran gelegen, daß mit denen Empfin-
dungen,
welche eigentlich der Grund aller Er-
zehlungen sind, nichts anders vermenget werde.

§. 47.
D 5

von den Begebenheiten der Coͤrper.
ten Europens eben ſo ſeyn werde, ſondern daß
es auch in kuͤnfftigen Jahren in Londen eben ſo
ſeyn werde, woferne nicht auſſerordentliche Faͤlle
darzu ſchlagen. Reaumur bemerckt, daß in je-
dem Bienenſchwarme nur 1. Koͤnig; der bloſſen
Arbeiter 5 mahl mehr als Bienen maͤnnlichen Ge-
ſchlechts waͤren: er hat dieſes nehmlich bey ver-
ſchiedenen Schwaͤrmen gefunden: man ſchluͤſſet
aus den Exempeln, die man gehabt, auf die
uͤbrigen Hauffen.

§. 46.
Man kan nicht von einer Zeit auf die an-
dere ſchluͤſſen.

Es iſt aber klar, daß ſo wenig man von dem
jetzigen Zuſtande eines eintzeln Dinges, ſchlecht
weg auf den zukuͤnfftigen Zuſtand deſſelben ſchluͤſ-
ſen kan: eben ſo wenig gehet es auch an, daß ich
von dem gegenwaͤrtigen Zuſtande eines Hauffens
ſchluͤſſen kan auf eine andere Zeit. Jch finde
z. E. in einem Garten keine gemeine Raupe: dar-
aus kan ich nicht ſchluͤſſen, daß derſelbe nicht zu
einer andern Zeit, wenigſtens in einem andern
Jahre, von ſolchen Raupen wimmeln ſollte. Die
Vorſicht, die bey ſolchen Schluͤſſen, wenn man
ſie ja machen will, zu gebrauchen iſt, wollen und
haben wir hier nicht noͤthig zu unterſuchen: uns
iſt nur daran gelegen, daß mit denen Empfin-
dungen,
welche eigentlich der Grund aller Er-
zehlungen ſind, nichts anders vermenget werde.

§. 47.
D 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0093" n="57"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">von den Begebenheiten der Co&#x0364;rper.</hi></fw><lb/>
ten Europens eben &#x017F;o &#x017F;eyn werde, &#x017F;ondern daß<lb/>
es auch in ku&#x0364;nfftigen Jahren in Londen eben &#x017F;o<lb/>
&#x017F;eyn werde, woferne nicht au&#x017F;&#x017F;erordentliche Fa&#x0364;lle<lb/>
darzu &#x017F;chlagen. Reaumur bemerckt, daß in je-<lb/>
dem Bienen&#x017F;chwarme nur 1. Ko&#x0364;nig; der blo&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Arbeiter 5 mahl mehr als Bienen ma&#x0364;nnlichen Ge-<lb/>
&#x017F;chlechts wa&#x0364;ren: er hat die&#x017F;es nehmlich bey ver-<lb/>
&#x017F;chiedenen Schwa&#x0364;rmen gefunden: man &#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;et<lb/>
aus den Exempeln, die man gehabt, auf die<lb/>
u&#x0364;brigen Hauffen.</p>
        </div><lb/>
        <div n="2">
          <head>§. 46.<lb/>
Man kan nicht von einer Zeit auf die an-<lb/>
dere &#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en.</head><lb/>
          <p>Es i&#x017F;t aber klar, daß &#x017F;o wenig man von dem<lb/>
jetzigen Zu&#x017F;tande eines <hi rendition="#fr">eintzeln</hi> Dinges, &#x017F;chlecht<lb/>
weg auf den zuku&#x0364;nfftigen Zu&#x017F;tand de&#x017F;&#x017F;elben &#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;-<lb/>
&#x017F;en kan: eben &#x017F;o wenig gehet es auch an, daß ich<lb/>
von dem gegenwa&#x0364;rtigen Zu&#x017F;tande eines Hauffens<lb/>
&#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en kan auf eine andere Zeit. Jch finde<lb/>
z. E. in einem Garten keine gemeine Raupe: dar-<lb/>
aus kan ich nicht &#x017F;chlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, daß der&#x017F;elbe nicht zu<lb/>
einer andern Zeit, wenig&#x017F;tens in einem andern<lb/>
Jahre, von &#x017F;olchen Raupen wimmeln &#x017F;ollte. Die<lb/>
Vor&#x017F;icht, die bey &#x017F;olchen Schlu&#x0364;&#x017F;&#x017F;en, wenn man<lb/>
&#x017F;ie ja machen will, zu gebrauchen i&#x017F;t, wollen und<lb/>
haben wir hier nicht no&#x0364;thig zu unter&#x017F;uchen: uns<lb/>
i&#x017F;t nur daran gelegen, daß mit denen <hi rendition="#fr">Empfin-<lb/>
dungen,</hi> welche eigentlich der Grund aller Er-<lb/>
zehlungen &#x017F;ind, nichts anders vermenget werde.</p>
        </div><lb/>
        <fw place="bottom" type="sig">D 5</fw>
        <fw place="bottom" type="catch">§. 47.</fw><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[57/0093] von den Begebenheiten der Coͤrper. ten Europens eben ſo ſeyn werde, ſondern daß es auch in kuͤnfftigen Jahren in Londen eben ſo ſeyn werde, woferne nicht auſſerordentliche Faͤlle darzu ſchlagen. Reaumur bemerckt, daß in je- dem Bienenſchwarme nur 1. Koͤnig; der bloſſen Arbeiter 5 mahl mehr als Bienen maͤnnlichen Ge- ſchlechts waͤren: er hat dieſes nehmlich bey ver- ſchiedenen Schwaͤrmen gefunden: man ſchluͤſſet aus den Exempeln, die man gehabt, auf die uͤbrigen Hauffen. §. 46. Man kan nicht von einer Zeit auf die an- dere ſchluͤſſen. Es iſt aber klar, daß ſo wenig man von dem jetzigen Zuſtande eines eintzeln Dinges, ſchlecht weg auf den zukuͤnfftigen Zuſtand deſſelben ſchluͤſ- ſen kan: eben ſo wenig gehet es auch an, daß ich von dem gegenwaͤrtigen Zuſtande eines Hauffens ſchluͤſſen kan auf eine andere Zeit. Jch finde z. E. in einem Garten keine gemeine Raupe: dar- aus kan ich nicht ſchluͤſſen, daß derſelbe nicht zu einer andern Zeit, wenigſtens in einem andern Jahre, von ſolchen Raupen wimmeln ſollte. Die Vorſicht, die bey ſolchen Schluͤſſen, wenn man ſie ja machen will, zu gebrauchen iſt, wollen und haben wir hier nicht noͤthig zu unterſuchen: uns iſt nur daran gelegen, daß mit denen Empfin- dungen, welche eigentlich der Grund aller Er- zehlungen ſind, nichts anders vermenget werde. §. 47. D 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/93
Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 57. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/93>, abgerufen am 30.12.2024.