hat, wenn man die alten Geschichte in ihren Quel- len lesen will.
§. 8. Besondere Art der Quellen alter Geschichte.
Unter denen Staatsschrifften hat man seit einiger Zeit sein Augenmerck besonders auf die Diplomata, oder offene Brieffe gerichtet, durch welche grosse Herren und alle Obrigkeiten, seit 1200. Jahren, ihre Privilegia, Stifftungen, u. s. w. bekannt zu ma- chen und zu bestätigen pflegen: da grosse Herren in ältern Zeiten dasjenige, was nachher in Diploma- tibus gefunden wird, durch Brieffe und Rescripta an die vornehmsten Staatsbedienten und Collegia bekannt machten und bestätigten. Bey solchen Diplomatibus, wie sie nur in den Jahrhunderten und Zeiten vorkommen, die wir schon als neuere ansehen, und als Schrifften, wovon noch viele Originalia vorhanden sind: also wird bey ihnen als ein Hauptumstand und zuförderst angesehen: ob man von einem Diplomate das Original selbst, oder nur eine Copey und Abschrifft vor Augen habe?
§. 9. Von der Diplomatick.
Um bey den Diplomatibus dem Betruge zu be- gegnen, welcher um so viel eher zu besorgen, da die Diplomata noch in die ietzigen Rechte der grossen Herren, der Privatgesellschafften, ja eintzelnen Privatpersonen einen grossen Einfluß haben; hat man sich seit einiger Zeit die gröste Mühe gegeben, 1. die unterschobenen und nachgemachtenOri-
ginalia
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von alten u. auslaͤndiſch. Geſchichten.
hat, wenn man die alten Geſchichte in ihren Quel- len leſen will.
§. 8. Beſondere Art der Quellen alter Geſchichte.
Unter denen Staatsſchrifften hat man ſeit einiger Zeit ſein Augenmerck beſonders auf die Diplomata, oder offene Brieffe gerichtet, durch welche groſſe Herren und alle Obrigkeiten, ſeit 1200. Jahren, ihre Privilegia, Stifftungen, u. ſ. w. bekannt zu ma- chen und zu beſtaͤtigen pflegen: da groſſe Herren in aͤltern Zeiten dasjenige, was nachher in Diploma- tibus gefunden wird, durch Brieffe und Reſcripta an die vornehmſten Staatsbedienten und Collegia bekannt machten und beſtaͤtigten. Bey ſolchen Diplomatibus, wie ſie nur in den Jahrhunderten und Zeiten vorkommen, die wir ſchon als neuere anſehen, und als Schrifften, wovon noch viele Originalia vorhanden ſind: alſo wird bey ihnen als ein Hauptumſtand und zufoͤrderſt angeſehen: ob man von einem Diplomate das Original ſelbſt, oder nur eine Copey und Abſchrifft vor Augen habe?
§. 9. Von der Diplomatick.
Um bey den Diplomatibus dem Betruge zu be- gegnen, welcher um ſo viel eher zu beſorgen, da die Diplomata noch in die ietzigen Rechte der groſſen Herren, der Privatgeſellſchafften, ja eintzelnen Privatperſonen einen groſſen Einfluß haben; hat man ſich ſeit einiger Zeit die groͤſte Muͤhe gegeben, 1. die unterſchobenen und nachgemachtenOri-
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von alten u. auslaͤndiſch. Geſchichten.
hat, wenn man die alten Geſchichte in ihren Quel-
len leſen will.
§. 8.
Beſondere Art der Quellen alter Geſchichte.
Unter denen Staatsſchrifften hat man ſeit einiger
Zeit ſein Augenmerck beſonders auf die Diplomata,
oder offene Brieffe gerichtet, durch welche groſſe
Herren und alle Obrigkeiten, ſeit 1200. Jahren, ihre
Privilegia, Stifftungen, u. ſ. w. bekannt zu ma-
chen und zu beſtaͤtigen pflegen: da groſſe Herren in
aͤltern Zeiten dasjenige, was nachher in Diploma-
tibus gefunden wird, durch Brieffe und Reſcripta
an die vornehmſten Staatsbedienten und Collegia
bekannt machten und beſtaͤtigten. Bey ſolchen
Diplomatibus, wie ſie nur in den Jahrhunderten
und Zeiten vorkommen, die wir ſchon als neuere
anſehen, und als Schrifften, wovon noch viele
Originalia vorhanden ſind: alſo wird bey ihnen als
ein Hauptumſtand und zufoͤrderſt angeſehen: ob
man von einem Diplomate das Original ſelbſt, oder
nur eine Copey und Abſchrifft vor Augen habe?
§. 9.
Von der Diplomatick.
Um bey den Diplomatibus dem Betruge zu be-
gegnen, welcher um ſo viel eher zu beſorgen, da die
Diplomata noch in die ietzigen Rechte der groſſen
Herren, der Privatgeſellſchafften, ja eintzelnen
Privatperſonen einen groſſen Einfluß haben; hat
man ſich ſeit einiger Zeit die groͤſte Muͤhe gegeben,
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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/395>, abgerufen am 13.11.2024.
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