Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.v. d. historischen Wahrscheinlichkeit. het; und unter denen Stücken, auf welche mansiehet, eines mehr zu Hertzen nimmt, als das an- dere. Daraus entstehet denn die Wahrschein- lichkeit auf dieser oder jener Seite. (§. 15.) Die aber aus der multitudine requisitorum ad verita- tem die Wahrscheinlichkeit bestimmen wollen, stellen sich den Menschen vor, als wenn ihm die Sache gantz und gar gleichgültig wäre; so daß er mit einer gantz reinen Vernunfft einen Umstand nach dem andern beleuchtete, jedem gleichen Werth beylegte, und hernach durch Zusammenrechnung der Umstände auf beyden Seiten die Wahrschein- lichkeit herausbrächte: Allein diese hypothesis ist der Natur der Seele zuwider. Eine Sache, die uns nichts angehet, die untersuchen wir auch nicht; sondern wenn sie uns Fragweise vorgelegt wird, so antworten wir, wir wüsten es nicht, welches wahr wäre, oder auch, die Sache gehe uns nichts an, und man sollte andere Leute fragen. §. 25. Von unwahrscheinlichen Erzehlungen. Unwahrscheinlich nennen wir auch öffters, haben
v. d. hiſtoriſchen Wahrſcheinlichkeit. het; und unter denen Stuͤcken, auf welche manſiehet, eines mehr zu Hertzen nimmt, als das an- dere. Daraus entſtehet denn die Wahrſchein- lichkeit auf dieſer oder jener Seite. (§. 15.) Die aber aus der multitudine requiſitorum ad verita- tem die Wahrſcheinlichkeit beſtimmen wollen, ſtellen ſich den Menſchen vor, als wenn ihm die Sache gantz und gar gleichguͤltig waͤre; ſo daß er mit einer gantz reinen Vernunfft einen Umſtand nach dem andern beleuchtete, jedem gleichen Werth beylegte, und hernach durch Zuſammenrechnung der Umſtaͤnde auf beyden Seiten die Wahrſchein- lichkeit herausbraͤchte: Allein dieſe hypotheſis iſt der Natur der Seele zuwider. Eine Sache, die uns nichts angehet, die unterſuchen wir auch nicht; ſondern wenn ſie uns Fragweiſe vorgelegt wird, ſo antworten wir, wir wuͤſten es nicht, welches wahr waͤre, oder auch, die Sache gehe uns nichts an, und man ſollte andere Leute fragen. §. 25. Von unwahrſcheinlichen Erzehlungen. Unwahrſcheinlich nennen wir auch oͤffters, haben
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v. d. hiſtoriſchen Wahrſcheinlichkeit.
het; und unter denen Stuͤcken, auf welche man
ſiehet, eines mehr zu Hertzen nimmt, als das an-
dere. Daraus entſtehet denn die Wahrſchein-
lichkeit auf dieſer oder jener Seite. (§. 15.) Die
aber aus der multitudine requiſitorum ad verita-
tem die Wahrſcheinlichkeit beſtimmen wollen,
ſtellen ſich den Menſchen vor, als wenn ihm die
Sache gantz und gar gleichguͤltig waͤre; ſo daß er
mit einer gantz reinen Vernunfft einen Umſtand
nach dem andern beleuchtete, jedem gleichen Werth
beylegte, und hernach durch Zuſammenrechnung
der Umſtaͤnde auf beyden Seiten die Wahrſchein-
lichkeit herausbraͤchte: Allein dieſe hypotheſis iſt
der Natur der Seele zuwider. Eine Sache, die
uns nichts angehet, die unterſuchen wir auch nicht;
ſondern wenn ſie uns Fragweiſe vorgelegt wird,
ſo antworten wir, wir wuͤſten es nicht, welches
wahr waͤre, oder auch, die Sache gehe uns
nichts an, und man ſollte andere Leute fragen.
§. 25.
Von unwahrſcheinlichen Erzehlungen.
Unwahrſcheinlich nennen wir auch oͤffters,
was nach den Umſtaͤnden und Eigenſchafften einer
Sache, die uns bekannt ſind, nicht geſchehen ſeyn
kan; und dieſes Wort bedeutet alſo, in ſolchen Faͤllen,
ſo viel, als paradox. Wie nehmlich eine Be-
gebenheit, die uns erzehlt wird, wenn ſie mit de-
nen uns ſchon bekannten Umſtaͤnden derer Perſonen
und Dinge wohl uͤbereinkommt, wahrſchein-
lich, plauſibilis, genennet wird, wenn auch gleich
der Ausſager nicht das geringſte Anſehen vor ſich
haben
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