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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

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Siebentes Capitel,
Unruhe veranlassen, diese aber mehr zur Ausbrei-
tung, als zur Verheimlichung der Geschichte
dienen (§. 33.).

§. 35.
Fortpflantzung der Geschichte auf die
Nachkommen.

Ohngeachtet jede Ausbreitung einer Erzeh-
lung, durch eine Metapher eine Fortpflantzung
kan genennet werden, so scheinet doch solches Wort
besonders bequem zu seyn, die Ausbreitung einer
Geschichte auf die Nachkommen anzuzeigen.
Diese Art der Ausbreitung aber hat ihre grosse
Schwierigkeit; weil die Menschen immer mit
gegenwärtigen Geschäfften und Geschichten so viel
zu thun haben, daß sie sich um das Vergangene
nicht groß bekümmern. Es muß also eine Ver-
anlassung da seyn, die Erzehlung auf die Kinder
zu bringen; welche Veranlassung sich auch würck-
lich bey denen befindet, die bey der Geschichte ge-
genwärtig gewesen sind, oder auf eine andere Art
daran Theil genommen haben: Aber die Kinder,
Enckel und Urenckel haben nicht gleichen Trieb,
und öffters auch nicht gleiche Ursach auf die Fort-
pflantzung der Geschichte bedacht zu seyn. Der
eintzige Weg, (ausser wo Gelehrte besonders zu
Fortpflantzung der Geschichte bestellt sind, derglei-
chen schon ehedem die Deutschen gehabt §. 20.);
ist wohl dieser, wenn etwas vorhanden ist, welches
die Kinder veranlasset ihre Eltern nach der Ur-
sach und Bedeutung zu fragen. Dergleichen
Ding pfleget man ein Denckmahl zu nennen.

Die-

Siebentes Capitel,
Unruhe veranlaſſen, dieſe aber mehr zur Ausbrei-
tung, als zur Verheimlichung der Geſchichte
dienen (§. 33.).

§. 35.
Fortpflantzung der Geſchichte auf die
Nachkommen.

Ohngeachtet jede Ausbreitung einer Erzeh-
lung, durch eine Metapher eine Fortpflantzung
kan genennet werden, ſo ſcheinet doch ſolches Wort
beſonders bequem zu ſeyn, die Ausbreitung einer
Geſchichte auf die Nachkommen anzuzeigen.
Dieſe Art der Ausbreitung aber hat ihre groſſe
Schwierigkeit; weil die Menſchen immer mit
gegenwaͤrtigen Geſchaͤfften und Geſchichten ſo viel
zu thun haben, daß ſie ſich um das Vergangene
nicht groß bekuͤmmern. Es muß alſo eine Ver-
anlaſſung da ſeyn, die Erzehlung auf die Kinder
zu bringen; welche Veranlaſſung ſich auch wuͤrck-
lich bey denen befindet, die bey der Geſchichte ge-
genwaͤrtig geweſen ſind, oder auf eine andere Art
daran Theil genommen haben: Aber die Kinder,
Enckel und Urenckel haben nicht gleichen Trieb,
und oͤffters auch nicht gleiche Urſach auf die Fort-
pflantzung der Geſchichte bedacht zu ſeyn. Der
eintzige Weg, (auſſer wo Gelehrte beſonders zu
Fortpflantzung der Geſchichte beſtellt ſind, derglei-
chen ſchon ehedem die Deutſchen gehabt §. 20.);
iſt wohl dieſer, wenn etwas vorhanden iſt, welches
die Kinder veranlaſſet ihre Eltern nach der Ur-
ſach und Bedeutung zu fragen. Dergleichen
Ding pfleget man ein Denckmahl zu nennen.

Die-
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[194/0230] Siebentes Capitel, Unruhe veranlaſſen, dieſe aber mehr zur Ausbrei- tung, als zur Verheimlichung der Geſchichte dienen (§. 33.). §. 35. Fortpflantzung der Geſchichte auf die Nachkommen. Ohngeachtet jede Ausbreitung einer Erzeh- lung, durch eine Metapher eine Fortpflantzung kan genennet werden, ſo ſcheinet doch ſolches Wort beſonders bequem zu ſeyn, die Ausbreitung einer Geſchichte auf die Nachkommen anzuzeigen. Dieſe Art der Ausbreitung aber hat ihre groſſe Schwierigkeit; weil die Menſchen immer mit gegenwaͤrtigen Geſchaͤfften und Geſchichten ſo viel zu thun haben, daß ſie ſich um das Vergangene nicht groß bekuͤmmern. Es muß alſo eine Ver- anlaſſung da ſeyn, die Erzehlung auf die Kinder zu bringen; welche Veranlaſſung ſich auch wuͤrck- lich bey denen befindet, die bey der Geſchichte ge- genwaͤrtig geweſen ſind, oder auf eine andere Art daran Theil genommen haben: Aber die Kinder, Enckel und Urenckel haben nicht gleichen Trieb, und oͤffters auch nicht gleiche Urſach auf die Fort- pflantzung der Geſchichte bedacht zu ſeyn. Der eintzige Weg, (auſſer wo Gelehrte beſonders zu Fortpflantzung der Geſchichte beſtellt ſind, derglei- chen ſchon ehedem die Deutſchen gehabt §. 20.); iſt wohl dieſer, wenn etwas vorhanden iſt, welches die Kinder veranlaſſet ihre Eltern nach der Ur- ſach und Bedeutung zu fragen. Dergleichen Ding pfleget man ein Denckmahl zu nennen. Die-

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Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/230>, abgerufen am 13.11.2024.