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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

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v. d. Ausbreitung u. Fortpflantzung etc.
§. 17.
Eine Nachricht hat zu allen Zeiten einerley
Verstand.

Wenn die Geschichte einmahl in eine Erzeh-
lung
ist gebracht, und zu einer Nachricht ge-
macht worden; so wird der Verstand der Erzeh-
lung nach dem Wörterbuch und der Grammatick
derselben Sprache bestimmt, darinnen die Erzeh-
lung abgefasset ist (§. 13. Auslegek.): Folglich
ist der Verstand einer Erzehlung bey allen, die
über dieselbe Nachricht kommen, einerley. Denn
wer die Sprache, worinnen die Begebenheit er-
zehlt wird, entweder fast gar nicht, oder wenig-
stens nicht recht verstehet, muß dieselbe freylich
vorher verstehen lernen, ehe er die darinnen auf-
behaltene, oder gegebene Nachrichten lesen will.
Folglich eben den Eindruck, den die Erzehlung
des Zuschauers bey dem ersten Höhrer und Nach-
sager machete, den muß dieselbe, auch bey den
zweyten Leser, dritten Leser u. s. w. machen:
nach der Regel: Posita eadem ratione sufficien-
te, ponitur semper id, cujus ratio sufficiens da-
tur.
Es ist wohl an dem, daß eine Nachricht
bey dem einen Leser fruchtbarer ist, als bey dem
andern, und bey denen die nahe mit der Sache
zu thun haben, mehr als bey entfernten: aber die
Fruchtbarkeit ist was anders als der unmittel-
bare
Verstand: Welcher eigentlich den Verstand
ieder Stelle ausmacht. Daher muß nun eine
aufgeschriebene Nachricht zu allen Zeiten
eben die Belehrung geben, die sie den er-
sten Tag gegeben,
und eben die Belehrung

den
v. d. Ausbreitung u. Fortpflantzung ꝛc.
§. 17.
Eine Nachricht hat zu allen Zeiten einerley
Verſtand.

Wenn die Geſchichte einmahl in eine Erzeh-
lung
iſt gebracht, und zu einer Nachricht ge-
macht worden; ſo wird der Verſtand der Erzeh-
lung nach dem Woͤrterbuch und der Grammatick
derſelben Sprache beſtimmt, darinnen die Erzeh-
lung abgefaſſet iſt (§. 13. Auslegek.): Folglich
iſt der Verſtand einer Erzehlung bey allen, die
uͤber dieſelbe Nachricht kommen, einerley. Denn
wer die Sprache, worinnen die Begebenheit er-
zehlt wird, entweder faſt gar nicht, oder wenig-
ſtens nicht recht verſtehet, muß dieſelbe freylich
vorher verſtehen lernen, ehe er die darinnen auf-
behaltene, oder gegebene Nachrichten leſen will.
Folglich eben den Eindruck, den die Erzehlung
des Zuſchauers bey dem erſten Hoͤhrer und Nach-
ſager machete, den muß dieſelbe, auch bey den
zweyten Leſer, dritten Leſer u. ſ. w. machen:
nach der Regel: Poſita eadem ratione ſufficien-
te, ponitur ſemper id, cujus ratio ſufficiens da-
tur.
Es iſt wohl an dem, daß eine Nachricht
bey dem einen Leſer fruchtbarer iſt, als bey dem
andern, und bey denen die nahe mit der Sache
zu thun haben, mehr als bey entfernten: aber die
Fruchtbarkeit iſt was anders als der unmittel-
bare
Verſtand: Welcher eigentlich den Verſtand
ieder Stelle ausmacht. Daher muß nun eine
aufgeſchriebene Nachricht zu allen Zeiten
eben die Belehrung geben, die ſie den er-
ſten Tag gegeben,
und eben die Belehrung

den
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[173/0209] v. d. Ausbreitung u. Fortpflantzung ꝛc. §. 17. Eine Nachricht hat zu allen Zeiten einerley Verſtand. Wenn die Geſchichte einmahl in eine Erzeh- lung iſt gebracht, und zu einer Nachricht ge- macht worden; ſo wird der Verſtand der Erzeh- lung nach dem Woͤrterbuch und der Grammatick derſelben Sprache beſtimmt, darinnen die Erzeh- lung abgefaſſet iſt (§. 13. Auslegek.): Folglich iſt der Verſtand einer Erzehlung bey allen, die uͤber dieſelbe Nachricht kommen, einerley. Denn wer die Sprache, worinnen die Begebenheit er- zehlt wird, entweder faſt gar nicht, oder wenig- ſtens nicht recht verſtehet, muß dieſelbe freylich vorher verſtehen lernen, ehe er die darinnen auf- behaltene, oder gegebene Nachrichten leſen will. Folglich eben den Eindruck, den die Erzehlung des Zuſchauers bey dem erſten Hoͤhrer und Nach- ſager machete, den muß dieſelbe, auch bey den zweyten Leſer, dritten Leſer u. ſ. w. machen: nach der Regel: Poſita eadem ratione ſufficien- te, ponitur ſemper id, cujus ratio ſufficiens da- tur. Es iſt wohl an dem, daß eine Nachricht bey dem einen Leſer fruchtbarer iſt, als bey dem andern, und bey denen die nahe mit der Sache zu thun haben, mehr als bey entfernten: aber die Fruchtbarkeit iſt was anders als der unmittel- bare Verſtand: Welcher eigentlich den Verſtand ieder Stelle ausmacht. Daher muß nun eine aufgeſchriebene Nachricht zu allen Zeiten eben die Belehrung geben, die ſie den er- ſten Tag gegeben, und eben die Belehrung den

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Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 173. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/209>, abgerufen am 13.11.2024.