Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.v. d. Verwandelung der Geschichte etc. welches ein Zuschauer durch seine Sinne erhaltenhat, geändert werde, ehe es zur Erzehlung kommt, und zwar auf so verschiedene Weise: als durch Theilung der Dinge die zugleich geschehen (§. 2.); durch Vermischung der Empfindung und der Be- gebenheit (§. 5.); durch allgemeine Ausdrücke (§. 4.); durch unvermeidliche Auslassung vieler individuellen Umstände (§. 3.); durch unvorsetz- liches Vergrössern und Verkleinern (§. 6.); durch die Bildung allgemeiner Anmerckungen (§. 7.); durch Herauslassung vieler Stücke (§. 8.), und das auf verschiedene Weise (§. 9.); endlich durch Verwandelung der gantzen Geschichte in eine ei- nige Begebenheit (§. 10.); welches denn alles auch wohl in einer einigen Erzehlung zusammen kommt. Damit wir nun von diesen Bildern ei- ner einigen Begebenheit ohne Vermengung reden, und Lehrsätze geben können: so wollen wir die Vorstellung einer Geschichte, wie sie lediglich an- fangs durch die Sinne ist hervorgebracht worden, das Urbild der Geschichte nennen; die Verän- derungen aber die mit diesem Bilde vorgehen, ehe es zur Erzehlung kommt, wollen wir die Erzeu- gung der Erzehlung nennen. §. 13. Nothwendigkeit der Vergleichungen im erzehlen. Jn der Erzehlung selbst aber pflegen noch derun-
v. d. Verwandelung der Geſchichte ꝛc. welches ein Zuſchauer durch ſeine Sinne erhaltenhat, geaͤndert werde, ehe es zur Erzehlung kommt, und zwar auf ſo verſchiedene Weiſe: als durch Theilung der Dinge die zugleich geſchehen (§. 2.); durch Vermiſchung der Empfindung und der Be- gebenheit (§. 5.); durch allgemeine Ausdruͤcke (§. 4.); durch unvermeidliche Auslaſſung vieler individuellen Umſtaͤnde (§. 3.); durch unvorſetz- liches Vergroͤſſern und Verkleinern (§. 6.); durch die Bildung allgemeiner Anmerckungen (§. 7.); durch Herauslaſſung vieler Stuͤcke (§. 8.), und das auf verſchiedene Weiſe (§. 9.); endlich durch Verwandelung der gantzen Geſchichte in eine ei- nige Begebenheit (§. 10.); welches denn alles auch wohl in einer einigen Erzehlung zuſammen kommt. Damit wir nun von dieſen Bildern ei- ner einigen Begebenheit ohne Vermengung reden, und Lehrſaͤtze geben koͤnnen: ſo wollen wir die Vorſtellung einer Geſchichte, wie ſie lediglich an- fangs durch die Sinne iſt hervorgebracht worden, das Urbild der Geſchichte nennen; die Veraͤn- derungen aber die mit dieſem Bilde vorgehen, ehe es zur Erzehlung kommt, wollen wir die Erzeu- gung der Erzehlung nennen. §. 13. Nothwendigkeit der Vergleichungen im erzehlen. Jn der Erzehlung ſelbſt aber pflegen noch derun-
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v. d. Verwandelung der Geſchichte ꝛc.
welches ein Zuſchauer durch ſeine Sinne erhalten
hat, geaͤndert werde, ehe es zur Erzehlung kommt,
und zwar auf ſo verſchiedene Weiſe: als durch
Theilung der Dinge die zugleich geſchehen (§. 2.);
durch Vermiſchung der Empfindung und der Be-
gebenheit (§. 5.); durch allgemeine Ausdruͤcke
(§. 4.); durch unvermeidliche Auslaſſung vieler
individuellen Umſtaͤnde (§. 3.); durch unvorſetz-
liches Vergroͤſſern und Verkleinern (§. 6.); durch
die Bildung allgemeiner Anmerckungen (§. 7.);
durch Herauslaſſung vieler Stuͤcke (§. 8.), und
das auf verſchiedene Weiſe (§. 9.); endlich durch
Verwandelung der gantzen Geſchichte in eine ei-
nige Begebenheit (§. 10.); welches denn alles
auch wohl in einer einigen Erzehlung zuſammen
kommt. Damit wir nun von dieſen Bildern ei-
ner einigen Begebenheit ohne Vermengung reden,
und Lehrſaͤtze geben koͤnnen: ſo wollen wir die
Vorſtellung einer Geſchichte, wie ſie lediglich an-
fangs durch die Sinne iſt hervorgebracht worden,
das Urbild der Geſchichte nennen; die Veraͤn-
derungen aber die mit dieſem Bilde vorgehen, ehe
es zur Erzehlung kommt, wollen wir die Erzeu-
gung der Erzehlung nennen.
§. 13.
Nothwendigkeit der Vergleichungen
im erzehlen.
Jn der Erzehlung ſelbſt aber pflegen noch
Veraͤnderungen des Urbildes vorzugehen. Denn
ſo haben zwar die meiſten Handlungen, Veraͤn-
derun-
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Zitationshilfe: | Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 127. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/163>, abgerufen am 03.03.2025. |