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Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752.

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Fünfftes Capitel,
storische Erkentniß und die Erzehlungen abhan-
gen: und der Sehepunckt ist nichts anders, als
der Zustand des Zuschauers, in so ferne daraus
die Art des Anschauens, und die Beschaffenheit
der Erzehlung kan verstanden werden. Da nun
die moralischen Dinge, Händel, Geschäffte und
Thaten von denen Zuschauern auf verschiedene
Weise angesehen werden, nachdem diese sich in
verschiedenen Ständen (§. 8.), Stellen (§. 9.),
und Gemüthsverfassungen befinden (§. 10.), so
ist dieses zusammen genommen, der Sehepunckt
in Ansehung aller solcher Dinge, die von Cör-
pern unterschieden sind. Und dieses ist also die
vierte Ausdehnung des Begriffes vom Sehe-
punckte (§. 4.).

§. 12.
Allgemeiner Begriff des Sehepunckts.

Da nun der Sehepunckt nach den verschiede-
nen Beschaffenheiten der Objeckten und der Zu-
schauer, in so verschiedener Weitläufftigkeit muß
genommen werden, so ist dienlich, daß man diese
Begriffe sämtlich unter einen allgemeinen Begriff
bringe: welcher folgender ist. Der Sehepunckt
ist der innerliche und äusserliche Zustand eines
Zuschauers, in so ferne daraus eine gewisse und
besondere Art, die vorkommenden Dinge anzu-
schauen und zu betrachten, flüsset. Ein Begriff,
der mit den allerwichtigsten in der gantzen Philo-
sophie im gleichen Paare gehet, den man aber
noch zur Zeit zu Nutzen anzuwenden noch nicht
gewohnt ist, ausser daß der Herr von Leibnitz

hie

Fuͤnfftes Capitel,
ſtoriſche Erkentniß und die Erzehlungen abhan-
gen: und der Sehepunckt iſt nichts anders, als
der Zuſtand des Zuſchauers, in ſo ferne daraus
die Art des Anſchauens, und die Beſchaffenheit
der Erzehlung kan verſtanden werden. Da nun
die moraliſchen Dinge, Haͤndel, Geſchaͤffte und
Thaten von denen Zuſchauern auf verſchiedene
Weiſe angeſehen werden, nachdem dieſe ſich in
verſchiedenen Staͤnden (§. 8.), Stellen (§. 9.),
und Gemuͤthsverfaſſungen befinden (§. 10.), ſo
iſt dieſes zuſammen genommen, der Sehepunckt
in Anſehung aller ſolcher Dinge, die von Coͤr-
pern unterſchieden ſind. Und dieſes iſt alſo die
vierte Ausdehnung des Begriffes vom Sehe-
punckte (§. 4.).

§. 12.
Allgemeiner Begriff des Sehepunckts.

Da nun der Sehepunckt nach den verſchiede-
nen Beſchaffenheiten der Objeckten und der Zu-
ſchauer, in ſo verſchiedener Weitlaͤufftigkeit muß
genommen werden, ſo iſt dienlich, daß man dieſe
Begriffe ſaͤmtlich unter einen allgemeinen Begriff
bringe: welcher folgender iſt. Der Sehepunckt
iſt der innerliche und aͤuſſerliche Zuſtand eines
Zuſchauers, in ſo ferne daraus eine gewiſſe und
beſondere Art, die vorkommenden Dinge anzu-
ſchauen und zu betrachten, fluͤſſet. Ein Begriff,
der mit den allerwichtigſten in der gantzen Philo-
ſophie im gleichen Paare gehet, den man aber
noch zur Zeit zu Nutzen anzuwenden noch nicht
gewohnt iſt, auſſer daß der Herr von Leibnitz

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[100/0136] Fuͤnfftes Capitel, ſtoriſche Erkentniß und die Erzehlungen abhan- gen: und der Sehepunckt iſt nichts anders, als der Zuſtand des Zuſchauers, in ſo ferne daraus die Art des Anſchauens, und die Beſchaffenheit der Erzehlung kan verſtanden werden. Da nun die moraliſchen Dinge, Haͤndel, Geſchaͤffte und Thaten von denen Zuſchauern auf verſchiedene Weiſe angeſehen werden, nachdem dieſe ſich in verſchiedenen Staͤnden (§. 8.), Stellen (§. 9.), und Gemuͤthsverfaſſungen befinden (§. 10.), ſo iſt dieſes zuſammen genommen, der Sehepunckt in Anſehung aller ſolcher Dinge, die von Coͤr- pern unterſchieden ſind. Und dieſes iſt alſo die vierte Ausdehnung des Begriffes vom Sehe- punckte (§. 4.). §. 12. Allgemeiner Begriff des Sehepunckts. Da nun der Sehepunckt nach den verſchiede- nen Beſchaffenheiten der Objeckten und der Zu- ſchauer, in ſo verſchiedener Weitlaͤufftigkeit muß genommen werden, ſo iſt dienlich, daß man dieſe Begriffe ſaͤmtlich unter einen allgemeinen Begriff bringe: welcher folgender iſt. Der Sehepunckt iſt der innerliche und aͤuſſerliche Zuſtand eines Zuſchauers, in ſo ferne daraus eine gewiſſe und beſondere Art, die vorkommenden Dinge anzu- ſchauen und zu betrachten, fluͤſſet. Ein Begriff, der mit den allerwichtigſten in der gantzen Philo- ſophie im gleichen Paare gehet, den man aber noch zur Zeit zu Nutzen anzuwenden noch nicht gewohnt iſt, auſſer daß der Herr von Leibnitz hie

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Zitationshilfe: Chladni, Johann Martin: Allgemeine Geschichtswissenschaft. Leipzig, 1752. , S. 100. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/chladni_geschichtswissenschaft_1752/136>, abgerufen am 13.11.2024.