nicht streng hierher gehörig, mag doch die Trappe hier erwähnt wer- den, da sie Plinius als verwandt in die Nähe der Gans bringt. Nach Xenophon (Anabasis 1, 5) waren Trappen in den arabischen baum- losen Ebenen zahlreich. Die aristotelischen Angaben über sie sind nur dürftig. Ein anderer Hausvogel war ferner die Ente; von besondern Formen derselben erwähnt Plinius nur die pontischen Enten, jedoch nur, um ihr Blut als Heilmittel anzuführen. Von Tauben kommen bei Aristoteles Haustauben als gezähmte Form, Holztauben, Ringel- und Turteltauben vor. Von besonderen Rassen oder auffallenden Formen ist nichts bekannt. Wenn auch nicht als völlig gezähmte Haus- vögel erscheinen doch auf dem Geflügelhof der Alten noch Pfauen und Perlhühner; endlich sind noch die Schwäne wegen der verschieden an sie sich knüpfenden Sagen und die periodisch verschwindenden Störche zu erwähnen.
Nicht unerwähnt darf bleiben, daß die Alten bereits die Jagd mit Falken oder Sperbern und Habichten kannten. Mag das Verfahren hierbei ursprünglich auch nur darin bestanden haben, daß man (wie es AristotelesHist. anim. IX, 36. 131.46) erzählt) die kleinen Vögel aus Gebüsch und Rohr den anfangs vielleicht nur zufällig in der Nähe kreisenden Raubvögeln zutrieb, worauf sie sich von Angst getrieben auf die Erde warfen und so fangen oder tödten ließen, so deutet doch eine Erzählung des Aelian (aus Ktesias) darauf hin, daß in Indien die Ab- richtung kleiner Raubvögel, unter denen neben Habicht und Sperber auch Raben und Krähen erscheinen, zur Jagd auf Hasen, ja selbst Füchse, planmäßig betrieben wurde.
Uebersicht der den Alten bekannten Thierformen.
Aus den meisten Thierclassen nun die den Alten bekannten Ver- treter auch nur in annähernder Vollständigkeit aufzuführen, ist für jetzt noch nicht möglich; es wäre auch hier der Ort nicht, die Resultate etwa besonders auf die Zusammenstellung und das Bestimmen der von den
46) Durch dies Citat soll übrigens nicht die Aechtheit dieses 9. Buches be- hauptet werden, s. auch Antigonus Carystius, Histor. mirabil. Cap. XXXIV.
Ueberſicht der den Alten bekannten Thierformen.
nicht ſtreng hierher gehörig, mag doch die Trappe hier erwähnt wer- den, da ſie Plinius als verwandt in die Nähe der Gans bringt. Nach Xenophon (Anabaſis 1, 5) waren Trappen in den arabiſchen baum- loſen Ebenen zahlreich. Die ariſtoteliſchen Angaben über ſie ſind nur dürftig. Ein anderer Hausvogel war ferner die Ente; von beſondern Formen derſelben erwähnt Plinius nur die pontiſchen Enten, jedoch nur, um ihr Blut als Heilmittel anzuführen. Von Tauben kommen bei Ariſtoteles Haustauben als gezähmte Form, Holztauben, Ringel- und Turteltauben vor. Von beſonderen Raſſen oder auffallenden Formen iſt nichts bekannt. Wenn auch nicht als völlig gezähmte Haus- vögel erſcheinen doch auf dem Geflügelhof der Alten noch Pfauen und Perlhühner; endlich ſind noch die Schwäne wegen der verſchieden an ſie ſich knüpfenden Sagen und die periodiſch verſchwindenden Störche zu erwähnen.
Nicht unerwähnt darf bleiben, daß die Alten bereits die Jagd mit Falken oder Sperbern und Habichten kannten. Mag das Verfahren hierbei urſprünglich auch nur darin beſtanden haben, daß man (wie es AriſtotelesHist. anim. IX, 36. 131.46) erzählt) die kleinen Vögel aus Gebüſch und Rohr den anfangs vielleicht nur zufällig in der Nähe kreiſenden Raubvögeln zutrieb, worauf ſie ſich von Angſt getrieben auf die Erde warfen und ſo fangen oder tödten ließen, ſo deutet doch eine Erzählung des Aelian (aus Kteſias) darauf hin, daß in Indien die Ab- richtung kleiner Raubvögel, unter denen neben Habicht und Sperber auch Raben und Krähen erſcheinen, zur Jagd auf Haſen, ja ſelbſt Füchſe, planmäßig betrieben wurde.
Ueberſicht der den Alten bekannten Thierformen.
Aus den meiſten Thierclaſſen nun die den Alten bekannten Ver- treter auch nur in annähernder Vollſtändigkeit aufzuführen, iſt für jetzt noch nicht möglich; es wäre auch hier der Ort nicht, die Reſultate etwa beſonders auf die Zuſammenſtellung und das Beſtimmen der von den
46) Durch dies Citat ſoll übrigens nicht die Aechtheit dieſes 9. Buches be- hauptet werden, ſ. auch Antigonus Carystius, Histor. mirabil. Cap. XXXIV.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbn="39"facs="#f0050"/><fwtype="header"place="top">Ueberſicht der den Alten bekannten Thierformen.</fw><lb/>
nicht ſtreng hierher gehörig, mag doch die <hirendition="#g">Trappe</hi> hier erwähnt wer-<lb/>
den, da ſie <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118595083">Plinius</persName> als verwandt in die Nähe der Gans bringt. Nach<lb/><persNameref="http://d-nb.info/gnd/118635808">Xenophon</persName> (Anabaſis <hirendition="#aq">1, 5</hi>) waren Trappen in den arabiſchen baum-<lb/>
loſen Ebenen zahlreich. Die ariſtoteliſchen Angaben über ſie ſind nur<lb/>
dürftig. Ein anderer Hausvogel war ferner die <hirendition="#g">Ente</hi>; von beſondern<lb/>
Formen derſelben erwähnt <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118595083">Plinius</persName> nur die pontiſchen Enten, jedoch<lb/>
nur, um ihr Blut als Heilmittel anzuführen. Von <hirendition="#g">Tauben</hi> kommen<lb/>
bei <persNameref="http://d-nb.info/gnd/118650130">Ariſtoteles</persName> Haustauben als gezähmte Form, Holztauben, Ringel-<lb/>
und Turteltauben vor. Von beſonderen Raſſen oder auffallenden<lb/>
Formen iſt nichts bekannt. Wenn auch nicht als völlig gezähmte Haus-<lb/>
vögel erſcheinen doch auf dem Geflügelhof der Alten noch Pfauen und<lb/>
Perlhühner; endlich ſind noch die Schwäne wegen der verſchieden an<lb/>ſie ſich knüpfenden Sagen und die periodiſch verſchwindenden Störche<lb/>
zu erwähnen.</p><lb/><p>Nicht unerwähnt darf bleiben, daß die Alten bereits die Jagd mit<lb/>
Falken oder Sperbern und Habichten kannten. Mag das Verfahren<lb/>
hierbei urſprünglich auch nur darin beſtanden haben, daß man (wie es<lb/><persNameref="http://d-nb.info/gnd/118650130">Ariſtoteles</persName><hirendition="#aq">Hist. anim. IX, 36. 131.</hi><noteplace="foot"n="46)">Durch dies Citat ſoll übrigens nicht die Aechtheit dieſes 9. Buches be-<lb/>
hauptet werden, ſ. auch <hirendition="#aq"><persNameref="http://d-nb.info/gnd/118503383">Antigonus Carystius</persName>, Histor. mirabil. Cap. XXXIV. </hi></note> erzählt) die kleinen Vögel aus<lb/>
Gebüſch und Rohr den anfangs vielleicht nur zufällig in der Nähe<lb/>
kreiſenden Raubvögeln zutrieb, worauf ſie ſich von Angſt getrieben auf<lb/>
die Erde warfen und ſo fangen oder tödten ließen, ſo deutet doch eine<lb/>
Erzählung des <persNameref="http://d-nb.info/gnd/119160285">Aelian</persName> (aus <persNameref="http://d-nb.info/gnd/119379295">Kteſias</persName>) darauf hin, daß in Indien die Ab-<lb/>
richtung kleiner Raubvögel, unter denen neben Habicht und Sperber<lb/>
auch Raben und Krähen erſcheinen, zur Jagd auf Haſen, ja ſelbſt Füchſe,<lb/>
planmäßig betrieben wurde.</p></div><lb/><divn="2"><head><hirendition="#b">Ueberſicht der den Alten bekannten Thierformen.</hi></head><lb/><p>Aus den meiſten Thierclaſſen nun die den Alten bekannten Ver-<lb/>
treter auch nur in annähernder Vollſtändigkeit aufzuführen, iſt für jetzt<lb/>
noch nicht möglich; es wäre auch hier der Ort nicht, die Reſultate etwa<lb/>
beſonders auf die Zuſammenſtellung und das Beſtimmen der von den<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[39/0050]
Ueberſicht der den Alten bekannten Thierformen.
nicht ſtreng hierher gehörig, mag doch die Trappe hier erwähnt wer-
den, da ſie Plinius als verwandt in die Nähe der Gans bringt. Nach
Xenophon (Anabaſis 1, 5) waren Trappen in den arabiſchen baum-
loſen Ebenen zahlreich. Die ariſtoteliſchen Angaben über ſie ſind nur
dürftig. Ein anderer Hausvogel war ferner die Ente; von beſondern
Formen derſelben erwähnt Plinius nur die pontiſchen Enten, jedoch
nur, um ihr Blut als Heilmittel anzuführen. Von Tauben kommen
bei Ariſtoteles Haustauben als gezähmte Form, Holztauben, Ringel-
und Turteltauben vor. Von beſonderen Raſſen oder auffallenden
Formen iſt nichts bekannt. Wenn auch nicht als völlig gezähmte Haus-
vögel erſcheinen doch auf dem Geflügelhof der Alten noch Pfauen und
Perlhühner; endlich ſind noch die Schwäne wegen der verſchieden an
ſie ſich knüpfenden Sagen und die periodiſch verſchwindenden Störche
zu erwähnen.
Nicht unerwähnt darf bleiben, daß die Alten bereits die Jagd mit
Falken oder Sperbern und Habichten kannten. Mag das Verfahren
hierbei urſprünglich auch nur darin beſtanden haben, daß man (wie es
Ariſtoteles Hist. anim. IX, 36. 131. 46) erzählt) die kleinen Vögel aus
Gebüſch und Rohr den anfangs vielleicht nur zufällig in der Nähe
kreiſenden Raubvögeln zutrieb, worauf ſie ſich von Angſt getrieben auf
die Erde warfen und ſo fangen oder tödten ließen, ſo deutet doch eine
Erzählung des Aelian (aus Kteſias) darauf hin, daß in Indien die Ab-
richtung kleiner Raubvögel, unter denen neben Habicht und Sperber
auch Raben und Krähen erſcheinen, zur Jagd auf Haſen, ja ſelbſt Füchſe,
planmäßig betrieben wurde.
Ueberſicht der den Alten bekannten Thierformen.
Aus den meiſten Thierclaſſen nun die den Alten bekannten Ver-
treter auch nur in annähernder Vollſtändigkeit aufzuführen, iſt für jetzt
noch nicht möglich; es wäre auch hier der Ort nicht, die Reſultate etwa
beſonders auf die Zuſammenſtellung und das Beſtimmen der von den
46) Durch dies Citat ſoll übrigens nicht die Aechtheit dieſes 9. Buches be-
hauptet werden, ſ. auch Antigonus Carystius, Histor. mirabil. Cap. XXXIV.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/carus_zoologie_1872/50>, abgerufen am 03.03.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.