Carus, Julius Victor: Geschichte der Zoologie bis auf Johannes Müller und Charles Darwin. München, 1872.Zoologische Kenntnisse des Alterthums. dienen hatten, aber für die Wiedererkennung und Bestimmung manchervon Schriftstellern des Alterthums erwähnten Thiere nicht ganz ohne Bedeutung sind. Bei einer Besprechung der Urzeit konnte eine Berüh- rung thiergeschichtlicher mit zoologisch-historischen Gesichtspunkten nicht vollständig vermieden werden. Mit dem selbständigen Auftreten der Zoo- logie als Wissenschaft erhalten die Arbeiten über Geschichte der Thiere, in welche sich bis jetzt leider Philologen und Zoologen getheilt haben, ihre besondere Stellung. Das classische Alterthum. Die Stellung der Culturvölker des classischen Alterthums über- 27) Werke, 37. Bd. (Winkelmann) S. 20. Man vergleiche hiermit das
jedenfalls zu einseitig ausgebeutete Urtheil Schiller's (Ueber naive und sentimen- talische Dichtung) Werke, Ausg. in 12 Bdn. Stuttgart, 1847. 12. Bd. S. 178. Von Neueren s. A. von Humboldt im Kosmos, 2. Bd. S. 6-25. Motz, Ueber die Empfindung der Naturschönheit bei den Alten. Leipzig, 1865. In letzter Schrift wird die ungerechtfertigte Aeußerung Gervinus': "Das Alterthum kannte keine Freude an der Natur" (Geschichte der deutschen Dichtung. 4. Ausg. Bd. 1. S. 132) ebenso widerlegt, wie die von unrichtigen Voraussetzungen aus- gehende Abhandlung von Pazschke, über die homerische Naturanschauung, Stettin, 1849. Gerechter ist das Programm von E. Müller, Ueber Sophokleische Naturanschauung. Liegnitz, 1842. Zoologiſche Kenntniſſe des Alterthums. dienen hatten, aber für die Wiedererkennung und Beſtimmung manchervon Schriftſtellern des Alterthums erwähnten Thiere nicht ganz ohne Bedeutung ſind. Bei einer Beſprechung der Urzeit konnte eine Berüh- rung thiergeſchichtlicher mit zoologiſch-hiſtoriſchen Geſichtspunkten nicht vollſtändig vermieden werden. Mit dem ſelbſtändigen Auftreten der Zoo- logie als Wiſſenſchaft erhalten die Arbeiten über Geſchichte der Thiere, in welche ſich bis jetzt leider Philologen und Zoologen getheilt haben, ihre beſondere Stellung. Das claſſiſche Alterthum. Die Stellung der Culturvölker des claſſiſchen Alterthums über- 27) Werke, 37. Bd. (Winkelmann) S. 20. Man vergleiche hiermit das
jedenfalls zu einſeitig ausgebeutete Urtheil Schiller's (Ueber naive und ſentimen- taliſche Dichtung) Werke, Ausg. in 12 Bdn. Stuttgart, 1847. 12. Bd. S. 178. Von Neueren ſ. A. von Humboldt im Kosmos, 2. Bd. S. 6-25. Motz, Ueber die Empfindung der Naturſchönheit bei den Alten. Leipzig, 1865. In letzter Schrift wird die ungerechtfertigte Aeußerung Gervinus': „Das Alterthum kannte keine Freude an der Natur“ (Geſchichte der deutſchen Dichtung. 4. Ausg. Bd. 1. S. 132) ebenſo widerlegt, wie die von unrichtigen Vorausſetzungen aus- gehende Abhandlung von Pazſchke, über die homeriſche Naturanſchauung, Stettin, 1849. Gerechter iſt das Programm von E. Müller, Ueber Sophokleiſche Naturanſchauung. Liegnitz, 1842. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0037" n="26"/><fw place="top" type="header">Zoologiſche Kenntniſſe des Alterthums.</fw><lb/> dienen hatten, aber für die Wiedererkennung und Beſtimmung mancher<lb/> von Schriftſtellern des Alterthums erwähnten Thiere nicht ganz ohne<lb/> Bedeutung ſind. Bei einer Beſprechung der Urzeit konnte eine Berüh-<lb/> rung thiergeſchichtlicher mit zoologiſch-hiſtoriſchen Geſichtspunkten nicht<lb/> vollſtändig vermieden werden. Mit dem ſelbſtändigen Auftreten der Zoo-<lb/> logie als Wiſſenſchaft erhalten die Arbeiten über Geſchichte der Thiere,<lb/> in welche ſich bis jetzt leider Philologen und Zoologen getheilt haben,<lb/> ihre beſondere Stellung.</p> </div> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b">Das claſſiſche Alterthum.</hi> </head><lb/> <p>Die Stellung der Culturvölker des claſſiſchen Alterthums über-<lb/> haupt ſowohl zur Natur als beſonders zum Thierreich intereſſirt hier<lb/> nicht ſo ſehr wie ihr allmähliches Erfaſſen der Naturkörper als Gegen-<lb/> ſtände wiſſenſchaftlicher Betrachtung. Griechen und Römer tragen<lb/> zwar in geiſtiger Hinſicht ein ſie beide in ziemlich gleicher Weiſe von<lb/> den Neueren unterſcheidendes Gepräge. Schon die wenigen oben ange-<lb/> führten Stellen griechiſcher Schriftſteller zeigen, daß die Naturan-<lb/> ſchauung der Alten jener poetiſchen gemüthlichen Vertiefung in die Na-<lb/> tur nicht ermangelte, welche man ſo gern erſt den modernen Völkern,<lb/> beſonders den Deutſchen zuſchreibt. Sehr ſchön ſagt <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118540238">Goethe</persName></hi><note place="foot" n="27)"><hi rendition="#g">Werke</hi>, 37. Bd. (Winkelmann) S. 20. Man vergleiche hiermit das<lb/> jedenfalls zu einſeitig ausgebeutete Urtheil <hi rendition="#g">Schiller</hi>'s (Ueber naive und ſentimen-<lb/> taliſche Dichtung) <hi rendition="#g">Werke</hi>, Ausg. in 12 Bdn. Stuttgart, 1847. 12. Bd. S. 178.<lb/> Von Neueren ſ. <persName ref="http://d-nb.info/gnd/118554700">A. <hi rendition="#g">von Humboldt</hi></persName> im Kosmos, 2. Bd. S. 6-25. <hi rendition="#g">Motz</hi>,<lb/> Ueber die Empfindung der Naturſchönheit bei den Alten. Leipzig, 1865. In letzter<lb/> Schrift wird die ungerechtfertigte Aeußerung <hi rendition="#g"><persName ref="http://d-nb.info/gnd/118538918">Gervinus</persName>'</hi>: „Das Alterthum<lb/> kannte keine Freude an der Natur“ (Geſchichte der deutſchen Dichtung. 4. Ausg.<lb/> Bd. 1. S. 132) ebenſo widerlegt, wie die von unrichtigen Vorausſetzungen aus-<lb/> gehende Abhandlung von <hi rendition="#g">Pazſchke</hi>, über die homeriſche Naturanſchauung,<lb/> Stettin, 1849. Gerechter iſt das Programm von <persName ref="http://d-nb.info/gnd/117575585">E. <hi rendition="#g">Müller</hi></persName>, Ueber Sophokleiſche<lb/> Naturanſchauung. Liegnitz, 1842.</note>; „Wirft<lb/> ſich der Neuere faſt bei jeder Betrachtung in's Unendliche, um zuletzt,<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [26/0037]
Zoologiſche Kenntniſſe des Alterthums.
dienen hatten, aber für die Wiedererkennung und Beſtimmung mancher
von Schriftſtellern des Alterthums erwähnten Thiere nicht ganz ohne
Bedeutung ſind. Bei einer Beſprechung der Urzeit konnte eine Berüh-
rung thiergeſchichtlicher mit zoologiſch-hiſtoriſchen Geſichtspunkten nicht
vollſtändig vermieden werden. Mit dem ſelbſtändigen Auftreten der Zoo-
logie als Wiſſenſchaft erhalten die Arbeiten über Geſchichte der Thiere,
in welche ſich bis jetzt leider Philologen und Zoologen getheilt haben,
ihre beſondere Stellung.
Das claſſiſche Alterthum.
Die Stellung der Culturvölker des claſſiſchen Alterthums über-
haupt ſowohl zur Natur als beſonders zum Thierreich intereſſirt hier
nicht ſo ſehr wie ihr allmähliches Erfaſſen der Naturkörper als Gegen-
ſtände wiſſenſchaftlicher Betrachtung. Griechen und Römer tragen
zwar in geiſtiger Hinſicht ein ſie beide in ziemlich gleicher Weiſe von
den Neueren unterſcheidendes Gepräge. Schon die wenigen oben ange-
führten Stellen griechiſcher Schriftſteller zeigen, daß die Naturan-
ſchauung der Alten jener poetiſchen gemüthlichen Vertiefung in die Na-
tur nicht ermangelte, welche man ſo gern erſt den modernen Völkern,
beſonders den Deutſchen zuſchreibt. Sehr ſchön ſagt Goethe 27); „Wirft
ſich der Neuere faſt bei jeder Betrachtung in's Unendliche, um zuletzt,
27) Werke, 37. Bd. (Winkelmann) S. 20. Man vergleiche hiermit das
jedenfalls zu einſeitig ausgebeutete Urtheil Schiller's (Ueber naive und ſentimen-
taliſche Dichtung) Werke, Ausg. in 12 Bdn. Stuttgart, 1847. 12. Bd. S. 178.
Von Neueren ſ. A. von Humboldt im Kosmos, 2. Bd. S. 6-25. Motz,
Ueber die Empfindung der Naturſchönheit bei den Alten. Leipzig, 1865. In letzter
Schrift wird die ungerechtfertigte Aeußerung Gervinus': „Das Alterthum
kannte keine Freude an der Natur“ (Geſchichte der deutſchen Dichtung. 4. Ausg.
Bd. 1. S. 132) ebenſo widerlegt, wie die von unrichtigen Vorausſetzungen aus-
gehende Abhandlung von Pazſchke, über die homeriſche Naturanſchauung,
Stettin, 1849. Gerechter iſt das Programm von E. Müller, Ueber Sophokleiſche
Naturanſchauung. Liegnitz, 1842.
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